Zehn Jahre BGHS – Vier Geschichten aus der Graduiertenschule


Autor*in: Universität Bielefeld

Die BGHS blickt bei ihrer Jubiläumstagung sowohl auf zehn Jahre erfolgreiche Ausbildung des wissenschaftlichen Nachwuchses zurück als auch in die Zukunft der Nachwuchsförderung. Vier junge Forschende erzählen von ihrer BGHS-Zeit.

2008 startete die Bielefeld Graduate School in History and Sociology (BGHS) innerhalb der Exzellenzinitiative von Bund und Ländern. Seitdem bietet die Graduiertenschule einen Ort der strukturierten und interdisziplinären Promotionsausbildung an der Fakultät für Soziologie und in der Abteilung Geschichtswissenschaft an der Universität Bielefeld. 

Anlässlich des zehnjährigen Bestehens berichten drei Promovierende und eine Absolventin der BGHS über ihre Forschung, das Leben an der Graduiertenschule und ganz persönliche BGHS-Erlebnisse:

Sisay Megersa Dirirsa (Historiker): „Seit April 2017 forsche ich an der BGHS zu Fragen von Nationalstaatlichkeit und nationaler Selbstbestimmung am Beispiel Äthiopiens in der Zeit der Studentenproteste in den 1960er Jahren. Was ich an der BGHS sehr schätze, ist die Zusammenarbeit zwischen Geschichtswissenschaft und Soziologie. Der interdisziplinäre Austausch an der BGHS hat mir sehr dabei geholfen, dogmatische Setzungen und Einschränkungen zu überwinden und mich in meiner Arbeit von unterschiedlichen Forschungsansätzen inspirieren zu lassen. Das ist meiner Meinung nach eine perfekte Grundlage für eine ebenso fundierte wie kritische intellektuelle Entwicklung.“

Sisay Megersa Dirirsa, Foto: Christina Lux/Universität Bielefeld

Susanne Schultz (Migrationsforscherin): „Ich habe parallel zu meiner Promotion an der BGHS Mitte November 2018 eine Stelle als Projektmanagerin bei der Bertelsmann-Stiftung angetreten. Zunächst in Teilzeit werde ich dort zwischen Forschung und Politikberatung eine Strategie für den neuen Arbeitsbereich ‚Migration und Afrika‘ entwickeln, vorerst mit einem Schwerpunkt auf Migrationspartnerschaften. Spätestens Mitte April 2019 plane ich meine Dissertation abzuschließen und danach auf eine Vollzeitstelle umzusteigen. In meinem Dissertationsprojekt nehme ich Migrationsdynamiken in Westafrika vor dem Hintergrund der Auslagerung der EU-Migrationspolitik in den Blick. Dafür habe ich acht Monate in Mali geforscht, finanziell unterstützt von der BGHS. Meine Feldforschung vor Ort ist bis heute ein sehr prägendes Erlebnis für mich.“

Susanne Schultz, Foto: privat

Sebastian Matthias Schlerka (historisch interessierter Soziologe): „Ich forsche seit 2015 an der BGHS, unterstützt durch ein Stipendium der Studienstiftung des deutschen Volkes. In meiner Dissertation frage ich danach, wovon eigentlich die Rede ist, wenn in der Politik von ‚Islam‘ gesprochen wird. Dazu schaue ich mir Bundestags-Drucksachen und Plenarprotokolle aus 25 Jahren an – etwa 3600 Dokumente. 2016 war ich Teil des Organisationteams des Annual Seminars und durfte die Keynote mit Saskia Sassen moderieren. Gerade arbeite ich als (Mit-)Gastherausgeber an der neuenAusgabe des BGHS Online Journals InterDisciplines â€“ beides besondere Erlebnisse. Den anregenden Raum zur Entfaltung und Unterstützung eigener Initiativen und die angenehme Arbeitsatmosphäre an der BGHS empfinde ich als großen Gewinn.“

Sebastian Matthias Schlerka, Foto: privat

Silja Behre (Historikerin): „In meiner Dissertation habe ich untersucht, wie die sogenannten ‚68er‘ und andere um die Bedeutung der Protestbewegung kämpfen und ihre Version der Vergangenheit zu legitimieren versuchen. Als Buch ist meine Studie 2016 unter dem Titel „Bewegte Erinnerung“ erschienen. Zu Beginn meiner Promotion spielte die BGHS-Mitgliedschaft für mich als Mitarbeiterin im Sonderforschungsbereich „Das Politische als Kommunikationsraum in der Geschichte“ nur eine Nebenrolle. Nach der Promotion erleichterte mir die BGHS aber den Einstieg in die Post-Doc Phase mit einem Karrierebrücken-Stipendium. Zurzeit bin ich Stipendiatin am Minerva Institut der Universität Tel Aviv. Vor einigen Monaten traf ich dort einen Gast aus Deutschland, der wie ich eine BGHS-Vergangenheit hat.“

Silja Behre, Foto: privat