Früher war das anders … Der Studienabschluss


Autor*in: Carolin Fabisch

Rund 3000 Studierende schließen in diesem Jahr ihr Studium an der Uni Bielefeld ab. Am Freitag, 7. Dezember feiern viele von ihnen noch einmal zusammen: Beim Absolvententag wird das erfolgreiche Studium gewürdigt, gemeinsam mit Freundinnen, Freunden und Familie. Die Tradition des Absolvententages gibt es erst seit sechs Jahren. Wie wurde der Abschluss in den vorherigen Jahren gefeiert? Drei Absolventinnen und Absolventen berichten über ihren Abschluss an der Universität Bielefeld.

In den vergangenen fünfzig Jahren hat sich vieles verändert: Für ihre Abschlussarbeit recherchieren die meisten Studierenden heute bequem am eigenen Laptop. Da waren das Tippen an der Schreibmaschine und das stundenlange Kopieren früher um einiges mühsamer. War diese Hürde dann genommen, schickte das Prüfungsamt das Zeugnis per Post zu – ganz ohne Zeremonie.

Wie haben die früheren Absolventinnen und Absolventen den besonderen Anlass nach Jahren des Lernens dann zelebriert? Neben selbst organisierten Festen und einigen dezentralen Absolventenfeiern gab es an der Uni Bielefeld viele Jahre lang keine Tradition für alle. Erst 2012 wurde der erste Absolvententag organisiert, der auch heute noch jedes Jahr stattfindet.

Wie es früher war, eine Abschlussarbeit zu verfassen, wie der Abschluss gefeiert wurde und wie sich der Berufseinstieg gestaltete, erzählen drei Personen, die in den vergangenen fünfzig Jahren in Bielefeld studiert haben.

Name: Ulrich Vogel 
Abschlussjahr: 1975
Abschluss: Diplom Soziologe
Semester an der Universität Bielefeld: 10
Studiengang: Soziologie

„Für die Literaturanalyse meiner Abschlussarbeit habe ich viel Zeit mit Recherche in der Bibliothek verbracht. Einige Quellen musste ich über die Fernleihe bestellen. Meine Arbeit habe ich zu Hause am Schreibtisch verfasst. Man musste damals rund eine Woche zum Schluss einplanen, um die handschriftlich vorgeschriebenen Texte mit der Schreibmaschine abzuschreiben – ohne Korrekturtaste. Bei Fehlern musste die komplette Seite noch einmal richtig geschrieben werden.

Meinen Abschluss habe ich leider nicht gefeiert, weder mit der Familie noch mit Freunden oder Kommilitoninnen und Kommilitonen. Weil mir keine Feierlichkeiten oder Traditionen bekannt waren, habe ich nicht mit dem Gedanken gespielt, den Anlass zu zelebrieren. Nach meinem Abschluss habe ich erst einmal eine Pause eingelegt, bevor ich in den Beruf eingestiegen bin.“

Ulrich Vogel
Ulrich Vogel, Foto: privat

Name: Hilke Fleer
Abschlussjahr: 1997
Semester an der Uni Bielefeld: 13
Abschluss: Diplomkauffrau
Studiengang: Wirtschaftswissenschaften

„Das Schreiben meiner Diplomarbeit hat mir sehr viel Spaß gemacht. Für die Recherche musste ich viel kopieren und mit nach Hause oder ins Rechenzentrum transportieren, da man Laptops noch nicht mit in die Bibliothek nehmen konnte. Außerdem musste ich viele Datensätze von Hand zusammenkleben, da die entsprechende Software nicht weit genug entwickelt war, um ein Ergebnis in Gänze abzubilden.

Mein Zeugnis habe ich im ZiF im Rahmen einer Zeugnisübergabe erhalten, bei der wir einzeln aufgerufen wurden. Eine Abschlussfeier mit unseren Freunden haben wir dann zu dritt selbst organisiert. Nach meinem Abschluss habe ich versucht, direkt in das Berufsleben einzusteigen. Damals war es aber schwer, als Neuling in meinem Bereich Fuß zu fassen.“

Heike Fleer. Foto: privat

Name: Sarah Bollmann
Abschlussjahr: 2017
Semester an der Uni Bielefeld: 7
Abschluss: Bachelor of Arts
Studiengang: Sozialwissenschaften und Politikwissenschaft

„Nachdem ich über drei Monate an meiner Bachelorarbeit geschrieben habe, bin ich gemeinsam mit einer Studienfreundin und unseren Eltern zum Absolvententag der Universität gegangen. Wir haben ein kleines Präsent von der Fakultät erhalten, es gab festliche Redebeiträge und einen Sektempfang. Besonders schön war, dass alle Titel der Abschlussarbeiten an die Wand projiziert wurden.

Auch der Rahmen war sehr besonders: Schon am Nachmittag gab es Live-Musik, am Abend die Feier in der Mensa. Es ist schön, dass man in der Universität, also dem Ort, an dem man inden Jahren zuvor so viel Zeit verbracht hat, feierlich verabschiedet wird und dass man diesen Anlass auch mit Familie und Freunden teilen kann. Eigentlich wollte ich nach meinem ersten Abschluss noch ein weiteres Studium absolvieren, habe mich aber im Laufe des Masters anders entschieden und bin in das Berufsleben eingestiegen. Bei einer Bielefelder Nichtregierungsorganisation, bei der ich während des Master-Studiums in Teilzeit gearbeitet habe, bin ich nun festangestellt.“

Sarah Bollmann. Foto: privat