Vor dem Virus sind nicht alle Erwerbstätigen gleich


Autor*in: Universität Bielefeld

Rund 20 Prozent der Erwerbstätigen leiden infolge der Corona-Pandemie unter Einkommenseinbußen. Das zeigen erste Analysen der SOEP-Corona-Studie (SOEP-CoV), die heute (13.05.2020) veröffentlicht worden sind. Für die Studie kooperieren die Universität Bielefeld und das Sozio-oekonomischen Panel (SOEP) am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) Berlin. Der Studie zufolge arbeiten vor allem Menschen mit höheren Einkommen und besserer Bildung im Homeoffice. Die meisten Erwerbstätigen schätzen die gesamtwirtschaftliche Lage als schlechter ein als zuvor, sehen ihre eigene wirtschaftliche Situation jedoch positiv.

Der Soziologe Dr. Simon Kühne von der Universität Bielefeld ist einer der Co-Leiter der Studie. Foto: Universität Bielefeld

Die Corona-Pandemie verändert die wirtschaftliche und soziale Situation vieler Erwerbstätiger in Deutschland. Rund 20 Prozent der Erwerbstätigen aus 2019 haben schon jetzt Einkommenseinbußen erlitten. Davon berichten Menschen mit einem geringen Einkommen und damit geringeren finanziel-len Spielräumen genauso häufig wie besser Verdienende. Etwa 35 Prozent arbeiten im Homeoffice, darunter vor allem Menschen mit höheren Einkommen und besserer Bildung. Von Kurzarbeit sind derzeit 17 Prozent der Erwerbstätigen betroffen, vor allem weniger gebildete. „Schon jetzt zeichnet sich also ab, dass Menschen mit höherem Einkommen und besserer Bildung die Krise leichter bewäl-tigen werden als andere“, sagt Professor Dr. Stefan Liebig, Direktor des SOEP und Co-Leiter der Studie.

Die meisten Erwerbstätigen schätzen laut der Studie die gesamtwirtschaftliche Lage als wesentlich schlechter ein als zuvor. „Auffällig ist indessen, dass die Mehrheit der Erwerbstätigen – hauptsäch-lich die höher Gebildeten – ihre persönliche wirtschaftliche Situation aktuell positiv bewertet“, sagt Dr. Simon Kühne, Co-Leiter der Studie, von der Fakultät für Soziologie der Universität Bielefeld.

Die für Deutschland repräsentative SOEP-Corona-Studie (SOEP-CoV) untersucht die sozialen Folgen der Corona-Pandemie. Dabei geht es unter anderem um das Arbeitsleben und den Alltag, die seelische und körperliche Gesundheit, aber auch den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Für SOEP-CoV werden seit Anfang April mehr als 12.000 Menschen befragt, die in der Vergangenheit regelmäßig an der repräsentativen Langzeitstudie Sozio-oekonomisches Panel (SOEP) teilgenommen haben. Eine zweite Befragung wird stattfinden, wenn die Infektionsrate deutlich rückläufig ist.

Alleinstellungsmerkmal der SOEP-Corona-Studie ist die Langzeitperspektive. „Wir können nicht nur schon jetzt sehen, wie sich das Leben der Menschen hierzulande durch die Corona-Krise im Vergleich zu den Jahren vor der Pandemie verändert“, sagt Stefan Liebig. „Wir werden auf Basis der SOEP-CoV-Daten auch beobachten können, wie die Pandemie das Leben in Deutschland in den kommen-den Jahren prägen wird.“

SOEP-CoV ist ein gemeinsames Projekt des Sozio-oekonomischen Panels am DIW Berlin (SOEP) und der Universität Bielefeld und wird mit rund 500.000 Euro vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert. „Mit unserer Studie schließen wir eine entscheidende Datenlücke und fördern sozialwissenschaftliche Perspektiven auf die Krise“, sagt Simon Kühne.

Ergebnisse aus der Studie SOEP-CoV werden laufend auf der Projekthomepage und im SOEP-CoV-Dossier vorgestellt.