Die Corona-Forschung zeigt: Masken helfen


Autor*in: Universität Bielefeld

Professorin Dr. Andrea Bräutigam vom Center für Biotechnologie (CeBiTec) hat wissenschaftliche Erkenntnisse zum Tragen von Masken in der Corona-Pandemie zusammengetragen. Was die Biologin zu dieser Recherche antrieb und welche Ergebnisse sie gesammelt hat – drei Fragen an Andrea Bräutigam.

Sie haben wissenschaftliche Informationen zusammen getragen, warum es sinnvoll ist Masken zu tragen, obwohl die aktuellen Infektionszahlen in Deutschland nicht sehr hoch sind. Was hat Sie dazu veranlasst?

Eins vorweg, ich bin weder Epidemiologin noch Virologin, sondern habe den Lehrstuhl für Computational Biology an der Universität Bielefeld. Seit dem Ende der Vorlesungszeit konnte mich intensiver mit der aktuellen SARS-CoV-2 Forschung beschäftigen und die neuere Literatur lesen. Die empfohlenen Maßnahmen „Maske tragen – Abstand halten – Hände waschen“ schränken die Arbeit in Büro und Labor nach wie vor ein, da fragte ich mich als Biologin nach der wissenschaftlichen Grundlage für die Maßnahmen. Unsere Zahlen von Infizierten sind im Moment insgesamt noch niedrig, aber es flammen immer wieder Hot Spots von infizierten Gruppen auf und die Zahlen kriechen leider auch insgesamt langsam wieder aufwärts. Auch in den Ländern um uns herum hören wir Meldungen steigender Zahlen und neuer Hot Spots.

Prof’in Dr. Andrea Bräutigam forscht und lehrt im Bereich Computergestütze Biologie. Foto: Universität Bielefeld

Was weiß die Wissenschaft bisher über die Wirkung des Maskentragens?

Obgleich wir uns erst seit sieben Monaten mit dieser Pandemie auseinander setzen müssen, gibt es schon einige Veröffentlichungen zur Wirkweise von Masken – manche davon allerdings noch in einem Vorveröffentlichungsstadium. Wissenschaftler*innen nennen das auch pre-print; diese Veröffentlichungen wurden noch nicht von anderen Forschenden auf Herz und Nieren geprüft. Laut dieser Veröffentlichungen sind Masken und Abstand wirkungsvolle Waffen gegen das SARS-CoV-2 Virus. Leider ist es so, dass unsere Masken die anderen vor uns schützen. Wir sind daher darauf angewiesen, dass alle um uns herum Maske tragen, um unser eigenes Risiko zu senken. Die eigene Maske ist also ein Zeichen des Respekts und der Fürsorge für die Menschen um uns herum. In dieser Perspektive ist im Wissenschaftsmagazin Science der aktuelle Stand der Forschung erschienen und in einer beeindruckenden Infographik zusammen gefasst.

Was weiß man bisher über asymptomatischen Spreader oder Super-Spreader?

Die SARS-CoV-2 Pandemie wird auch von asymptomatischen Träger*innen verbreitet, die selbst gar nicht merken, dass sie infiziert und möglicherweise infektiös sind. In unterschiedlichen Veröffentlichungen fanden beispielsweise die Wissenschaftler Daniel P. Oran und Eric J. Topal 20 bis 80 Prozent Träger*innen, die ohne oder mit nur sehr wenigen Symptomen das Virus verbreiten können. Xi He und weitere Forschende haben auch herausgefunden, dass präsymptomische Fälle, bei denen die Krankheit noch nicht ausgebrochen ist, das Virus weiter geben können. Diese Menschen sind um uns herum unterwegs und tragen das Virus weiter ohne selbst davon zu wissen. Offenbar gibt es genug solcher Träger*innen, dass sich selbst hier in Deutschland mit seiner hervorragenden Test-Infrastruktur das Virus halten kann. Es kommt zu Superspreader Events, wo eine oder wenige Personen viele andere anstecken. Da es jeden von uns treffen kann, ein asymptomatischer oder präsymptomatischer Superspreader zu werden, müssen wir weiter alle Anstrengung unternehmen, das zu verhindern: Maske tragen – Abstand halten – Hände waschen.

Leider sind die Maßnahmen also gerechtfertigt. Lassen Sie uns alle hoffen, dass wir im Herbst gute Nachrichten über die Impfstoffe in Phase III Testungen hören, so dass wir in 2021 geimpft werden können und unser Leben wieder normaler werden kann. Bis dahin müssen einfache, wenn auch manchmal unangenehme Maßnahmen Schlimmeres verhindern, wenn wir sie alle gemeinsam durchhalten.

Professorin Dr. Andrea Bräutigam ist seit Oktober 2017 Professorin für Biologie, Fachgebiet Computergestützte Biologie an der Universität Bielefeld. Im Mittelpunkt ihrer Forschung steht die Generierung und Analyse großer Datensätzen („big data“). Sie weist im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie auf folgende Forschungsartikel hin:
• Prather et al.:Reducing transmission of SARS-CoV-2 (Science), DOI: 10.1126/science.abc6197 (
https://science.sciencemag.org/content/368/6498/1422 )
• Oran and Topol: Prevalence of Asymptomatic SARS-CoV-2 Infection (Annals of Internal Medicine), DOI: 10.7326/M20-3012
• He et al. Temporal dynamics in viral shedding and transmissibility of COVID-19 (Nature Medicine) DOI: 10.1038/s41591-020-0869-5