Bielefeld University Press wird ein Jahr alt


Autor*in: Universität Bielefeld

Im November 2019 feierte Bielefeld University Press (BiUP) ihre Gründung. Seitdem hat die Universität Bielefeld ihren eigenen Wissenschaftsverlag. BiUP tritt an, um Spitzenforschungsergebnisse von nationalen und internationalen Wissenschaftler*innen aus den unterschiedlichsten Fachbereichen der Humanities (Geisteswissenschaften) zu veröffentlichen. Das Konzept von Anfang an: Eine Kooperation mit dem etablierten Bielefelder Wissenschaftsverlag transcript und die Fokussierung auf Open-Access-Publikationen. Die erste Zwischenbilanz fällt – trotz der Corona-Krise – mehr als positiv aus: Der Verlag hat deutlich mehr hochwertige Publikationsprojekte als erwartet umgesetzt und entwickelt sein auch im internationalen Vergleich unverkennbares Profil konsequent weiter.

Zehn Publikationen waren als Start der neuen Edition bis Ende 2020 angedacht. Dank der lebendigen Anfragesituation wurden daraus mehr als dreißig markante Publikationsprojekte, zahlreiche weitere sind in Vorbereitung. „Diese Zahl ist umso erfreulicher, als der überwiegende Teil in Gold Open Access, einer wichtigen Publikationsform der Zukunft, publiziert wird“, sagt Professor Dr. Reinhold Decker, Prorektor für Informationsinfrastruktur und Wirtschaft der Universität Bielefeld. „Die Bielefeld University Press mit ihrer modernen Publikationsstrategie stärkt damit den Open-Access-Standort Bielefeld“.

Gold Open Access bedeutet, dass die Erstveröffentlichung  eines wissenschaftlichen Werkes frei zugänglich erfolgt und im Falle von BiUP im Peer-Review-Verfahren bereits wissenschaftlich überprüft wurde. Forschungsdaten und Forschungsergebnisse unmittelbar frei verfügbar zu machen ist ein Ziel, das von der EU und von der Allianz der deutschen Wissenschaftsorganisationen angestrebt wird. Die Universität Bielefeld hat sich für diese Aufgabe gut aufgestellt: Sie hat einen Publikationsfonds eingerichtet und seit 2017 ist der Nationale Open-Access-Kontaktpunkt für Deutschland an der Universitätsbibliothek Bielefeld angesiedelt. Erst im vergangenen Monat organisierte die Universitätsbibliothek in Zusammenarbeit mit der Fachhochschule Bielefeld die digitalen Open-Access-Tage 2020. Bibliothekar*innen, Wissenschaftler*innen und Vertreter*innen der Wissenschaftsadministration diskutierten während der dreitägigen Veranstaltung über den freien Zugang zu wissenschaftlichen Ergebnissen.

„BiUP strebt eine Vorreiterrolle bei der Etablierung digitaler und offener Publikationsformen in den Humanities und darüber hinaus an“, sagt Sabrina Timmer, Geschäftsführerin von Bielefeld University Press. „Wir setzen auf hohe Qualitätsstandards und haben uns auch deshalb für eine Zusammenarbeit mit transcript entschieden.“ Zusätzlich zu Gold Open Access arbeitet BiUP derzeit an Formen von Enhanced Publication und Web-Books, der digitalen Publikation von Artikeln oder Büchern mit den zugehörigen Forschungsdaten. Sabrina Timmer dazu: „Wir publizieren insbesondere in den Forschungsfeldern „Digital Humanities“ und „Anthropozän“ in zwei zukunftsweisenden Themenfeldern, für die BiUP entsprechend ihrer hohen Bedeutung zwei eigene große Editionen eingerichtet hat.“

Für diese konnte BiUP inzwischen renommierte nationale und internationale Wissenschaftler*innen als (Mit)Herausgeber*innen gewinnen. Die Reihe „Digital Humanities Research“ betreuen neben Silke Schwandt von der Universität Bielefeld, Tobias Hodel (Bern), Peter Stadel (Paderborn), Andreas Fickers (Luxembourg) und Anne Baillot (Paris). Für die Anthropozän-Reihe sind Eleonora Rohland, Franz Mauelshagen sowie Olaf Kaltmeier von der Universität Bielefeld zuständig, sowie John R. McNeil (Georgetown) und Julia Adeney Thomas (Notre Dame).

Darüber hinaus setzt BiUP eine Publikationsserie fort, die sich aus transdisziplinären Perspektiven heraus forschungsrelevanten Themen aus Lateinamerika widmet. Die vom CALAS (Center for Advanced Latin American Studies) herausgegebene Reihe „Afrontar las crisis desde América Latina“ („Den Krisen aus Lateinamerika entgegentreten“) war bereits in ihrer ersten Phase erfolgreich und ist deshalb weiterhin bei BiUP unter Vertrag. „Das zunehmend interdisziplinäre Verlagsprogramm macht eine vielfältige Expertise innerhalb des wissenschaftlichen Beirats unseres Verlags erforderlich. Wir freuen uns daher, mit Professorin Dr. Silke Schwandt eine ausgewiesene Expertin im Bereich der Digital Humanities als weiteres Mitglied des Steuerungskreises von BiUP hinzugewonnen zu haben“, so Sabrina Timmer. Für die Zukunft wird die programmatische Entwicklung von BiUP sowohl die „Critical Humanities“, die „Digital Humanities“ als auch die „Digital Sciences“ umfassen. Damit wird der Verlag sein Profil weit über die klassischen Geistes- und Sozialwissenschaften hinaus entwickeln. Die Verknüpfung von innovativen Forschungsinhalten mit gänzlich neuartigen und vielversprechenden Publikationsformaten bildet den Kern eines bereits jetzt viel beachteten Verlagsprojektes, das so auch zukünftigen Herausforderungen der Wissenschafts- und Publikationswelt begegnet.

Weitere Informationen