Land genehmigt Modellstudiengang Humanmedizin
Das Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales und das Ministerium für Kultur und Wissenschaft teilen mit:
Beim Aufbau der neuen Medizinischen Fakultät Ostwestfalen-Lippe (OWL) ist ein weiterer Meilenstein erreicht worden: Die Landesregierung hat den medizinischen Studiengang am Standort Bielefeld genehmigt. „Mit der Genehmigung des Studiengangs Humanmedizin kommt der Aufbau der Medizinischen Fakultät OWL an der Universität Bielefeld einen entscheidenden Schritt voran: Bereits zum Wintersemester 2021/2022 können nun die ersten 60 Studierenden ihr Studium beginnen. Sie können sich auf ein modernes Medizinstudium in Ostwestfalen-Lippe freuen, in dem ein frühzeitiger Praxisbezug eine große Rolle spielen wird“, sagt Wissenschaftsministerin Isabel Pfeiffer-Poensgen.
Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann ergänzt: „Der neue Modellstudiengang wird vor allem eine allgemeinmedizinische Ausbildung im Fokus haben. Unser Ziel ist, die Studierenden für das Berufsbild des ‚Hausarztes‘ zu begeistern. Und wenn wir über den sogenannten ‚Klebeeffekt‘ die hausärztliche Versorgung – insbesondere in der Region stärken – freut es mich umso mehr.“
Der Rektor der Universität Bielefeld, Gerhard Sagerer: “Wir freuen uns sehr über die zügige Genehmigung des Studiengangs, mit dem wir neue Akzente in der Ausbildung von Mediziner*innen setzen können. Schon jetzt erwarten wir gespannt die ersten Studierenden, die bei uns eine zukunftsgewandte Ausbildung mit vielen Wahloptionen und hoher Praxisorientierung absolvieren können. Der Studiengang Medizin ist eine Bereicherung für Forschung und Lehre und das Campus-Leben der Universität Bielefeld.”

Die Genehmigung ist eine zentrale rechtliche Grundlage für die Einrichtung des Studienganges Medizin an der Medizinischen Fakultät der Universität Bielefeld in Ostwestfalen-Lippe als Modellstudiengang. Im Rahmen des Modellstudiengangs, mit dem innovative Ausbildungskonzepte zur Verbesserung der ärztlichen Ausbildung erprobt werden können. So können bereits vor Inkrafttreten der reformierten Ärztlichen Approbationsordnung eine frühzeitige Verknüpfung von wissenschaftlichen und praktischen Lehrinhalten sowie eine Stärkung der wissenschaftlichen Ausbildung im Studium erfolgen. Auch der Bereich der Allgemeinmedizin und der ambulanten Medizin kann auf diese Weise sinnvoll gestärkt werden und die Studierenden sind vom ersten Semester an eng in die ambulante und stationäre Versorgung in der Stadt und im ländlichen Raum eingebunden.
Hintergrund
Im Sommer 2017 hat die Landesregierung die Gründung der Medizinischen Fakultät in Ostwestfalen-Lippe der Universität Bielefeld in Bielefeld beschlossen. Seitdem hat die Universität Bielefeld im engen Austausch mit den Ministerien für Kultur und Wissenschaft sowie Arbeit, Gesundheit und Soziales ein entsprechendes Studiengangkonzept erarbeitet. Die Errichtung der Medizinischen Fakultät OWL an der Universität Bielefeld ist eine der zentralen Maßnahmen der Landesregierung, um die Zahl der ausgebildeten Medizinerinnen und Mediziner zu erhöhen und langfristig die ärztliche Versorgung auf dem Land zu verbessern. Der Studienbetrieb soll im Wintersemester 2021/2022 mit 60 Studienplätzen starten. Im Endausbau (ab 2025) sollen dann circa 300 Studierende pro Jahr an der Universität Bielefeld ihr Medizinstudium beginnen.
Die unterschätzte Dynamik der Vormoderne
Bevor die Weltgeschichte in der Moderne Fahrt aufnahm und sich das Leben immer schneller wandelte, gab es eine lange Phase, in der sich nichts veränderte: Das ist die gängige Interpretation der sogenannten Vormoderne, der Zeit zwischen dem Mittelalter und etwa dem Jahr 1700. Bei der Online-Tagung „Veränderung aus sich selbst heraus – Eigendynamik in vormodernen Gesellschaften“, die vom 28. bis zum 30. Januar stattfindet, nehmen Forschende diese Sicht kritisch unter die Lupe. Ihre These: Statt eines Stillstandes hat eine ganz eigene, in den gesellschaftlichen Strukturen selbst angelegte Dynamik die Vormoderne geprägt.
„Die vormodernen Gesellschaften weisen weltweit Elemente auf, die aus sich heraus für ständigen Wandel sorgten“, so der Historiker Professor Dr. Franz-Josef Arlinghaus von der Universität Bielefeld, der die Konferenz mit seinem Fachkollegen Professor Dr. Andreas Rüther (ebenfalls Universität Bielefeld) und dem Japanologen Professor Dr. Jörg B. Quenzer (Universität Hamburg) leitet.

Anders als der rasche Wandel in der Moderne, habe sich der vormoderne Wandel auf eine spezifische Weise vollzogen und dazu geführt, dass die Gesellschaften komplexer wurden, sagt Arlinghaus. In diesem Prozess habe sich die hierarchische Ordnung der Ständegesellschaft fortwährend neu austariert und die Abgrenzung zwischen Familien- und Personenverbänden, etwa den Zünften, sei immer wieder neu gezogen worden. „Dies alles fand weitgehend unter den Bedingungen einer Präsenzgesellschaft statt, die zwar Schrift und Druck kannte, aber in anderer Weise nutzte als heute“, so der Historiker. Diese Prozesse führten dann zur Neubildung von Gruppierungen und Ständen und zu immer raffinierteren Formen der Grenzziehung zwischen ihnen, erklärt Arlinghaus. Der Historiker befasst sich auch in dem Sonderforschungsbereich „Praktiken des Vergleichens“ (SFB 1288) mit der Vormoderne und untersucht, wie sich Menschen als Individuen ab dem 11. Jahrhundert mit anderen Menschen verglichen haben.
Die Eigendynamik der Vormoderne sei auch ein Merkmal, das ganz unterschiedliche Gesellschaften weltweit in dieser langen Epoche verbinde. Nach 1700 habe es dann eine vergleichsweise rasche Umgestaltung zur Moderne gegeben. „Es geht nicht darum, die Vorgeschichte der Moderne zu schreiben, sondern darum, den ganz eigenen Wandel in der Vormoderne zu analysieren“, sagt Andreas Rüther. „Das würde auch ein neues Licht auf das Verhältnis von Moderne und Vormoderne werfen.“
Auf der Tagung diskutieren Expert*innen, die zum vormodernen Äthiopien, China, Indien, Japan, Korea und Mitteleuropa arbeiten, über diesen neuen Ansatz.
Für Interessierte ist eine Teilnahme an der Online-Tagung möglich. Dafür ist eine Anmeldung im ZiF-Tagungsbüro bei trixi.valentin@uni-bielefeld.de erforderlich. Journalist*innen sind herzlich eingeladen, über die Tagung zu berichten. Die Tagungssprache ist Englisch.
Weitere Informationen:
Website der Tagung
Wie interkulturelle Konflikte in Großstädten gelöst werden
Durch Migration hat über die Jahrzehnte die Vielfalt an Kulturen in Großstädten zugenommen. Welche Chancen, Probleme und Konflikte ergeben sich aus dieser Vervielfältigung der Vielfalt? Das erforscht das Verbundprojekt „Neuaushandlung lokaler Ordnungen“. Es untersucht in Dortmund, Bonn und Magdeburg, wie soziale Gruppen in von Migration geprägten Stadtteilen zusammenleben. Das Projekt wird vom Institut für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung der Universität Bielefeld koordiniert. Kooperationspartner sind das Institut für Migrationsforschung und Interkulturelle Studien (IMIS) der Universität Osnabrück und das Berliner Institut für empirische Integrations- und Migrationsforschung (BIM) der Humboldt-Universität Berlin. Das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend fördert die Forschung bis 2022 mit rund einer Million Euro.
In der jüngsten Geschichte der Bundesrepublik gab es zwei Migrationsbewegungen: die der Gastarbeitenden und die der Geflüchteten. „Durch diese neuen Einwohner*innen ist insbesondere in den Städten die Anzahl an interkulturellen Begegnungen stark angestiegen und es gibt mehr kulturell unterschiedliche Gruppen im öffentlichen Raum“, sagt Dr. Jörg Hüttermann vom Institut für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung (IKG). „Es sind neue Formen von interkulturellem Miteinander entstanden. Die kulturelle Vielfalt in Schulen und Unternehmen und weiteren Organisationen nimmt zu“, erklärt der Migrationssoziologe.
Jörg Hüttermann ist fachlicher Leiter des neuen Projekts „Neuaushandlung lokaler Ordnungen“, das er mit seinen Kollegen Johannes Ebner und Denis van de Wetering initiiert hat. „Als Ballungszentren spielen Städte mit Blick auf interkulturelle Begegnungen eine besondere Rolle“, sagt Hüttermann. „In den Stadtquartieren leben Menschen in einer hohen Dichte zusammen – entsprechend hoch ist die Dichte der interkulturellen Begegnungen und Konfrontationen.“
Ob Sprache, politische Ansichten oder die Art und Weise, wie Religion ausgelebt wird: „Mit neu hinzukommenden Menschen gelangen neue Überzeugungen und Werteorientierungen in die Gesellschaft“, sagt Denis van de Wetering, Konfliktforscher am IMIS der Universität Osnabrück und assoziierter Wissenschaftler am IKG der Universität Bielefeld. „Dadurch werden etablierte Vorstellungen mit den neuen Vorstellungen konfrontiert. Wir gehen im Projekt der Frage nach, wie die damit verbundenen Konflikte gelöst werden.“

Wird ein Konflikt destruktiv ausgetragen, kann es unter anderem zu verbaler oder physischer Gewalt gegen Personen kommen. Werden die Konflikte konstruktiv gelöst, kann das dazu führen, dass sich kulturell unterschiedliche Gruppen einander angleichen oder sich miteinander arrangieren. „Das zeigt sich zum Beispiel dann, wenn Menschen mit Migrationshintergrund in politischen Gremien vertreten sind, wenn Schulen auch Unterricht in der Muttersprache eingewanderter Gruppen anbieten, aber auch wenn Probleme in der Nachbarschaft geklärt werden“, erklärt der Soziologe Johannes Ebner vom Institut für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung.
„Wir wollen in unserem Projekt Maßnahmen entwickeln, mit denen sich der Zusammenhalt in den Quartieren stärken lässt. Deshalb wollen wir herausfinden, wie die beteiligten Gruppen ihre interkulturellen Konfrontationen lösen und welche Rahmenbedingungen darauf einwirken“, sagt Denis van de Wetering. Einen ersten Ansatz zur Verbesserung des Zusammenhalts haben die Forschenden bereits gefunden: „Vorstudien zum neuen Projekt weisen darauf hin, dass das interkulturelle Zusammenleben in Städten stark von staatlichen und behördlichen Maßnahmen beeinflusst wird“, sagt Jörg Hüttermann. „Es zeigt sich allerdings, dass in der Planung solcher Maßnahmen momentan kaum die Perspektive der betroffenen Migrant*innen berücksichtigt wird. Sie stellen einen möglichen Ansatzpunkt dar, um das interkulturelle Miteinander zu verbessern.“
Ziel der Forschenden ist es, zu ermitteln, wie Gruppen ihre Konfrontationen in Städten selbstständig aushandeln. „Wenn wir verstehen, welche Faktoren die Aushandlungen positiv beeinflussen, können diese künftig in der Stadtplanung berücksichtigt werden“, sagt der Konfliktforscher van de Wetering. Dafür konzentrieren sich die Wissenschaftler*innen vor allem auf zwei Schwerpunkte: Sie untersuchen die städtische Wohnsituation von Migrant*innen und sie erheben, wie stark die kulturelle Vielfalt in den untersuchten Stadtquartieren ausgeprägt ist. Um die Lebenswelten der Stadtteilbewohner*innen zu erforschen, greifen die Forschenden auf ethnographische Methoden zurück. Für ihre Analyse vergleichen sie von Migration geprägte Stadtteile in Dortmund, Bonn und Magdeburg.
Der vollständige Titel des Forschungsprojekts ist „Neuaushandlung lokaler Ordnungen: Migrations-induzierte Vielfalt, Intergruppenbeziehungen, Konflikte und Integrationsdynamiken im Stadtteil“. Das Projekt gehört zum Forschungsschwerpunkt Migration und Sozialer Raum der Forschungsgemeinschaft des Deutschen Zentrums für Integrations- und Migrationsforschung (DeZIM).
Weitere Informationen:
Steckbrief zum Projekt
Bielefelder Gleichstellungspreis geht an vier Nachwuchsforschende
Für ihre genderbezogene Forschung haben Ende 2020 vier Nachwuchswissenschaftlerinnen der Universität Bielefeld den Bielefelder Gleichstellungspreis erhalten: Patricia Bollschweiler, Oleksandra Tarkhanova, Johanna Pangritz und Greta Wienkamp wurden in der Kategorie „Genderforschung“ prämiert. Das Rektorat der Universität Bielefeld würdigt in dieser Sparte herausragende Abschlussarbeiten, die ein für die Geschlechterforschung besonders relevantes Thema bearbeiten. Der Gleichstellungspreis wird jährlich vom Rektorat in einer von drei Kategorien vergeben.
„Ich freue mich mit den vier Preisträgerinnen und gratuliere ihnen herzlich zu ihrer Auszeichnung“, sagt Professorin Dr. Marie I. Kaiser, Prorektorin für Personalentwicklung und Gleichstellung. „Der Preis ist eine Wertschätzung für ihre herausragende wissenschaftliche Leistung und ihren Beitrag zur Gleichstellungsarbeit an der Universität Bielefeld.“
Die Abschlussarbeiten der Nachwuchswissenschaftlerinnen zeichnen sich durch einen interdisziplinären und innovativen Blick auf Geschlecht und Geschlechterverhältnisse aus. In ihrer Begründung hebt die Jury zudem die hohe gesellschaftliche Relevanz der behandelten Fragestellungen hervor. „Damit entwickeln die Wissenschaftlerinnen nicht nur die bestehende erfolgreiche Forschung zu Genderaspekten an der Universität Bielefeld weiter“, so Kaiser. „Ihre Ergebnisse liefern auch wichtige Impulse und Erkenntnisse für die universitären Gleichstellungsbemühungen.“

Die Preisträgerinnen und ihre Abschlussarbeiten
- Patricia Bollschweiler (Fakultät für Linguistik und Literaturwissenschaft) beschäftigt sich in ihrer Masterarbeit am Beispiel von zwei ausgewählten literarischen Werken mit den narrativen Mitteln, die eingesetzt werden, um queere Geschlechteridentitäten zu konstruieren. Ihre Untersuchung heißt „keine Wahl, als zu gestehen – er war eine Frau. Queere Identitäten in Honoré de Balzacs Sarrasine und Virginia Woolfs Orlando“.
- Oleksandra Tarkhanova (Fakultät für Soziologie) untersucht in ihrer Dissertation Veränderungen in der ukrainischen Geschlechterpolitik in den vergangenen 30 Jahren im Hinblick auf Geschlechternormen und die Rolle der Frau. Die Studie trägt den Titel „Ukrainian gender politics from the dissolution of the Soviet Union to the post-Maidan state: The subject posi-tion of woman”.
- Johanna Pangritz (Fakultät für Erziehungswissenschaft) betitelt ihre Dissertation „Strafende Pädagogen – fürsorglich und doch hegemonial? Brauchen wir wirklich mehr Männlichkeit? Ein kritischer, quantitativer Beitrag zum Verhältnis von hegemonialer Männlichkeitsvorstellung, Feminisierung und Punitivität“. In ihrer Arbeit befasst sie sich mit dem Zusammenhang von fürsorgender und hegemonialer Männlichkeit bei männlichen Fachkräften in Erziehungs- und Bildungseinrichtungen.
- Greta Wienkamp (Fakultät für Soziologie) untersucht in ihrer Bachelorarbeit, wie heranwachsende junge Frauen beziehungsweise Mädchen mit den widersprüchlichen Erwartungen an ihr Geschlecht umgehen und sich selbst in diesem Spannungsfeld verorten. Die Arbeit trägt den Titel: „Zwischen Emanzipation und Tradition? Eine Untersuchung der Geschlechtervorstellungen aktuell heranwachsender junger Frauen mithilfe des Gruppendiskussionsverfahrens“.
Der Bielefelder Gleichstellungspreis
Der Gleichstellungspreis wird in drei Kategorien vergeben. In der Kategorie „Genderforschung“ ist er dieses Mal mit insgesamt 3.600 Euro dotiert und wird unter den vier ausgezeichneten Nachwuchsforschenden aufgeteilt. Der Preis soll Akzente in der personellen, strukturellen und inhaltlichen Gleichstellungsförderung setzen – angelehnt an die Systematik der Gleichstellungsstandards der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG). Der Preis der Universität Bielefeld wurde erstmals 2013 vergeben. Er wird abwechselnd in den Kategorien Genderforschung, Quantitative Erfolge bei der Professorinnengewinnung sowie Strukturelle Gleichstellungsmaßnahmen vergeben.
Geschlechtergerechtigkeit und Vielfalt strukturell zu verwirklichen ist ein zentrales Anliegen der Universität Bielefeld. In ihrem universitätsweit entwickelten Gleichstellungskonzept setzt sie sich einen Kulturwandel hin zu einer geschlechtergerechten Wissenschafts- und Universitätskultur zum Ziel. Für ihren Einsatz für Chancengleichheit und Vielfalt hat sie im November zum fünften Mal das Total E-Quality-Prädikat erhalten.
Universität Bielefeld bis 31. Januar im reduzierten Basisbetrieb
Nachdem die Bundeskanzlerin und die Ministerpräsident*innen am Dienstag den seit Mitte Dezember geltenden Lockdown für ganz Deutschland bis zum 31. Januar verlängert haben, ist für Nordrhein-Westfalen eine entsprechende Corona-Schutzverordnung erlassen worden. Eine Konsequenz: Die Universität Bielefeld bleibt bis zum 31. Januar 2021 im reduzierten Basisbetrieb.
(mehr …)Die Universität Bielefeld schließt bis zum 10. Januar
Die Universität Bielefeld stellt ab 16. Dezember 2020 bis zunächst zum 10. Januar 2021 den Präsenzbetrieb für Studium und Lehre ein. Damit sind die Universitätsgebäude auch für Publikumsverkehr geschlossen. Die Universität schließt sich damit dem bundesweiten Lockdown der Bundesregierung an. Der Universitätsbetrieb wird bis zum 23. Dezember und ab dem 4. Januar weitgehend online stattfinden, die Mitarbeitenden arbeiten in dieser Zeit im Home Office. Von Mittwoch, 23. Dezember 2020 (16 Uhr), bis Montag, 4. Januar 2021 (6 Uhr), gilt dann die komplette Weihnachtsschließung.
Das Land NRW hatte gestern (15.12.2020) durch die aktualisierte Coronaschutzverordnung auch für die Hochschulen bestimmt, dass Präsenzveranstaltungen vor allem im Lehr- und Studienbetrieb in der Regel einzustellen sind. „Wir sind uns als Institution und Arbeitgeber*in der Verantwortung gegenüber den Studierenden und Beschäftigten bewusst und möchten uns dem bundesweiten Grundsatz ‚Wir bleiben zuhause‘ solidarisch anschließen“, heißt es in einer Mail an die Studierenden und Lehrenden.
Die studentischen Arbeitsplätze in der Universität, einschließlich der Arbeitsplätze in der Bibliothek, sind ab 16.12.2020 nicht mehr nutzbar. Die Universitätsbibliothek ist ab dem 16.12.2020 bis zum 23.12.2020, sowie vom 4.1.2021 bis zum 8.1.2021 nur für unbedingt notwendige Ausleihen und Rückgaben im Zusammenhang mit Prüfungen geöffnet. Für die Nutzer*innen der Universitätsbibliothek gelten während der Schließung besondere Ausleihkonditionen. Zum Beispiel können Studierende ausnahmsweise auch präsente (nicht ausleihbare) Literatur aus-leihen (weitere Informationen im Internet: www.ub.uni-bielefeld.de).
Ab 23. Dezember 2020, 16 Uhr, bis 4. Januar 2021, 6 Uhr, ist dann die gesamte Universität Bielefeld mit allen Bereichen, Gebäuden und Einrichtungen in Weihnachtsschließung, also auch physisch komplett geschlossen. Es besteht kein Zugang zum Gebäude X, zur zentralen Universitätshalle, zur Bibliothek, zum Bielefelder IT-Servicezentrum (BITS) sowie zu den Hörsälen, Büro- und Seminarräumen. Auch die Sport- und Schwimmhallen sowie die Parkhäuser bleiben geschlossen. Ein Schließdienst steht nicht zur Verfügung.
Wie sich Metallatome auf einem Isolator ordnen können
Um in Zukunft winzig kleine elektronische Speicher oder Sensoren herzustellen, ist es entscheidend, einzelne Metallatome auf einer isolierenden Schicht anordnen zu können. Wissenschaftler*innen der Fakultät für Chemie der Universität Bielefeld haben nun nachgewiesen, dass dies bei Zimmertemperatur gelingt: Moleküle der metallhaltigen Verbindung Molybdänacetat bilden auf dem Isolator Calcit eine geordnete Struktur, ohne an andere Positionen zu springen oder sich zu drehen. Ihre Ergebnisse präsentieren die Wissenschaftler*innen heute (21.12.2020) im Fachmagazin Nature Communications. Die Arbeit ist in Kooperation mit Forschenden der Universitäten Kaiserslautern, Lincoln (Großbritannien) und Mainz entstanden.
Jetzt mitmachen: FameLab sucht junge Wissenschaftler*innen
Wissenschaftsthemen in wenigen Minuten mitreißend erklären: Darum geht es beim internationalen FameLab-Wettbewerb für junge Wissenschaftler*innen. Für den Vorentscheid am 8. März 2021 werden Forschende gesucht, die ihre Themen spannend präsentieren. Teilnehmen können Masterstudierende, Promovierende und Wissenschaftler*innen ab 21 Jahren, die in den Bereichen Naturwissenschaft, Technik, Mathematik, Informatik, Psychologie oder Medizin forschen, studieren oder arbeiten. Bis zum 22. Februar können sich Interessierte online anmelden.
Beim FameLab haben die Teilnehmer*innen genau drei Minuten Zeit, um ein naturwissenschaftliches Thema sachlich richtig und unterhaltsam zu erklären. Dabei sind alle Hilfsmittel erlaubt, die am Körper getragen werden können – der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt.
In Bielefeld und weiteren Städten im gesamten Bundesgebiet finden zunächst Vorentscheide statt. Die Sieger*innen der Vorrunde qualifizieren sich für das Deutschlandfinale am 22. April. Die Teilnahme lohnt sich: Wer mitmacht hat nicht nur Gelegenheit, Kontakte zu engagierten Nachwuchswissenschaftler*innen zu knüpfen und die öffentliche Aufmerksamkeit für die eigenen wissenschaftlichen Themen zu gewinnen. Die drei Finalist*innen des Vorentscheids in Bielefeld erhalten außerdem attraktive Preise. Unter anderem erhalten die beiden Erstplatzierten einen zweitägigen Workshop zur Wissenschaftskommunikation in Berlin.
Das Wissenschaftsbüro von Bielefeld Marketing ist bundesweiter Partner des FameLab-Wettbewerbs, der inzwischen in rund 35 Ländern weltweit ausgetragen wird. Seit der Gründung 2005 hat es sich zu einem internationalen Wettbewerb in der Wissenschaftskommunikation entwickelt. Das FameLab in Bielefeld wird unterstützt durch die Goldbeck GmbH, die Volksbank Bielefeld-Gütersloh sowie die Universität Bielefeld.
Termine
FameLab Germany: Vorentscheid Bielefeld
Zeit: Montag, 8. März 2021, um 19 Uhr
Ort: Stadthalle Bielefeld (Willy-Brandt-Platz 1, 33602 Bielefeld)
FameLab Germany: Finale
Zeit: Donnerstag, 22. April 2021, um 19 Uhr
Ort: Rudolf-Oetker-Halle, Bielefeld (Lampingstraße 16, 33615 Bielefeld)
Erfolge beim FameLab 2020
Beim FameLab 2020 qualifizierte sich Niklas Hoffmann für das Finale. Der 26-Jährige forscht an der Universität Bielefeld im Fach Biologie.
Gewinnerin des FameLab 2020 wurde Nicola Ganter wurde mit ihrem Vortrag „Pimp my Part“. Anschaulich erklärt sie ihre Forschung und Arbeit am Institut für Produktentwicklung (iPEG) der Gottfried Wilhelm Leibniz Universität Hannover.
Gebäude Z jetzt doppelt so groß
Im Dezember wurde die Erweiterung des Gebäude Z an der Konsequenz fertiggestellt. Im Zuge der Erweiterung wurden die bestehenden zwei Gebäudeteile vergrößert sowie hangaufwärts ein dritter Gebäudeteil hinzugefügt. Dadurch hat sich die nutzbare Fläche des 2018 eingeweihten Bürogebäudes auf jetzt insgesamt rund 5.000 Quadratmeter verdoppelt. Es sind 170 zusätzliche Büroräume mit insgesamt 250 neuen Arbeitsplätzen entstanden. Die Bauzeit für die Gebäudeerweiterung in Modulbauweise betrug 11 Monate.
(mehr …)Covid-19-Debatten und andere Online-Diskussionen mithilfe von Bots vielseitiger machen
Bots stehen als Programme, die automatisiert mit Nutzerinnen in Verbindung treten, oft in der Kritik. So werden sie genutzt, um in sozialen Medien Falschinformationen zur Covid-19-Pandemie zu verbreiten. Welchen Einfluss haben Bots aber genau und wie lassen sich Diskussionen beeinflussen, in denen sie aktiv sind? Für ein interdisziplinäres Projekt, das sich mit dieser Frage befasst, gibt es nun eine Förderung der Volkswagenstiftung in Höhe von insgesamt 1,5 Millionen Euro, verteilt auf vier Jahre. Für die Forschung, an der Informatikerinnen, Soziologinnen und Psychologinnen mitwirken, kooperieren Wissenschaftler*innen der Universität Bielefeld, der Fachhochschule Bielefeld, des Trinity College in Dublin (Irland) und der National University of Australia in Canberra (Australien).
Das Projekt heißt „Bots Building Bridges“ (3B, auf Deutsch: Roboter, die Brücken bauen). Professor Dr. Philipp Cimiano vom Institut CITEC der Universität Bielefeld leitet zusammen mit Dr. Ole Pütz eines der Projektteams, Professorin Dr. Elena Esposito und Privatdozent Dr. Florian Muhle von der Fakultät für Soziologie leiten das zweite Projektteam, das an der Universität Bielefeld angesiedelt ist.
Hintergrund des Projekts ist die Erkenntnis, dass Bots erhebliche Wirkung entfalten können, wenn es ihnen gelingt, Meinungen zu beeinflussen. „Sie können zum Beispiel dazu führen, dass ein Thema überhaupt als relevant wahrgenommen wird, indem Bots Tweets massiv teilen“, erläutert Professor Dr. Philipp Cimiano vom Center for Cognitive Interaction Technology (CITEC), Leiter der Forschungs-gruppe Semantische Datenbanken. Er forscht nicht nur im aktuellen Projekt zu Bots, sondern leitete auch das Vorgängerprojekt Unbiased Bots That Build Bridges (U3B, auf Deutsch: Unparteiische Roboter, die Brücken bauen.)

Foto: Universität Bielefeld/M.-D. Müller
Bots als Verbreiter von Fake News
Hat da eigentlich gerade ein Mensch kommentiert – oder eine Maschine? Manchmal ist das gar nicht so einfach zu unterscheiden: Es gibt automatisierte Programme, die im Internet mit Nutzer*innen in Verbindung treten und beispielsweise Nachrichten verbreiten können. Solche Computerprogramme werden als Bots bezeichnet. Diese Meinungsroboter sind speziell dafür entwickelt, in sozialen Netzwerken zu agieren.
Die Programme stehen deshalb oft in der Kritik – so sollen sie beispielsweise bei den vergangenen beiden Präsidentschaftswahlen in den USA die öffentliche Meinung beeinflusst haben. Aber womöglich könnten Bots auch auf positive Weise zur Meinungsbildung beitragen. „Das Gesamtprojekt hat das Ziel, zu analysieren, ob wir Bots nicht auch als eine Lösung ansehen könnten“, erläutert Cimiano. Dafür wollen die Forschenden nun eigens programmierte Bots einsetzen, die den Diskurs beleben und bei strittigen Themen Argumente liefern. Dafür ist es für die Forschenden zunächst einmal wichtig, Bots überhaupt als solche zu erkennen. So können Bots beispielsweise dadurch auffallen, dass sie in regelmäßigen Abständen posten oder bei ihren Inhalten und Ausdrücken nur wenig variieren.
Mit Bots Forschungsbefunde zu Covid-19 in Diskussionen tragen
Im aktuellen Projekt geht es nun darum, mit den eigens programmierten Bots aktiv in den Diskurs einzugreifen. Als Untersuchungsfeld dienen dazu die sozialen Netzwerke Twitter und Reddit. „Wir überlegen aktuell, ob wir uns thematisch auf Covid-19 konzentrieren“, sagt Cimiano. Zu diesem Thema gebe es viele Falschinformationen und Verschwörungserzählungen – und es polarisiere stark. Die Forschenden wollen Accounts sowie Diskussionen identifizieren, bei denen bestimmte Schlüssel-begriffe übermäßig stark auftauchen. „Unser Ziel ist es, eine neutrale Sichtweise zu schaffen und Argumente dafür zu liefern, dass man etwas auch anders sehen könnte“, erläutert der Informatiker. „Wir wollen nicht sagen, wie etwas ist, sondern die Nutzer*innen dazu animieren, Dinge zu hinterfragen.“

Beim Thema Impfungen, das auch bei Covid-19 gerade aktuell ist, taucht beispielsweise schon seit Jahren immer wieder die Behauptung auf, dass Impfen Autismus auslösen könne. „Ein Bot könnte in dem Fall auf Forschungsergebnisse verweisen, die diese Theorie widerlegen“, erläutert Cimiano. Wichtig sei es, auf Quellen zu verweisen. Ebenfalls ein entscheidender Punkt: Der Bot der Forschenden würde sich immer als solcher zu erkennen geben und offen agieren. Damit unterscheidet er sich von den Bots, die verdeckt aktiv sind. „Alles andere wäre unethisch.“
Wie Bots agieren, haben die Forschenden bereits in dem vorangegangenen Projekt U3B analysiert. Nun wird es darum gehen, Inhalte und Diskurse weiter zu erforschen. „Außerdem führen wir qualitative Analysen durch, bei denen wir untersuchen, was für Typen von Bots es gibt und welche Kommunikationsstrategien diese nutzen“, sagt Privatdozent Dr. Florian Muhle von der Fakultät für Soziologie der Universität Bielefeld. Damit wollen die Wissenschaftler*innen die Möglichkeit verbessern, Bots automatisch zu erkennen.
„Wir wollen mit unserem Projekt aber nicht nur die Aktivitäten von sozialen Bots aufdecken, sondern Werkzeuge entwickeln, die von menschlichen Nutzer*innen genutzt werden können, um die Debattenkultur im Internet zu verbessern,“ erklärt Dr. Ole Pütz, Mitarbeiter in Cimianos Forschungsgruppe. Die Wissenschaftlerinnen setzten dabei auch auf Kooperationen mit NGOs. „Wir glauben, dass Bots Teil der Lösung sein können, aber noch wichtiger sind die Menschen selbst, die sich an Debatten beteiligen.“
500 Stipendien für Studierende in OWL
Mit einem absoluten Rekord beendet die Stiftung Studienfonds OWL das Kalenderjahr 2020. Erstmals seit ihrer Gründung vergibt die Stiftung der fünf staatlichen Hochschulen in Ostwestfalen-Lippe 500 Stipendien innerhalb eines Förderjahres. Durch die Unterstützung von über 160 privaten Geldgebern, darunter Unternehmen, Stiftungen, Vereine, Service-Clubs und zahlreiche Privatspenderinnen und Privatspender von Warburg bis Lübbecke, können im akademischen Jahr 2020/21 500 Studierende mit einem Stipendium gefördert werden. Damit ist das bereits vor über einem Jahr von der Stiftung selbst gesetzte und zuletzt in einer Kampagne „#wirfür500“ vorangetriebene Ziel erreicht worden.
Insgesamt schüttet die Stiftung Studienfonds OWL damit über 1,7 Millionen Euro an Stipendiengeldern aus. Davon stammen fast eine Million Euro aus privaten Mitteln. Die Stipendien werden hauptsächlich in zwei großen Förderlinien vergeben. 40 Studierende erhalten ein Sozialstipendium in Höhe von 1.800 Euro jährlich, daneben gibt es fünf separate Sonderstipendien für regionale Projektarbeiten. Weitere 455 Studierende erhalten ein Deutschlandstipendium in Höhe von jeweils 3.600 Euro. Letztere werden durch Mittel des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) im Rahmen des bundesweiten Programms „Deutschlandstipendium“ zur Hälfte mitfinanziert, so dass sich jede privat eingeworbene Spende dadurch verdoppelt.
„Wir freuen uns und sind dankbar, dass wir Sie in der Region haben“, wendet sich Professor Dr. Jürgen Krahl, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Studienfonds OWL und Präsident der Technischen Hochschule OWL, in einer Videobotschaft an alle Spenderinnen und Spender. Es sei besonders erfreulich, dass es gerade in einem Jahr, das es vielen Studierenden nicht leicht mache, so viele Menschen und Organisationen in Ostwestfalen-Lippe gebe, die die jungen Menschen unterstützen. Zugleich betont er, dass auch viele der Stipendiatinnen und Stipendiaten Gebende seien, dadurch dass ihnen die Stipendien ermöglichten, sich ebenfalls ehrenamtlich zu engagieren und gesellschaftliche Verantwortung zu übernehmen.

Foto / Screenshot: Stiftung Studienfonds OWL
Zu den Spendern der letzten zehn Stipendien gehören die zwei Gütersloher Privatspenderinnen Dr. Birgit Osterwald und Martha Rehage, die Bröckling Vullhorst Ingenieure GmbH, der Rotary Lemgo-Sternberg sowie die Stiftung Standortsicherung Kreis Lippe, die ihr Engagement ausweitet, und die Sparkasse Bielefeld, die ihr ebenfalls bereits bestehendes Engagement um zwei Stipendien erhöht. Das 500. Stipendium hat der SI Club Detmold-Lippische Rose zugesagt, der ebenfalls seit längerem zum Kreis der Studienfonds-Förderer zählt. Bisher haben die Soroptimistinnen, eine Vereinigung von aktiven Frauen unterschiedlichster Berufssparten, die sich sehr engagiert und ehrenamtlich für soziale Belange in Lippe einsetzen, den Studienfonds OWL mit jährlich zwei Sozialstipendien unterstützt. Nun kommt als drittes Stipendium noch ein Deutschlandstipendium hinzu. „Wir unterstützen die Idee des Studienfonds OWL sehr gerne und fühlen uns gerade in diesen Tagen verpflichtet, unseren Beitrag dazu zu leisten, dass Studierende auf ihrem Weg sowohl finanziell als auch ideell unterstützt werden“, erklärt Anke Plogstert, amtierende Präsidentin des aktiven Clubs, die Ausweitung der Förderung und ergänzt: „Dass unser Beitrag durch die Bundesmittel verdoppelt wird, ist natürlich auch eine tolle Sache und macht das Geben gleich zweimal so sinnvoll.“
Dass die Zielzahl von 500 Stipendien im Förderjahr 2020/21, die sich die Studienfonds-Macherinnen und Macher bereits vor Ausbruch der Corona-Pandemie gesetzt hatten, tatsächlich erreicht wurde, freut alle Beteiligten sehr. „In Zeiten großer Unsicherheit und vieler finanzieller Ängste in allen gesellschaftlichen Bereichen können wir es gar nicht genug anerkennen, dass uns fast alle unsere bisherigen Förderinnen und Förderer die Treue gehalten und so viele neue hinzugekommen sind,“ bewertet Professor Krahl das Ergebnis. Dies zeige, dass der Studienfonds OWL inzwischen fest in der Region verankert und die Investition in Bildung anerkannt sei.
Dennoch betont er auch, dass die Stiftung noch lange nicht am Ziel der Bemühungen angelangt sei. Denn es werden weiterhin Geldgeberinnen und Geldgeber gesucht, die sich ebenfalls für Studierende in der Region mit der Finanzierung von Stipendien einbringen möchten. Das BMBF stellt den am Studienfonds OWL beteiligten Hochschulen Mittel für 940 Stipendien zur Verfügung. „Es ist also noch Luft nach oben und unsere Geschäftsstelle steht jederzeit gerne für Gespräche bereit“, erklärt Krahl.
Personalnachrichten aus der Universität Bielefeld
- Professor Dr. Herbert Dawid ist zum Präsidenten der ‚Society for Computational Economics‘ gewählt worden
- Biologenverband VBIO wählt Professor Karl-Josef Dietz zum neuen Präsidenten
- Professor Dr. Wolfhard Hansen mit der Golden Commemorative Medal ausgezeichnet
- Professorin Dr. Katharina Kohse Höinghaus von Bunsengesellschaft ausgezeichnet
- Dr. Sigrid Nikutta neu im Hochschulrat der Universität Bielefeld
- Dr. Tobias Hecker und Dr. Jørgen Sneis ins Junge Kolleg aufgenommen
Dr. Sigrid Nikutta (51), Vorstandsmitglied der Deutschen Bahn AG, ist auf Vorschlag der Auswahlkommission als Nachfolgerin von Dr. h.c. Britta Baron in den Hochschulrat der Universität Bielefeld berufen worden. Ihre Amtszeit hat im November begonnen. Die promovierte Psychologin ist seit Januar 2020 Vorstand Güterverkehr der Deutschen Bahn und Vorstandsvorsitzende von DB Cargo. Sigrid Nikutta ist zudem stellvertretende Vorsitzende des Senats des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt e.V. (DLR). Sie hatte 2010 einen Lehrauftrag an der Wilhelm-Büchner-Hochschule Darmstadt inne. 2017 erhielt sie den Berliner Frauenpreis für ihr Engagement bei den Berliner Verkehrsbetrieben BVG, 2012 wurde sie von der Mestemacher-Gruppe als „Managerin des Jahres“ ausgezeichnet. Sie ist in Enger/Ostwestfalen aufgewachsen und hat an der Universität Bielefeld Psychologie mit dem Schwerpunkt Betriebs- und Organisationspsychologie studiert. 2009 erfolgte berufsbegleitend an der Ludwig-Maximilians-Universität München die Promotion in Psychologie. Nach dem Einstieg in die Wirtschaft in einem mittelständischen Unternehmen in Bielefeld, wechselte sie zur Deutschen Bahn, wo sie 14 Jahre an unterschiedlichen Standorten und in verschiedenen Leitungspositionen tätig war. Von 2010 an war Sigrid Nikutta Vorstandsvorsitzende der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) und führte die BVG erstmals in die schwarzen Zahlen. Foto: Deutsche Bahn AG/Max Lautenschlaeger Professor Dr. Herbert Dawid (51), ist zum Präsidenten der ‚Society for Computational Economics‘, der internationalen Vereinigung von Ökonomen die mit stark Computer-basierten Methoden arbeiten, gewählt worden. Zu diesen Bereichen gehören beispielsweise numerische Ansätze zur Analyse dynamischer Gleichgewichtsmodelle, Agenten-basierte Simulation, rechnergestützte Ökonometrie und Statistik, Computational Finance oder die Entwicklung von Algorithmen für die Gestaltung automatisierter Märkte. Die Gesellschaft wurde 1995 gegründet und organisiert jedes Jahr die internationale Konferenz zu ‚Computing in Economics and Finance‘ mit rund 400 Teilnehmer*innen – der Veranstaltungsort wechselt zwischen Nordamerika und Europa. Universität Bielefeld/Ph. Ottendoerfer Professor Dr. Karl-Josef Dietz (63), ist neuer Präsident des Verbandes Biologie, Biowissenschaften und Biomedizin in Deutschland (VBIO e. V.). Die Bundesdelegiertenkonferenz des Biologenverbandes wählte ihn im Oktober in sein neues Amt. Der VBIO e. V. ist das gemeinsame Dach für alle, die im Bereich Biologie, Biowissenschaften und Biomedizin studieren oder tätig sind. Dietz gehört zudem laut aktuellem Ranking „Highly Cited Researchers 2020“ zu den weltweit meistzitierten Wissenschaftler*innen. Professor Dr. Karl-Josef Dietz befasst sich mit der Biochemie und dem Stoffwechsel der Pflanzen. Er geht hauptsächlich der Frage nach, wie sich Pflanzen an Stressfaktoren wie Wassermangel oder Hitze anpassen. Im Ranking des US-Medienkonzerns Thomson Reuters, das im November erschienen ist, sind für ihn 14.107 Zitationen verzeichnet. Dietz ist seit 1997 Professor für Biochemie und Physiologie der Pflanzen an der Universität Bielefeld. Er ist ist Träger des Gay-Lussac Humboldt-Preises (2011). Zurzeit gehört Dietz unter anderem den Vorständen der Internationalen Union der Biowissenschaften (IUBS) und dem Vorstand der Europäischen Gesellschaft für Pflanzenbiologie (FESPB) an und vertritt die deutschen Biowissenschaftler seit 2019 im Executive Committee der IUBS. Foto: Universität Bielefeld Professorin Dr. Katharina Kohse-Höinghaus (68) wurde im November von der Deutschen Bunsengesellschaft als erster Frau die Walther-Nernst-Denkmünze 2020 verliehen. Die Verleihung erfolgte konkret „in Würdigung ihrer vielfältigen und fruchtbaren Untersuchungen zur Diagnostik von Verbrennungsvorgängen mittels Laserspektroskopie und Massenspektrometrie“. Außerdem würdigte der Präsident der Bunsengesellschaft die erfolgreich praktizierte Verbindung zwischen wissenschaftlich anspruchsvoller Forschung und den Anforderungen eines industriellen Umfeldes der Bielefelder Wissenschaftlerin, die 2007-2008 selbst der Gesellschaft vorstand. 2010 war sie Mitorganisatorin der Jahresversammlung der Bunsengesellschaft an der Universität Bielefeld. Die Walther-Nernst-Denkmünze, benannt nach dem ersten Vorsitzenden von 1905-1908, wird an Personen verliehen, welche die Ziele der angewandten physikalischen Chemie in hervorragender Weise gefördert haben. Außerdem wurde Kohse-Höinghaus kürzlich zum Mitglied des Honorary Board der Fachzeitschrift Physical Chemistry Chemical Physics (PCCP) ernannt. Dem Honorary Board gehören 15 Personen an, davon 7 Nobelpreisträger. Professorin Kohse-Höinghaus ist Senior-Researcherin der Universität Bielefeld und Ehrensenatorin. Sie leitete seit 1994 den Arbeitsbereich Physikalische Chemie an der Universität Bielefeld und engagiert sich seit mehr als 20 Jahren in hochrangigen wissenschaftlichen Organisationen. Foto: Universität Bielefeld
Professor Dr. Wolfhard Hansen (80), Emeritus der Fakultät für Mathematik, ist im September mit der Golden Commemorative Medal (Goldene Gedenkmedaille) ausgezeichnet worden. Die Fakultät für Mathematik und Physik der Prager Karls-Universität (Tschechische Republik) ehrt damit die Leistungen Hansens als einer der „weltweit führenden Experten“ auf dem Gebiet der Analysis und Wahrscheinlichkeitstheorie und seine „bahnbrechenden Beiträge“ zur Potenzialtheorie. Der langjährige Kontakt zur Fakultät und die Besuche seit den siebziger Jahren hätten einen starken Einfluss auf die Forschung der Prager Mathematik bewirkt.
Die Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und der Künste nimmt zum Jahresbeginn 2021 14 neue Stipendiat*innen in ihr Förderprogramm auf. Unter ihnen auch Dr. Tobias Hecker und Dr. Jørgen Sneis von der Universität Bielefeld.
Dr. Jørgen Sneis (geb. 1985) ist seit 2017 akademischer Rat a. Z. im Bereich der germanistischen und vergleichenden Literaturwissenschaft an der Universität Bielefeld. Er studierte deutsche Sprach- und Literaturwissenschaft und Philosophie (B.A.) sowie europäische Literaturen und Kulturen (M.A.) an der Universität Freiburg. Promoviert wurde er 2017 an der Universität Stuttgart. Im Anschluss war er wissenschaftlicher Mitarbeiter am Gutenberg-Institut für Weltliteratur und schriftorientierte Medien an der Universität Mainz tätig. 2019 war er Gastdozent an der Universität Łódź (Polen), 2020 hatte er eine Max-Kade-Gastprofessur an der Michigan State University (USA) inne. Ab 2021 fungiert er auch als Teilprojektleiter im Rahmen des Bielefelder Sonderforschungsbereichs „Praktiken des Vergleichens“, Thema: „Nullmeridian der Literatur? Der Literaturnobelpreis als globaler Vergleichsmaßstab“. Foto: Universität Bielefeld Dr. Tobias Hecker (geb. 1984) leitet am Institut für Interdisziplinäre Gewalt und Konfliktforschung der Universität Bielefeld seit 2020 eine Emmy-Noether Nachwuchsgruppe zu Folgen und Prävention von Gewalt gegen Kinder. Er studierte Psychologie an der Philipps-Universität Marburg und der Universität Aaarhus und promovierte an der Universität Konstanz. Als Postdoc an den Universitäten Zürich (2015-2016) und Bielefeld (2016-2020) beschäftige er sich mit Auswirkungen von Trauma, Gewalt und Migration. 2017 wurde Tobias Hecker mit dem Förderpreis der Deutschsprachigen Gesellschaft für Psychotraumatologie (DeGPT) ausgezeichnet, 2018 als academics Nachwuchswissenschaftler des Jahres nominiert (Top 10 Platzierung). Foto: Universität Bielefeld
Mit dem Jungen Kolleg unterstützt die Akademie den wissenschaftlichen und künstlerischen Nachwuchs in NRW. Die Mitglieder erhalten für einen Zeitraum von bis zu vier Jahren ein jährliches Stipendium in Höhe von 10.000 Euro. Die finanzielle Unterstützung schafft Freiraum für die eigene Forschung und Kunst. Darüber hinaus wird den Stipendiatinnen und Stipendiaten die Gelegenheit gegeben, ihre Projekte in interdisziplinären Arbeitsgruppen zu diskutieren und sich und ihre Arbeit den renommierten Mitgliedern der Akademie zu präsentieren.
Bei den Wahlen zum Vorstand des Center for InterAmerican Studies (CIAS) am 16. November wurden für die Gruppe der Professor*innen Prof‘in Dr. Kirsten Kramer (Vergleichende Literaturwissenschaft/ Romanistik, Fakultät für Literatur und Linguistik), Prof. Dr. Wilfried Raussert (North American Literary and Cultural Studies/ InterAmerican Studies, Fakultät für Literatur und Linguistik) und Prof. Dr. Olaf Kaltmeier (Iberoamerikanische Geschichte, Fakultät für Geschichte, Philosophie und Theologie) gewählt. Außerdem gehören dem Vorstand jetzt Nadine Pollvogt M.A. (wissenschaftliche Geschäftsführung CALAS, Fakultät für Gschichte, Philosophie und Theologie) als wissenschaftlichen Mitarbeiterin, Lisa-Marie Maier (Hilfskraft: Social Media-Verantwortliche CIAS, Fakultät für Geschichte, Philosophie und Theologie) als Studierende und Alexandra Kenter (Sekretariat InterAmerican Studies, Fakultät für Literatur und Linguistik) als weitere Mitarbeiter*innen an.
An der Technischen Fakultät ist Professor Dr. Ulrich Rückert im September zum neuen Prodekan der Fakultät gewählt worden.
Harun Kocataş erhält Preis für internationale Studierende
Für seine hervorragenden akademischen Leistungen und sein außerordentliches soziales Engagement zeichnet die Universität Bielefeld in diesem Jahr Harun Kocataş mit dem Preis des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) für internationale Studierende aus.
(mehr …)Muttermilchversorgung von Frühgeborenen verbessern
Ein neues interdisziplinäres Forschungsprojekt soll den Effekt der Versorgung von Frühgeborenen mit Muttermilch möglichst genau messen – in Zusammenarbeit mit zwölf teilnehmenden Krankenhäusern. Langfristiges Ziel des Projekts mit dem Namen NEO-Milk: Zugang zu Muttermilch ab dem ersten Lebenstag für jedes Frühgeborene unter 1.500 Gramm. Die Forschungsgruppe von Professorin Dr. Friederike Eyssel am Institut CITEC der Universität Bielefeld ist an dem Projekt beteiligt. Geleitet wird NEO-Milk vom Institut für Medizinsoziologie, Versorgungsforschung und Rehabilitationswissenschaft (IMVR) der Universität zu Köln. Das Projekt startet zum 1. Januar 2021. Es wird für vier Jahre mit insgesamt rund 4,7 Millionen Euro aus dem Innovationsfonds der Bundesregierung gefördert. Neben einer Vielzahl an wissenschaftlichen und klinischen Kooperationspartnern sind auch Krankenkassen an dem Projekt beteiligt.
„Besonders für frühgeborene Kinder ist Muttermilch wichtig – auch, weil sie dazu beiträgt, gefährliche Erkrankungen zu verhindern“, sagt Professorin Dr. Friederike Eyssel, Forscherin am Institut CITEC und der Abteilung für Psychologie. Sie leitet die Forschungsgruppe Angewandte Sozialpsychologie und Geschlechterforschung. „Trotz Stillbetreuung im Krankenhaus und mit Beratungsangeboten führen unterschiedliche Faktoren dazu, dass manche Mütter nicht oder nur kurze Zeit stillen. Deswegen erforschen wir in dem neuen Projekt zum Beispiel, was dazu führt, dass Mütter stillen oder eigene Muttermilch für andere Kinder zur Verfügung zu stellen.“
Dafür soll unter anderem ermittelt werden, welche psychologischen Faktoren voraussagen, ob Mütter ihre Neugeborenen stillen oder darauf verzichten. „Ob eine Mutter stillt, hängt zum Beispiel damit zusammen, wie sehr sie sich an als typisch wahrgenommenen Geschlechtsrollen orientiert“, sagt Dr. Ricarda Wullenkord, wissenschaftliche Mitarbeiterin in Eyssels Forschungsgruppe. Die Sozialpsychologin wird in dem neuen Projekt erforschen, welche persönlichen Einstellungen die Stillbereitschaft und das Stillverhalten voraussagen können. Sie arbeitet zudem an einem Stillförderkonzept mit, das in den teilnehmenden Krankenhäusern erprobt und evaluiert werden soll.

„Außerdem entwickeln wir im Projekt eine App“, sagt Friederike Eyssel. „Die App soll Mütter von Frühgeborenen künftig über das Stillen informieren und ihnen helfen, mühelos zu erfassen, wie oft sie ihr Kind stillen und wie die Milchproduktion zu- oder abnimmt. Für die App berücksichtigen wir auch sozialpsychologische Aspekte, indem wir die Nutzerinnen zum Beispiel fördern, die eigene Selbstwirksamkeit wahrzunehmen.“
In dem Projekt Neo-Milk werden Wissenschaftler*innen unter anderem 2.700 Mütter von Frühgeborenen auf neonatologischen Intensivstationen (Frühgeborenenstationen) nach ihren Erfahrungen und Bedürfnissen befragen. Das Stillförderungskonzept soll im Anschluss entwickelt werden, ebenso die App für Mütter von Frühgeborenen. Das Projekt sieht ebenfalls Schulungen der Pflegekräfte und Ärzt*innen vor.

Nach den Vorarbeiten werden ab 2022 das Stillförderungskonzept und die Muttermilchbanken an zwölf beteiligten Perinatalzentren starten. Solche Zentren sind für die Versorgung von Früh- und Neugeborenen zuständig. Zwei Jahre lang wird der Einsatz des Versorgungskonzeptes wissenschaftlich beobachtet und begleitend evaluiert. Die Forscher*innen erfassen Daten über den Anteil der Kinder, die bei der Entlassung mit Muttermilch ernährt werden. Sie analysieren das Spende- und Stillverhalten der Mütter. Auch untersuchen sie, wie Muttermilchbanken genutzt werden.
In Deutschland kommen jedes Jahr circa. 10.500 Frühgeborene mit weniger als 1.500 Gramm Geburtsgewicht zur Welt. Sie sind in besonderem Maße von Komplikationen betroffen, die zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen oder zum Tod führen können. Stillförderung ist ein Schlüsselelement, um Frühgeborene bestmöglich zu versorgen. Muttermilch ist gerade für frühgeborene Kinder essenziell, zum einen für die Verhinderung vital bedrohlicher Infektionen wie beispielsweise die nekrotisierende Enterokolitis (NEC), eine häufig akute Erkrankung des Magen-Darm-Traktes. Zum anderen ist sie für die Prägung des Immunsystems und die kognitive Entwicklung entscheidend.
Muttermilchbanken existieren weltweit seit Beginn des 20. Jahrhunderts. Während die DDR an dem Konzept der Humanmilchbanken festhielt, wurden sie in Westdeutschland im Laufe der Jahrzehnte abgeschafft. Neben vielen Faktoren war eine Ursache dafür das Aufkommen der industriell gefertigten Formula-Nahrung. Auch wenn sich wieder ein Trend in Richtung der Muttermilch abzeichnet: Aktuell findet in Deutschland weder eine strukturierte Stillförderung statt, noch ist für Frühgeborene der Zugang zu Muttermilch in der Breite gewährleistet. So sind momentan etwa 30 Muttermilchbanken in Betrieb, es existieren jedoch alleine mehr als 200 Perinatalzentren (Level 1), in denen Früh- und Neugeborene versorgt werden.
Nach Projektende bewertet die Förderinstitution die Ergebnisse und entscheidet auf Basis der erarbeiteten rechtlichen und strukturellen Grundlagen über die bundesweite Etablierung von Muttermilchbanken.
Statement von Rektor Sagerer zu einem Helmholtz-Institut in Bielefeld
Professor Dr.-Ing. Gerhard Sagerer, Rektor der Universität Bielefeld:
Wir haben mit großer Freude erfahren, dass das von Wissenschaftler*innen der Universität Bielefeld koordinierte de.NBI-Projekt mit Mitteln des Bundes im Rahmen der Helmholtz-Gemeinschaft über 2021 hinaus verstetigt werden soll. De.NBI steht für „Deutsches Netzwerk für Bioinformatik-Infrastruktur”. Die hierfür notwendigen Mittel sind Teil des Haushalts 2021, die der Bundestag am 11. Dezember 2020 verabschiedet hat.
Nun ist es unsere Aufgabe gemeinsam mit dem Forschungszentrum Jülich (Helmholtz-Gemeinschaft) in einen wissenschaftlichen Prozess einzutreten, um die Form der Verstetigung hier an der Universität Bielefeld zu konzipieren, zu planen und aufzubauen. Es wird für die deutschen Lebenswissenschaften nachhaltig eine innovative und umfangreiche Infrastruktur zur Analyse und Verarbeitung von großen Datenmengen zur Verfügung gestellt. Für die Universität Bielefeld entsteht ein starker Partner für vielfältige Forschungsaktivitäten, insbesondere in der Medizin, Biologie und Bioinformatik. Für den Wissenschaftsstandort Bielefeld und Ostwestfalen-Lippe wird diese Einrichtung ein neuer Forschungsleuchtturm, der die ganze Region stärkt.
Ich danke allen, die sich für diesen einzigartigen Erfolg stark gemacht haben. Herausheben möchte ich dabei Professor Dr. Alfred Pühler, der seit vielen Jahren auf diesem Feld sehr er-folgreich arbeitet. Er hat de.NBI aufgebaut und erfolgreich koordiniert. Damit hat er die Grundlage für diese Verstetigung gelegt. Mein Dank gilt auch Ralph Brinkhaus, dem Vorsit-zenden des CDU-Bezirksverbandes Ostwestfalen-Lippe und Fraktionsvorsitzenden der CDU/CSU im Bundestag. Er hat sich in Berlin mit großem Engagement für das Institut einge-setzt. Herausheben möchte ich auch das Bundesministerium für Bildung und Forschung, das der Initiative von Anfang an sehr offen gegenüberstand und uns sehr unterstützt hat.
Weitere Informationen:
• http://www.denbi.de
• https://50jahre.uni-bielefeld.de/2020/02/12/fuenf-millionen-euro-fuer-bioinformatik-netzwerk-de-nbi/
• https://www.ralph-brinkhaus.de/bielefeld-erhaelt-ein-helmholtz-institut/
Gesundheitswissenschaften im Fernstudium
Die Fakultät für Gesundheitswissenschaften der Universität Bielefeld bietet verschiedene berufsbegleitende Fernstudiengänge an. In einer Informationsveranstaltung am 7. Januar 2021 ab 19 Uhr können sich Interessierte über aktuelle Angebote informieren.
Lehrende der Fakultät informieren über die Weiterbildungen Gesundheits- und Personalmanagement, Gesundheits- und Präventionsberatung sowie Case Management und Pflegeberatung. Ebenfalls stellen sie das neue Angebot Digital Health Management für Fach- und Führungskräfte vor.
Berufstätige, die bereits einen ersten Hochschulabschluss haben, können sich im Studiengang Master of Health Administration an der Universität Bielefeld für leitende Tätigkeiten und Führungsaufgaben im Gesundheitswesen qualifizieren. Auch darüber wird während der Veranstaltung Anfang Januar informiert.
Die Informationsveranstaltung findet online statt. Anmeldungen sind telefonisch möglich: 0521/106-4374, -4375, -4376.
Weitere Informationen zu den Studienangeboten und zum Bewerbungsverfahren:
www.uni-bielefeld.de/fag und www.uni-bielefeld.de/mha
Universität Bielefeld kooperiert mit Leibniz-Institut für Analytische Wissenschaften (ISAS)
Die Universität Bielefeld und das Leibniz-Institut für Analytische Wissenschaften – ISAS – e.V. in Dortmund haben eine Kooperationsvereinbarung über die Zusammenarbeit in Forschung und Lehre geschlossen. Die Partner möchten sich auf den Gebieten Bioinformatik, Bioanalytik und Biomedizin strategisch ergänzen. Als Erstes wird jetzt eine gemeinsame Juniorprofessur für mehrdimensionale Omics-Analysen ausgeschrieben. Die Professur ist in der Bioinformatik angesiedelt und soll an Methoden zur Analyse und Visualisierung von Messdaten arbeiten, die auf genomischer Ebene Einblick in den Menschen gewähren. Gemeinsames Ziel ist es, einen Beitrag zur personalisierten Medizin zu leisten.
Um zu verstehen, wie Erkrankungen entstehen oder Krankheitsmechanismen funktionieren, bedarf es einer ganzheitlichen Darstellung verschiedener molekularer Zusammenhänge. So geben mehrdimensionale Analysen bei einer Probe zeitgleich Aufschluss über die Menge, Art, den Zeitpunkt und Ort von etwa Proteinen, Lipiden oder Metaboliten. „Multi-Omics-Analysen sind eine Kernexpertise unseres Instituts und ein wichtiger Bestandteil der biomedizinischen Forschung. Wir freuen uns daher sehr, mit dieser Juniorprofessur die Forschung, beispielsweise bei der Therapie von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, in der Region ausbauen zu können“, sagt Professor Dr. Albert Sickmann, ISAS-Vorstandsvorsitzender.

Professor Dr.-Ing. Gerhard Sagerer, der Rektor der Universität Bielefeld: „Ich bin hoch erfreut, dass uns diese Kooperation in der Bioinformatik gelungen ist. Sie ergänzt hervorragend unsere bisherigen Initiativen auf diesem Gebiet, wie zum Beispiel das Deutsche Netzwerk für Bioinformatik-Infrastruktur – de.NBI –, das von Bielefeld aus gesteuert wird.“
Die Juniorprofessur wird mit einer Arbeitsgruppe in der Technischen Fakultät der Universität Bielefeld ansässig sein. Zeitgleich wird sie eine Forschungsgruppe am ISAS in Dortmund aufbauen. Professor Dr. Markus Nebel, Dekan der Fakultät und gleichzeitig Bioinformatiker, erklärt die Vorteile dieses Konstrukts: „Diese Professur wird sich speziell mit den einzelnen Gebieten der molekularbiologischen Datenanalyse beschäftigen (Genomik, Transkriptomik, Proteomik, Metabolomik). Dabei kann sie direkten Bezug zu Anwendern in der Universität aus Biotechnologie und Biologie sowie dem ISAS herstellen.“ Geplant ist, die Professur und die Kooperation dauerhaft fortzuführen.
Über das ISAS
Das Leibniz-Institut für Analytische Wissenschaften – ISAS – e.V. entwickelt leistungsfähige und wirtschaftliche Analyseverfahren für die Gesundheitsforschung. Mit seinen Innovationen trägt es dazu bei, die Prävention, Frühdiagnose und Therapie von Krankheiten zu verbessern. Ziel des Instituts ist es, die personalisierte Therapie voranzutreiben. Dafür kombiniert das ISAS Wissen aus Chemie, Biologie, Pharmakologie, Physik und Informatik. Das Institut arbeitet eng mit Universitäten im In- und Ausland zusammen, etwa durch gemeinsame Berufungen. Außerdem kooperiert es mit nationalen und internationalen Partnern aus der Wissenschaft und Industrie. Das ISAS wurde 1952 gegründet und beschäftigt ca. 200 Mitarbeiter*innen.
Über die Universität Bielefeld
Die Universität Bielefeld ist eine forschungsstarke Universität in Nordrhein-Westfalen. Sie ist etwa 120 Kilometer vom ISAS in Dortmund entfernt. In ihrem Anspruch heißt es: „Unsere Forscher*innen überwinden Grenzen – zwischen Disziplinen, zwischen Menschen und zwischen Wissenschaft und Gesellschaft. Der Grundsatz ‚Transcending Boundaries‘ ist Antrieb für grundlagenorientierte Spitzenforschung auf internationalem Niveau.“
Weitere Informationen:
Link zur Ausschreibung
Was Rassismus für die Identität von Gesellschaften bedeutet
Zu jeder Nation gehört die Vorstellung, dass ihre Mitglieder durch bestimmte Gemeinsamkeiten verbunden sind. Die Nation erscheint als eine Gemeinschaft von Menschen – und das obwohl sich diese Menschen persönlich zum größten Teil nie begegnen werden. Welche Bedeutung haben Rassismus und Rassekonstruktionen für die Identität von nationalstaatlich verfassten Gesellschaften? Das diskutieren Wissenschaftler*innen am 17. und 18. Dezember auf der interdisziplinären Online-Tagung „Rasse und das Imaginäre von Gesellschaft im Zeitalter der Migration“. Die Konferenz wird vom Zentrum für interdisziplinäre Forschung (ZiF) der Universität Bielefeld organisiert.

Wer zu einer Gesellschaft gehört und wer „anders“ ist, sei vor allem das Ergebnis von Vorstellungen, die gepflegt, und von Geschichten, die erzählt werden, sagt Professor Dr. Paul Mecheril, der an der Universität Bielefeld Erziehungswissenschaft mit dem Schwerpunkt Migration lehrt. Er leitet die Online-Tagung Mitte Dezember.
Die Vorstellungen zur Zugehörigkeit bekommen Mecheril zufolge in einer Zeit zunehmender Migration eine konkrete Bedeutung: „Die nationalstaatliche Ordnung ist darauf angewiesen, Fragen der Zugehörigkeit zu beantworten, zu klären, wer Bürger*in eines Landes ist und wer nicht. Und diese Bestimmung und Vorstellung des Eigenen stabilisiert sich durch den Bezug auf die erdachten und phantasierten Anderen“, sagt der Forscher.
„Auf unserer Tagung möchten wir aus dem Blickwinkel der Rassismus-Theorie auf das Imaginäre von Gesellschaft schauen“, so Paul Mecheril. Zwar habe sich die deutsche und die europäische Gesellschaft schon lange den Antirassismus auf die Fahnen geschrieben. Auch seien sich Wissenschaftler*innen längst einig, dass es keine menschlichen Rassen gibt. Dennoch spielen Rassekonstruktionen laut Mecheril immer wieder eine Rolle, wenn es darum geht, die Zugehörigkeit und Identität von Menschen zu definieren.
Um der Rolle nachzugehen, die Rassekonstruktionen bei der Konstruktion von deutscher und europäischer Identität zukommt, wird es auf der Tagung neben Vorträgen vor allem moderierte Zweiergespräche zwischen den 20 Wissenschaftler*innen geben. In den Gesprächen soll deutlich werden, wie Forschende aus Disziplinen wie Migrationsforschung, Pädagogik, Sozial- und Wirtschaftswissenschaften, Geschichte, Germanistik, Kulturanthropologie und Politikwissenschaft das Thema Migration angehen.
Ebenfalls auf dem Programm: Eine Lesung der Autorin und Rassismusforscherin Pasquale Virginie Rotter und eine Performance der Künstlerin Soyong Ki.
Die Tagung ist die erste des neuen Arbeitsbereichs Migration der Fakultät für Erziehungswissenschaften der Universität Bielefeld und ist als Startschuss einer mehrjährigen Forschungskooperation geplant.
Für Interessierte ist eine Teilnahme an der Online-Tagung möglich. Dazu wird um Anmeldung im ZiF-Tagungsbüro bei trixi.valentin@uni-bielefeld.de gebeten. Die Tagungssprache ist Deutsch.
Weitere Informationen
Website der Tagung mit Programm und Link zur Teilnahme
Universität Bielefeld kauft Gebäude für die Medizinische Fakultät OWL
Die Universität Bielefeld hat ein Büro- und Laborgebäude von der BGW Bielefelder Gesellschaft für Wohnen und Immobiliendienstleistungen mbH und der Innovationszentrum Campus Bielefeld GmbH gekauft. Seit 1. Dezember ist die Universität Bielefeld offizielle Besitzerin des Gebäudes. Es wurde bereits seit 2018 hauptsächlich von der Medizinischen Fakultät OWL genutzt. Das zuvor als ICB bekannte Gebäude heißt jetzt R.1, gemäß der neuen Logik der Medizingebäudenamen an der Morgenbreede und Konsequenz.
Dr. Stephan Becker, der Kanzler der Universität: „Die Universität ist Stadt und BGW dankbar, dass wir schnell und unkompliziert eine nachhaltige Lösung für den ersten größeren Raumbedarf der schnell wachsenden Medizinischen Fakultät gefunden haben. Das Gebäude bietet mit seinen Laboren und Büros alles, was die Fakultät aktuell benötigt. Ein glücklicher Umstand für den ambitionierten Aufbauprozess.“
Sabine Kubitza, Geschäftsführerin der BGW: „Wir freuen uns, dass wir durch den Verkauf des ICB dazu beitragen konnten, die räumlichen Voraussetzungen für den Start der Medizinischen Fakultät zu schaffen und somit einen kleinen Beitrag für die Sicherstellung der ärztlichen Versorgung in OWL leisten können.“
Die Landesregierung Nordrhein-Westfalen hatte im Sommer 2017 die Gründung der Medizinischen Fakultät Ostwestfalen-Lippe in Bielefeld beschlossen. Bereits im November 2018 konnte die Universität das sich noch im Bau befindliche Gebäude teilweise mieten. Im Juli 2019 wurde das ICB offiziell eröffnet.
Das Gebäude an der Morgenbreede, Ecke Voltmannstraße fällt architektonisch durch die abgerundete Ecke auf. Das vierstöckige Gebäude mit Tiefgarage hat 7.144 Quadratmeter Hauptnutzfläche, etwa die Hälfte sind Büros, die andere Hälfte Labore. Es besteht aus vier Gebäudeteilen mit einem zentralen Empfang.
Aktuell nutzt die Medizinische Fakultät das Gebäude. Neben der Fakultätsverwaltung haben die ersten berufenen Professorinnen die Räumlichkeiten bereits bezogen, Forschungsflächen werden derzeit ausgestattet. In Zukunft werden in dem Gebäude, neben Büros und Forschungsflächen, auch ein Studierendenhospital zur Erlernung praktischer Fähigkeiten im Studium, Praktikumsflächen für Medizinstudierende und weitere Seminarräume eingerichtet.
Weitere Informationen:
Campus Süd: Der aktuelle Stand der Baumaßnahmen (Nr. 70/2020), PM vom 8. Oktober 2020
Innovationszentrum Campus Bielefeld
Sonderforschungsbereich „Praktiken des Vergleichens“ verlängert
Der Sonderforschungsbereich „Praktiken des Vergleichens: Die Welt ordnen und verändern“ (SFB 1288) der Universität Bielefeld wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) ab Januar 2021 für weitere vier Jahre gefördert. Die DFG hat heute (27.11.2020) bekannt gegeben, die Laufzeit des interdisziplinären Forschungsverbunds zu verlängern. Für die zweite Förderperiode wurden 11,9 Millionen Euro bewilligt. „Das ist ein großartiger Erfolg, der die Arbeit der SFB-Mitglieder der vergangenen vier Jahre belohnt“, sagt Professor Dr.-Ing. Gerhard Sagerer, Rektor der Universität Bielefeld.
(mehr …)Große Kräne, große Aufgaben
Der Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW (BLB NRW) informiert:
Bielefeld. Mit einer Masthöhe von rund 90 Metern und einer Auslegerlänge von 80 Metern steht einer der imposantesten Kräne in Ostwestfalen jetzt an der Universität Bielefeld. Ihm werden weitere folgen. Der Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW (BLB NRW) braucht die Riesen für die Sanierung des Universitätshauptgebäudes.
Für die Sanierung des Hauptgebäudes der Universität rückt der Bau- und Liegenschaftsbetrieb des Landes Nordrhein-Westfalen (BLB NRW) jetzt mit beeindruckenden technischen Helfern an. Vier Kräne, bis zu 90 Meter hoch und bis zu 80 Meter lang, werden helfen, den größten Bauabschnitt des Bielefelder Großprojektes zu bewältigen. „Sie bilden das logistische Rückgrat für die Modernisierung des Hauptgebäudes und werden voraussichtlich für die gesamte Bauzeit benötigt“, berichtet Andreas Belke, Projektverantwortlicher des BLB NRW.
Zahlreiche Tieflader transportierten die bis zu 20 Tonnen schweren Bauteile der Kräne zu ihren Plätzen auf der Baustelle. Für den Aufbau brachte eine Kölner Spezialfirma besondere Technik zum Einsatz. Allein um den größten Baustellenkran zu errichten, waren zwei weitere Autokräne notwendig. Zunächst baute ein fünfachsiges Fahrzeug einen deutlich größeren 500-Tonnen-Autokran mit insgesamt acht Achsen auf. Erst mit diesem gewaltigen Gerät war es – aufgrund einer Auslegerhöhe von mehr als 100 Meter – möglich, den eigentlichen Baustellenkran auf dem ehemaligen Frauenparkplatz der Universität zu errichten.
Oberhalb des Gebäudekomplexes entstand neben dem Gebäudeteil S des Hauptgebäudes der zweite Kran mit einer Höhe von 55 Meter und einer maximalen Tragkraft von rund 15 Tonnen. Mit diesen beiden baugleichen und nur in der Höhe unterschiedlichen Drehkränen werden in wenigen Tagen die Fassadenplatten an den Gebäudeteilen im ersten Bauabschnitt entfernt.
Neben dem Haupteingang der Universität Bielefeld steht mit einer Masthöhe von rund 90m und einer Auslegerlänge von rund 80 m der größte der vier Baustellenkräne zur Modernisierung des Universitätshauptgebäudes. Foto: BLB NRW Ein 500-Tonnen-Autokran mit einer Auslegerhöhe von rund 100m ist notwendig, um die Baustellenkräne für die Universitätsmodernisierung aufzustellen. Foto: BLB NRW Der rund 90m hohe Mast des höchsten Baustellenkrans an der Universität Bielefeld ist etwa doppelt so hoch wie das Universitätshauptgebäude.Der zweite Kran im Vordergrund hat eine Masthöhe von rund 65m. Foto: BLB NRW Der Kran mit der Nr. 4 hat eine Masthöhe von rund 65m und deckt den südlichen Baustrellenbereich ab. Foto: BLB NRW
Zusätzlich werden auf der Baustelle noch zwei kleinere Kräne im Bereich des ehemaligen Frauenparkplatzes aufgestellt. Diese benötigen die Bauherren, um hier einen U-förmigen Neubau mit einer Fläche von rund 14.000 Quadratmetern zu errichten, der an zwei Stellen mit dem Hauptgebäude verbunden sein wird. Er wird dem Eingangsbereich der Universität zukünftig ein neues Erscheinungsbild verleihen. In diesem Bauteil werden überwiegend Büro- und Seminarräume sowie ein Servicebereich für Studierende entstehen.
Der erste Bauabschnitt am Universitätshauptgebäude in Bielefeld umfasst insgesamt eine Bruttogrundfläche von 75.300 Quadratmetern und umfasst die Gebäudeteile A, B, K, R, S und J. Überwiegend handelt es sich um Flächen, die als Seminar- oder Büroräume genutzt werden. Zu den bis zu elf oberirdischen und drei unterirdischen Geschossen gehören neben den Verkehrsflächen auch Bereiche für Lager, Archiv, Technik und Sanitär. Verantwortlich für die baulichen Maßnahmen ist die Ed. Züblin AG, ein weltweit agierendes Bauunternehmen mit fast 15.000 Beschäftigten. Der BLB NRW beauftragte das Unternehmen im Sommer 2019 mit der Bauausführung des ersten Bauabschnitts. Der BLB NRW selbst ist Bauherr bei der Modernisierung des Hauptgebäudes an der Universität Bielefeld.
Über den BLB NRW
Der BLB NRW ist Eigentümer und Vermieter fast aller Immobilien des Landes Nordrhein-Westfalen. Mit rund 4.250 Gebäuden, einer Mietfläche von etwa 10,3 Millionen Quadratmetern und jährlichen Mieterlösen von rund 1,4 Milliarden Euro verwaltet der BLB NRW eines der größten Immobilienportfolios Europas. Seine Dienstleistung umfasst unter anderem die Bereiche Entwicklung und Planung, Bau und Modernisierung sowie Bewirtschaftung und Verkauf von technisch und architektonisch hoch komplexen Immobilien. Der BLB NRW beschäftigt rund 2.350 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in sieben Niederlassungen. Mehr Informationen unter www.blb.nrw.de
Digitale Info-Woche zum Sommersemester
Für Studieninteressierte bietet die Universität Bielefeld im Winter erneut eine Info-Woche an: Wer zum Sommersemester 2021 ein Hochschulstudium aufnehmen möchte, kann vom 7. bis zum 12. Dezember die Hochschule und viele ihrer Studiengänge in verschiedenen Online-Veranstaltungen kennenlernen. Die Teilnehmenden erwartet ein umfangreiches Live-Programm im Internet zu allen Fragen rund ums Studium. Alle Veranstaltungen sind kostenlos. Für einige Veranstaltungen ist eine Anmeldung erforderlich. Das komplette Programm und weitere Informationen: www.uni-bielefeld.de/info-wochen
Mit dabei sind alle Fächer, die zum Sommersemester angeboten werden. In Online-Veranstaltungen können Vorträge, Workshops, Gesprächsrunden und Vorlesungen besucht werden. Daneben gibt es Informationsangebote zu Fragen rund ums Studium. Es besteht unter anderem die Möglichkeit, den Campus der Universität Bielefeld auf einem virtuellen Rundgang zu erkunden, Unterstützung bei der Studienentscheidung zu erhalten oder an Vorträgen zu Bewerbung, Einschreibung und Studienfinanzierung teilzunehmen. Das Live-Programm wird ergänzt durch viele Informationen, die als Videos, Links oder in schriftlicher Form dauerhaft zur Verfügung stehen.
Die Info-Woche findet aufgrund der aktuellen Situation erstmalig auch im Winter statt. Bisher gab es ein solches universitätsweites Programm nur im Sommer. Mit dem zusätzlichen Informationsangebot begegnet die Universität Bielefeld den Fragen vieler Studieninteressierten, die wegen der Coronapandemie erhöhten Bedarf an Orientierungsangeboten haben.
Weitere Informationen für Studieninteressierte:
www.uni-bielefeld.de/jetztstudieren
ZiF-Konferenz 2020: Welche Energie für die Zukunft?
Noch immer deckt die Menschheit ihren Energiebedarf zum größten Teil mit Kohle, Gas und Öl. Und beschleunigt damit den Klimawandel. Aber was sind die Alternativen? Auf der ZiF-Konferenz 2020, der großen öffentlichen Jahrestagung des Zentrums für interdisziplinäre Forschung (ZiF), stellen Expert*innen aus verschiedenen Disziplinen ihre Antworten auf diese Frage vor. Die zehnte ZiF-Konferenz trägt den Titel „Herausforderung Energiewende“ und findet am Dienstag, 1. Dezember, als Online-Tagung statt.
Produzieren, Wohnen, Reisen, Essen, Kommunizieren: Der Energieverbrauch der Menschen nimmt ständig zu. Gedeckt wird er seit der Industriellen Revolution vor allem durch das Verbrennen von Kohle, Öl und Gas. Inzwischen ist längst klar, dass die damit verbundenen Emissionen an Treibhausgasen massiv dazu beitragen, das Klima aufzuheizen. Um die Klimaschutzziele, die Deutschland sich gesetzt hat, zu erreichen, müssen diese Emissionen massiv gesenkt werden. Doch wie kann das gelingen? Können Wind und Sonne die fossilen Energieträger ersetzen? Oder brauchen wir ganz neue, synthetische Kraftstoffe?

„Was technisch möglich ist, ist dabei die erste und zentrale, aber nicht die einzige Frage“, sagt ZiF-Direktor Professor Dr. Gernot Akemann. Professor Dr. Carsten Reinhardt, ebenfalls ZiF-Direktor, ergänzt: „Wir müssen auch fragen: Welche Alternativen sind realistisch umsetzbar? Was sind die Auswirkungen? Wie funktionieren komplexe Entscheidungen wie der Wechsel zu neuen Energieträgern in einer Gesellschaft? Und wie stellt sich die Lage international dar? Diese Fragen zu beantworten, gehört zu den dringendsten Herausforderungen der Gegenwart.“ Akemann und Reinhardt leiten die Tagung mit Professor Dr. Robert Schlögl, Direktor am Max-Planck-Institut für chemische Energiekonversion in Mülheim an der Ruhr und Koordinator des Projekts „Energiesysteme der Zukunft“ der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina. Zusammen haben sie hochkarätige Referent*innen aus der Energieforschung, aber auch aus der Geschichte und der Wissenschaftsgeschichte, der Umwelt- und Planungswissenschaft und der Umwelt- und Klimapolitik eingeladen. Eine Podiumsdiskussion mit Teilnehmenden aus Wirtschaft, Politik und Umweltverbänden steht ebenfalls auf dem Programm.
„Eine einfache Antwort auf die Frage nach den Energiesystemen der Zukunft ist nicht in Sicht“, so die Tagungsleiter. „Aber eine breite und realistische Perspektive kann die Diskussion versachlichen und die Suche erleichtern.“
Die ZiF-Konferenz richtet sich wie immer an die Öffentlichkeit. Sie findet wegen der aktuellen Lage in diesem Jahr als Online-Veranstaltung via Zoom statt. Die Teilnahme ist kostenlos. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Journalist*innen sind herzlich eingeladen, über die Tagung zu berichten. Die Tagungssprache ist Deutsch.
Weitere Informationen:
• Link zur Teilnahme an der ZiF-Konferenz
• Programm der Tagung
Das Internet der Dinge lernfähig machen
Autonome Fahrzeuge oder Geräte für intelligente Wohnungen werden immer komplexer. Ein neues System des maschinellen Lernens soll die dafür genutzte Soft- und Hardware robuster, leistungsfähiger und energiesparender machen. Das neue Projekt VEDLIoT wird von der Europäischen Kommission für drei Jahre mit rund acht Millionen Euro finanziert. Davon gehen etwa zwei Millionen Euro an das Forschungsinstitut für Kognition und Robotik (CoR-Lab) der Universität Bielefeld, das das Projekt koordiniert.

In einem intelligenten Zuhause, einem Smarthome, finden die Bewohner*innen Geräte, die ihr Leben einfacher machen sollen: zum Beispiel einen Kühlschrank, der Lebensmittel nachbestellen und gleichzeitig mit dem Backofen kommunizieren kann. Die Geräte und Komponenten zählen zum Internet der Dinge (engl. Internet of Things, kurz IoT). Sie sind an ein Netzwerk angeschlossen und erfassen, speichern, verarbeiten und übertragen Daten. IoT-Geräte werden auch bei selbstfahrenden Autos oder der Industrierobotik eingesetzt.
Künstliche Intelligenz statt konventionellem Verfahren
In dem Projekt arbeiten zwölf Partner*innen aus den vier EU-Ländern Deutschland, Polen, Portugal und Schweden und dem EU-Assoziationsstaat Schweiz zusammen. Anstelle klassischer Verfahren, beispielsweise aus dem Bereich der Statistik, setzt das internationale Forschungsteam Verfahren des maschinellen Lernens ein, zum Beispiel Deep Learning (mehrschichtiges Lernen). Dafür werden künstliche neuronale Netze genutzt. „Beim Deep Learning hat das zugrunde liegende Netz neben Eingangs- und Ausgangsneuronen auch viele Zwischenneuronen und -schichten. Auf diese Weise lassen sich komplexe Sachverhalte abbilden“, sagt Jens Hagemeyer. Der Elektrotechniker forscht in der Gruppe Kognitronik und Sensorik und ist technischer Leiter des Projektes. „Wir stellen die Informationen bereit, die Maschinen lernen und entscheiden selbst.“
Mit der selbstlernenden Plattform VEDLIoT sollen IoT-Geräte leistungsfähiger werden und gleichzeitig weniger Energie verbrauchen. Dafür entwickeln die Forschenden eine modulare Hardware-Plattform: Auf einem Träger werden Microserver in der Größe einer Hand in unterschiedlichen Leistungsklassen kombiniert. „Je nach Anwendungsanforderung können die Server individuell auf dem Träger zusammengestellt werden. So ist die Plattform universell einsetzbar“, sagt Hagemeyer. Auch Totalausfälle werden mit dem neuen System vermieden: „Fällt ein Server beispielsweise wegen eines schwachen Funknetzes aus, ist das gesamte Gerät trotzdem noch bedienbar. In einem selbstfahrenden Auto würden die Benutzer*innen den Ausfall eines Servers im besten Fall überhaupt nicht merken.“
Ausschreibung für weitere Projektbeteiligungen
„Einige der Projektpartner*innen arbeiten seit vielen Jahren zusammen“, sagt Dr. Carola Haumann, Projektmanagerin und stellvertretende Geschäftsführerin des CoR-Labs. Zu den Partner*innen des Projekts zählen sieben Universitäten und Forschungsinstitute, die zur künstlichen Intelligenz und dem Internet der Dinge forschen. Die anderen Partner*innen sind Unternehmen unterschiedlicher Größe, vom Start-up EmbeDL bis zum Großkonzern Siemens.

Aber auch weitere Unternehmen können sich noch am Projekt beteiligen: „Wir gehen davon aus, dass wir im Projekt zusätzlich zu den bereits vorhandenen Anwendungen in den Bereichen Automobil, Automatisierung und Smarthome noch mindestens zehn weitere Anwendungsbeispiele finanzieren. Für diese wollen wir zusätzliche Unternehmen einbinden“, so Haumann. Mitte 2022 soll ein Prototyp fertiggestellt sein. „Die Ergebnisse aus den Anwendungen fließen während der Projektlaufzeit in die IoT-Plattform ein“, sagt Jens Hagemeyer. „Dadurch können wir die Plattform direkt weiterentwickeln.“
Das Projekt ist im November gestartet, ein erster intensiver Workshop aller Projektpartner*innen ist für Anfang Dezember geplant. Ende 2023 soll das Projekt abgeschlossen werden. Finanziert wird es über die Förderlinie zu Informations- und Kommunikationstechnologien im EU-Forschungsrahmenprogramm Horizont 2020 “ (Förderziffer 957197). Der Name VEDLIoT steht für „Very Efficient Deep Learning in IoT“ (Hocheffizientes Deep Learning im Internet der Dinge).
Beteiligte Forschungseinrichtungen und Hochschulen des Projekts sind neben der Universität Bielefeld: die Technische Hochschule Chalmers in Göteborg (Schweden), die Universität Neuenburg (Schweiz), die Universität Osnabrück, die Universität Göteborg (Schweden), die Research Institutes of Sweden (RISE) in Göteborg (Schweden) und FCiências.ID, eine Vereinigung für Forschung und Entwicklung in Lissabon (Portugal). Beteiligte Unternehmen sind: Antmicro in Posen (Polen), EmbeDL in Göteborg (Schweden), der Siemens-Konzern mit Sitz in München und Berlin, Christmann Informationstechnik & Medien in Ilsede sowie die Firma Veoneer in Stockholm (Schweden).
Universität erhält Graduiertenkolleg zu Geschlechterforschung
Ein neues Graduiertenkolleg an der Universität Bielefeld soll die Geschlechterforschung fächerübergreifend weiterentwickeln. Welche Erfahrungen machen Menschen mit ihrem Geschlecht? Wie fühlt es sich an, ein bestimmtes Geschlecht sein zu müssen oder sein zu wollen? Und welche Bedeutung haben diese Erfahrungen für den Wandel von Geschlechterverhältnissen und von Lebensweisen als Frau, als Mann oder als ein anderes Geschlecht? Diesen und ähnlichen Fragen geht das Graduiertenkolleg ab Mai 2021 nach. Über zunächst viereinhalb Jahre forschen zehn Doktorand*innen und eine Postdoktorandin aus unterschiedlichen Disziplinen in der neuen Einrichtung. Der Name des Kollegs: „Geschlecht als Erfahrung. Konstitution und Transformation gesellschaftlicher Existenzweisen“. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft hat das Kolleg jetzt bewilligt und fördert es mit 3,8 Millionen Euro. Sprecherin ist die Geschlechtersoziologin Professorin Dr. Tomke König.

Für das Graduiertenkolleg arbeiten zehn Wissenschaftler*innen aus sechs Disziplinen zusammen: American Studies, Germanistische Literaturwissenschaft, Gesundheitswissenschaften, Politikwissenschaft, Soziologie und Sportwissenschaft. „Wir erforschen, welche Erfahrungen Menschen mit Geschlecht machen, wie sich diese Erfahrungen in ihrem Körper niederschlagen und auch, wie körperliche Erfahrungen zu Widerstand und Protest führen können“, sagt Tomke König von der Fakultät für Soziologie. „Wie es sich anfühlt, eine Frau, ein Mann oder ein anderes Geschlecht zu sein, ist von den jeweiligen Erfahrungen der Menschen abhängig. Das Ziel des Kollegs ist es, ein präzises Vokabular zu entwickeln für das, was in der gegenwärtigen Ordnung der Geschlechter nicht gesagt, gedacht und gefühlt werden kann, sodass es auch für alle verständlich wird, die diese Erfahrungen nicht machen.“
Die Forschenden des Graduiertenkollegs verbinden ihre Analysen von Geschlecht als Erfahrung mit anderen Erfahrungsdimensionen. „Wie Menschen ein Geschlecht erleben und sich aneignen, das hängt mit einer Reihe von Dimensionen zusammen – zum Beispiel mit Klasse, Ethnizität, Staatsbürgerschaft, Sexualität, Gesundheit, Alter oder auch Religion“, erklärt König.
Zusammenführung gegensätzlicher Forschungsansätze
Mit dem Programm ihres Kollegs schlagen die Wissenschaftler*innen eine Brücke zwischen Forschungsansätzen, die Geschlecht einerseits als vorgegeben und andererseits als sozialisiert und anerzogen untersuchen. Die beiden Herangehensweisen werden in der Geschlechterforschung als essentialistische und dekonstruktivistische Ansätze unterschieden. Gemäß dem Essentialismus werden Menschen hauptsächlich oder überwiegend von ihrer biologischen Natur bestimmt und kaum von ihrer sozialen Umwelt. Der Dekonstruktivismus geht hingegen davon aus, dass Geschlechtsidentitäten und -rollen im sozialen Miteinander erlernt werden. So werden häufig unterschiedliche Verhaltensweisen bei weiblichen und männlichen Kindern und Erwachsenen gefördert: etwa, wenn einerseits aggressives Verhalten geduldet und andererseits selbstloses Verhalten eingefordert wird.
Nachwuchsforschende können sich bis Anfang des kommenden Jahres mit Dissertations- und Habilitationsthemen an dem Graduiertenkolleg bewerben. Aus literaturwissenschaftlicher Sicht kommt zum Beispiel eine Dissertation in Frage, die untersucht, welche unterschiedlichen Verhaltenslehren Romane und Kurzgeschichten für weibliche und männliche Körper vorgeben und welche Körpererfahrungen die Autorinnen je nach Geschlecht schildern. Soziologisch kann es beispielsweise um Menschen in Machtpositionen gehen und darum, welche Denk-, Gefühls- und Handlungsweisen notwendig sind, um Macht auszuüben. Wie erleben sich Inhaber*innen von Machtpositionen selbst als Frau oder als Mann? Ein mögliches Forschungsthema aus der Gesundheitswissenschaft betrifft zum Beispiel vorzeitige Wechseljahre und wie diese sich darauf auswirken, wie Frauen ihre Weiblichkeit wahrnehmen und mit gesellschaftlichen Vorstellungen von Alter zusammenbringen. Solche und ähnliche Themen will das Graduiertenkolleg im interdisziplinären Austausch bearbeiten und damit die Perspektive der Einzeldisziplinen überschreiten.
DFG fördert neue Kollegs mit rund 48 Millionen Euro
Das Kolleg ist eins von zehn neuen Graduiertenkollegs (GRK), die die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) zur weiteren Stärkung des wissenschaftlichen Nachwuchses einrichtet. Die neuen GRK werden ab Frühjahr 2021 zunächst viereinhalb Jahre mit insgesamt rund 48 Millionen Euro gefördert. Nach der ersten Förderphase können die Kollegs eine Förderung für weitere viereinhalb Jahre beantragen. Graduiertenkollegs bieten Doktorand*innen die Möglichkeit, in einem strukturierten Forschungs- und Qualifizierungsprogramm auf hohem fachlichem Niveau zu promovieren. Aktuell fördert die DFG insgesamt 222 GRK, darunter 34 Internationale Graduiertenkollegs (IGK).
Langjährige Erfahrung in der Geschlechterforschung
Die Universität Bielefeld ist seit Jahrzehnten für ihre Geschlechterforschung bekannt. Das Interdisziplinäre Zentrum für Geschlechterforschung (IZG) an der Universität Bielefeld ist eines der ersten Zentren im deutschsprachigen Raum, das Geschlecht und Geschlechterverhältnisse in den Mittelpunkt seiner Forschungen gestellt hat. Es ging aus der 1982 eingerichteten Interdisziplinären Forschungsgruppe Frauenforschung (IFF) hervor. Ebenfalls ein Beispiel für die Geschlechterforschung ist die neue ZiF-Forschungsgruppe am Zentrum für interdisziplinäre Forschung (ZiF) der Universität Bielefeld. Unter Leitung von drei Bielefelder Wissenschaftler*innen befasst sie sich seit Oktober mit weltweiten Anfechtungen von Frauen- und Geschlechterrechten.
Weitere Informationen:
• Pressemitteilung der Deutschen Forschungsgemeinschaft: „DFG fördert zehn neue Graduiertenkollegs“
• Website des Interdisziplinären Zentrums für Geschlechterforschung (IZG)
Nachhaltiger Einsatz für Chancengerechtigkeit und Vielfalt gewürdigt
Einen weiteren Erfolg verbucht die Universität Bielefeld auf ihrem Weg, strukturell geschlechtergerechter und vielfältiger zu werden. Im Oktober wurde ihr das Total E-Quality Prädikat mit einer Spitzenbewertung verliehen. Da die Universität Bielefeld bereits zum fünften Mal in Folge und damit seit zwölf Jahren Trägerin dieser Auszeichnung ist, bekommt sie zugleich einen Nachhaltigkeitspreis. Das Prädikat erhalten Organisationen, wenn sie sich überzeugend für Chancengerechtigkeit engagieren. Die Universität Bielefeld hat auch zum zweiten Mal den Zusatz „Diversity“ für ihre strategischen Entwicklungen in diesem Bereich erhalten.
Geschlechtergerechtigkeit und Vielfalt werden im gesamten Rektorat und insbe-sondere von zwei Prorektorinnen strategisch vorangetrieben.
Rektor Prof. Dr.-Ing. Gerhard Sagerer: „Das Prädikat zeigt klar, dass wir unserem hohen Anspruch seit vielen Jahren nachkommen: Wir schaffen ausgezeichnete Strukturen für die Weiterentwicklung einer geschlechtergerechten Wissenschafts- und Universitätskultur.“
Professorin Dr. Marie I. Kaiser, Prorektorin für Personalentwicklung und Gleichstellung: „Ich freue mich sehr. Beide Erfolge zeigen, dass Gleichstellungsarbeit an unserer Universität nach-haltig und auf einem sehr hohen Niveau betrieben wird. Das ist Wertschätzung für unsere Arbeit und gleichzeitig ein Ansporn, auch in Zukunft dieses Niveau zu halten.“
Professorin Dr. Angelika Epple, Prorektorin für Internationales und Diversität: „Besonders stolz bin ich auf das Add-On „Diversity“, das wir jetzt wiederholt bekommen haben. Dass wir Diver-sität als wesentliches und gleichermaßen wichtiges Querschnittsthema fördern, ist Teil unserer langfristigen Vision eines vielseitigen, weltoffenen und diskriminierungskritischen Miteinanders.“

Der Total E-Quality Award wird seit 1997 vom Verein Total E-Quality e.V. in Zusammenarbeit mit dem Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend an Unternehmen, Or-ganisationen, Hochschulen und Forschungseinrichtungen vergeben, die auf eine gleichbe-rechtigte Teilhabe von Frauen und Männern auf allen Ebenen hinwirken. Seit 2016 gibt es die Möglichkeit für Hochschulen, den Zusatz „Diversity“ zu erhalten.
Laut Jury trägt die Universität Bielefeld als Best Practice Beispiel dazu bei, dass sich die Chancen für alle gerechter verteilen und sich die Gesellschaft vielfältiger entwickelt. In ihrem universitätsweit gemeinsam entwickelten Gleichstellungskonzept setzt sie sich einen geschlechtergerechten Kulturwandel zum Ziel.
In ihrer Begründung hebt die Jury einige der vorbildlichen Maßnahmen hervor, unter anderem die Bemühungen rund um das Thema Gleichstellung und Gender an der neuen Medizinischen Fakultät, das Pilotprojekt „Genderkompetenz für Mitarbeitende“ sowie das neue Lehrleitbild, das Gleichstellungs- und Genderaspekte berücksichtigt. Die Jury lobt zudem die seit 2018 existierende Diversitätsstrategie der Universität Bielefeld und die erfolgreiche Bewerbung um die Teilnahme am Diversity-Audit „Vielfalt gestalten“.
Die Universität Bielefeld ist mehrfach als familiengerechte Hochschule re-auditiert, hat in allen DFG-Bewertungen die höchste Stufe erreicht und auch im Gender Report NRW zählt sie zu den führenden Hochschulen in Bezug auf Gleichstellung.
Weitere Informationen: Total E-Quality
Andreas Voßkuhle in die Jury für den Bielefelder Wissenschaftspreis berufen
Der frühere Präsident des Bundesverfassungsgerichtes, Prof. Dr. Dres. h. c. Andreas Voßkuhle, wird Mitglied der Jury für den Bielefelder Wissenschaftspreis. Er tritt die Nachfolge von Prof. Dr. Dr. h. c. mult. Dieter Grimm an, der der Jury seit der ersten Preisverleihung im Jahr 2004 angehörte und sein Amt mit Ablauf der Preisverleihung 2020 aus Altersgründen aufgibt.

Die Entscheidung für Andreas Voßkuhle fiel in einer Sitzung des Stiftungsbeirates der Stiftung der Sparkasse Bielefeld, die den mit 25.000 Euro dotierten Bielefelder Wissenschaftspreis im Gedenken an den Soziologen Niklas Luhmann vergibt. Oberbürgermeister Pit Clausen, der Vorsitzende des Stiftungsbeirates, zeigte sich sehr erfreut über die Entscheidung des Gremiums: „Es ist für uns eine große Ehre, dass Herr Professor Voßkuhle bereit ist, das Amt eines Jurymitgliedes für den Bielefelder Wissenschaftspreis zu übernehmen. Wie Professor Grimm, der ja nicht nur lange Professor in Bielefeld, sondern ebenfalls Bundesverfassungsrichter war, verbindet Herr Professor Voßkuhle herausragende wissenschaftliche Expertise mit großer juristischer Praxiskenntnis auf höchstem Niveau.“
Auch der Vorsitzende der Jury für den Wissenschaftspreis, Prof. Dr.-Ing. Gerhard Sagerer, freut sich auf die Zusammenarbeit mit dem aus Detmold stammenden Andreas Voßkuhle und verweist auf die großen Verdienste von Dieter Grimm um den Preis: „Professor Grimm hat unseren Wissenschaftspreis nachhaltig geprägt. Sein umfassendes Wissen um die Exzellenz des wissenschaftlichen Werkes der möglichen Preisträger hat oftmals den Ausschlag bei der Auswahl der hochkarätigen Persönlichkeiten gegeben, die den Wissenschaftspreis verliehen bekommen haben. Wir sind ihm zu großem Dank verpflichtet.“
Letztmalig hat Dieter Grimm an der Entscheidung für die diesjährige Preisträgerin des Bielefelder Wissenschaftspreises mitgewirkt, die Münsteraner Medizinethikerin Prof. Dr. Bettina Schöne-Seifert. Die Preisverleihung findet voraussichtlich im Frühsommer 2021 statt.
Zur Person von Prof. Dr. Dres. h. c. Andreas Voßkuhle
• Geb. 1963 in Detmold
• Studium in Bayreuth und München
• 1993: Promotion an der Universität Augsburg
• 1998: Habilitation an der Universität Augsburg
• Seit 1999: ordentlicher Professor an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
• Direktor des Instituts für Staatswissenschaft und Rechtsphilosophie
• 2008: Rektor der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
• 2008: Ernennung zum Vizepräsidenten des Bundesverfassungsgerichtes und Vorsitzenden des Zweiten Senats
• 2010: Präsident des Bundesverfassungsgerichtes
• Juni 2020: Ausscheiden aus dem Amt des Präsidenten des Bundesverfassungsgerichtes
• 2020: Verleihung des Großkreuzes des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland
• Ordentliches Mitglied der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und der Leopoldina – Nationale Akademie der Wissenschaften
Rund 70.000 Euro für Studierende in Not
Rund 70.000 Euro sind bisher auf dem Spendenkonto des Corona-Nothilfefonds der Universität Bielefeld eingegangen. Rund 130 Studierenden konnte damit bisher geholfen werden. „Wir bedanken uns im Namen all dieser Studierenden für die Unterstützung“, sagt Julius Troles vom Allgemeinen Studierendenausschuss (AStA) der Universität Bielefeld. „Der Bedarf an unkomplizierter finanzieller Hilfe ist groß.“ Es seien über 700 Anträge eingegangen, von denen etwa die Hälfte zulässig war. „Wir möchten noch weiter um Spenden werben, damit noch mehr Antragsteller*innen geholfen werden kann“, erklären der Geschäftsführer der Universitätsgesellschaft Bielefeld, Dr. Rainer Wend, und der Rektor der Universität, Professor Gerhard Sagerer. Das Spendenkonto ist weiterhin offen.
(mehr …)ERC Synergy Grant: Europäische Millionenförderung für Bielefelder Informatikerin
Die Trinkwasserversorgung angesichts des Wachstums von Städten sichern: An neuen Technologien dafür werden die Informatik-Professorin Dr. Barbara Hammer von der Universität Bielefeld und drei weitere europäische Wissenschaftler*innen forschen. Der Europäische Forschungsrat (ERC) fördert die vier Wissenschaftler*innen für ihr Projekt Water-Futures mit seinem Synergy Grant – einer der höchstdotierten Forschungsförderungen der Europäischen Union. Die vier Forschenden erhalten insgesamt zehn Millionen Euro für die kommenden sechs Jahre, davon gehen 2,4 Millionen Euro an die Universität Bielefeld.
(mehr …)Neue Professor*innen an der Universität
In den letzten Monaten haben zahlreiche Professorinnen ihre Tätigkeit an der Universität Bielefeld aufgenommen. Sie lehren und forschen beispielsweise in den Wissenschaftsgebieten Geschichtstheorie, Sportmanagement und Sportsoziologie sowie Mathematische Wirtschaftsforschung. Sechs neue Professor*innen wurden zudem an die neu gegründete Medizinische Fakultät OWL berufen:
- Juniorprofessorin Dr. Melanie Bangel, Germanistische Sprachdidaktik
- Professor Dr. Christian G. Bien, Epileptologie am Universitätsklinikum OWL
- Professorin Dr. Barbara A. Caspers, Verhaltensökologie
- Juniorprofessorin Dr. Alkistis Elliot-Graves, Wissenschaftsphilosophie
- Juniorprofessor Dr. Julian Hinz, International Economics
- Professorin Dr. Alexandra Kaasch, Deutsche und Transnationale Sozialpolitik
- Professor Dr. Dominik Karos, Wirtschaftstheorie
- Professor Dr. Sebastian Kuhn, Digitale Medizin
- Juniorprofessor Dr. Tomasz Makarewicz, Computational Economics
- Professor Dr. Axel Mayer, Psychologische Methodenlehre
- Professorin Dr. Christiane Muth, Allgemein- und Familienmedizin
- Juniorprofessorin Dr. Alexandra-Aurelia Neamtu, Stochastik
- Professorin Dr. Lisa Regazzoni, Geschichtstheorie
- Prof. Dr. Sebastian Rehberg, Anästhesiologie und Intensivmedizin
- Professorin Dr. Gabi Schierning, Experimentalphysik
- Juniorprofessorin Dr. Romy Schmidt, Pflanzenbiotechnologie
- Professor Dr. Michael Siniatchkin, Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie
- Professor Dr. Björn Spittau, Anatomie
- Professor Dr. Joris Verbiest, Astrophysik
- Professorin Dr. Pamela Wicker, Sportmanagement und Sportsoziologie
- Professorin Dr. Anna Zahariev, Arbeitsmarktökonomik
- Juniorprofessorin Dr. Julia Zakkou, Theoretische Philosophie
- Dr. Friedrich Wenzel Bulst, Honorarprofessor an der Fakultät für Rechtswissenschaft
- Privatdozent Dr. Tilman Kottke, außerplanmäßigen Professor an der Fakultät für Chemie
Detaillierte Informationen finden sich in der folgenden Bildergalerie.
Professorin Dr. Melanie Bangel (39) ist seit April als Juniorprofessorin für Germanistische Sprachdidaktik mit dem Schwerpunkt Sprachliche Heterogenität in Bielefeld tätig. Ihre Forschungsschwerpunkte liegen im Bereich des orthographischen Lernens in der Primar- und frühen Sekundarstufe. Sie hat an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel Diplom-Sprachheilpädagogik und an der Universität Hamburg Sonderschullehramt mit den Förderschwerpunkten Sprache und Lernen und dem Unterrichtsfach Deutsch studiert. Melanie Bangel promovierte 2017 mit einer qualitativen Studie zum Zugriff auf Wortbildungs-Strukturen beim Lesen in Jahrgang 5. Während und nach ihrer Promotion hat sie unteranderem in zwei DFG-geförderten Interventionsstudien zum schriftstrukturorientierten Lese- und Rechtschreiblernen an der Universität Hamburg gearbeitet. Davor war sie einige Jahre als Sprachtherapeutin tätig. Professor Dr. Christian G. Bien (53), Chefarzt des Epilepsie-Zentrums Bethel am Krankenhaus Mara, hat im Oktober die W3-Professur „Epileptologie“ am Universitätsklinikum OWL der Universität Bielefeld angetreten. Nach dem Studium der Medizin in Tübingen und Berlin arbeitete der Epilepsiespezialist in der Universitätsklinik in Bonn. Seine wissenschaftlichen Schwerpunkte liegen in den Bereichen der prächirurgischen Epilepsiediagnostik, immunologisch verur-sachter Anfälle und Epilepsien sowie der Neurowissenschaft im Kontext der Epileptologie. Zu-sammen mit der Fakultät für Psychologie und Sportwissenschaft leitet er zwei von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderte wissenschaftliche Projekte. Prof. Dr. Bien ist Facharzt für Neurologie. Professorin Dr. Barbara A. Caspers (45) ist seit Januar Professorin für Verhaltensökologie an der Fakultät für Biologie. Sie erforscht, wie Tiere mit Hilfe von Gerüchen kommunizieren und welche Rolle Bakterien bei der Entstehung von Gerüchen spielen. Hauptsächlich forscht sie an Vögeln wie Zebrafinken. Barbara Caspers hat in Mainz und Bielefeld Biologie studiert. Für ihre Promotion ist sie an das Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung nach Berlin gegangen und hat in Costa Rica und Panama die Duftstoffe von Fledermäusen erforscht. Promoviert hat sie an der Humboldt-Universität zu Berlin. Im Jahr 2008 ist sie mit einem von der Deutschen Forschungsgemeinschaft finanzierten Projekt an die Universität Bielefeld gewechselt und hat 2014 ein Freigeist-Fellowship der VolkswagenStiftung bekommen. Juniorprofessorin Dr. Alkistis Elliot-Graves arbeitet seit Oktober als Professorin für Wissenschaftsphilosophie an der Fakultät für Geschichtswissenschaft, Philosophie und Theologie. Ihre Forschungsgebiete sind die allgemeine Wissenschaftsphilosophie und die Philosophie der angewandten Wissenschaften (besonders der Ökologie und der Klimawissenschaft). Elliot-Graves wuchs in Griechenland auf und studierte in London am University College und an der London School of Economics (Großbritannien). Sie wurde an der Universität von Pennsylvania (USA) promoviert. Sie war als Postdoc am Rotman Insitute of Philosophy an der Western University Ontario (Kanada) und zuletzt als Marie-Skłodowska-Curie-Fellow an der Universität von Helsinki (Finnland) tätig. Juniorprofessor Dr. Julian Hinz (33) ist seit Oktober Professor für International Economics an die Fakultät für Wirtschaftswissenschaften. Er forscht zu internationalem Handel, Migration und angewandter Ökonometrie. Bevor er an die Universität Bielefeld kam, war er Vertretungsprofessor am Institut für Wettbewerbsökonomie (DICE) der Universität Düsseldorf, Postdoc am Institut für Weltwirtschaft in Kiel und Fellow am Kiel Centre for Globalization. In den Jahren 2018 und 2019 war er Max-Weber-Stipendiat am Europäischen Hochschulinstitut in Florenz (Italien). Seine Promotion in Volkswirtschaftslehre erwarb er an der Paris School of Economics und der Université Paris 1 Panthéon-Sorbonne (Frankreich). Professorin Dr. Alexandra Kaasch (43) ist seit Oktober Professorin für Deutsche und Transnationale Sozialpolitik an der Fakultät für Soziologie. Ihre Forschungsinteressen liegen im Überschneidungsbereich von Sozialpolitik und Internationalen Beziehungen und in der transnationalen Mehrebenenpolitik in diversen sozialpolitischen Feldern. Sie ist Herausgeberin der inter-nationalen Zeitschrift „Global Social Policy“. Alexandra Kaasch studierte Politikwissenschaft an den Universitäten in Marburg und Berlin (FU). Sie promovierte und lehrte an der University of Sheffield (Großbritannien) und arbeitete mehrere Jahre als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität Bremen. Von 2014 bis 2020 lehrte und forschte sie als Juniorprofessorin an der Universität Bielefeld. Professor Dr. Dominik Karos (33) ist seit April Professor für Wirtschaftstheorie am Institut für Mathematische Wirtschaftsforschung. Sein Forschungsschwerpunkt ist Spieltheorie mit besonderem Fokus auf Wahlen, Informationsanhäufung in sozialen Gruppen, sowie strategischer Kommunikation. Dominik Karos studierte Mathematik in Saarbrücken und wurde 2013 an der Maastricht University in den Niederlanden promoviert. Danach war er drei Jahre lang als Career Development Fellow an der University of Oxford in Großbritannien tätig. Ab 2016 arbeitete er als Assistant Professor an der Maastricht University, von wo er 2019 für ein Forschungs-semester an die Tel Aviv University in Israel entsandt wurde. Professor Dr. Sebastian Kuhn (45) hat im Oktober seine Professur für digitaler Medizin an der Medizinischen Fakultät OWL angetreten. Link zur Pressemitteilung Juniorprofessor Dr. Tomasz Makarewicz (36) arbeitet seit Oktober als Professor für Computational Economics an der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften. Seine Forschungsgebiete sind unter anderem Verhaltens- und experimentelle Ökonomie sowie Finanzmärkte und Heterogene Agenten Modelle. Tomasz Makarewicz studierte Volkswirtschaftslehre an der Universität Warschau (Polen), an der Central European University (Ungarn) und am Tinbergen-Institut (Niederlande) sowie Philosophie an der Universität Warschau. Er promovierte 2014 an der Universität Amsterdam (Niederlande) und arbeitete dort und an der Otto-Friedrich-Universität Bamberg als Postdoc. 2019 und 2020 vertrat er den Lehrstuhl Monetäre Makroökonomik an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Professor Dr. Axel Mayer (36) ist seit September als Professor für Psychologische Methodenlehre an der Fakultät für Psychologie und Sportwissenschaft tätig. Er entwickelt statistische Modelle weiter und analysiert, wie Hilfsmaßnahmen und ihre Folgen zusammenhängen. Besonders interessieren ihn Modelle, die psychologische Eigenschaften und Veränderungen messen. Er wendet diese Modelle an, um physische und mentale Gesundheit im Alter besser zu verstehen und um die Behandlung von psychischen Problemen zu verbessern. Axel Mayer studierte Psychologie an der Universität Jena und hat dort auch promoviert. Danach arbeitete er an der Universität Gent (Belgien) und zuletzt als Juniorprofessor an der RWTH Aachen. Professorin Dr. Christiane Muth (57) hat im Oktober ihre Professur für Allgemein- und Familienmedizin an der Medizinischen Fakultät OWL angetreten. Link zur Pressemitteilung Professorin Dr. Alexandra-Aurelia Neamtu (30) hat im April die Juniorprofessur für Stochastik an der Fakultät für Mathematik übernommen. Sie untersucht das Langzeitverhalten stochastischer partieller Differentialgleichungen. Komplizierte Systeme aus den Natur-, Ingenieur- und Wirtschaftswissenschaften können so modelliert und Vorhersagen zu bestimmten Phä-nomenen getroffen werden. Dazu gehören der Wechsel zwischen Eis- und Warmzeiten auf der Erde, Strömungen und Wellen in einem Ozean oder die Entwicklung eines Aktienkurses. Neamtu hat an der Babes-Bolyai Universität in Cluj-Napoca (Rumänien) studiert und an der Friedrich-Schiller-Universität Jena im Jahr 2017 promoviert. Sie war als Postdoktorandin an der Technischen Universität München und an der Technischen Universität Berlin tätig. Professorin Dr. Lisa Regazzoni (46) ist seit Juni Professorin für Geschichtstheorie an der Fakultät für Geschichtswissenschaft, Philosophie und Theologie. Ihre Forschungsschwerpunkte liegen im Bereich der Epistemologie (einem Hauptgebiet der Philosophie) historischer Überreste, Medialität der Geschichte und Darstellungsmodi der Vergangenheit. Lisa Regazzoni studierte Philosophie und Geschichte an den Universitäten von Bologna/Italien und Heidelberg und wurde 2006 an der Universität Potsdam in Philosophie promoviert. Nach zahlreichen Fel-lowships in Paris/Frankreich (Centre Alexandre Koyré, Deutsches Historisches Institut Paris, EHESS), in London/Großbritannien (German Historical Institute) und Princeton/USA (Institute for Advanced Study) habilitierte sie 2020 in Geschichte an der Goethe-Universität Frankfurt. Prof. Dr. Sebastian Rehberg (42), Chefarzt der Klinik für Anästhesiologie, Intensiv-, Notfall-, Transfusionsmedizin und Schmerztherapie am Evangelischen Klinikum Bethel (EvKB), hat Ende September die W3-Professur „Anästhesiologie und Intensivmedizin“ am Universitätsklinikum OWL der Universität Bielefeld angetreten. Nach dem Studium in seiner Geburtsstadt Hamburg war er an den Universitätsklinika Schleswig-Holstein, Münster und Greifswald tätig. Außerdem absolvierte er ein zweijähriges Fellowship an der University of Texas, Medical Branch, in Galveston/Texas, USA. Prof. Dr. Rehberg ist Facharzt für Anästhesiologie und führt die Zusatzbezeichnungen Spezielle Intensivmedizin, Notfallmedizin und Ärztliches Qualitätsmanagement. Professorin Dr. Gabi Schierning (41) ist seit September als Professorin für Experimentalphysik an der Fakultät für Physik tätig. In ihrer Forschung untersucht Gabi Schierning das Wechselspiel von Mikrostruktur und elektrischem und thermischem Transport, zum Beispiel in thermo-elektrischen Materialien. Schierning hat an der Universität Erlangen-Nürnberg Werkstoffwissenschaften studiert und dort promoviert. Vor ihrem Wechsel nach Bielefeld leitete sie von 2009 bis 2015 eine Nachwuchsgruppe an der Universität Duisburg-Essen und von 2015 bis 2020 eine Forschungsabteilung am Leibniz Institut für Festkörper- und Werkstoffforschung Dresden. Der Europäische Forschungsrat (ERC) hat Professorin Gabi Schierning Ende 2019 mit einem ERC Consolidator Grant ausgezeichnet. Juniorprofessorin Dr. Romy Schmidt (38) ist seit September Professorin für Pflanzenbiotechnologie an der Fakultät für Biologie. Ihre Forschungsvorhaben umfassen die Untersuchung von Genen und molekularen Schaltern, die unter Stressbedingungen wichtig sind, damit die Pflanze überleben kann. Sie untersucht die Stoffwechselwege, die für die Anpassung der Pflanze wichtig sind und ihre Optimierung. Ziel ist es, biotechnologische Ansätze für Nutzpflanzen zu entwickeln und einzusetzen, um langfristig eine verbesserte Toleranz im Rahmen des Klimawandels zu erreichen. Romy Schmidt hat an der Universität Potsdam Biologie studiert. Die Promotion erfolgte am Max-Planck-Institut für Molekulare Pflanzenphysiologie in Potsdam/Golm). An der RWTH Aachen hat sie bis zu ihrem Wechsel nach Bielefeld als Juniorgruppenleiterin gearbeitet. Professor Dr. Michael Siniatchkin (49), Chefarzt der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie am Evangelischen Klinikum Bethel (EvKB), hat im Oktober die W3-Professur Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie am Universitäts-klinikum OWL der Universität Bielefeld angetreten. Nach dem Studium in Saratow und Moskau in Russland forschte und arbeitete der Mediziner an den Universitätsklinika Kiel, Marburg und Frankfurt a.M. Seine Forschungsschwerpunkte liegen in der Verhaltens- und Entwicklungsneurobiologie, Pathophysiologie psychischer Störungen, Entwicklung neuer Therapieverfahren für Kinder, Jugendliche und deren Familien. Prof. Dr. Siniatchkin ist Facharzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie. Professor Dr. Björn Spittau (41) wurde im Juli als erster Professor an die Medizinische Fakultät OWL auf die Professur für Anatomie berufen. Link zur Pressemitteilung Professor Dr. Joris Verbiest (38) ist seit August Professor für Astrophysik an der Fakultät für Physik. Sein Forschungsfokus liegt auf der Untersuchung von Neutronensternen (auch als Pulsare bekannt). Er untersucht, unter anderem mit dem Radioteleskop „Low Frequency Array“ (LOFAR), wie diese Sterne genutzt werden können, um die Milchstraße sowie außergalaktische Gravitationswellen zu erforschen. Der Belgier hat in Australien promoviert und wechselte danach als Marie-Curie Fellow zum Max-Planck-Institut für Radioastronomie in Bonn. Seit 2013 forscht er als Juniorprofessor in Bielefeld und leitet die Arbeitsgruppe Radioastronomie an der Fakultät für Physik. Professorin Dr.Professorin Dr. Pamela Wicker (41) wurde Mitte Juli 2020 zur Professorin für Sportmanagement und Sportsoziologie an der Fakultät für Psychologie und Sportwissenschaft ernannt. Ihre Forschungsinteressen liegen in den Bereichen Sportorganisationen, gesellschaftliche Bedeutung des Sports, Sportpartizipation/Wohlbefinden/Public Health sowie Sport/Umwelt/Klimanachhaltigkeit. Sie studierte, promovierte und habilitierte sich in Sportwissenschaften an der Deutschen Sporthochschule Köln. In der Post-Doc-Phase hat sie über-dies als Senior Lecturer an der Griffith University (Australien) gearbeitet. Pamela Wicker (41) wurde Mitte Juli 2020 auf die Professur für Sportmanage-ment und Sportsoziologie an der Fakultät für Psychologie und Sportwissenschaft berufen. Ihre Forschungsinteressen liegen in den Bereichen Sportorganisationen, gesellschaftliche Bedeutung des Sports, Sportpartizipation/Wohlbefinden/Public Health sowie Sport/Umwelt/Klimanachhaltigkeit. Sie studierte, promovierte und habilitierte sich in Sportwissenschaften an der Deutschen Sporthochschule Köln. In der Post-Doc-Phase hat sie überdies als Senior Lecturer an der Griffith University (Australien) gearbeitet. Professorin Dr. Anna Zaharieva (38) ist seit Oktober 2020 Professorin für Arbeitsmarktökonomik an der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften, sie ist auch ein Mitglied des Instituts für Mathematische Wirtschaftsforschung (IMW). Ihr Forschungsschwerpunkt liegt im Bereich der Arbeitsmärkte. Sie untersucht die Rolle sozialer Netzwerke für Lohnungleichheit, Arbeitslosigkeit und soziale Wohlfahrt. Darüber hinaus beschäftigt sie sich mit den Fragen der Migrations- und Bildungsökonomie. Anna Zaharieva studierte Wirtschaftsmathematik an der Plekhanov Universität in Moskau (Rußland) und an der Universität Konstanz. Anschließend promovierte sie 2010 in Konstanz und kam als Postdoktorandin nach Bielefeld. In den Jahren 2013 bis 2020 war sie an der Universität Bielefeld als Juniorprofessorin tätig. Juniorprofessorin Dr. Julia Zakkou (37) ist seit Oktober Professorin für Theoretische Philosophie an der Fakultät für Geschichte, Philosophie und Theologie. Ihre Forschungsschwerpunkte liegen in der Sprachphilosophie und Erkenntnistheorie. Julia Zakkou hat Philosophie und Politikwissenschaft an der Universität Heidelberg studiert. Ihre Promotion hat sie 2015 an der Humboldt-Universität zu Berlin abgeschlossen. Vor ihrer Zeit in Bielefeld war sie wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität Hamburg und der Freien Universität Berlin sowie Gastprofessorin an der Universität Wien (Österreich). Forschungsaufenthalte haben sie nach Barcelona/Spanien, St. Andrews/Großbritannien und Paris/Frankreich geführt. Dr. Friedrich Wenzel Bulst (44) ist im Mai zum Honorarprofessor an der Fakultät für Rechtswissenschaft ernannt worden. Er leitet das Referat „Antitrust: Medien“ in der Generaldirektion Wettbewerb der Europäischen Kommission in Brüssel/Belgien. Seit 2014 hält er als Lehrbeauftragter der Fakultät Veranstaltungen im Wirtschaftsrecht mit einem besonderen Schwerpunkt auf Digitalisierung. Er war nach seinem Jurastudium in Heidelberg, Cambridge/Großbritannien, Singapur und Yale/USA wissenschaftlicher Assistent am Max-Planck-Institut für ausländisches und internationales Privatrecht in Hamburg und wurde an der Universität Hamburg promoviert. Nach einer Tätigkeit als Rechtsanwalt in einer Großkanzlei ist er seit 2007 bei der Europäischen Kommission. Privatdozent Dr. Tilman Kottke (46) ist im Juli 2020 zum außerplanmäßigen Professor an der Fakultät für Chemie ernannt worden. Er ist seit 2006 an der Universität Bielefeld und leitet eine Arbeitsgruppe zur Biophysikalischen Chemie und Photochemie. Insbesondere beschäftigt er sich mit der Frage, wie Licht von Organismen als Information wahrgenommen und zur Biokatalyse genutzt werden kann. Kottke hat Chemie in Marburg und London/Großbritannien studiert und 2003 in Regensburg promoviert. Er war als Postdoc am Forschungszentrum Jülich und wurde 2011 in Bielefeld habilitiert. 2015 erhielt er ein Heisenberg-Stipendium der DFG, das er zu Forschungsaufenthalten in den USA und in Finnland nutzte. Seit 2020 ist er Mitglied der Medizinischen Fakultät OWL und arbeitet an der Entwicklung des Curriculums mit.
An der Universität Bielefeld beginnt das Wintersemester
In dieser Woche beginnt an der Universität Bielefeld das Wintersemester 2020/21. Die Erstsemester starten am 2. November ins Studium. Der Semesterstart in dieser besonderen Zeit ist nach wie vor anders, überwiegend digital, aber teilweise auch mit Präsenzformaten. Allerdings kommen derzeit nur kleine, austauschintensive Formate; Laborarbeit sowie Praxisseminare dafür infrage.
„Unser Ziel und unsere Verantwortung sind es, den Studierenden auch unter den Rahmenbedingungen der Corona-Pandemie ein erfolgreiches Studium zu ermöglichen“, sagt Professor Gerhard Sagerer, Rektor der Universität Bielefeld. „Gleichzeitig muss der Schutz der Gesundheit von Studierenden und Beschäftigten sichergestellt werden – und wir müssen gesellschaftliche Verantwortung übernehmen: Das Virus darf sich nicht weiter so ausbreiten wie aktuell.“ Dieser Leitlinie folgend, findet im gestarteten Semester die überwiegende Zahl der Lehrveranstaltungen wieder online statt, doch können Studierende auch wieder teilweise vor Ort studieren. Die Prorektorin für Studium und Lehre, Professorin Birgit Lütje-Klose, erklärt dies: „Aus dem Sommersemester haben wir gelernt, welche Veranstaltungen wie umsetzbar sind. Die Lehrenden haben eingeordnet, wofür es digitale Lösungen geben kann und was unbedingt in Präsenz stattfinden muss. Sie haben kreative Ideen entwickelt, wie man mit dieser Situation umgehen kann. Daraus ist ein Mix aus Online-, Hybrid- und Präsenzveranstaltungen entstanden, der jetzt im Wintersemester umgesetzt wird.“ Das seien insbesondere Einführungsveranstaltungen, Tutorien, intensive diskursive Formate, die Praxisbegleitung im Lehramt, Praxisunterricht im Sport und die Labortätigkeiten in den Naturwissenschaften. Die maximale Zahl der Teilnehmenden liegt laut Allgemeinverfügung des Landes NRW bei 50 Personen. Die Grenzen der Teilnehmer*innenzahl werden durch die deutlich reduzierten Platzkapazitäten in den Seminarräumen und Hörsälen gesetzt – es muss ein Mindestabstand von 1,50 Meter sichergestellt sein. Die Bibliothek hat die Öffnungszeiten (ab 2. November: montags bis freitags 8 bis 20 Uhr) und das Angebot an Arbeitsplätzen wieder deutlich ausgeweitet. Die Serviceeinrichtungen stehen – zumindest zeitweise – auch vor Ort wieder zur Verfügung.
Bund und Länder haben am Mittwochabend für den Monat November weitreichende Maßnahmen verkündet, um das massive Infektionsgeschehen in Deutschland einzudämmen. Bielefeld hat zuletzt den Inzidenzwert von 100 Neuinfektionen in sieben Tagen überschritten und gilt bereits seit letzter Woche als Corona-Risikogebiet. Im gesamten Stadtgebiet gelten daher verschärfte Regeln. Auch wenn es aktuell bundes- und landesweit sowie in Bielefeld keine neuen Regelungen für Universitäten gibt, hat sich das Rektorat noch einmal mit den Planungen für das gerade gestartete Wintersemester beschäftigt. „Wir haben diese besorgniserregende Entwicklung selbstverständlich zum Anlass genommen, unser Handeln noch einmal zu prüfen“, so Prorektorin Lütje-Klose. „Die Planungen zur Präsenz vor Ort waren von vornherein vorsichtig. Die Hygieneschutzkonzepte, die für die Präsenzlehre ebenso wie für die Prüfungen entwickelt wurden, haben sich in den vergangenen Wochen bereits als wirksam erwiesen und decken auch die Bedingungen in der aktuellen Lage ab. Daher ist das Rektorat nach intensiver Abwägung zum Ergebnis gekommen, dass die Universität Bielefeld bis auf weiteres an den grundlegenden Planungen für das Wintersemester festhält. Das bedeutet: überwiegend digitale Lehre mit einzelnen Präsenzformaten.“ Es ist bislang kein Fall bekannt, in dem sich eine Person auf dem Campus oder im Rahmen einer Veranstaltung oder Prüfung infiziert hat. Dennoch wurde als zusätzliche Schutzmaßnahme die Pflicht zum Tragen einer Mund-Nasen-Bedeckung auch auf Lehrveranstaltungen in Seminarräumen und Hörsälen sowie auf alle Studierendenarbeitsplätze ausgedehnt.
Die Entscheidung, ob eine Veranstaltung vor Ort oder digital abgehalten wird, liegt letztlich beim Lehrenden. Alle Lehrenden wurden aufgefordert zu prüfen, ob sie ihre in den kommen-den Tagen und Wochen geplanten Präsenzveranstaltungen durch Online-Angebote ersetzen können. Einige haben bereits Anpassungen für das nun beginnende Wintersemester vorgenommen.
„Vorfahrt“ für die Erstsemester
In diesem Wintersemester begrüßt die Universität Bielefeld rund 4.000 neue Studierende (vorläufige Zahl). „Wir möchten, dass jede*r, die*der sein Studium beginnt, bestmöglich hier ankommen kann“, betont die Prorektorin. Für die Erstsemester beginnt das Studium eine Woche später, am Montag, 2. November. Sie werden von Bielefelds Oberbürgermeister, Rektor und den AStA-Vorsitzenden auf Youtube online im Rahmen einer Sendung von Campus TV begrüßt, die ab 10 Uhr online steht. Das obligatorische Begrüßungsgeschenk, die Tasche mit Uni-Schriftzug, können sie sich in einem Zelt auf der Uni-Wiese abholen. Ein umfangreiches Info-Paket gibt es gebündelt im Internet unter: www.uni-bielefeld.de/studienstart
Viele Fächer haben ein Peer-Mentoring eingeführt: Studierende aus höheren Semestern kümmern sich um Erstsemestergruppen von etwa zehn Personen. In mehreren Zoom-Meetings pro Semester kommen sie zusammen, können ihre Fragen loswerden und auch untereinander zusammenfinden.

Gesundheitsschutz, Registrierung und Terminvereinbarung
Für die Studierenden der Universität Bielefeld spielen – zumindest einige – Präsenztermine im Wintersemester wieder eine Rolle und damit auch die neue Online-Registrierung. Das bedeutet, die Studierenden registrieren sich bei jeder Veranstaltung in der Universität an ihrem Sitzplatz per QR-Code, damit eine spätere Nachverfolgung im Corona-Fall platzgenau möglich wäre.
Jede*r Lehrende muss in den Präsenzveranstaltungen die abgestimmten Hygieneschutzkon-zepte umsetzen und die Vorgaben einhalten. Um den Abstand von mindestens 1,50 Meter zwischen den Studierenden einhalten zu können, wurden über 100 Seminarräume mit Einzel-tischen ausgestattet, bestuhlt und für die Kontaktnachverfolgung mit den QR-Codes ausgestattet.
Um Menschenansammlungen, zum Beispiel Warteschlangen vor Serviceeinrichtungen, zu vermeiden, wurde eine neue Terminvereinbarungsoption eingeführt. Über das Personen- und Einrichtungsverzeichnis können Studierende so zum Beispiel einen Termin bei der Zentralen Studienberatung buchen.
Zentrales Ziel: Infektionen vermeiden
An der Universität sollen Infektionen vermieden werden. Das bedeutet für jeden Studieren-den, Mitarbeitende*n oder Gast: 1,50 Meter Abstand halten und Menschenansammlungen vermeiden. In der Uni-Halle und auf den Fluren, in Lehrveranstaltungen und am Studierendenarbeitsplatz müssen Alltagsmasken getragen werden.
„Wir haben eine besondere Verantwortung“, betont Rektor Gerhard Sagerer. „Dass wir dieser bislang so gut gerecht geworden sind, ist dem großen Engagement unserer Lehrenden und Beschäftigten in Technik und Verwaltung zu verdanken. Auf Grundlage ihrer kreativen Konzepte können wir nun in ein Semester starten, das auch in klaren Grenzen einen persönlichen Austausch und studentisches Arbeiten vor Ort ermöglicht. “
Der Semesterstart 2020/21 in Zahlen und Fakten
Zum Wintersemester 2020/21 verzeichnet die Universität Bielefeld rund 4.000 neue Einschreibungen, in etwa so viele wie in den Vorjahren. Die meisten schrieben sich in den Fächern Bildungswissenschaften, Rechtswissenschaft und Wirtschaftswissenschaften ein. Hierbei handelt es sich um vorläufige Zahlen; die endgültigen stehen Anfang Dezember fest, denn in einigen Studiengängen laufen noch Nachrückverfahren oder es sind in NC-freien Fächern noch Einschreibungen möglich. Insgesamt studieren in diesem Semester rund 25.000 Menschen an der Universität Bielefeld.
Es gibt einen neuen Interdisziplinären Masterstudiengang: „World Studies: Orders, Politics, Cultures“, der von der Geschichte, der Linguistik und Literaturwissenschaft, der Rechtswissenschaft und der Soziologie gemeinsam getragen wird.
Weitere Informationen:
• Zur Online-Registrierung per QR-Code
• Informationen für Erstsemester im Wintersemester 2020/2021
Universität trauert um Professor Hans-Uwe Otto
Die Universität Bielefeld trauert um ihren ehemaligen Prorektor und Erziehungswissenschaftler Professor Dr. Dr. h.c. mult. Hans-Uwe Otto. Er starb am 27. Oktober im Alter von 80 Jahren. Otto war von 1989 bis 1992 Prorektor für Lehre, Studienangelegenheiten und Weiterbildung. Er war Autor von erziehungswissenschaftlichen Standardwerken wie dem Handbuch Soziale Arbeit: Grundlagen der Sozialarbeit und Sozialpädagogik.
Rektor Professor Dr.-Ing. Gerhard Sagerer: „Alles, was Hans-Uwe Otto tat, tat er mit großer Leidenschaft. Die Universität hat einen herausragenden Wissenschaftler verloren, der sich in Forschung und Lehre wie wenige für soziale Gerechtigkeit und die Belange gesellschaftlich Benachteiligter einsetzte. Wir werden ihn nicht vergessen.“
„Mit Hans-Uwe Otto verliert die Universität, die Fakultät und nicht zuletzt die Soziale Arbeit insgesamt einen herausragenden Wissenschaftler und Impulsgeber. Es ist nicht übertrieben zu sagen, dass die Fakultät und die Erziehungswissenschaft als Disziplin ohne sein Wirken eine andere wären. Wir haben ihm viel zu verdanken. Seiner Familie gilt unser tiefes Mitgefühl“, so Ullrich Bauer, Dekan der Fakultät für Erziehungswissenschaft.

Hans-Uwe Otto wurde 2008 nach mehr als 30-jähriger Tätigkeit an der Universität Bielefeld pensioniert. Bis zuletzt arbeitete er jedoch weiter als Senior Researcher an Europäischen Forschungsprojekten wie beispielsweise dem EU-Projekt „SocIEtY“ zur Lebensqualität benachteiligter Jugendlicher in Europa und war Sprecher des Bielefelder Center for Education and Capability Research.
Hans-Uwe Otto wurde 1940 in Husum geboren. Nach seinem Studium in Dortmund und Münster promovierte er 1974 an der Universität Bielefeld, im gleichen Jahr trat er eine Professur an der Pädagogischen Hochschule Westfalen-Lippe in Bielefeld an. Seit 1979 war Otto Professor für Erziehungswissenschaft mit dem Schwerpunkt Sozialpädagogik an der Universität Bielefeld. Er war Dekan der Fakultät, damals noch Pädagogik, Prorektor für Lehre, Studienangelegenheiten und Weiterbildung der Universität von 1989 bis 1992 und kommissarischer Rektor der Pädagogischen Hochschule Halle-Köthen. Er war 1993/94 Vorsitzender des Lenkungsausschusses zum Aufbau des erziehungswissenschaftlichen Fachbereichs und Aufbaubeauftragter für das Zentrum für Schulforschung und Fragen der Lehrerbildung der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Hier erhielt er 1994 seine erste Ehrendoktorwürde.
Die Gestaltung der erziehungswissenschaftlichen Studiengänge, die Professionalisierung der „Sozialen Arbeit“ war Otto ein fundamentales Anliegen. Das zeigte sich auch in seinem wissenschaftspolitischen Erfolg beim Aufbau der Erziehungswissenschaft in Ostdeutschland Anfang der 1990er Jahre.
2007 erhielt er die Ehrendoktorwürde der TU Dortmund. 2008 wurde der Bielefelder Erziehungswissenschaftler gleich dreifach geehrt: Von der griechischen Universität loannina und der Staatlichen Universität St. Petersburg erhielt Hans-Uwe Otto weitere Ehrendoktorwürden. Die Deutsche Gesellschaft für Erziehungswissenschaft (DGfE) ernannte Otto zum Ehrenmitglied. Ausschlaggebend waren die Verdienste um die Entwicklung der deutschen Erziehungswissenschaft und insbesondere der Sozialpädagogik.
Bielefeld University Press wird ein Jahr alt
Im November 2019 feierte Bielefeld University Press (BiUP) ihre Gründung. Seitdem hat die Universität Bielefeld ihren eigenen Wissenschaftsverlag. BiUP tritt an, um Spitzenforschungsergebnisse von nationalen und internationalen Wissenschaftler*innen aus den unterschiedlichsten Fachbereichen der Humanities (Geisteswissenschaften) zu veröffentlichen. Das Konzept von Anfang an: Eine Kooperation mit dem etablierten Bielefelder Wissenschaftsverlag transcript und die Fokussierung auf Open-Access-Publikationen. Die erste Zwischenbilanz fällt – trotz der Corona-Krise – mehr als positiv aus: Der Verlag hat deutlich mehr hochwertige Publikationsprojekte als erwartet umgesetzt und entwickelt sein auch im internationalen Vergleich unverkennbares Profil konsequent weiter.
(mehr …)Größter deutschsprachiger Soziologiekongress 2022 in Bielefeld
Der 41. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologie (DGS) findet in zwei Jahren an der Universität Bielefeld statt. Das wurde jetzt zum Abschluss des in diesem Jahr ausgetragenen Kongresses bekannt gegeben. Die Konferenz ist der größte Soziologiekongress im deutschsprachigen Raum: Bis zu 2500 Wissenschaftler*innen werden dazu vom 26. bis zum 30. September 2022 an der Universität Bielefeld erwartet. Die rund 200 Vorträge, Workshops und weiteren Veranstaltungen stehen unter dem Gesamtthema „Polarisierte Welten“. Federführend organisiert wird der Kongress von der Fakultät für Soziologie.
(mehr …)Forum Offene Wissenschaft nur digital
Die Veranstaltungsreihen des Forums Offene Wissenschaft (FOW), die sich immer auf ein bestimmtes Leitthema beziehen, leben von Präsenzvorträgen mit anschließender Publikumsdiskussion in der Universität. Dies ist im Wintersemester 2020/2021 aufgrund der Pandemie-Situation nicht möglich. Das Organisationsteam hat deshalb entschieden, das geplante Vortragsprogramm zum Thema Biotechnologie um ein Jahr zu verschieben. Stattdessen bietet das FOW „Highlights“ der vergangenen Semester. Sie werden ab dem 1. November 2020 bis zum Ende des Jahres jeden Sonntag um 14 Uhr im Campusradio Hertz 87.9 gesendet.
Im Januar und Februar 2021 sollen dann zur gewohnten FOW-Zeit – montags um 18.15 Uhr – Live-Vorträge über die Online-Plattform „Zoom“ gehalten werden, die interessierte Bürger*innen und Studierende kostenfrei hören können. Die Live-Vorträge sollen interdisziplinäre Perspektiven auf die Corona-Pandemie werfen und zugleich auf die jeweils um ein Jahr verschobenen Vortragsreihen der folgenden Semester vorbereiten: Im Sommersemester 2021 geht es um „Protestbewegungen auf dem Prüfstand“. Im Winter 2021/22 dann um das Thema: „Revolutioniert die Biotechnologie unsere Gesellschaft? Chancen, Risiken, Wahrnehmung.“
Homepage des Forums Offene Wissenschaft: Hier gibt es insbesondere Informationen zur Teilnahmemöglichkeit an den Online-Veranstaltungen.
Probestudium Chemie mit Vorträgen und Laboransichten
Mit einer Experimentalshow startet am 10. November das Probestudium Chemie an der Universität Bielefeld. Lehrende der Fakultät für Chemie haben das Format des Probestudiums neu konzipiert und in digitale Lehrformate übertragen. Sie geben interessierten Schülerinnen bis zum 15. Dezember einen Einblick in das Chemiestudium. Anmeldungen von Oberstufenschülerinnen für das digitale Schnupperstudium sind bis zum 22. Oktober möglich.
(mehr …)Campus Süd: Der aktuelle Stand der Baumaßnahmen
Rund um Morgenbreede und Konsequenz geht die Entwicklung des Campus Süd der Universität Bielefeld sichtbar voran. Verschiedene Maßnahmen zeigen an, dass die Medizinische Fakultät nun auch baulich umgesetzt wird: Aktuell wird die Baustraße zwischen Wertherstraße und Konsequenz errichtet und der Campus Süd an das Fernwärmenetz der Stadt angeschlossen. Die Erweiterung des Gebäudes Z ist kurz vor der Fertigstellung und dem-nächst beginnen Rodungsarbeiten hinter dem Gebäude der Verhaltensforschung. Auf dieser Fläche sollen ab dem kommenden Jahr die nächsten beiden Neubauten R.6 und R.7 für die Medizinische Fakultät entstehen.
Baustellenlogistik
Um die Baustellenlogistik zu erleichtern und Beeinträchtigungen des Verkehrs auf umliegenden Straßen zukünftig so gering wie möglich zu halten, wurde Ende August mit dem Bau der Baustraße zwischen Wertherstraße und Konsequenz begonnen.
Zudem beginnen die Stadtwerke Bielefeld, die Medizinische Fakultät auf dem Campus Süd an das Fernwärmesystem anzuschließen. Dies macht eine temporäre Sperrung der Voltmannstraße zwischen Universitätsstraße und Wertherstraße notwendig. Betroffen ist die Spur Richtung Wertherstraße, die Morgenbreede/Konsequenz bleibt befahrbar.
Beide Maßnahmen sollen bis zum Jahresende abgeschlossen sein.

Neubauten
Neben laufenden, fakultätsübergreifenden Bauprojekten wie dem neuen Hörsaalgebäude und der Erweiterung des Gebäudes Z wurde mit der Auftragsvergabe für das Medizingebäude R.2 im September das erste Neubauprojekt speziell für die Medizin gestartet. Dieses soll bis Ende 2021 abgeschlossen werden. Dem bereits bestehenden Innovationszentrum Campus Bielefeld (ICB, zukünftig R.1 genannt), das die Universität größtenteils angemietet hat und dem neuen Gebäude R.2 direkt daneben sollen insgesamt sieben weitere Baumaßnahmen entlang der Morgenbreede/Konsequenz folgen. Als nächstes sollen ab dem kommenden Jahr die Bauarbeiten zum Medizin-Hörsaal (Gebäude R.6) sowie für ein neues Tierhaus (Gebäude R.7) beginnen.
Rodungsarbeiten
Vorbereitend für die Baumaßnahmen im kommenden Jahr muss die Universität die Bäume hinter dem aktuell von der Verhaltensforschung genutztem Gebäude roden lassen. Die Rodungsarbeiten beginnen im Oktober, sie sollen 3 Wochen dauern. Grundsätzlich ist eine Rodung lediglich in einem gesetzlich festgelegten Zeitraum von Oktober bis Februar möglich. Die Rodungsarbeiten für die Gebäude der Medizinischen Fakultät umfassen insgesamt ca. 800 Bäume und finden in zwei Abschnitten statt. Im Oktober 2020 werden etwa zwei Drittel der Gesamtfläche gerodet, ein weiteres Drittel zu einem späteren Zeitpunkt. Die sogenannten Naturdenkmäler, also die nach dem Naturschutzgesetz als besonders schützenswert definierten Bäume, bleiben dabei erhalten.
Ausgleich für Rodungsflächen
Die Universität hat sich bei der Vorstellung des Standortskonzepts Campus Süd dazu verpflichtet, notwendige Eingriffe in die Natur für die Baumaßnahmen der Medizinischen Fakultät so gering wie möglich zu halten. Daher ist es ihr ein wichtiges Anliegen, Ausgleich für die gerodeten Flächen zu schaffen. Zunächst finanziert die Universität die Herstellungs- und Pflegekosten auf einem rund 6.000 m² großen Offenlandbiotop in Heepen (am Schelpshof). Zudem ist geplant, dass die Universität an die Stadt einen Ausgleichsbetrag zahlt mit dem Zweck der Aufforstung von 28.000 qm. Der Vertrag soll in Kürze abgeschlossen werden. Die Stadt Bielefeld verpflichtet sich darin, das Geld zweckgebunden zur Aufforstung einzusetzen.
Zudem verschenkt die Universität Obstbäume an ihre Beschäftigten. Bei der Aktion haben sich über 1.200 Mitarbeiter*innen bereit erklärt, Bäume in ihren Gärten oder auf Terrassen in und um Bielefeld zu pflanzen. Diese Obstbäume werden noch in diesem Herbst an die Beschäftigten ausgegeben.
Die Medizinische Fakultät
Im Sommer 2017 hat die Landesregierung Nordrhein-Westfalen die Einrichtung einer Medizinischen Fakultät in Ostwestfalen-Lippe in Bielefeld beschlossen. Ende 2019 wurde das Konzept die Erweiterung des Universitätsstandorts in Bielefeld verabschiedet. Insgesamt sollen entlang Morgenbreede/ Konsequenz rund 31.500 Quadratmeter Hauptnutzfläche für Forschung, Lehre und Büros entstehen. Die Universität schafft damit Platz für geplant 2.000 Studierende und für die Beschäftigten der Medizinischen Fakultät. Die ersten Studierenden sollen bereits im Wintersemester 2021/2022 ihr Studium beginnen.
Weitere Informationen:
• Pressemitteilung vom 11. September 2020: Startschuss für ersten Neubau der Medizinischen Fakultät OWL
• Meldung vom 27. August 2020: Arbeiten für Baustraße beginnen
• Meldung vom 20. Dezember 2019: Standortkonzept für den Campus Süd der Universität Bielefeld steht
Schwerpunktthema Zensur: „Eine Uni – ein Buch“ und mehr
„Möglichst flächendeckend“, soll bis Ende 2021 an der Universität Bielefeld über das stets aktuelle Thema „Zensur“ diskutiert werden, so wünscht es sich der Programmleiter des Zentrums für Ästhetik Dr. Hans-Martin Kruckis: „‘Zensur‘, das ist ein komplexer, schillernder und viel weniger eindeutiger Begriff als es zunächst scheint, ein Begriff, der in einer demokratischen und sich dynamisch entwickelnden Gesellschaft immer wieder neu diskutiert und definiert werden muss.“ Podcasts, Diskussionen, eine Audio-Installation – Kunst und Wissenschaft beleuchten das Thema aus unterschiedlichen Perspektiven. Und alle Beschäftigten sind aufgerufen, selbst Vorschläge zur Darstellung des Themas zu machen.
Ein Aspekt von „Zensur“ ist besonders aktuell: Fake News-Erfinder und Verschwörungstheoretiker sind schnell mit dem Zensur-Vorwurf bei der Hand, wenn seriöse Medien es ablehnen, ihre Ansichten zu verbreiten. Kruckis: „Zensur“ ist zum Totschlagargument und zum (oft rechtspopulistischen) Kampfbegriff geworden.“

„Achtung Zensur!“ – Der Wegweiser durch das Dickicht
Dr. Hans Martin Kruckis: “Es gibt einen großartigen Wegweiser durch das Dickicht um den Begriff: Das Buch „Achtung Zensur! Über Meinungsfreiheit und ihre Grenzen“ der Kasseler Literaturwissenschaftlerin Nikola Roßbach.“ Es verschaffe einen fundierten Überblick über die enorme Bandbreite des Phänomens. „Und das Schöne ist dabei, dass es ganz unakademisch daher kommt, spannend zu lesen ist und zugleich äußerst differenziert argumentiert.“ Zu Beginn des Jahres hatte das Zentrum für Ästhetik finanzielle Unterstützung im Programm „Eine Uni – ein Buch“ des Stifterverbandes für die Deutsche Wissenschaft eingeworben, um „Achtung Zensur!“ auf allen Ebenen der Universität und in den unterschiedlichsten Formen zu diskutieren. Wegen Corona musste die geplanten Veranstaltungen dazu abgesagt werden.

Diskussionsbeiträge im Netz
Manches konnte man aber auch ins Netz transferieren. In einem auf viele Folgen angelegten Podcast in Kooperation mit dem Campusradio Hertz 87,9 äußern sich beispielsweise renommierte Bielefelder Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zu unterschiedlichen Aspekten von Zensur. Aber auch mit künstlerischen Mitteln erfolgt die Auseinandersetzung mit dem Thema: Der Klangkünstler Marcus Beuter hat sich in einer Audio-Installation mit dem Umgang deutscher Gerichte und Behörden mit der Gemeinnützigkeit von politischen Vereinigungen wie „Attac“ auseinandergesetzt. Die English Drama Group der Universität Bielefeld bezieht sich in kurzen Videos auf das Thema „Mental Health und Selbstzensur“, und vieles weitere aus Kunst und Wissenschaft soll aus ganz unterschiedlichen Blickwinkeln in den nächsten Monaten folgen. „Dazu gehört auch, mit prominenten Expertinnen und Experten über die Hauptthesen von Roßbachs Buch zu diskutieren – nicht zuletzt mit der Autorin selbst. Und das hoffentlich irgendwann auch wieder in öffentlichen Präsenzveranstaltungen!“, hofft Kruckis.
Rektor Professor Dr.-Ing. Gerhard Sagerer zeigt sich über die Belebung der Debattenkultur an der Universität sehr erfreut: „Ich begrüße es ausdrücklich, dass auch unter Corona-Bedingungen an der Universität Bielefeld gesamtgesellschaftlich wichtige Diskussionen geführt werden, und lade alle ein, sich daran zu beteiligen. Wo Zensur anfängt, ist in vielen Fällen schwieriger zu bestimmen, als man auf den ersten Blick erwarten würde. Soviel ist für mich aber klar: Für den Wissenschaftsbetrieb ist es essenziell, die Freiheit von Forschung und Lehre immer und ohne Wenn und Aber zu verteidigen!“
Für genügend Exemplare ist gesorgt!
In Zusammenarbeit mit dem Zentrum für Ästhetik hat die Universitätsbibliothek zahlreiche Exemplare von „Achtung Zensur!“ angeschafft und bietet sie sowohl im Universitätshauptgebäude (Bibliothek Linguistik und Literaturwissenschaft) wie im Gebäude X (Soziologie) zur Ausleihe an. In der Bibliothek der Linguistik und Literaturwissenschaft steht dazu eine Vitrine, in der neben „Achtung Zensur!“ weitere Literatur zum Thema ausgestellt ist.
Das Zentrum für Ästhetik freut sich über Wünsche und Ideen zur Belebung der Diskussion und eigene Vorschläge, wie man an das Thema „Zensur“ herangehen könnte. Bis Ende 2021 sei ausreichend Zeit, dass man viele Ideen realisieren könnte, meint Hans-Martin Kruckis.
Andreas Hettich komplettiert das iFUn
Das an der Universität Bielefeld angesiedelte „Institut für Familienunternehmen“ (iFUn) wächst: Dr. Andreas Hettich, Beiratsvorsitzender und Hauptgesellschafter der Hettich-Gruppe, wird ab dem Wintersemester 2020/21 sowohl als Lehrbeauftragter als auch als Forscher in Fragen zur Führung von Familienunternehmen mitwirken.
(mehr …)Hunger macht draufgängerisch
Neue Lebensräume in unbekanntem Gelände erkunden, auf die Suche nach neuen Nahrungsquellen gehen und dabei Gefahr zu laufen, von einem Fressfeind erwischt zu werden: Für Tiere in der freien Wildbahn steckt das Leben voller riskanter Situationen mit ungewissen Ausgang. Nicht selten hängt von einer Entscheidung sogar das eigene Überleben ab. Wie sich das Tier entscheidet, ob es ein Risiko eingeht oder der Gefahr eher ausweicht, ist individuell ganz unterschiedlich. Ein Forschungsteam der Universitäten Bielefeld und Jena zeigt in einer Meta-Studie, dass schwierige Lebensverhältnisse Tieren im späteren Leben eine höhere Risikobereitschaft verleihen.

„So wie es unter uns Menschen eher vorsichtige und eher draufgängerische Zeitgenossen gibt, so finden sich auch unter Tieren einer Art Individuen mit geringer oder höherer Risikobereitschaft“, sagt Professor Dr. Holger Schielzeth von der Universität Jena. Diese Unterschiede seien zu einem gewissen Grad angeboren, zu einem nicht unerheblichen Teil aber auch der individuellen Entwicklung geschuldet, so der Populationsökologe. Wie Schielzeth und sein Kollege Professor Dr. Klaus Reinhold von der Universität Bielefeld mit ihren Forschungsteams jetzt in einer umfangreichen Meta-Studie zeigen, wird die Risikobereitschaft eines Tieres in entscheidendem Maße von den Ernährungsbedingungen während des Aufwachsens geprägt. Das berichten die Forschenden in der aktuellen Ausgabe des Fachmagazins „Biological Reviews“.
Studienergebnisse von über 100 Tierarten verglichen
Für ihre Untersuchung haben die Forschenden um Erstautor Nicholas Moran über 120 experimentelle Studien mit mehr als 100 Tierarten ausgewertet und deren Ergebnisse analysiert, darunter beispielsweise Untersuchungen an Spinnen, Insekten, Krebsen, Fischen, Amphibien und Vögeln. Allen Einzelstudien gemein war, dass die Tiere Phasen guter oder schlechter Nahrungsversorgung durchlebt hatten und später im Leben ihre Risikobereitschaft gemessen wurde. Dazu gab es zwei gegensätzliche Hypothesen: „Zum einen konnte man annehmen, dass Tiere, denen es immer gut ging und die daher in besserem Zustand sind, mehr zu verlieren haben und sie deshalb weniger risikobereit sind“, sagt Klaus Reinhold. Zum anderen, so setzt der Bielefelder Evolutionsbiologe fort, könne aber umgekehrt ein besserer Ernährungsstatus dazu führen, dass sie einer riskanten Situation leichter entkommen und sie ein Risiko deswegen eher eingehen können.
Die Auswertung der Ergebnisse aller untersuchten Studien brachte nun Klarheit. Ein schlechter Versorgungszustand bringt die Tiere dazu, höhere Risiken einzugehen: Um durchschnittlich 26 Prozent steigt die Risikobereitschaft an, wenn die Tiere zu einem früheren Zeitpunkt hungern mussten. „Dieses Ergebnis hat uns in seiner Deutlichkeit überrascht“, sagt Holger Schielzeth. Der Zusammenhang gelte praktisch für alle untersuchten Verhaltenskontexte, wie Explorationsverhalten, Abwanderung, Nahrungssuche mit Risiko quer durch alle untersuchten Arten. Natürlich gäbe es auch Variation in der Stärke des Effektes. Dennoch vermutet Schielzeth, dass dieser Zusammenhang zumindest zu einem gewissen Teil auch beim Menschen bestehen könnte, immerhin sei er auch eine „Tierspezies“.
Die vorgelegte Meta-Analyse ist im Rahmen des Sonderforschungsbereichs Transregio 212 „Eine neue Synthese zur Individualisation für die Verhaltensforschung, Ökologie und Evolution: Nischenwahl, Nischenkonformität, Nischenkonstruktion (NC³)“ entstanden, der an den Universitäten Bielefeld und Münster angesiedelt und an dem die Universität Jena beteiligt ist. In dem Sonderforschungsbereich verknüpfen 40 Forschende der Universitäten Bielefeld, Münster und Jena
Verhaltensbiologie und Evolutionsforschung mit theoretischer Biologie und Philosophie. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) fördert NC³ seit Januar 2018.
Genomforscher Alfred Pühler wird Ehrensenator der Universität Bielefeld
Über ein ganz besonderes Geschenk zum 80. Geburtstag kann sich Professor Dr. Alfred Pühler freuen: Die Universität Bielefeld ehrt seine Verdienste für die Forschung auf dem Gebiet der Biotechnologie und für die Universität mit der Verleihung der Ehrensenatorwürde. Rektor Professor Dr. Ing. Gerhard Sagerer und die stellvertretende Senatsvorsitzende Dr. Beate Lingnau überreichten ihm jetzt die Urkunde.
Darin heißt es: „Die Universität ehrt mit der Ehrensenatorwürde den unermüdlichen Einsatz Alfred Pühlers für sein Fach. Er hat die Genomforschung und die Biotechnologie früh an der Universität Bielefeld verankert und einzigartige Forschungsinfrastrukturen geschaffen, durch die die Universität internationale Sichtbarkeit gewonnen hat.“ Zudem wird hervorgehoben, wie er „mit Ausdauer und Mut“ die Einbindung seines Fachgebiets in Fachverbände und Akademien wie auch den Dialog mit Gesellschaft und Politik betrieben hat.

Der Biologe und Genomforscher Alfred Pühler lehrt und forscht seit 1979 an der Universität Bielefeld und gilt als Pionier auf dem Gebiet der Biotechnologie. Er war von 1992 bis 1994 Prorektor für Forschung. Im Jahr 2000 wurde die Universität Bielefeld durch sein Engagement zu einem der ersten Kompetenzzentren für Bioinformatik und Genomforschung. Von 2004 bis zu seiner Emeritierung 2008 war er Sprecher des von ihm mitgegründeten Centrums für Biotechnologie (CeBiTec). Heute forscht er als Senior Research Professor am CeBiTec und ist Koordinator des 2015 gegründeten Deutschen Netzwerks für Bioinformatik-Infrastruktur (de.NBI), dessen Geschäftsstelle am CeBiTec angesiedelt ist.
Pühlers Rang als Forscher spiegelt sich auch in seinen Mitgliedschaften in drei Akademien der Wissenschaften wider: Seit 1993 ist er Ordentliches Mitglied der Nordrhein-Westfälischen Akademie der Wissenschaften. Im Jahr 1999 wurde er in die Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina gewählt und seit 2004 gehört er der Deutschen Akademie der Technikwissenschaften an. Hinzu kommen zahlreiche Gremientätigkeiten nicht nur in den Fachgesellschaften, so beriet er zum Beispiel die Bundesregierung im Wissenschaftsrat und im Bioökonomierat.
Pühler hat sich im öffentlichen Dialog stets für die Akzeptanz der Genomforschung besonders auf dem Gebiet der bakteriellen Genomforschung eingesetzt und den Nutzen für die Landwirtschaft, die Pharmazie und den Umweltschutz herausgestellt. Unter anderem dafür wurde er 2009 mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet.
Als Ehrensenatoren werden Personen geehrt, die sich um die Universität in herausragender Weise verdient gemacht haben. Mit ihrem Wirken haben sie die Universität national und international sichtbar gemacht beziehungsweise Bedingungen geschaffen, die dies ermöglichen. Die Ehrung wird durch den Senat verliehen. Pühler ist der 17. Ehrensenator der Universität Bielefeld.
Alle Ehrensenator*innen der Universität Bielefeld
Universitätsklinikum OWL ist Teil des Nationalen Forschungsnetzwerks der Universitätsmedizin zu Covid-19
Das Universitätsklinikum OWL (UK OWL), d.h. das Evangelische Klinikum Bethel, das Klinikum Bielefeld und das Klinikum Lippe, ist dem Netzwerk Universitätsmedizin zu Covid-19 beigetreten. Priv.-Doz. Dr. med. Johannes-Josef Tebbe vom Klinikum Lippe übernimmt für das UK OWL die Projektleitung in diesem nationalen Netzwerk. Im Rahmen des Covid-19-Projektes hat sich eine Arbeitsgruppe aus Vertreter*innen des Universitätsklinikums OWL und der Medizinischen Fakultät OWL gebildet, welche die Forschungsaktivitäten bündelt und koordiniert. Damit nutzt das UK OWL die Chance, sich im Verbund mit den anderen Universitätskliniken auf das Pandemiemanagement strukturell vorzubereiten.
Um die Forschungsaktivitäten zu Covid-19 bundesweit zu bündeln und zu stärken, fördert das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) den Aufbau des von der Charité koordinierten Netzwerks Universitätsmedizin (NUM) mit 150 Mio. EUR für ein Jahr (Laufzeit: 01.04.2020 bis 31.03.2021). Das NUM verfolgt das Ziel, die Corona-Pandemie durch eine optimale Zusammenarbeit schneller und effektiver bekämpfen zu können. Alle Aktivitäten sollen dazu beitragen, auf Pandemien besser eingestellt zu sein.
Durch den kontinuierlichen Austausch sowie das Lernen von- und miteinander möchten die Partner*innen gesicherte Erkenntnisse dazu liefern, wie die Bedingungen und Abläufe in den Krankenhäusern und die Versorgung in den Regionen verbessert werden können. Innerhalb kürzester Zeit haben sich sämtliche Universitätskliniken dem Netzwerk angeschlossen – das ist in der biomedizinischen Forschung in Deutschland in dieser übergreifenden Form bisher einmalig.
Professorin Dr. med. Claudia Hornberg, Gründungsdekanin der Medizinischen Fakultät OWL, sieht in dieser Kooperation eine große Chance: „Wir freuen uns, dass wir zu einem frühen Zeitpunkt während des Aufbaus des Universitätsklinikums OWL Mitglied des NUM geworden sind. Die Zusammenarbeit kann dazu beitragen, Erkenntnislücken in der Pandemieforschung zu schließen.“
Gemeinsames Ziel ist es, die Corona-Pandemie schneller und effektiver bekämpfen zu können. Priv.-Doz. Dr. med. Johannes-Josef Tebbe sagt: „Mit der Einbindung in das Netzwerk Universitätsmedizin bietet sich für das UK OWL die Gelegenheit, durch einen kontinuierlichen wissenschaftlichen Austausch gesicherte Erkenntnisse für die Versorgung der Bevölkerung umzusetzen. Darüber hinaus bewirkt die intensive Zusammenarbeit zwischen UK OWL und der Medizinischen Fakultät OWL einen deutlichen Schub zum weiteren Aufbau der Forschungsstrukturen, auch weit über das Thema COVID-19 hinaus.“
Das Netzwerk Universitätsmedizin möchte dazu beitragen, Wissen über ein effektives Pandemiemanagement für die Region OWL zu gewinnen. Im Mittelpunkt steht die Frage nach angepassten Versorgungsstrukturen, Prozessen sowie Organisationsformen, aber auch Formen und Verfahren der Zusammenarbeit von Politik und Wissenschaft sowie Merkmale einer zielführenden Krisenkommunikation.
Weitere Informationen:
Website des Netzwerks Universitätsmedizin
Sperrung der Voltmannstraße wegen Fernwärmearbeiten
Ab kommenden Montag (5.10.) finden in der Voltmannstraße zwischen Universitätsstraße und Morgenbreede Bauarbeiten am Versorgungsnetz statt. Die Voltmannstraße wird dafür in diesem Teilstück von der Universitätsstraße in Richtung Wertherstraße für den Autoverkehr voll gesperrt. Die andere Fahrbahn von der Wertherstraße in Richtung Universitätsstraße ist weiterhin befahrbar. Die Morgenbreede ist während der Baumaßnahmen ausschließlich von der Wertherstraße aus zu erreichen.
Für den Autoverkehr Richtung Wertherstraße sind auf der Voltmannstraße Umleitungen über die Kurt-Schumacher-Straße und den Zehlendorfer Damm ausgeschildert. Autofahrer*innen sollten den Hinweisschildern „U2“ folgen. Für Fußgänger und Radfahrer ist die Baustelle während der gesamten Dauer der Baumaßnahme passierbar. Autofahrer*innen sollten vor Ort die ausgeschilderten Wege nutzen.
Die Baumaßnahme dient der Anbindung der Medizinischen Fakultät an das Fernwärmenetz und wird voraussichtlich Ende 2020 abgeschlossen sein.

Parallel zur Baustelle auf der Voltmannstraße kommt es auch auf der Wertherstraße aktuell zu Einschränkungen des Autoverkehrs aufgrund von Bauarbeiten. Hier wurde eine Baustellenampel eingerichtet.
Mehr Informationen
Die neuen Anfechtungen der Frauen- und Geschlechterrechte
Gleiche Rechte für alle Menschen aller Geschlechter: Das galt lange als ein zwar noch nicht erreichtes, aber unumstrittenes Ziel. Doch diese Einigkeit ist in letzter Zeit brüchig geworden – der Einsatz für Gleichheit wird als „Gender-Ideologie“ kritisiert. Warum und auf welche Weisen sind Frauen- und Geschlechterrechte in verschiedenen Ländern weltweit zu einem umstrittenen Feld geworden? Damit befasst sich ab Oktober die neue ZiF-Forschungsgruppe „Global Contestations of Women’s and Gender Rights“ (Weltweite Anfechtungen von Frauen*- und Geschlechterrechten) im Zentrum für interdisziplinäre Forschung (ZiF) der Universität Bielefeld. Die Forschungsgruppe startet ihre Arbeit mit einer vor Ort und online abgehaltenen internationalen Eröffnungstagung vom 7. bis zum 9. Oktober am ZiF.

„Menschen- und Gleichheitsrechte waren niemals wirklich universell und inklusiv“, sagt die Soziologin Privatdozentin Dr. Alexandra Scheele von der Universität Bielefeld. Sie leitet die Forschungsgruppe zusammen mit Professorin Dr. Julia Roth (Amerika-Studien und Gender-Forschung) und Professorin Dr. Heidemarie Winkel (Soziologie), ebenfalls beide von der Universität Bielefeld. „Ein neues Phänomen ist, dass die bisherige Einigkeit über die Wichtigkeit von Gleichheit seit einiger Zeit strittig ist“, berichtet Julia Roth. „Das beobachten wir zum Beispiel in Ungarn, Polen, Russland, Brasilien und den USA, aber auch in Deutschland.“
Häufig gehe die Infragestellung von Gleichheitsrechten mit einer Dämonisierung von Geschlechterpolitiken und -rechten als „Gender-Ideologie“ einher, sagt Heidemarie Winkel. Damit werde versucht, Stimmung gegen Gleichheitsstandards und Geschlechterrechte zu machen. Dies führe dazu, Grenzen zwischen Bevölkerungsgruppen zu ziehen und gefährde so den sozialen Zusammenhalt.
Um eine interdisziplinäre und internationale Perspektive auf diese Vorgänge zu gewinnen, haben die Bielefelder Forscherinnen 17 renommierte Wissenschaftler*innen eingeladen: unter anderem aus Kolumbien, Pakistan, Israel, Palästina, Nigeria, Ungarn, Großbritannien und den USA. Beginnend mit der Eröffnungskonferenz werden sie von Oktober 2020 bis Juli 2021 für zehn Monate gemeinsam am ZiF forschen.
„Wir möchten klären, was Gleichheit unter den aktuellen Bedingungen überhaupt bedeuten kann“, sagt Julia Roth. Dazu werden die Teilnehmer*innen nach den strukturellen, institutionellen und
sozio-kulturellen Ursachen der weltweit zunehmenden Anfechtungen von Gleichheitsprinzipien fragen. Außerdem untersuchen sie die Gemeinsamkeiten und wechselseitigen Abhängigkeiten dieser Prozesse. Dabei stehen vor allem drei Themen im Vordergrund: Staatsbürgerschaft und sexuelle Rechte, geschlechtliche Arbeitsteilung sowie die Instrumentalisierung von Religion.
Die Eröffnungstagung der ZiF-Forschungsgruppe trägt den Titel „Mapping Women’s and Gender Rights as a Globally Contested Arena“. An der Tagung werden die Fellows (Mitglieder) der Forschungsgruppe und darüber hinaus weitere international renommierte Forscher*innen teilnehmen. Zudem sind zum ersten Mal Stipendiatinnen des neuen Norbert-Elias-Förderprogramms für afrikanische Forscher*innen an der Forschungsgruppe beteiligt.
Das Zentrum für interdisziplinäre Forschung (ZiF) der Universität Bielefeld ist eine unabhängige, thematisch ungebundene Forschungseinrichtung und steht Wissenschaftler*innen aller Länder und aller Disziplinen offen. ZiF-Forschungsgruppen sind längerfristige, interdisziplinäre Projekte und stehen im Mittelpunkt der Arbeit des ZiF. Neben regelmäßigen Arbeitstreffen veranstalten die Forschungsgruppen Konferenzen, Workshops und Vorträge.
Für Interessierte ist eine Online-Teilnahme möglich. Dazu wird um Anmeldung im ZiF-Tagungsbüro bei Marina Hoffmann (marina.hoffmann@uni-bielefeld.de) gebeten. Journalist*innen sind herzlich eingeladen, über die Tagung zu berichten. Die Tagungssprache ist Englisch.
Weitere Informationen:
Website der Forschungsgruppe
Bielefelder Wissenschaftspreis 2020 für Medizinethikerin Bettina Schöne-Seifert
Der Bielefelder Wissenschaftspreis geht in diesem Jahr an eine Pionierin der modernen Medizinethik, die Münsteraner Professorin für Medizinethik Bettina Schöne-Seifert. Der Preis wird von der Stiftung der Sparkasse Bielefeld im Gedenken an den Bielefelder Soziologen Niklas Luhmann alle zwei Jahre vergeben und ist mit 25.000 Euro dotiert. Die Verleihung des Bielefelder Wissenschaftspreises findet voraussichtlich im Frühsommer 2021 in Bielefeld statt.
Der Vorsitzende der Jury für den Wissenschaftspreis und Rektor der Bielefelder Universität, Professor Dr.-Ing. Gerhard Sagerer, erläutert die Entscheidung der Jury:
„Bis heute hält sich hartnäckig die Vorstellung, dass sich die Moral von Ärztinnen und Ärzten wesentlich an dem aus der Antike stammenden Hippokratischen Eid bemisst. Dabei hat sich die medizinische Ethik in den letzten Jahrzehnten längst von dieser herkömmlichen Standesethik gelöst. Sie bildet eine vielfach aufgefächerte, hochprofessionelle Disziplin, die wesentlich zur Bewältigung der Probleme der modernen Medizin beiträgt. Frau Schöne-Seifert hat in diesem Prozess in Deutschland eine führende Rolle gespielt.“
Bettina Schöne-Seifert war langjähriges Mitglied des Deutschen Ethikrates und ist bis heute in zahlreichen Akademien und Kommissionen aktiv. Schon während ihres Studiums in Freiburg, Göttingen, Wien (Österreich), Los Angeles (USA) und Washington DC (USA) hat sie sich parallel mit Medizin und Philosophie auseinandergesetzt. Sie ist promovierte Ärztin und zugleich habilitierte Philosophin. In den USA lernte sie aus erster Hand die Diskussionskultur der sich damals gerade entwickelnden biomedizinischen Ethik kennen. Kennzeichnend für diese Ethik sind die Betonung sorgfältiger analytischer Argumentationen, die naturwissenschaftliche Fundierung und ihre liberale, menschenrechtlich geprägte Grundhaltung. Die Preisträgerin hat „dieses Verständnis medizinischer Ethik in Deutschland kenntnisreich und meinungsstark umgesetzt“, heißt es in der Jurybegründung.
„Ihre prägende Bedeutung für die deutsche Medizinethik liegt zum einen in ihren einflussreichen Beiträgen zu praktisch allen Debatten, die in den letzten dreißig Jahren in Deutschland geführt wurden: über Hirntod, Embryonenforschung, Sterbehilfe, Organtransplantation, Neurowissenschaften, dementielle Erkrankungen, Gerechtigkeit im Gesundheitswesen, Impfpflicht und Komplementärmedizin.“
Dabei beziehe Bettina Schöne-Seifert stets klar Position und scheue auch nicht vor öffentlichem Streit zurück, wie ihre engagierte Kritik an der Homöopathie in den letzten Jahren belege.
Zum anderen sei sie eine der führenden Theoretikerinnen des Konzepts der Autonomie von Patientinnen und Patienten in Deutschland. „Ihre Position ist dabei von einer großen Freiheitsliebe und tiefem Misstrauen gegenüber allen paternalistischen Tendenzen in der Medizinethik bestimmt“, so die Jury.
Dass die Preisträgerin sowohl Ärztin als auch Philosophin ist, merke man ihren Veröffentlichungen und öffentlichen Auftritten immer wieder an. Sie schaffe es wie kaum jemand anderes in Deutschland, die Brücke zwischen ganz konkreten Anliegen der medizinethischen Praxis und hoch abstrakten moralphilosophischen Debatten zu schlagen, ohne auf der einen oder anderen Seite Abstriche bei den professionellen Standards machen zu müssen. Dadurch habe die Preisträgerin einen einzigartigen Einfluss sowohl auf die klinische Ethik wie auf die systematische Philosophie.
Ein gutes Bild von der Breite ihrer Überlegungen vermittele auch ihr Lehrbuch „Grundlagen der Medizinethik“. Es stehe für eine weitere herausragende Eigenschaft der Preisträgerin, ihr Bemühen um die Vermittlung medizinethischer Inhalte in der Hochschullehre, an angehende Ärztinnen und Ärzte. Die Jury ist überzeugt, dass mit dem Wissenschaftspreis eine Forscherin geehrt wird, „die nicht nur ausgezeichnete medizinethische Forschungsergebnisse vorzuweisen hat, sondern auch dafür sorgt, dass diese den Menschen unmittelbar zugutekommen.“
Informationen zum Bielefelder Wissenschaftspreis:
Die Jury des Bielefelder Wissenschaftspreises
Der Bielefelder Wissenschaftspreis in Kürze:
- Seit 2004 verliehen durch die Stiftung der Sparkasse Bielefeld im Gedenken an Niklas Luhmann, in enger Zusammenarbeit mit der Stadt Bielefeld und der Universität Bielefeld.
- Für die Stiftung der Sparkasse ist der Preis ein wichtiges Element ihres Förderschwerpunktes „Wissenschaft und Forschung“, mit dem sie ihren Beitrag zur Weiterentwicklung des Hochschulstandortes Bielefeld leisten möchte.
- Der Preis ist mit 25.000 Euro dotiert und wird alle zwei Jahre verliehen.
- Er richtet sich an Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus dem In- und Ausland, insbesondere aus den Gesellschafts-, Sozial- und Lebenswissenschaften.
- Über die Preisträger entscheidet eine Jury, die sich aus namhaften Persönlichkeiten zusammensetzt. Den Vorsitz hat Prof. Dr.-Ing. Gerhard Sagerer (Rektor Universität Bielefeld). Die weiteren Jurymitglieder sind:
Prof. em. Dr. Dieter Grimm (Humboldt-Universität zu Berlin), Prof’in em. Dr. Bettina Heintz (Universität Luzern); Prof’in Dr. Ulrike Davy (Universität Bielefeld), Prof’in Dr. Julia Fischer (Universität Göttingen), Dr. Thomas Assheuer (Wochenzeitung „Die Zeit“). Beratende Mitglieder: Pit Clausen (Oberbürgermeister Stadt Bielefeld), Michael Fröhlich (Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Bielefeld und ihrer Stiftung).
Preisträger 2004 bis 2018
Bisherige Preisträger des Bielefelder Wissenschaftspreises waren:
2004 die deutschen Soziologen Renate Mayntz und Fritz W. Scharpf
2006 der amerikanische Rechtsphilosoph Ronald Dworkin
2008 der englische Historiker Quentin Skinner
2010 der deutsche Soziologe Hans Joas
2012 der österreichische Psychologe Josef Perner
2014 die amerikanische Wissenschaftshistorikerin Lorraine Daston
2016 der französische Historiker Pierre Rosanvallon
2018 die deutsche Historikerin Barbara Stollberg-Rilinger
Die Universität Bielefeld bildet aus
Die Bewerbungsfrist für die Ausbildungsstellen an der Universität Bielefeld für das Ausbildungsjahr 2021 läuft. Ausgeschrieben sind 25 Ausbildungsstellen in 13 unterschiedlichen Ausbildungsberufen. Die Bewerbungsfrist endet, je nach Beruf, am 30. September, 31. Oktober oder 30. November. Die Stellenausschreibungen mit den jeweiligen Anforderungsprofilen sind veröffentlicht unter https://www.uni-bielefeld.de/uni/karriere/stellen-ausbildung-1/.
Aktuell lernen 66 junge Menschen einen Ausbildungsberuf an der Universität Bielefeld. Die Bandbreite reicht von Biologielaborant*in bis Verwaltungsfachangestellter, von Fachinformatiker*in bis Sport- und Fitnesskauffrau*mann.

Mirja Hartmann vom Dezernat Personal und Organisation betont die Vorteile einer Ausbildung im Öffentlichen Dienst, speziell an der Universität Bielefeld: „Allen Auszubildenden bieten wir neben einem sicheren Ausbildungsplatz und einer Vergütung nach Tarifvertrag auch eine Jahressonderzahlung, Fahrtkostenzuschüsse, die volle Kostenübernahme für das Azubiticket, zahlreiche Fortbildungsmöglichkeiten und diverse Veranstaltungen im Rahmen der Ausbildung wie zum Beispiel Ausbildungsfahrten.“ Auch Praktika im Ausland seien möglich.
Ausführliche Informationen zu den einzelnen Ausbildungsberufen
Zweiter Auszug des Luhmannschen Zettelkastens jetzt online
Teile des Zettelkastens des Soziologen Niklas Luhmann sind jetzt online verfügbar. Der zweite Auszug der ersten Sammlung ist auf den Internetseiten des Niklas-Luhmann-Archivs einsehbar: https://niklas-luhmann-archiv.de. Knapp 3.300 Zettel wurden dafür transkribiert und editiert. Niklas Luhmann (1927-1998), der von 1968 bis 1993 an der Universität Bielefeld forschte und lehrte, ist neben Max Weber der berühmteste und wirkmächtigste deutsche Soziologe des 20. Jahrhunderts.
Knapp 3.300 Zettel wurden transkribiert und editiert. Screen: Universität Bielefeld „Die jetzt online verfügbare Abteilung zeigt beispielhaft die Verknüpfungslogik der Zettelsammlung“, erklärt der Projektkoordinator Johannes Schmidt. „Hier erreicht sie erstmals ihre spezifische Tiefenstruktur.“ Einen thematischen und theoriegeschichtlich bedeutsamen Schwerpunkt bildet die Abteilung „28 Das Wesen der Organisation grundsätzlich“, in der Luhmann seine Lektüreergebnisse der organisationswissenschaftlichen Literatur der späten 1950er und frühen 1960er Jahre versammelt.

Der umfangreiche wissenschaftliche Nachlass Luhmanns, den die Universität Bielefeld 2010 erwerben konnte, lässt den Autor und sein Theoriegebäude diesseits seiner publizierten Werke sichtbar werden. Das Langzeitforschungsprojekt „Niklas Luhmann – Theorie als Passion“ an der Fakultät für Soziologie, das von der Akademie der Wissenschaften und der Künste Nordrhein-Westfalen gefördert wird, erschließt und ediert den wissenschaftlichen Nachlass Luhmanns. Ein Schwerpunkt liegt in der digitalen Rekonstruktion des 90.000 Notizen umfassenden Zettelkastens.
Weitere Informationen zum Thema:
• Internetportal zum Luhmann-Nachlass geht online (Meldung vom 8. April 2019)
• research_tv-Beitrag über das Forschungsprojekt, das die Aufzeichnungen des Soziologen erschließt („Luhmanns Zettelkasten – Forschungsprojekt zu Niklas Luhmanns Nachlass beginnt“): (Veröffentlicht am 8. Juli 2015)
Zentrum für Deutschland- und Europastudien gehört zu Gewinnerprojekten
Das Zentrum für Deutschland- und Europastudien (ZDES / CGES), das gemeinsam von der Universität Bielefeld und der Staatlichen Universität St. Petersburg betrieben wird, zählt zu den Gewinnerprojekten im Wettbewerb „Brücken für die deutsch-russische Hochschul- und Wissenschaftszusammenarbeit“ und wird für besondere Verdienste in der Wissenschafts- und Bildungszusammenarbeit zwischen Deutschland und Russland ausgezeichnet.
Die Preisverleihung fand am 15. September im Rahmen der Abschlusskonferenz des „Deutsch-Russischen Themenjahres der Hochschulkooperation und Wissenschaft“ physisch und virtuell in Berlin und Moskau zugleich statt. Die Ehrung der Gewinner*innen in Berlin übernahmen Andreas Görgen, Leiter der Abteilung für Kultur und Kommunikation im Auswärtigen Amt sowie Sergei Jurjewitsch Netschajew, Botschafter der Russischen Föderation. Dr. Verena Molitor, wissenschaftliche Mitarbeiterin und Projektmanagerin des ZDES in Bielefeld, nahm den Preis in Berlin entgegen.

Das Deutsch-Russische Themenjahr 2018 bis 2020, unter Schirmherrschaft von Außenminister Heiko Maas und seinem russischen Amtskollegen Sergej Lawrow, stand im Zeichen von Hochschulkooperation und Wissenschaft. Ziel des Themenjahres war es, die langjährigen und vielfältigen Beziehungen in Forschung und Lehre zwischen Hochschulen, Forschungseinrichtungen und Bildungsinstitutionen der Bundesrepublik Deutschland und der Russischen Föderation einer breiteren Öffentlichkeit vorzustellen und weitere Kooperationen und Forschungsprojekte zu initiieren.
Das Zentrum für Deutschland- und Europastudien (ZDES/CGES) ist ein Kooperationsprojekt der Universität Bielefeld und der Staatlichen Universität St. Petersburg. Es wurde im Jahr 2004 eingerichtet, wird vom DAAD aus Mitteln des Auswärtigen Amts gefördert und hat Büros an beiden Universitäten. Das Zentrum wird in Bielefeld von Professor Dr. Andreas Vasilache geleitet und widmet sich den Deutschland- und Europastudien in den Sozial- und Kulturwissenschaften. Es fördert die internationale wissenschaftliche Kooperation in den Bereichen von Lehre und Forschung sowie durch Austauschprogramme für Studierende und Wissenschaftler*innen.
- Weitere Informationen zum ZDES und zum Themenjahr
- Gewinnerprojekte des Wettbewerbs „Brücken für die deutsch-russische Hochschul- und Wissenschaftszusammenarbeit“:
Magazin des Innovationslabor OWL als Ersatz für Abschlussveranstaltung
Bereits 2017 haben die Hochschulen des Campus OWL das „Innovationslabor OWL“ ins Leben gerufen, um Gründungswillige auf ihrem Weg zum Start-Up zu beraten und zu unterstützen Nun ist die auf drei Jahre befristete Förderung des Ministeriums für Wirtschaft, Innovation, Digitalisierung und Energie NRW und des Ministeriums für Kultur und Wissenschaft des Landes NRW ausgelaufen.
In dieser Zeit hat das Labor viele Gründerinnen und Gründer beraten und ein breites Netzwerk gebildet. „Eigentlich war zum feierlichen Abschluss eine große Zusammenkunft aller Innovationslabore aus NRW geplant, diese konnten wir jedoch aufgrund der aktuellen Lage nicht durchführen“, erklärt Dr. Stefanie Pannier von der Fachhochschule (FH) Bielefeld. „Deshalb haben wir uns mit den Kolleginnen und Kollegen der anderen Hochschulen in OWL überlegt, ein Magazin herauszugeben, welches das Vorhaben auf andere Weise würdigt.“
Das Magazin zeigt auf mehr als 80 Seiten, welche Gründungsvorhaben durch das Innovationslabor in den vergangenen drei Jahren unterstützt und umgesetzt werden konnten. Gefördert wurden insgesamt 63 Projekte von Studierenden und Beschäftigten der Technischen Hochschule OWL, der Universität Paderborn, der Universität Bielefeld sowie der FH Bielefeld. Neben vielen spannenden Projekten finden Interessierte hier auch Einblicke in verschiedene Veranstaltungen des Innovationslabors sowie Empfehlungen zu Büchern und Podcasts, die sich um Gründungsthemen drehen.
Das Magazin steht auf der Website www.innovationslaborowl.de als PDF zum Download zur Verfügung. Eine gedruckte Version kann kostenlos per E-Mail an stefanie.pannier@fh-bielefeld.de angefragt werden.
Hilfe für Studierende in Not: Universitätsgesellschaft und Universitätsmitarbeitende spendeten
Im Juli initiierte der Allgemeine Studierendenausschuss (AStA) der Universität Bielefeld gemeinsam mit der Universitätsgesellschaft Bielefeld und dem Rektorat eine Spendenaktion für Studierende, die in Corona-Zeiten in Not geraten sind. Angeschrieben wurden alle Mitglieder der Universitätsgesellschaft sowie die Beschäftigten der Universität. Bisher sind auf dem Spendenkonto rund 36.000 Euro eingegangen. Ab dem 1. September können sich Studierende der Universität Bielefeld für eine einmalige Unterstützung in Höhe von 500 Euro bewerben. „Der Bedarf an unkomplizierter finanzieller Hilfe ist groß. Wir können daher noch weitere Spenden gebrauchen, damit möglichst viele Studierende ihr Studium weiterhin fortführen können“, betont Julius Troles, der AStA-Verantwortliche für die Aktion, „denn aktuell ist ein Ende der Krise nicht absehbar.“

Die Corona-Krise hat auch die Universität Bielefeld vor große Herausforderungen gestellt. Für einen Teil der Studierenden kommen neben der Umstellung des Lern- und Studienalltags große finanzielle Sorgen und Nöte hinzu. Sie können ihre Nebenjobs nicht mehr ausüben und damit ihren Lebensunterhalt nicht finanzieren. Hinzu kommt, da unter anderem die Mensen nur teilweise geöffnet sind, dass die Versorgung ohne Studierendenwerk teurer wird und die Unterstützung durch die Eltern durch die veränderte wirtschaftliche Lage teilweise wegfällt. Studierende mit Kindern und internationale Studierende sind besonders stark betroffen.
Mit der Initiierung des Notfallfonds setzen sich AStA, Universitätsgesellschaft und Rektorat der Universität Bielefeld dafür ein, dass niemand aufgrund der Corona-Krise das Studium aufgeben muss. „Es gibt zwar staatliche Hilfe, doch reicht diese nicht immer aus – teilweise wollen oder können Studierende diese auch nicht beantragen“, so Professor Dr.-Ing. Gerhard Sagerer, Rektor der Universität Bielefeld. Insbesondere sollen daher jene Studierende unterstützt werden, für die das Bundeshil-feprogramm nicht greift. Diese können sich über den AStA für den Notfallfond bewerben, der anhand eines den Studierenden zugewandten Kriterienkatalogs die Auswahl für die Förderung übernimmt.
Das Spendenkonto ist weiterhin offen. „Wir möchten auch Firmen und Privatpersonen außerhalb der Universitätsgesellschaft gewinnen, zu unterstützen“, erklärt Dr. Rainer Wend, Geschäftsführer der Universitätsgesellschaft Bielefeld. Spenden werden entgegen genommen unter Angabe des Verwendungszweckes „Corona-Hilfsfonds 2020“ auf folgendes Konto:
Empfänger: Universitätsgesellschaft Bielefeld
IBAN: DE90 4805 0161 0000 0522 09
BIC: SPBIDE3BXXX
Sparkasse Bielefeld
Weitere Informationen:
- für Spender*innen
- für Studierende zur Antragsstellung
- weitere Statements des AStA zur Situation der Studierenden in Corona-Zeiten
Förderung für virtuelle Hochschulkooperation OWL – Alberta
Pandemiebedingt hat sich die digitale Lehre an deutschen Universitäten und Hochschulen in den vergangen Monaten rasant weiterentwickelt. Diesen Aufschwung kann die Universität Bielefeld nun in besonderem Maße für ihre internationale Hochschulkooperation mit der kanadischen Region Alberta nutzen und dabei die internationale Digitalisierung vorantreiben. Das vom Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) bewilligte Projekt „We CAN Virtu-OWL“ zwischen ostwestfälischen Hochschulen und Partnerhochschulen der Region Alberta (Kanada) unter Leitung der Universität Bielefeld wird mit 210.000 Euro aus Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert.
Das unter der Federführung der Universität Bielefeld gemeinsam mit der Fachhochschule Bielefeld, der Universität Paderborn und der Technischen Hochschule OWL entwickelte Virtual-Exchange-Vorhaben wird bis Oktober 2021 gefördert. Dabei erweitert das Projekt die seit 2018 bestehende Kooperation des OWL-Hochschulnetzwerks mit vier kanadischen Hochschulen in Edmonton, Alberta (University of Alberta, MacEwan University, Concordia University of Edmonton und Northern Alberta Institute of Technology), um virtuelle Lehr- und Unterstützungsformate. Ziel ist es, Lehre in beiden Regionen digital und innovativ weiterzuentwickeln sowie internationale, interkulturelle Erfahrungen unabhängig von physischer Auslandsmobilität zu ermöglichen. Geplant ist, dass Lehrende und Lernende aus Ostwestfalen-Lippe und der Region Alberta in der digitalen Lehre zusammenkommen.
„Virtueller Austausch und virtuelle Mobilität werden in der weltweiten Hochschulzusammenarbeit in den kommenden Jahren nicht mehr wegzudenken sein. Wir freuen uns sehr, unser Pilotprojekt der OWL-Hochschulen mit unseren gemeinsamen kanadischen Partner*innen zu lancieren, um als Konsortium ein reichhaltiges, barrierefreies und interaktives Online-Angebot zur internationalen, kollaborativen Lehre zu erarbeiten“, so Professor Dr. Angelika Epple, Prorektorin für Internationales und Diversität der Universität Bielefeld.
Gerade für die Internationalisierung stelle die aktuell stattfindende Digitalisierung von Lehre, Lernen und Arbeiten große Chancen dar: Die beteiligten Hochschulen sind davon überzeugt, dass virtueller Austausch, insbesondere beim Unterrichten und beim Lernen in internationalen Teams, neue Möglichkeiten der interkulturellen Verständigung eröffnet, die die traditionellen Formen der internationalen Kooperationen optimal ergänzen.
Die Zusammenarbeit bei der Internationalisierung und Digitalisierung ist Teil des Selbstverständnisses der OWL-Hochschulen. So wird We CAN Virtu-OWL unterstützt durch das seit 2019 gemeinsam betriebene Campus OWL-Verbindungsbüro in New York, das die Internationalität und transatlantische Vernetzung des Wissenschafts- und Studienstandorts OWL seit jeher stärkt.
Für das kürzlich neu ausgeschriebene DAAD-Programm International Virtual Academic Collaboration (IVAC) wurden bundesweit 48 Projekte ausgewählt, die mit insgesamt rund 5,5 Millionen Euro unterstützt werden.
Weitere Informationen:
• Kooperation Alberta-OWL
• Gemeinsame Pressemitteilung des DAAD und des BMBF
Startschuss für ersten Neubau der Medizinischen Fakultät OWL
Am 8. September hat die Universität Bielefeld die Firma Goldbeck mit dem Bau des Gebäudes R.2 an der Morgenbreede beauftragt. Damit gab sie den Startschuss für den ersten Neubau, der auf dem Campus Bielefeld für die neue Medizinische Fakultät OWL gebaut wird. Nach einer Bauzeit von rund einem Jahr können Anfang 2022 die Wissenschaftler*innen und Beschäftigten der Medizinischen Fakultät OWL einziehen. „Der Neubau R.2 ist ein wichtiger Meilenstein für die Entwicklung unserer neuen Fakultät. Denn die Medizinische Fakultät wächst und dafür braucht es Platz, den wir mit diesem Gebäude in sehr kurzer Zeit zur Verfügung stellen können“, sagt Kanzler Dr. Stephan Becker.
Die Universität Bielefeld ist Bauherrin des Neubaus, errichtet wird er von einem Totalunternehmer, der das Gebäude nicht nur baut, sondern auch Teile der Planung übernimmt. Der Entwurf stammt von der Universität. Nach einem zehnmonatigen Vergabeverfahren mit drei finalen Angeboten konnte der Auftrag an die Bielefelder Firma Goldbeck vergeben werden.

„Wir freuen uns sehr mit dem Neubau des Gebäudes R.2 die baulichen Voraussetzungen für das Wachstum des Universitätsstandorts in unserer Heimatstadt Bielefeld schaffen zu dürfen. Mit unserer hauseigenen integralen Planung können wir Planungsprozesse und Schnitt-stellen optimieren. Durch unser elementiertes Bauen mit System – mit Bauelementen aus den eigenen Werken – können wir den anspruchsvollen Terminplan der Universität Bielefeld erfüllen“, erklärt Jörg-Uwe Goldbeck, Geschäftsführer der GOLDBECK Holding.
Der Neubau verfügt über fünf Geschosse und teilt sich in einen Bürotrakt für rund 120 Beschäftigte und einen Labortrakt mit 45 Laboren und mit einem Erschließungskern in der Mitte. Die modulare Bauweise ermöglicht eine im Vergleich zu konventioneller Bauweise kurze Bauphase, da viele Elemente bereits vorgefertigt auf der Baustelle ankommen.
Die Büros und Labore in R.2 werden perspektivisch von den Professor*innen der Medizinischen Fakultät genutzt, die sich derzeit in der Ausschreibung befinden, sowie ihren zukünftigen Arbeitsgruppen. Damit deckt das Gebäude den stetig wachsenden Raumbedarf der Fakultät. Die Labore sind so konzipiert, dass sie zu einem späteren Zeitpunkt an individuelle Bedürfnisse der Forscher*innen angepasst werden können. „Wir sind sehr froh, dass wir den Neuberufenen von Anfang an hervorragende Lehr- und Forschungsbedingungen bieten können. Die bauliche Infrastruktur ermöglicht es, auf die Bedürfnisse der zukünftigen Forscher*innen einzugehen und ist ein wesentlicher Faktor für die Attraktivität des neuen Standorts“, sagt die Gründungsdekanin der Medizinischen Fakultät OWL, Professorin Dr. med. Claudia Hornberg.
Nachhaltigkeit hat bei allen Neubaumaßnahmen der Universität einen hohen Stellenwert. R.2 wird deshalb mit einer Photovoltaikanlage sowie einer Dachbegrünung ausgestattet. Um die Sonnenenergie optimal auszunutzen, wird nicht – wie sonst üblich – lediglich das Dach mit einer Photovoltaikanlage ausgestattet, sondern auch Teile der südlichen Fassade.

Ein Blick zurück: Im Dezember 2019 stellt die Universität ihr Standortkonzept Campus Süd vor. Das Konzept integriert die Medizinische Fakultät OWL in den bestehenden Campus, südlich des Universitätshauptgebäudes. Neben dem bereits bestehenden Innovationszentrum Campus Bielefeld (ICB, zukünftig R.1 genannt), das die Universität größtenteils angemietet hat, werden sieben weitere Baumaßnahmen entlang der Morgenbreede/Konsequenz realisiert. Insgesamt entstehen rund 31.500 Quadratmeter Hauptnutzfläche für Forschung, Lehre und Büros.
Daten und Fakten:
Baubeginn: Ende 2020 (geplant)
Fertigstellung: Ende 2021 (geplant)
Bruttogrundfläche: rund 7.300 Quadratmeter
Hauptnutzfläche: rund 3.900 Quadratmeter
Bauherrin: Universität Bielefeld
Baukosten: rund 20 Mio. Euro netto
Nutzung: Büros und Labore der Medizinischen Fakultät OWL
Weitere Informationen:
Konzept Campus Süd
R.2 auf dem Bauportal
Universität Bielefeld: Tag für Absolvent*innen 2020 online
Der Tag für Absolvent*innen der Universität Bielefeld, eines der größten Events des Studienjahres, findet auch 2020 statt. „Zwar können wir in diesem Jahr nicht wie gewohnt im großen Rahmen auf dem Campus feiern“, erklärt Rektor Professor Dr.-Ing. Gerhard Sagerer, „aber wir wollen dieses bedeutende Ereignis im Leben der Studierenden nicht verstreichen lassen. Wir bringen den Tag zu den Absolvent*innen nach Hause.“ Am 4. Dezember, erwartet die Absolvent*innen des Jahres 2020 ein Online-Event mit einigen Überraschungen.

Wie genau das aussehen wird, wird nach und nach in den nächsten Wochen auf der Website veröffentlicht. Ab sofort können sich Absolvent*innen dort anmelden und ein Überraschungspaket vorbestellen. Dieses Paket wird kurz vor dem 4. Dezember zu ihnen nach Hause geschickt, so dass es ihnen dann zur Verfügung steht, wenn sie zu Hause mit ihren engsten Freunden oder der Familie das Online-Event verfolgen. Auch die Fakultäten sind in den Vorbereitungen für den diesjährigen Tag für Absolvent*innen beteiligt und werden über die Website ihre Informationen bekanntgeben.
Traditionell am ersten Freitag im Dezember feiert die Universität Bielefeld in einem großen Event die Studienabschlüsse des Jahres. Seit 2012 empfängt sie jährlich rund 5.000 Gäste – Absolvent*innen mit ihren Familien und Freunden. Rund 3.000 Menschen schließen jährlich ein Studium an der Universität Bielefeld ab.
Stromnetz der Zukunft soll sich selbst steuern
Für die Energiewende ist es zentral, dass die erneuerbaren Energien in die elektrischen Netze integriert werden. Dafür müssen Stromerzeugung und -verbrauch optimal aufeinander abgestimmt werden. In dem Verbundprojekt KI-Grid arbeiten Forscher*innen mit künstlicher Intelligenz an einer Lösung. Dafür kooperieren die Universität Bielefeld, die Fachhochschule Bielefeld und die Westaflex GmbH in Gütersloh sowie als assoziierter Partner die Stadtwerke Bielefeld.
(mehr …)Universität und Fachhochschule organisieren 14. Open-Access-Tage
Die Open-Access-Tage werden in diesem Jahr erstmals von Bielefeld aus organisiert. Auf der deutschsprachigen Konferenz diskutieren Bibliothekar*innen, Wissenschaftler*innen und Vertreter*innen der Wissenschaftsadministration über den freien Zugang (Open Access) zu wissenschaftlichen Ergebnissen und über Technologien und Strategien dafür. Die Tagung vom 15. bis 17. September wird erstmals von der Universität Bielefeld und der Fachhochschule Bielefeld veranstaltet, in Kooperation mit der Informationsplattform open-access.net. In den Vorjahren war die Konferenz zum Beispiel zu Gast an der Leibniz Universität Hannover, der österreichischen Universität Graz, der Technischen Universität Dresden und der Ludwig-Maximilians-Universität München. Die inzwischen 14. Auflage der Open-Access-Tage findet coronabedingt online statt. Sie stehen unter dem Motto „Open Access 2020 – Wege, Akteurinnen, Effekte“.

„Wir freuen uns, dass wir die bedeutendste deutschsprachige Konferenz zu Open Access bei uns zu Gast haben“, sagt Barbara Knorn, Leiterin der Universitätsbibliothek Bielefeld. Die Universität Bielefeld beschloss 2005 als erste deutsche Hochschule, Open Access zu unterstützen, also den freien Zugang zu wissenschaftlichen Publikationen und Forschungsdaten. „Heute sind die Universität Bielefeld und die Fachhochschule Bielefeld in ihren Sparten führend bei den Angeboten zu Open Access“, sagt Barbara Knorn. Sie ist gemeinsam mit Dr. Karin Ilg, Leiterin der Bibliothek der Fachhochschule Bielefeld, verantwortlich für die lokale Organisation der Open-Access-Tage. Bei der Programmgestaltung kooperierten beide Bibliotheken mit weiteren wissenschaftlichen Einrichtungen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz.
„Die freie Veröffentlichung von wissenschaftlicher Information ist eine wichtige Grundlage, um Forschung transparent zu machen und dafür zu sorgen, dass Ergebnisse für Wissenschaftler*innen weltweit problemlos verfügbar sind“, erklärt Karin Ilg. „Aktuell in der Pandemie zeigt sich deutlich, wie entscheidend es sein kann, Forschungserkenntnisse leicht zugänglich und frühzeitig zu kommunizieren.“ Grundsätzlich ist es für Wissenschaftlerinnen zunehmend üblich geworden, ihre
Forschungsergebnisse frei verfügbar zu machen. So müssen künftig alle Ergebnisse von EU-Projekten im Open Access veröffentlicht werden.
Die Konferenz beschäftigt sich zusätzlich zu Open Access auch mit Open Science (offene Wissenschaft). Dem Open-Science-Konzept zufolge sollen nicht nur Forschungspublikationen und -daten, sondern alle Teile des Forschungsprozesses offen zugänglich, nachvollziehbar und nachnutzbar sein.
Das Organisationsteam der Open-Access-Tage erwartet mehrere hundert Teilnehmende zu der Konferenz. „Das Netzwerk von Akteur*innen rund um Open Access und Open Science ist in den vergangenen Jahren stark gewachsen. So kamen 2019 mehr als 400 Teilnehmende zu den
Open-Access-Tagen“, berichtet Barbara Knorn. Die Teilnehmenden kommen überwiegend aus dem deutschsprachigen Raum. Auf dem Programm stehen rund 60 Vorträge und Workshops. Im Eröffnungsvortrag am Dienstag, 15. September, spricht Pierre Mounier über die Vielfalt der Publikationskulturen (Bibliodiversität) innerhalb von Open Science. Pierre Mounier ist Koordinator von OPERAS, der europäischen Infrastruktur für offene Wissenschaftskommunikation in den Geistes- und Spezialwissenschaften, sowie stellve-tretender Direktor der elektronischen Publikationsplattform OpenEdition. Er ist am EHESS, der französischen Elite-Hochschule für Sozialwissenschaften in Paris tätig.
Die Keynote am Mittwoch hält Professorin Arianna Becerril García PhD von der Autonomous University of the State of Mexico. Die Sozialwissenschaftlerin thematisiert Open Access als Ansatz für nachhaltige und beteiligungsorientierte Wissenschaftskommunikation.
In der Keynote am Donnerstag befasst sich Professorin Sabina Leonelli PhD von der University of Exeter in Großbritannien mit der Frage, wie sich die Öffnung der Wissenschaft auf Forschungsprozesse auswirkt und welche Herausforderungen sich dabei in unterschiedlichen
Wissenschaftsbereichen stellen.
Die Teilnahme an dieser Online-Konferenz ist kostenlos und läuft über die Videokonferenz-Software Zoom. Grundsätzlich ist für die Tagung keine Registrierung notwendig. Für die Teilnahme an Workshops wird jedoch um Anmeldung gebeten. Die Zugänge für die Online-Konferenz werden im
Tagungsprogramm veröffentlicht. Die Open-Access-Tage werden seit 2007 von der Informationsplattform open-access.net in Kooperation mit lokalen Partnern jährlich an wechselnden Orten ausgerichtet. Die Konferenz richtet sich an alle, die sich intensiv mit den Möglichkeiten, Bedingungen und Perspektiven des wissenschaftlichen Publizierens befassen. Dazu gehören Mitarbeiter*innen von Bibliotheken und anderen Einrichtungen der Wissenschaftsinfrastruktur und von Verlagen ebenso wie Wissenschaftler*innen und Mitglieder der Wissenschaftsadministration. Die Plattform open-access.net wurde als Teil eines Projekts der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) kooperativ von der Freien Universität Berlin und den Universitäten Göttingen, Konstanz und Bielefeld aufgebaut.
Weitere Informationen:
• Website der Open-Access-Tage 2020 inklusive Tagungsprogramm
• Anmeldung für die Workshops der Konferenz
Hörsaalgebäude Y feiert „Dichtfest“
Ist bei einem neuen Gebäude der Rohbau abgeschlossen und der Dachstuhl steht, wird auf der Baustelle traditionell Richtfest gefeiert. Hat ein Gebäude – wie das neue Hörsaalgebäude der Universität Bielefeld – keinen klassischen Dachstuhl, so bietet das weit weniger bekannte „Dichtfest“ Anlass zum Feiern. Auf der Baustelle an der Konsequenz ist es jetzt soweit: Die hölzerne Deckenkonstruktion des Hörsaalgebäudes ist geschlossen, die provisorische Fassade sorgt für eine witterungsbeständige Hülle und der Innenausbau kann beginnen. Im kommenden Frühjahr soll das Hörsaalgebäude in Betrieb genommen werden.
Da die aktuelle Situation aufgrund der Corona-Pandemie keine feierliche Zusammenkunft in größerem Rahmen zulässt, bedankt sich Kanzler Dr. Stephan Becker bei zwei Mitarbeitern der Holzbaufirma Terhalle stellvertretend für alle am Bau beteiligten Gewerke: „Ich danke Ihnen herzlich für die hervorragende Arbeit, die Sie in den letzten Wochen und Monaten auf der Baustelle des Hörsaalgebäudes geleistet haben, trotz aller Schwierigkeiten wie „Social Distancing“ und Verzögerungen in den Lieferketten. Das gilt auch für alle Ihre Kolleg*innen aus dem Erd- und Rohbau, die heute leider nicht vor Ort sind.“
Eine zügige Fertigstellung des neuen Hörsaalgebäudes ist für die Universität Bielefeld von hoher Bedeutung. Zum einen schafft es Ersatz für das Audimax im Hauptgebäude, das wegen Sanierungsarbeiten für längere Zeit geschlossen bleibt. Zum anderen trägt das Hörsaalgebäude entscheidend dazu bei, den langfristigen Bedarf der Universität Bielefeld an zusätzlichen Lehrflächen zu decken.
Die Dachkonstruktion des neuen Hörsaalgebäudes besteht nahezu vollständig aus Holz. „Insgesamt werden am Hörsaalgebäude Y der Universität Bielefeld über 200 Kubikmeter Brettschichtholz und über 10 Tonnen Stahl verbaut“, erklärt Georg Garming von der Firma Terhalle, die maßgeblich an der Dachkonstruktion des Hörsaalgebäudes beteiligt war. Wie sein Kollege, Geschäftsführer Frank Lewers, ist er überzeugt von dem besonderen Rohstoff Holz: „Bäume produzieren Sauerstoff und binden Kohlenstoff. In verbautem Holz ist jede Menge klimaschädliches CO2 gebunden. Stammt das verbaute Holz wie hier aus nachhaltiger Forstwirtschaft, so lässt sich ein nicht unerheblicher Beitrag zur CO2-Reduktion beziffern.“ Im Fall des Hörsaalgebäudes beträgt die CO2-Reduktion 352 Tonnen, wie ein von der Firma Terhalle eingeholtes Zertifikat der „CO2-Bank“ – eine Initiative der Wald- und Holzwirtschaft – zum Ausdruck bringt.

Auch darüber hinaus wurde bei der Planung des Hörsaalgebäudes viel Wert auf Nachhaltigkeit gelegt. So konnte der Gewinnerentwurf des Architekturwettbewerbs 2018 neben seiner Wirtschaftlichkeit und Funktionalität mit dem ökologischen Konzept punkten: Die Mischung aus Sichtbeton und Holz ist nicht nur nachhaltig, sondern soll zu einer angenehmen Atmosphäre und hohen Aufenthaltsqualität im Hörsaalgebäude beitragen. Durch die konsequente Anpassung an die Hanglage wurde der notwendige Bodenaushub minimiert. Auch das komplexe Technikkonzept des Hörsaalgebäudes soll Nachhaltigkeit ermöglichen: Das Gebäude wird über eine Wärmepumpe geheizt und gekühlt, für die Spitzenlastabdeckung steht zusätzlich ein Brennwertkessel zur Verfügung. Der Hörsaal und auch die Seminarräume werden über eine bedarfsabhängige Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung belüftet und gekühlt. Auf dem Dach des Hörsaalgebäudes ist eine Photovoltaikanlage geplant, die die technische Versorgung des Gebäudes maßgeblich unterstützt.
Das zweistöckige Hörsaalgebäude hat eine Hauptnutzfläche von 940 Quadratmetern. Ebenerdig beherbergt es einen großen Hörsaal mit 650 Plätzen. Drei weitere Seminarräume mit je 60 Plätzen im Obergeschoss werden über eine zentrale Treppe gut erreichbar sein. Das Foyer wird zusätzlich Platz für Veranstaltungen bieten. Bauherrin des Hörsaalgebäudes ist die Universität Bielefeld. Die Kosten für das Hörsaalgebäude liegen voraussichtlich bei 13,3 Millionen Euro.
Weiterführende Informationen zum Hörsaalgebäude Y im Bauportal
Zwei europäische Spitzenförderungen für junge Forschende der Universität Bielefeld
Der Europäische Forschungsrat (ERC) zeichnet eine Wissenschaftlerin und einen Wissenschaftler der Universität Bielefeld mit dem ERC Starting Grant aus. Sie erhalten jeweils 1,5 Millionen Euro für Spitzenforschung in ihren Disziplinen. Professorin Dr. Martina Hofmanová von der Fakultät für Mathematik beschäftigt sich in ihrem Projekt mit den Strömungen von Flüssigkeiten und berechnet, wie diese vom Zufall beeinflusst werden. Dr. Toni Goßmann von der Fakultät für Biologie befasst sich in seinem Projekt mit der epigenetischen Programmierung, untersucht also flexible Erbgutveränderungen, die zum Beispiel steuern, welche Gene in Körperzellen aktiviert werden. Als Empfänger*innen dieser Forschungsförderung zählen Hofmanová und Goßmann jetzt zu Europas besten Nachwuchswissenschaftler*innen.
(mehr …)Universität trauert um Professor Bernd Fischer
Die Universität Bielefeld trauert um den emeritierten Mathematik-Professor Dr. Dr. h.c. Bernd Fischer, der am 13. August 2020 im Alter von 84 Jahren verstorben ist. Fischer galt als herausragender Vertreter der Algebra des 20. Jahrhunderts.
Internationale Aufmerksamkeit erlangte der Forscher auf dem Gebiet der Gruppentheorie durch die Entdeckung von drei sogenannten sporadischen Gruppen, die – nach ihrem Entdecker – als „Fischergruppen F22, F23 und F24“ bezeichnet werden. Unter dem mathematischen Begriff der Gruppe wird das Zusammenspiel von Symmetrien, wie etwa Spiegelungen und Drehungen, beschrieben. Die Suche nach den – wie man heute weiß – insgesamt 26 sporadischen Gruppen zählte zu den größten mathematischen Forschungsprojekten im letzten Drittel des 20. Jahrhunderts. Weltweit waren über 100 Mathematiker*innen daran beteiligt.
Fischer war seit 1970 Professor an der Fakultät für Mathematik und leitete dort von 1991 bis 1993 den Sonderforschungsbereich „Diskrete Strukturen in der Mathematik“. Er war einer der Gründungsprofessoren und mehrfacher Dekan der Mathematischen Fakultät der Universität Bielefeld.

Nachruf auf der Seite der Fakultät für Mathemathik
Land fördert standortübergreifendes Graduiertenkolleg für künstliche Intelligenz mit fünf Millionen Euro
Das Ministerium für Kultur und Wissenschaft treibt die Nachwuchsförderung im Bereich der künstlichen Intelligenz voran. Im Rahmen der Förderlinie „Künstliche Intelligenz / Maschinelles Lernen“ (kurz: KI/ML) hat eine Expertenjury nun für das standortübergreifende Graduiertenkolleg „Trustworthy AI for Seamless Problem Solving: Next Generation Intelligence Joins Robust Data Analysis“ (kurz: „Data NInJA“) an der Universität Bielefeld sieben der 35 mit dem Gesamtantrag der Universität eingereichten Promotionstandems zur Förderung empfohlen. Für ein Tandem konnten sich jeweils zwei erfahrene Forschende von Hochschulen aus Nordrhein-Westfalen zusammenschließen, um sich mit einem gemeinsamen Promotionsthema zu bewerben.
(mehr …)Ultraschnelle Magnetisierungsdynamik erfassen: neues Verfahren
Computerspeicher werden immer schneller – und viele arbeiten mit Magnetismus. Daten werden gespeichert, indem die Ausrichtung von sogenannten Magnetdomänen verändert wird. Dabei entsteht eine elektromagnetische Strahlung, die Rückschlüsse darauf zulässt, wie sich der Magnetzustand sich verändert hat. Wenn Daten in einem Magnetspeicher ultraschnell in Billionstel von Sekunden geändert werden, sind herkömmliche Messmethoden allerdings zu langsam – denn dabei entsteht Strahlung, die im Terahertz-Bereich liegt. Eine internationale Forschungsgruppe um den Physiker Professor Dr. Dmitry Turchinovich von der Universität Bielefeld hat nun ein Verfahren entwickelt, das solche Strahlung nutzt, um eine ultraschnelle Änderung des magnetischen Zustands in einem Material präzise nachzuverfolgen. Dies könnte in Zukunft dazu beitragen, Computerspeicher schneller zu machen und auch verschiedene Nanomaterialien besser erforschen zu können. Die Studie erscheint heute (25.08.2020) im Forschungsjournal Nature Communications.
(mehr …)Studierende erleben Probleme mit Gesundheitshinweisen zu Corona
Fast 15.000 Studierende haben sich deutschlandweit an einer Onlinebefragung zur digitalen Gesundheitskompetenz in Zeiten von Corona beteiligt. Wissenschaftler*innen der Universität Bielefeld und der Hochschule Fulda fragten nach Informationssuche und -zufriedenheit, dem Umgang mit den digitalen Informationen sowie der psychischen Gesundheit während der Pandemie. Der Großteil der Studierenden verfügt der Studie zufolge über ausreichend digitale Gesundheitskompetenz. Doch mehr als 42 Prozent der Befragten berichten von Schwierigkeiten, die Qualität der Gesundheitsinformationen zum Coronavirus zu bewerten.
Wie suchen und finden Studierende digitale Gesundheitsinformationen im Kontext der Corona-Pandemie? Wie gehen sie mit der Masse an Gesundheitsinformationen um, auch mit dem Nebeneinander von vertrauenswürdigen Informationen und Desinformation im Internet? Und welche Belastungen resultieren für sie aus dem Informationsangebot? Um das herauszufinden, haben Wissenschaftler*innen des Interdisziplinären Zentrums für Gesundheitskompetenzforschung (IZGK) der Universität Bielefeld und des Public Health Zentrums (PHZF) der Hochschule Fulda von Ende März bis Mitte April Studierende in ganz Deutschland online befragt. Nun liegen erste ausgewählte Ergebnisse von 14.895 Studierenden aus 130 Hochschulen vor.

Wie zu erwarten war, informieren sich die Studierenden zur Corona-Pandemie vor allem im Internet. Etwa 95 Prozent geben an, in den vier Wochen vor der Befragung Informationen zum Coronavirus im Netz gesucht zu haben. Jeweils über 80 Prozent der Befragten recherchieren über Suchmaschinen, Nachrichtenportale und Webseiten von Behörden wie zum Beispiel das Robert Koch-Institut. Fast 40 Prozent suchen in sozialen Medien. Die häufigsten Suchanfragen betreffen die Ausbreitung des Virus, die Einschränkungen des Lebensalltags, aktuelle Situationseinschätzungen sowie Verhaltensempfehlungen zum Schutz vor dem Virus. Mehr als die Hälfte der Studierenden zeigt sich mit der Informationslage sehr zufrieden oder zufrieden. Dabei weisen Frauen eine geringere Zufriedenheit auf als Männer.
Insgesamt hohes Maß an Gesundheitskompetenz
Den meisten Studierenden fällt der Umgang mit digitalen Gesundheitsinformationen zum Thema Coronavirus leicht. Sie finden die gesuchten Informationen, verstehen sie, können sie bewerten und anwenden, also auf dieser Basis Entscheidungen für die Gesundheitsförderung, Prävention und Versorgung im Lebensalltag treffen. „In der aktuellen Pandemie ist eine ausreichende Gesundheitskompetenz entscheidend“, betont Professor Dr. Kevin Dadaczynski von der Hochschule Fulda. „In den sozialen Medien – und nicht nur dort – gibt es eine Fülle von qualitativ unterschiedlichen Informationen zum Virus. Für Menschen mit geringer Gesundheitskompetenz kann diese Menge an oft widersprüchlichen Informationen psychosozial belastend und damit riskant für die Gesundheit sein“, sagt Dadaczynski.
Hinweise auf Unterstützungsbedarf
Am häufigsten berichten Studierende über Schwierigkeiten, die Zuverlässigkeit digitaler Gesundheitsinformationen zu beurteilen (42,3 Prozent) oder zu bewerten, ob mögliche kommerzielle Interessen hinter den recherchierten Informationen stehen. Neben Schwierigkeiten, die gesuchte Infor-mation im Internet ausfindig zu machen, hat ein Teil der Studierenden Probleme, das eigene Anliegen passgenau und verständlich zu formulieren, wenn sie selbst Nachrichten zum Coronavirus verfassen, und zu beurteilen, welche Personen die in sozialen Netzwerken oder Foren geposteten Nachrichten mitlesen können. Im Internet gefundene Informationen im Lebensalltag anzuwenden, bewerten 80 Prozent der Studierenden als (sehr) einfach, während 20 Prozent angeben, dass ihnen dies schwer oder sehr schwer fällt.
Geringere digitale Gesundheitskompetenz bei Frauen
Bedeutsam erscheinen den Wissenschaftler*innen die festgestellten Geschlechterunterschiede. Insgesamt weisen Frauen gegenüber Männern eine geringere digitale Gesundheitskompetenz auf, die sich insbesondere in den Handlungsbereichen Suchen und Finden sowie Beurteilung der Qualität von digitalen Gesundheitsinformationen zeigt. Diese könnte laut den Forschenden damit zusammenhängen, dass weibliche Studierende sich durch Informationen zum Thema Coronavirus möglicherweise stärker verunsichern lassen, dass sie ein höheres Gesundheitsbewusstsein aufweisen, aber vielleicht auch kritischer gegenüber den verfügbaren Informationen sind.

Gesundheitskompetenz beeinflusst psychisches Wohlbefinden
Die Studie liefert zudem Hinweise für den Zusammenhang von Gesundheitskompetenz und psychischem Wohlbefinden: Studierende mit einer hohen digitalen Gesundheitskompetenz weisen auch ein höheres psychisches Wohlbefinden auf. Rund 20 Prozent der Studierenden geben an, schon einmal nach Informationen zum Umgang mit psychischen Belastungen gesucht zu haben. „Dies steht im Einklang mit internationalen Studien bei Studierenden und der Allgemeinbevölkerung in der Coronakrise, die bereits die Auswirkungen der Pandemie auf die psychische Gesundheit aufzeigen konnten“, sagt Dr. Orkan Okan von der Universität Bielefeld.
Die Onlinebefragung zeigt die Selbsteinschätzung der Studierenden und deutet auf ihre selbst wahrgenommenen Herausforderungen und Belastungen hin. Rückschlüsse auf ihr tatsächliches Verhalten können daraus nicht gezogen werden. Doch eine hohe digitale Gesundheitskompetenz hilft nach Ansicht der Wissenschaftler*innen dabei, proaktiv mit gesundheitsrelevanten Informationen umzugehen und informierte Entscheidungen zu treffen. Die Wissenschaftler*innen raten dazu, bestehende hochschulische Beratungs- und Unterstützungsstrukturen zu stärken, um Studierende, deren Gesundheit belastet ist, im Umgang mit Gesundheitsinformationen und weiteren Belastungen aufzufangen. Sie sehen auch die Informationsanbieter*innen und Betreiber*innen von sozialen Medien in der Pflicht. Diese müssten aufgefordert werden, vertrauenswürdige Informationen bereitzustellen und Maßnahmen gegen die Verbreitung von Des- und Fehlinformationen über ihre Webseiten und Portale zu unternehmen. Denkbar und im Einklang mit bestehenden Empfehlungen sei eine Art „Digital Detox“ – also ein zurückhaltender Gebrauch digitaler Medien, um so auch die Konfrontation mit widersprüchlichen Inhalten zu begrenzen.
Zu dem Studienteam gehören Professor Dr. Kevin Dadaczynski und Professorin Dr. Katharina Rathmann (Hochschule Fulda, Public Health Zentrum Fulda), Dr. Melanie Messer (externe Lehrende an der APOLLON Hochschule der Gesundheitswirtschaft, Bremen) und Dr. Orkan Okan (Universität Bielefeld, Interdisziplinäres Zentrum für Gesundheitskompetenzforschung).
Personalnachrichten aus der Universität Bielefeld
- Professorin Katharina Kohse-Höinghaus als „Distinguished Scientist“ geehrt
- Professor Michael Röckner in die Academia Europaea aufgenommen
- Professor Wolfgang Greiner in Wissenschaftlichen Beirat in Ungarn berufen
- Professor Gernot Akemann erneut Mitglied des Wissenschaftlichen Direktoriums des ZiF
Professorin Dr. Kohse-Höinghaus (68) ist von der Chinesischen Akademie der Wissenschaften (CAS) ein President’s Distinguished Scientists International Fellowship 2020 verliehen worden. Die Ehrung als „Distinguished Scientist“ erfolgte im Rahmen des „President’s International Fellowship Program“ (PIFI) der Chinesischen Akademie der Wissenschaften (Chinese Academy of Sciences – CAS). Für dieses Programm werden pro Jahr circa 30 herausragende internationale Wissenschaftler*innen ausgewählt. Professorin Kohse-Höinghaus wird in China auf Vortragsreise gehen und Postdocs in ihrem Fachgebiet der Verbrennungschemie betreuen, sobald die Situation eine Reise nach China wieder zulässt. Professorin Kohse-Höinghaus ist Senior-Researcherin und Ehrensenatorin der Universität Bielefeld. Sie leitete seit 1994 den Arbeitsbereich Physikalische Chemie an der Universität Bielefeld und engagiert sich seit mehr als 20 Jahren in hochrangigen wissenschaftlichen Organisationen. Sie ist unter anderem Trägerin des Chinesischen Staatspreises für internationale Wissenschaftler*innen, des Friendship Award der Volksrepublik China und von Ehrenprofessuren mehrerer chinesischer Universitäten.

Foto: Universität Bielefeld
Professor Dr. Michael Röckner (64), Fakultät für Mathematik der Universität Bielefeld, ist in die Academia Europaea berufen worden. Die Academia Europaea ist eine europäische, nichtstaatliche Vereinigung. Die Mitglieder sind Wissenschaftler und Gelehrte, die sich gemeinsam für die Förderung von Lernen, Bildung und Forschung einsetzen. Sie wurde 1988 gegründet und hat etwa 3800 Mitglieder, darunter führende Experten und zahlreiche Nobelpreisträger aus den Bereichen Physik und Technik, Biowissenschaften und Medizin, Mathematik, Literatur- und Geisteswissenschaften, Sozial- und Kognitionswissenschaften, Wirtschaft und Recht. Röckner ist seit 1994 Professor für Mathematik mit dem Schwerpunkt Stochastische Analysis an der Universität Bielefeld. Er ist Sprecher des Sonderforschungsbereichs zur mathematischen Erforschung des Zufalls an der Universität Bielefeld und war 2017/2018 Präsident der Deutschen Mathematiker-Vereinigung (DMV).

Professor Dr. Wolfgang Greiner (55) ist in den internationalen wissenschaftlichen Beirat des Forschungszentrums für Gesundheitsökonomie (HECON) des universitären Forschungs- und Innovationszentrums (EKIK) an der Universität Óbuda, Ungarn berufen worden. Das primäre Ziel von HECON ist die Entwicklung einer integrierten Forschungs- und Bildungsstrategie für Gesundheitsökonomie und Health Technology Assessment. Wolfgang Greiner lehrt und forscht seit 2005 „Gesundheitsökonomie und Gesundheitsmanagement“ an der Universität Bielefeld.
Professor Dr. Gernot Akemann (54), Fakultät für Physik der Universität Bielefeld, ist im Juli vom Rektorat für eine weitere vierjährige Amtszeit zum Mitglied des Wissenschaftlichen Direktoriums des Zentrums für interdisziplinäre Forschung (ZiF) ernannt worden. Das Wissenschaftliche Direktorium ist verantwortlich für das wissenschaftliche Programm des ZiF.
Waghalsige Feuersalamander-Larven leben in Bächen
Feuersalamander-Larven, die in Bächen leben, sind risikofreudiger als solche, die in Tümpeln aufzufinden sind. Ebenso hängt von der Größe einer Larve ab, wie risikobereit sie sich verhält. Das haben Biolog*innen der Universität Bielefeld in einer neuen Studie festgestellt. Die Studie gehört zu einem Teilprojekt des Transregio-Sonderforschungsbereichs NC³, das die individuelle Nischenwahl von Feuersalamander-Larven vergleicht. Der Artikel erscheint in der Augustausgabe von „Ethology“, dem ältesten Magazin für Verhaltensbiologie.
„Die Entwicklung, das Aussehen und das Verhalten von Lebewesen sind erheblich beeinflusst von den Umweltbedingungen und den Erfahrungen, die die Lebewesen in frühen Lebensstadien machen“, sagt Professorin Dr. Barbara Caspers aus der Verhaltensökologie der Fakultät für Biologie. „Die Ergebnisse aus der Studie zeigen, dass sich auch die Larven von Feuersalamandern an ihren jeweiligen Lebensort anpassen. Es ist das erste Mal, dass bei solchen Verhaltenstests die Gewässertypen einbezogen wurden, in denen die Larven aufwachsen“, berichtet Caspers. Die Verhaltensforscherin leitet das Teilprojekt A04 des Transregio-Sonderforschungsbereiches (SFB/TRR) NC³.
Unter Leitung von Caspers haben drei Nachwuchsforschende das Verhalten der Feuersalamander-Larven erforscht: die Doktorandin Pia Oswald von der Universität Bielefeld und die Bachelorstudenten Benjamin Tunnat, ebenfalls von der Universität Bielefeld, und Luca Hahn von der Universität Köln. „Wir haben uns die Frage gestellt, wie sich das Risikoverhalten von Feuersalamander-Larven, die in Tümpeln leben, von denen unterscheidet, die in Bächen ihren Lebensraum haben“, sagt Pia Oswald. „Außerdem wollten wir klären, ob die Größe der Larven eine Rolle spielt.“
Wie sich unterschiedliche Lebensräume auswirken
Ein Feuersalamander-Weibchen kann bis zu 70 vollständig entwickelte Larven pro Fortpflanzungsperiode ablegen. Von ihnen wächst jedoch nur ein geringer Anteil zu ausgewachsenen Salamandern heran. „Die Larven sind meist in klaren Quellbächen zu finden, in einigen Fällen auch in Tümpeln“, sagt Oswald. „Tümpel bringen allerdings einige Herausforderungen mit sich. Die Larven sind zum Beispiel starken Temperaturschwankungen und mehr Raubfeinden ausgesetzt. Zudem bringen trockene Sommer, wie wir sie derzeit erleben, das Risiko mit sich, dass das Gewässer austrocknet.“
Um die Daten für die Studie zu erheben, besuchten Oswald und die Studenten in den Frühjahren 2018 und 2019 das Waldgebiet Kottenforst in Bonn. Dort leben zwei Ökotypen von Larven – die einen im Bach, die anderen in Tümpeln. „Der Begriff Ökotyp bezieht sich darauf, dass sich der Unterschied zwischen Bach- und Tümpel-Salamandern auch genetisch zeigt“, sagt Oswald.
Die neue Studie zeigt: Larven von Feuersalamandern (oben) zeigen unterschiedliches Verhalten, abhängig von ihrer Größe und Lebensumfeld. Etwa acht bis zwölf Wochen brauchen die Larven, um sich zu Feuersalamander-Lurchen (unten) zu entwickeln. Foto: Universität Bielefeld Prof’in Dr. Barbara Caspers leitet das Teilprojekt A04 des Transregio-Sonderforschungsbereiches (SFB/TRR) NC³. Foto: Universität Bielefeld/M.-D. Müller Doktorandin Pia Oswald untersuchte auch, ob die Größe der Laven eine Rolle spielt. Foto: Universität Bielefeld/M.-D. Müller
Um zu erfahren, ob sich Larven aus Bächen und Tümpeln in ihrer Risikobereitschaft unterscheiden, führten die Forschenden zwei Verhaltenstests mit jeweils 100 Larven durch: 50 Larven aus dem Bach und 50 aus Tümpeln. Sie setzen die Larven in eine Petrischale, deren eine Hälfte verdunkelt war. Im ersten Test 2018 starteten die Larven im Dunkeln und es wurde ermittelt, ob sie das dunkle Versteck verließen und wenn ja, wie lange. Im zweiten Test 2019 starteten die Larven außerhalb der Versteckmöglichkeit, sodass die Larven aktiv in das Versteck schwimmen mussten.
Die Auswertung hat die Biolog*innen überrascht. „In dem ersten Test war die Größe der Larve der ausschlaggebende Faktor für unterschiedliches Verhalten. Größere Larven verließen die Dunkelheit durchschnittlich häufiger und länger als die kleineren Larven. Es spielte in dem Test allerdings keine Rolle, aus welchem Gewässertyp die Larven stammen“, sagt Oswald. „In dem anderen war der erklärende Faktor, aus welchem Gewässertyp die Larven stammen. Die Larven aus dem Bach schwammen seltener in das Versteck und gingen damit ein größeres Risiko ein. Die Größe hatte in diesem Test keinen Einfluss“, sagt Oswald. „Das macht deutlich, dass unterschiedliche Verhaltenstests unterschiedliche Aspekte zum Vorschein bringen.“ Aufbauend auf ihrer Forschung wollen Oswald und ihre Kolleg*innen nun untersuchen, ob die Larven sich an den jeweils anderen Gewässertyp anpassen können. „Was passiert also, wenn wir Larven aus einem Tümpel in einen Bach setzen? Ändern sie ihr Verhalten und werden sie risikofreudiger, indem sie zum Beispiel ihr Umfeld stärker auskundschaften? Oder ist das Verhalten der Larven genetisch bestimmt?“
Der Transregio SFB NC³
Warum wählen Tiere ganz individuell ihren eigenen, unverwechselbaren Platz im Ökosystem, ihre ökologische Nische? Wie passen sie sich an sie an? Wann formen sie ihre Nische selbst? Und wie können wir diese Prozesse verstehen? Das sind die zentralen Fragen des Transregio-Sonderforschungsbereichs (SFB/TRR) 212 mit dem Kurznamen „NC³“. Darin verknüpfen 40 Forschende der Universitäten Bielefeld, Münster und Jena Verhaltensbiologie und Evolutionsforschung mit theoretischer Biologie und Philosophie. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) fördert NC³ seit Januar 2018 für zunächst vier Jahre mit rund 8,5 Millionen Euro. Sprecher ist Verhaltensforscher Professor Dr. Oliver Krüger von der Universität Bielefeld.
Originalveröffentlichung:
Pia Oswald, Benjamin A. Tunnat , Luca G. Hahn & Barbara A. Caspers: There is no place like home: Larval habitat type and size affect risk-taking behaviour in fire salamander larvae. Ethology, https://doi.org/10.1111/eth.13070, erschienen am 18. Juni 2020
Jessica Koch erhält den Karl Peter Grotemeyer-Preis für hervorragende Lehre
Mit gleich fünf Einreichungen haben Studierende die Anglistin Jessica Koch für den Karl Peter Grotemeyer-Preis 2020 für hervorragende Leistungen und persönliches Engagement in der Lehre nominiert. Sie waren sich einig: Die 32-jährige Dozentin aus der Fakultät für Linguistik und Literaturwissenschaft erklärt auch schwierige Themen verständlich und begeistert Studierende mit einer Mischung aus fachlicher Kompetenz, Humor und Einfühlungsvermögen. Das überzeugte auch die Jury. Der Preis wird von der Universitätsgesellschaft Bielefeld gestiftet und ist mit 3.000 Euro dotiert.

Die Studierenden beschreiben Jessica Koch als didaktisch und fachlich kompetente Dozentin, die es schafft, auch vermeintlich „trockene“ oder komplexe Sachverhalte mit alltagsnahen Beispielen und kreativen Lehrmethoden anschaulich und unterhaltsam zu vermitteln. Mit abwechslungsreichen Aufgaben und Spontaneität regt sie zum Mitmachen an und unterstützt die Studierenden in ihrem Selbstverständnis als Wissenschaftler*innen. Zugleich schafft sie eine angenehme und offene
Atmosphäre für Gespräche und kritische Diskussionen. „Wenn ich den Enthusiasmus für meine Forschungsthemen vermitteln kann, dann haben auch die Studierenden Spaß daran und wir können uns auch mit schwierigen Inhalten gemeinsam auseinandersetzen“, erklärt Jessica Koch. Studierende erleben und loben diese authentische Begeisterung ihrer Dozentin als überaus motivierend.
Neben ihrer kreativen Lehre schätzen die Studierenden Jessica Kochs engagierten Einsatz. Für Probleme und Sorgen der Studierenden nimmt sie sich viel Zeit – ihre stets offene Bürotür versteht sie nicht nur symbolisch. „Viele Studierende kämpfen während des Studiums mit dem Thema Mentale Gesundheit – nicht nur in Zeiten von Corona“, sagt Jessica Koch. „Mir ist es wichtig, zuzuhören und die Studierenden wenn nötig an Hilfsangebote weiterzuleiten.“ Viel Wert legt sie deshalb auch auf regelmäßiges studentisches Feedback: „Was braucht Ihr gerade? Was soll ich anders machen? Was interessiert Euch? Das frage ich meine Studierenden immer wieder“, sagt Koch. „Aus den Rückmeldungen lerne ich selbst natürlich auch und kann mich und meinen Unterricht so gemeinsam mit den Studierenden weiterentwickeln.“
Jessica Koch ist seit 2016 Lehrbeauftragte im Fachbereich British Studies. Sie studierte selbst an der Universität Bielefeld und schloss das Studium der British and American Studies 2014 mit dem Master of Arts ab. Während ihres Studiums war sie sowohl als studentische und wissenschaftliche Hilfskraft sowie als Tutorin in der Abteilung für Anglistik tätig. Danach war sie drei Jahre lang wissenschaftliche Mitarbeiterin im DFG-Projekt Narrating Migration unter der Leitung von Professor Dr. Ralf Schneider. Sie promoviert im Fachbereich British and American Studies bei Professor Dr. Ralf Schneider und Professor Dr. Wilfried Raussert. Ihre Dissertation hat sie bereits eingereicht.
Der Karl Peter Grotemeyer-Preis für hervorragende Leistungen und persönliches Engagement in der Lehre wird seit 1997 jährlich von der Universitätsgesellschaft Bielefeld an junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler (nicht älter als 45 Jahre) verliehen. Über die Vergabe des Preises entscheidet eine Jury. Zu ihr gehören fünf Studierende, drei Lehrende, eine Vertreterin oder ein Vertreter der Universitätsgesellschaft sowie die Prorektorin für Studium und Lehre. Der Namensgeber, Professor Dr. Karl Peter Grotemeyer, war mehr als 20 Jahre lang Rektor der Universität Bielefeld und ein begeisterter und begeisternder Hochschullehrer.
Bewerbungsstart: Jetzt online um ein Sozialstipendium bewerben
Im August können sich Studierende und Studieninteressierte der Universitäten Bielefeld und Paderborn, der Fachhochschule Bielefeld, der Technischen Hochschule Ostwestfalen-Lippe sowie der Hochschule für Musik Detmold um ein Sozialstipendium der Stiftung Studienfonds OWL bewerben. Mit diesem Stipendium werden finanziell bedürftig Studierende über ein Jahr mit monatlich 150 Euro unterstützt.
(mehr …)Jetzt studieren: Extra-Programm für Studieninteressierte
Die Corona-Pandemie hat die Pläne vieler Abiturient*innen und Studieninteressierten durcheinandergewirbelt: Nach ihren verspätet absolvierten Abschlussprüfungen stellen sich viele die Frage, ob ein Studienbeginn zum Wintersemester 2020/2021 in Zeiten von Corona richtig ist. Die Universität Bielefeld begegnet diesen Sorgen und Fragen von Studieninteressierten mit einem erweiterten Programm der Info-Wochen vom 3. bis 20. August und gebündelten Informationen unter dem Stichwort „Jetzt studieren“. Hier finden Studieninteressierte Informationen und Orientierung darüber, wie sich die Universität auf ihre Erstsemester-Studierenden im Wintersemester 2020/2021 vorbereitet und wie sie mit der besonderen Situation für Studienstarter*innen umgehen wird. Die Bewerbungsfrist für zulassungsbeschränkte Studiengänge, die im Wintersemester beginnen, endet am 20. August.
(mehr …)Den Mittelweg zwischen Infektionsrisiko und Rezession berechnen
Wie wirken sich die Einschränkungen durch die Coronakrise auf die Wirtschaft aus? Welche Maßnahmen sind geeignet, um die Zahl der Infizierten und Toten durch Sars-CoV-2 möglichst niedrig zu halten? Und wie hängen beide Dynamiken miteinander zusammen? Das haben Wissenschaftler*innen der Universität Bielefeld erforscht und nun in einer Studie veröffentlicht. Dazu haben sie in einem Computermodell mit hoher Voraussagekraft simuliert, wie sich das Virus verbreitet und wie sich zugleich unterschiedliche Eindämmungsmaßnahmen auswirken – und zwar sowohl auf das Bruttoinlandsprodukt und die Arbeitslosenzahlen als auch auf die Zahl der Infizierten und der an Covid-19 Verstorbenen.

Professor Dr. Herbert Dawid von der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften forscht seit Jahrzehnten an Computer-gestützten Modellen, mit denen er die dynamischen Auswirkungen untersucht, die ganz unterschiedliche Veränderungen und politische Maßnahmen auf die Wirtschaft haben – da war es für ihn nur logisch, auch ein Modell für die Corona-Krise auszuarbeiten. Damit füllt er zugleich eine Leerstelle: Es gibt viele Modelle, mit denen man die Auswirkungen unterschiedlicher Eindämmungsmaßnahmen auf die Wirtschaft simulieren kann – und Untersuchungen, die sich mit der Ausbreitung von Sars-CoV-2 befassen. „Es gibt aber kaum Studien, die beide Aspekte miteinander verbinden“, sagt der Wirtschaftswissenschaftler. Dabei ist es wichtig, dies kombiniert zu betrachten: „Es ist nicht nur so, dass viele Eindämmungsmaßnahmen wirtschaftliche Folgen haben“, sagt Dawid. „Umgekehrt können auch wirtschaftliche Aktivitäten dazu beitragen, dass sich das Virus weiterverbreitet.“
Für die Modellierung der Ausbreitung des Virus stützten sich die Forscher*innen auf etablierte epidemiologische Modelle. Auf Seiten der Wirtschaft sind im Modell ein öffentlicher und drei private Sektoren sowie Haushalte mit einer unterschiedlichen Altersstruktur angelegt. Berücksichtigt wird zudem individuelles Verhalten. Als Verbreitungskanäle des Virus sind Arbeit, Einkaufen und private Treffen vorgesehen.
In ihrem Modell haben die Wissenschaftler*innen zunächst Maßnahmen simuliert, um die Verbreitung des Virus unter Kontrolle zu bekommen. Dabei stehen unterschiedliche Stellschrauben zur Verfügung, darunter auch solche, die zumindest im Modell keine Auswirkungen auf die Wirtschaftsaktivität haben. Dazu zählt zum Beispiel, dass mehr Menschen im Homeoffice arbeiten. Ziel der Simulation ist dabei immer, dass die Zahl der Infizierten nicht über einen Schwellwert steigt, bei dem die vorhandene Zahl an Intensivbetten nicht mehr ausreicht.
Das ließ sich in der Studie alleine mit solchen „weichen“ Maßnahmen allerdings kaum erreichen. Als notwendig zeigte sich hingegen ein recht harter Lockdown, der – ähnlich wie es in Deutschland geschehen ist – zum Beispiel mit der Schließung von Geschäften einhergeht. Dies hat natürlich entsprechende Auswirkungen auf die Wirtschaft. „Bezüglich der Intensität des Lockdowns ist es so, dass die Politik einen Kompromiss eingehen muss zwischen einem Rückgang der wirtschaftlichen Aktivität und der Sterblichkeit infolge des Virus“, sagt Dawid. Als günstig unter diesen Bedingungen hat sich im Modell jedenfalls ein frühzeitiger Lockdown über mehrere Wochen erwiesen, durch den die Infektionszahlen stark sinken. „Werden die Maßnahmen hingegen nur kurz durchgeführt, besteht immer die Gefahr, dass es zu einer zweiten Infektionswelle kommt und erneut alles geschlossen wird“, sagt Dawid. Das würde nicht nur die Anzahl der Menschen erhöhen, die durch das Virus sterben, sondern auch die wirtschaftlichen Verluste, die insgesamt entstehen.
Das Modell simuliert außerdem die Öffnungsphase nach einem Lockdown. Dabei stellen sich der Politik Fragen: Wann soll sie einen Lockdown beenden? Welche Beschränkungen sollten sofort aufgehoben werden, welche Verbote zunächst weiter gelten? Welche individuellen Maßnahmen sind zudem sinnvoll, um die Ausbreitung des Virus einzudämmen? Die Autor*innen der Studie empfehlen, nach einem langen Lockdown wie in Deutschland schnell umfassende Lockerungen zuzulassen – sofern die Zahl der Infizierten pro Woche nicht über 5 pro 100.000 steigt. „Dies gilt aber nur, wenn individuelle Maßnahmen die Lockerungen flankieren“, sagt Dawid. Falls es nicht möglich ist, Maßnahmen wie zum Beispiel Abstand halten oder das Tragen von Masken weiterhin im gleichen Ausmaß wie während des Lockdowns aufrecht zu erhalten, rät Dawid eher zu vorsichtigen Lockerungen. „Wir gehen davon aus, dass alles – von Geschäften bis zu Sportvereinen – schnell wieder öffnen sollte, wenn die ergänzenden Maßnahmen die Ansteckungsgefahr bei einem Treffen mit Infizierten im Schnitt um rund 60 Prozent reduzieren“, sagt Dawid. „Andernfalls ist eine langsame Öffnung günstiger.“ Denn sonst besteht auch hier die Gefahr, dass das Virus wiederkehrt und ein zweiter Lockdown notwendig wird – nicht nur mit mehr Todesfällen, sondern auch mit entsprechenden wirtschaftlichen Folgen.
Als wichtig haben sich zudem wirtschaftliche Hilfen erwiesen. „Unabhängig von der Gestaltung der Einschränkungen haben unsere Simulationen gezeigt, dass ergänzende wirtschaftliche Unterstützungsmaßnahmen sinnvoll sind“, sagt Dawid. „Sie verringern den Rückgang des Bruttoinlandsprodukts erheblich, erhöhen aber auf lange Sicht nicht die Staatsverschuldung.“ Zu den möglichen Maßnahmen gehört es zum Beispiel, Kurzarbeit zu ermöglichen, Arbeitslosengeld zu zahlen und Unternehmen zu unterstützen, die durch die Eindämmungsmaßnahmen in wirtschaftliche Schwierigkeiten geraten.
Die Wissenschaftler*innen haben das Modell mit den Daten zur bisherigen Entwicklung in Deutschland abgeglichen. Das Modell war in der Lage, die deutschen Zahlen für die 63 Tage zwischen dem 9. März und dem 10. Mai 2020 in Bezug auf die wirtschaftlichen und virologischen Daten zu reproduzieren. Dieser Vergleich mit den deutschen Zahlen zeigt, dass das Modell valide ist. „Das Modell erscheint uns sehr geeignet, um die Ausbreitung eines infektiösen und potenziell tödlichen Virus mit seinen Folgen auf die Wirtschaft nachzuvollziehen und vorauszusagen“, sagt Dawid.
Das Modell ist darüber hinaus grundsätzlich übertragbar auf andere Länder. „Man muss dann natürlich einige Parameter ändern, die man schnell einarbeiten könnte“, sagt Dawid. Dazu zählt zum Beispiel die Altersstruktur der Bevölkerung, die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und insbesondere auch die Zahl der Intensivbetten. Sollte es einmal eine Pandemie mit einem anderen Virus geben, könnte das Modell ebenfalls hilfreich sein, um die Folgen politischer Maßnahmen vorauszuberechnen. „In dem Fall müssten wir die Infektionswahrscheinlichkeiten und altersabhängigen Todesraten entsprechend modifizieren“, sagt Dawid.
Weitere Informationen:
Website des Lehrstuhls für Wirtschaftstheorie und Computational Economics
Neue Fahrradstellplätze und Reparaturstationen
In den vergangenen Wochen wurden auf dem Campus an verschiedenen Stellen neue Fahrradstellplätze eingerichtet. Im Parkhaus 3 wurde eine Reihe ehemaliger PKW-Stellplätze zu einer überdachten Abstellmöglichkeit für Fahrräder umgewidmet. In der Tiefgarage des X-Gebäudes (momentan coronabedingt geschlossen) wurde die bestehende Abstellfläche für Fahrräder um neue Halterungen und eine eigene Spur zur Ein- und Ausfahrt ergänzt. Diese ist für mehr Sicherheit mit Pollern von der Fahrbahn für PKW abgegrenzt.
(mehr …)Anschubfonds Medizinische Forschung: erste sechs Kooperationsprojekte bewilligt
Bis April konnten die Anträge zum Anschubfonds Medizinische Forschung (AMF) der Universität Bielefeld gestellt werden. Jetzt hat das Rektorat der Universität Bielefeld die Empfehlungen der Auswahlkommission gesichtet und über die Anträge entschieden. Der AMF unterstützt in der ersten Förderrunde sechs Kooperationsprojekte. Die neuen Projekte befassen sich mit technischen Anwendungen für die Rehabilitation, Mikrobiomen für die Therapie der chronischen Krankheit Rhinosinusitis, Eye-Tracking für die Diagnose von Schlaganfällen, künstlicher Intelligenz zur Nachsorge bei Hörprothesen, Schlafförderung als Präventions-maßnahme sowie mit einer verbesserten Versorgung von Patient*innen mit chronischen Schmerzen. Der AMF soll dazu beitragen, das Forschungsprofil der neu gegründeten Medizinischen Fakultät OWL weiterzuentwickeln. Gefördert werden Kooperationen zwischen Wissenschaftler*innen der Universität Bielefeld und Ärzt*innen des Universitätsklinikums Ostwestfalen-Lippe (UK OWL) sowie Praxen in OWL.
„Wir bedanken uns herzlich bei allen Bewerber*innen. Die zahlreichen guten Projektanträge zu verschiedenen spannenden und zukunftsträchtigen medizinischen Forschungsthemen haben uns die Entscheidung nicht leicht gemacht“, sagt Professor Dr. Martin Egelhaaf, Prorektor für Forschung und Forschungstransfer der Universität Bielefeld. „Wir sind sehr zuversichtlich, dass die ausgewählten Projekte dazu beitragen, ein konkurrenz- und zukunftsfähiges Profil zu entwickeln und gratulieren den Beteiligten der Projekte, die gefördert werden.“
Folgende sechs Projekte mit breiter Beteiligung der Kliniken des UK OWL und verschiedener Fakultäten der Universität Bielefeld werden in der ersten Runde des AMF gefördert:
• „Adaptiv virtuelle Rehabilitation bei Verletzungen der oberen Extremität – Eine Machbarkeitsstudie“
• „Chronische Schmerzen bei Patient*innen mit und ohne entzündlich rheumatische Erkrankung in der Primär- und Sekundärversorgung: transsektorale Bestandsaufnahme, Überprüfung einer neuen Überweisungsstrategie und Analyse von Kontextfaktoren“
• „Detection of shifts in microbiome composition in chronic rhinosinusitis by an optimized analytical workflow” (zu Deutsch etwa: Nachweis von Verschiebungen in der Mikrobiom-zusammensetzung bei chronischer Rhinosinusitis durch einen optimierten analytischen Arbeitsablauf)
• „Ein KI-basiertes System zur optimierten Nachsorge von Cochlea Implantat‐ Patientinnen“
• „Kognitive Störungen nach Schlaganfall und bei Demenz: Neue Wege der Diagnostik mittels High-Resolution Eye-Tracking“
• „Vulnerable elderly, vulnerable brains: Modifying pathways from illness to impairment – Präoperative Schlafförderung als Prähabilitation zur Verhinderung des postoperativen Delirs bei älteren Menschen“
Zu der vom Rektorat beauftragten Auswahlkommission gehörten neben dem Prorektor für Forschung und Forschungstransfer ebenfalls die Gründungsdekanin der Medizinischen Fakultät OWL, drei Mitglieder des Medizinischen Beirats der Universität Bielefeld sowie die Gleichstellungsbeauftragte der Medizinischen Fakultät OWL.
„Der Fonds bietet Forschenden der Universität und forschenden Ärzt*innen der Kliniken und Praxen der Region vor allem die Möglichkeit, gemeinsame Drittmittelanträge vorzubereiten“, sagt Professorin Dr. Claudia Hornberg, die Gründungsdekanin der Medizinischen Fakultät OWL. Dadurch können neue Kooperationen angeregt und das Forschungsprofil Medizin für Menschen mit Behinderungen und chronischen Erkrankungen weiterentwickelt und geschärft werden.
Unterstützt werden so Forschungsideen und -vorhaben im geplanten medizinischen Forschungsprofil „Medizin für Menschen mit Behinderungen und chronischen Erkrankungen“ mit den Forschungsschwerpunkten „Gehirn – Beeinträchtigung – Teilhabe“ und „Intelligente Systeme – Assistenz – In-terprofessionelle Vernetzung“ sowie den Perspektivfeldern „Mikrobielle Diversität im Lebensraum Mensch“ und „Data Science für die medizinische Versorgung“.
Ziel ist es zudem, die trägerübergreifende Forschung innerhalb des Universitätsklinikums OWL sowie die transsektorale Forschung zu stärken.
Der AMF wurde für eine befristete Zeit von drei Jahren und mit einem Gesamtfördervolumen von 1.5 Millionen Euro eingerichtet. Eine zweite Runde des AMF ist für Herbst 2020 vorgesehen. Für die erste Runde sind 24 Projekte eingereicht worden.

Medizinische Fakultät OWL in Bielefeld
Zum Wintersemester 2021/22 wird an der Universität Bielefeld ein humanmedizinisches Studium als Modellstudiengang mit zunächst 60 Studierenden beginnen. Neben der kontinuierlichen fachbezogenen Vorbereitung auf die vielfältigen Anforderungen ärztlicher Tätigkeiten wird die Perspektive der ambulanten Medizin im neuen Modellstudiengang in besonderem Maße berücksichtigt. Aktuell laufen eine Vielzahl an Berufungsverfahren der neu zu besetzenden Professuren, die Entwicklung des Curriculums, der Aufbau der Lehr- und Forschungspraxen-Netzwerke sowie die Entwicklung der Qualifizierungsprogramme für den wissenschaftlichen Nachwuchs. Für die Universität Bielefeld bedeutet die Medizinische Fakultät OWL eine strategische Erweiterung ihres Studienangebots und ihres Forschungsportfolios.
Website zum Anschubfonds Medizinische Forschung
Barrierefreier Weg zum neuen Campus Süd
Zwischen dem Hauptgebäude der Universität (Zahn V) und der Konsequenz ist der neue barrierefreie Weg zur Benutzung freigegeben. Der Weg verläuft in Form eines Y diagonal über die Hangwiese und hat somit an keiner Stelle ein Gefälle von mehr als sechs Prozent. Diese flachere Wegeführung erleichtert die Nutzung mit Rollstühlen oder Kinderwagen.
(mehr …)Universitäten Bielefeld und Paderborn gründen gemeinsames Institut zu künstlicher Intelligenz
Sprachassistenten, Smart Homes oder Industrie-4.0-Systeme: Künstliche Intelligenz (KI) automatisiert zunehmend Abläufe in unterschiedlichsten Lebens- und Arbeitsbereichen. Allerdings erweisen sich KI-Systeme oftmals als nicht besonders kompetent, weil ihnen Hintergrund- oder Kontextwissen fehlt oder weil sie die Tragweite und Implikationen von Annahmen und Entscheidungen nicht einschätzen und ihre Handlungen nicht erklären können. Im Joint Artificial Intelligence Institute (JAII) bündeln die beiden Universitäten Bielefeld und Paderborn ihre Forschungskompetenzen in diesem Forschungsfeld. Die Universitäten haben das Institut gestern (14.07.2020) gemeinsam gegründet. Im JAII wird zukünftig an den Grundlagen von KI-Systemen geforscht, die den Menschen in den Mittelpunkt stellen. Das Ziel: KI-Systeme sollen Menschen als kompetente Partner unterstützen und in die Lage versetzt werden, Alltagsprobleme besser und verlässlicher zu lösen als bislang.
(mehr …)Universität trauert um Professor Dr. Thomas Dierks
Die Universität Bielefeld trauert um den Biochemiker Professor Dr. Thomas Dierks, der am 7. Juli im Alter von 58 Jahren gestorben ist. „Professor Dierks hat sehr bedeutende Beiträge zur Aufklärung seltener Stoffwechselerkrankungen und zur Entwicklung von Behandlungen dieser Erkrankungen geleistet“, sagt der Rektor der Universität Bielefeld, Professor Dr.-Ing. Gerhard Sagerer.
Internationale Aufmerksamkeit erlangte der Wissenschaftler durch die Erforschung einer Enzym-Erbkrankheit mit dem Namen MPS IIIE oder – nach dem Entdecker – „Dierks‘sche Krankheit“. Ihre Folgen zeigten sich bei Mäusen im fortschreitenden Verlust der geistigen Fähigkeiten, vor allem Vergesslichkeit, Lern- und Koordinationsschwierigkeiten. 2018 wurden drei Patientenfamilien in Israel entdeckt, die an der im Labor erforschten Krankheit tatsächlich erkrankt waren.
Thomas Dierks war seit 2004 Professor für Biochemie an der Universität Bielefeld und seit 2007 Mitglied im Center for Biotechnology at Bielefeld University (CeBiTec). Von 2011 bis 2013 war er Dekan der Fakultät für Chemie.
„Er verstand es, Studierende für die Biochemie und Forschung zu begeistern und hat sich sehr intensiv und erfolgreich um die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses gekümmert“, betont die Dekanin der Fakultät für Chemie, Professorin Dr. Adelheid Godt. Für die Gesellschaft für Biochemie und Molekularbiologie (GBM) hatte Thomas Dierks eine Junior-GBM Ortsgruppe Bielefeld ins Leben gerufen, sich mit den Mitgliedern getroffen, sie für Forschung begeistert und ermutigt, zu GBM-Tagungen zu fahren.

Thomas Dierks hat Biochemie an der Universität Tübingen und der Ludwig-Maximilians-Universität München studiert und an der Universität Düsseldorf 1990 promoviert. Er war Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Göttingen, an der er 2000 habilitierte. Vor seinem Wechsel an die Universität Bielefeld 2004 war er Gruppenleiter am Göttinger Zentrum für Molekulare Biowissenschaften.
Nachruf auf der Seite der Fakultät für Chemie
Virtual Reality in der Pflege
Die Pflege gilt als wissensintensives Berufsfeld, bei der ein gelungener Transfer der Theorie in die Praxis von großer Bedeutung für eine gute Gesundheitsversorgung ist. Das neue Projekt „Virdipa“ untersucht, wie Virtual Reality (VR) als computerbasierte Technologie Auszubildende in Pflegeberufen unterstützen kann, theoretisches Wissen praktisch zu erproben. Forschende der Universität Bielefeld und der Fachhochschule (FH) Bielefeld arbeiten in dem Projekt zusammen. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung fördert das Projekt mit insgesamt 1,2 Millionen Euro.

Die Fachhochschule koordiniert das Projekt. Kooperationspartner außer der Universität Bielefeld sind die Hochschule Emden-Leer und der Verein „Neue Wege des Lernens“ in Bielefeld. Als Praxispartner beteiligt sind außerdem die Gesundheitsschulen des Evangelischen Klinikums Bethel in Bielefeld, das Bildungszentrum St. Johannisstift in Paderborn sowie die Akademie für Gesundheitsberufe der Mühlenkreiskliniken in Minden.
An der Universität Bielefeld arbeitet das Team der Medienpädagogin Professorin Dr. Anna-Maria Kamin in dem Projekt. „Damit Auszubildende mit Virtual Reality lernen können, müssen die Ausbilder*innen und Berufsschullehrkräfte passende Trainingsbausteine entwickeln“, sagt
Anna-Maria Kamin. „Wir befassen uns in dem Projekt damit, wie das Bildungspersonal in Schulen und Betrieben die dafür nötige Medienkompetenz und medienpädagogische Kompetenz erwerben kann.“
„Mit unserem Vorhaben wollen wir einen Beitrag zur Digitalisierung des Berufsfelds Pflege leisten“, erklärt Professorin Dr. med. Annette Nauerth vom Fachbereich Wirtschaft und Gesundheit der FH Bielefeld, die dem Projektleitungsteam angehört. Das Projekt umfasst verschiedene Arbeitsphasen, in denen Qualifizierungsmaßnahmen entwickelt und mit Mitarbeiterinnen aus betrieblichen sowie schulischen Einrichtungen erprobt werden. „Unser Ziel ist es, Teilnehmende dazu zu befähigen,
eigenständig produzierte VR-Trainingsbausteine in der Pflegeausbildung einsetzen zu können“, erläutert Professorin Dr. Patrizia Raschper, die den Schwerpunkt Pflegedidaktik im Projekt betreut.

Mithilfe bereits vorhandener VR-Trainings sollen die Teilnehmenden außerdem deren Anwendung im Unterricht und in der praktischen Anleitung erlernen. So kann beispielsweise die Reanimation von Patient*innen oder die Reaktion auf Stürze von Patient*innen erprobt werden. In der anschließenden Praxis- und Transferphase werden die Teilnehmenden darin unterstützt, mit einem noch zu entwickelnden Autorenwerkzeug selbst Lernaufgaben mit VR-Technologie zu erstellen, sogenannte „Digital Reusable Learning Objects“ (DLROs). Die Einbindung der 3D-Simulationen soll die Möglichkeiten der Auszubildenden erweitern, fachliche Fähigkeiten zu erwerben.
Die DLROs, das Autorenwerkzeug sowie das Schulungs- und Vermittlungskonzept sollen anschließend als freie Lern- und Lehrmaterialien (Open Educational Resources, OER) zur Verfügung gestellt werden. Das bedeutet, dass auch andere Einrichtungen oder Personen Zugang zu den Materialien und Ergebnissen erhalten. Zusätzlich soll das Qualifizierungskonzept von den kooperierenden Weiterbildungsstätten und als wissenschaftliche Weiterbildung der FH Bielefeld in Kooperation mit „Neue Wege des Lernens e.V.“ über die Laufzeit des Projekts angeboten werden.
Der Projektname „Virdipa“ steht für „Virtual Reality basierte Digital Reusable Learning Objects in der Pflegeausbildung“. Das Projekt wird über den Förderbereich „Digitale Medien in der beruflichen Bildung“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung gefördert. Es läuft von März 2020 bis Ende Februar 2023.
Internationales Graduiertenkolleg in der Mathematik verlängert
Das Internationale Graduiertenkolleg „Das Reguläre im Irregulären: Analysis von singulären und zufälligen Systemen“ (IRTG 2235) wird für weitere viereinhalb Jahre von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft investiert damit zusätzlich fünf Millionen Euro in die wissenschaftliche Ausbildung und den Austausch von Doktorand*innen zwischen der Universität Bielefeld und der Seoul National University.

Seit 2016 haben sich in dem Graduiertenkolleg Nachwuchsmathematiker*innen aus allen Teilen der Welt auf die Suche nach versteckten Gesetzmäßigkeiten in zufälligen Systemen begeben. Zweieinhalb Jahre verbrachten sie dafür an der Universität Bielefeld, sechs Monate ihrer dreijährigen Promotionszeit forschten sie an der Seoul National University (Südkorea). Durch die Entscheidung der DFG ist nun die Fortführung des Programms unter der Leitung von Professor Dr. Moritz Kaßmann (Universität Bielefeld) und Professor Dr. Panki Kim (Seoul National University) gesichert. Zwischen 2021 und 2025 werden in Bielefeld 20 Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftler eingestellt, die in dem Graduiertenkolleg forschen werden.
„Die Welt ist voller irregulärer Strukturen, zum Beispiel bei Krebszellen, Galaxien oder Bewegungskurven von mikroskopischen Teilchen“, erklärt Moritz Kaßmann von der Fakultät für Mathematik. „Die Dissertationsprojekte in unserem Graduiertenkollegkolleg erkunden versteckte Gesetzmäßigkeiten, die die Bildung von Irregularitäten bestimmen.“
In den Dissertationen geht es vor allem um Fragestellungen aus dem mathematischen Teilgebiet der Analysis. Angrenzende Gebiete wie die Mathematische Physik, Geometrie oder die Wahrscheinlichkeitstheorie sind ebenfalls vertreten. Die theoretischen Untersuchungen haben Bezüge zu realen Phänomenen wie Vorgängen in der Natur, bei denen es innerhalb kürzester Zeit gewaltige Schwankungen geben kann. Ein anderes Thema sind nichtlineare Wellengleichungen. Solche Gleichungen werden beispielsweise verwendet, um zu modellieren, wie sich kleine Störungen auf Wasserwellen oder auf wandernde stabile Wellenpakete in Glasfaserkabeln auswirken. In der nun bewilligten zweiten Förderperiode werden nun zusätzlich Computerverfahren zur effizienten Berechnung und Methoden des maschinellen Lernens untersucht.
Die Universität Bielefeld und die Seoul National University kooperieren seit 2012. Durch das Graduiertenkolleg IRTG 2235 konnte die Zusammenarbeit auf die junge Generation von Wissenschaftler*innen ausgeweitet werden. 19 Professor*innen aus Bielefeld und Seoul arbeiten zusammen, bilden die Doktorand*innen aus und betreuen ihre Promotionsprojekte. Während des sechsmonatigen Austauschaufenthalts wohnen die Doktorand*innen aus Bielefeld auf dem Campus der Seoul National University und arbeiten in Büros des Department of Mathematical Sciences. Im Gegenzug kommen regelmäßig acht Doktorand*innen aus Seoul nach Bielefeld. „So haben sich unter den Nachwuchswissenschaftler*innen eigene Forschungskooperationen, gemeinsame Publikationen und Freundschaften entwickelt, die Ostwestfalen und Ostasien verbinden“, sagt Professor Moritz Kaßmann.
Weitere Informationen:
• „DFG fördert elf neue Graduiertenkollegs“ (Pressemitteilung der Deutschen Forschungsgemeinschaft vom 8. Juli 2020)
• Website des Graduiertenkollegs
Neue Methode führt zehnmal schneller zum Corona-Testergebnis
Einen Test auf SARS-CoV-2 durchzuführen und auszuwerten dauert aktuell mehr als zwei Stunden – und so kann ein Labor pro Tag nur eine sehr begrenzte Zahl von Menschen testen. Zellbiolog*innen der Universität Bielefeld haben nun mit mehreren Kooperationspartnern in einer Studie ein Verfahren entwickelt, das rund zehnmal schneller ein Ergebnis liefert. „Der Test dauert nur rund 16 Minuten“, sagt Professor Dr. Christian Kaltschmidt vom Lehrstuhl für Zellbiologie der Universität Bielefeld. „Die Methode ist zudem günstiger als die herkömmlichen Tests.“
Weltweit sind inzwischen mehr als zehn Millionen Infektionen mit dem Coronavirus bestätigt. Einen wirksamen Impfstoff oder eine Therapie gegen SARS-CoV-2 gibt es bislang nicht. Hinzu kommt: Nicht jede infizierte Person entwickelt auch Symptome. Die wirksamste Methode, um die Verbreitung einzudämmen, sind im Moment deshalb Tests: Wer sich infiziert hat, wird isoliert und verbreitet das Virus nicht.
Das gängigste Verfahren, um zu testen, ob sich jemand mit SARS-CoV-2 infiziert hat, sind sogenannte PCR-Tests. Sie nutzen das genetische Material des Virus als Grundlage. Das haben auch die Bielefelder Wissenschaftler*innen in ihrer Studie gemacht. PCR-Tests laufen immer nach einem ähnlichen Schema ab. Zunächst wird genetisches Material einer Testperson benötigt. Dies wird in der Regel durch einen Abstrich im Mund-, Nasen- oder Rachenraum gewonnen. „Wenn ein Mensch sich mit SARS-CoV-2 angesteckt hat, dann ist in der Probe auch genetisches Material des Virus enthalten, das als sogenannte RNA vorliegt“, sagt Kaltschmidt. Die RNA-Moleküle werden in einem chemischen Verfahren isoliert. Allerdings ist danach zu wenig RNA enthalten, als dass ein Test sie sofort nachweisen könnte. Deshalb muss sie vervielfältigt werden.
Methode spart nicht nur Zeit, sondern auch Aufwand
Das geschieht bei einer sogenannten Polymerase-Kettenreaktion, die dem PCR-Verfahren seinen Namen gegeben hat (Polymerase Chain-Reaction). Sie läuft in einem Gerät ab, das sich Thermocycler nennt. Es fährt die Temperatur nach einem vorher festgelegten Programm hoch und wieder herunter. In Kombination mit bestimmten Zusatzstoffen, einem Enzym mit Kopierfunktion und Stabilität bei hoher Temperatur vervielfältigt sich dadurch das genetische Material, bis so viel vorhanden ist, dass sich damit SARS-CoV-2 nachweisen lässt – sofern jemand infiziert ist.
Die Bielefelder Forschenden haben bei ihrem Verfahren einen speziellen Thermocycler eingesetzt – den NEXTGENPCR. Durch das besondere Design, das mehrere Temperaturzonen umfasst, laufen die Reaktionen in dem Gerät besonders effektiv und vollautomatisch ab. „Beim Vorgehen haben wir uns am sogenannten Drosten-Protokoll der Berliner Charité und am Protokoll des Centers of Disease Control and Prevention in Atlanta orientiert“, sagt Kaltschmidt. Das sind Standards für Tests auf SARS-CoV-2. Die Forschenden konnten mir ihrer Methode die Ergebnisse herkömmlicher PCR-Tests wiederholen – nur in deutlich kürzerer Zeit und mit weniger Aufwand.
Spezialgerät kann stündlich 570 Tests analysieren
Entwickelt hat den Thermocycler das niederländische Unternehmen Molecular Biology Systems B.V. Für die Tests auf das Coronavirus schrieben die Entwickler eine Software, die sowohl die benötigte Zeit als auch die Arbeitsschritte verringert. „Wir haben dazu sehr viele positive Rückmeldungen erhalten“, sagt Gert de Vos, Gründer und Geschäftsführer von Molecular Biology Systems. Das Gerät kann mehrere Proben parallel analysieren – damit sind mit einem einzigen Thermocycler pro Stunde rund 570 Auswertungen möglich. Molecular Biology Systems arbeitet inzwischen mit Regierungen und privaten Laboren in den USA, Europa, dem mittleren Osten und Afrika zusammen.
Kaltschmidt sieht viele Vorteile in dem neuen Verfahren. So könnte ein solcher Test vor allem dort zum Einsatz kommen, wo schnelle Ergebnisse gefragt sind. „Wenn beispielsweise Kreuzfahrtschiffe ihren Betrieb wieder aufnehmen, könnten sie in kurzer Zeit jede Person testen, bevor sie an Bord geht.“
Beteiligt an der Studie waren zudem das Herz- und Diabeteszentrum NRW in Bad Oeynhausen, die Arbeitsgruppe molekulare Neurobiologie der Universität Bielefeld, das Evangelische Klinikum Bethel sowie der Forschungsverbund Biomedizin Bielefeld OWL e.V.
Studienprüfungen in Corona-Zeiten
Seit Mitte Juni finden an der Universität Bielefeld die großen Prüfungen des Sommersemesters 2020 statt. Aufgrund der Corona-Hygienebestimmungen mussten insbesondere für große Prüfungen mehr und große Räumlichkeiten gefunden werden. Mit einem hohen koordinatorischen Aufwand werden darum aktuell Sporthalle, Mensa, Stadthalle und Lokschuppen gebucht, zeitweise sogar parallel.
„Rund 220 Prüfungen mit mehr als 50 Teilnehmenden müssen gerade anders abgenommen werden als bisher“, erklärt Bastian Doht vom Dezernat Studium und Lehre. Er koordiniert das Thema Prüfungen in externen Räumen dezernatsübergreifend, vor allem mit Kolleg*innen des Facility Managements und des Arbeits- und Gesundheitsschutzes. „Der größte Hörsaal der Universität, Hörsaal H4, fasst gerade 32 Prüflinge unter Corona-Hygienebedingungen, sonst sind es 404 Plätze.“
In der Sporthalle der Universität ist Platz für 140 Prüflinge. Foto: Universität Bielefeld Auch die Mensa wird für die Prüfungen vorbereitet. Jede*r Teilnehmende bekommt in einem vorherigen Anmeldeverfahren einen Tisch mit einer Nummer zugewiesen. Foto: Universität Bielefeld
Als neue Prüfungsräume kommen jetzt nach und nach größere Räume in Bielefeld zum Einsatz. Zunächst die Sporthalle der Universität für 140 Personen, später die Mensa im Gebäude X für 194 Personen, dann die Stadthalle mit 200 und schließlich der Lokschuppen mit 120 Prüflingen. Neu ist die Zusammenarbeit mit der Stadthalle beim Thema Prüfungen, mit dem Lokschuppen bestand bereits ein Vertrag für die Zeit der Audimax-Bauarbeiten.
Thematisch ziehen sich die Prüfungen durch alle Fächer: von Rechtswissenschaften bis Mathematik, von Soziologie bis Sportwissenschaft. Einige Prüfungen müssen parallel in mehreren großen Räumen stattfinden. Die größte Prüfung ist mit 500 Personen angemeldet und wird gleichzeitig in der Sporthalle der Universität, der Mensa und der Stadthalle stattfinden.
So laufen die Prüfungen ab: Zunächst unterschreibt die*der Lehrende ein Hygiene-Schutzkonzept für die Prüfung und setzt die Vorgaben um. Für jede Klausur gibt es dann ein zentrales Anmeldeverfahren. Die*der Studierende meldet sich an und bekommt später eine Mitteilung zu den Hygiene-Regeln und einen nummerierten Einzelplatz zugewiesen, der am Prüfungstag für ihn reserviert ist. Allein vier Mitarbeitende sind zentral mit dieser Organisation befasst. Vor Ort sorgen dann Mitarbeitende dafür, dass die Menschenmengen geleitet und geführt werden.
Erster Professor an die Medizinische Fakultät OWL berufen
Die Universität Bielefeld hat den ersten neuen Professor an die Medizinische Fakultät OWL berufen: Professor Dr. med. Björn Spittau übernimmt zum 1. Juli 2020 die Professur für Anatomie an der Universität Bielefeld. Zuvor war er an der Universität Rostock am Institut für Anatomie als stellvertretender Institutsleiter tätig. Der Rektor der Universität Bielefeld, Professor Dr.-Ing. Gerhard Sagerer, überreichte ihm heute im Beisein der Gründungsdekanin Professorin Dr. med. Claudia Hornberg die Berufungsurkunde.
(mehr …)Personalnachrichten aus der Universität Bielefeld
• Professor Dr.-Ing. Gerhard Sagerer weiterhin stellvertretender LRK-Vorsitzender
• Professorin Dr. Claudia Hornberg erneut in den Sachverständigenrat für Umweltfragen berufen

Professor Dr.-Ing. Gerhard Sagerer, Rektor der Universität, ist als stellvertretender Vorsitzender der Landesrektorenkonferenz NRW wiedergewählt worden. Bei den Wahlen wurde auch der LRK-Vorsitzende Professor Dr. Dr. h.c. Lambert T. Koch, Rektor der Bergischen Universität Wuppertal, im Amt bestätigt. Lambert T. Koch und Gerhard Sagerer stellen mit Professorin Dr. Anja Steinbeck, Rektorin der Universität Düsseldorf, und Professor Dr. Dr. h.c. Michael Hoch, Rektor der Universität Bonn, weiterhin den LRK-Vorstand. Die neue Amtszeit beginnt am 1. Oktober 2020 und endet am 30. September 2022. Die 16 Mitgliedsuniversitäten der Landesrektorenkonferenz der Universitäten in NRW fördern die Zusammenarbeit der Hochschulen im Bildungs- und Wissenschaftsbereich und befassen sich mit übergreifenden hochschulpolitischen Themen.

Professorin Dr. Claudia Hornberg wurde im Juni erneut von der Bundesministerin für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit in den siebenköpfigen Sachverständigenrat für Umweltfragen (SRU) berufen. Die bisherige Vorsitzende ist in der kommenden, vier Jahre dauernden, Ratsperiode für die Bereiche Toxikologie und Public Health zuständig. Der 1971 von der Bundesregierung eingerichtete Sachverständigenrat bewertet regelmäßig die Umweltsituation in Deutschland und spricht Handlungsempfehlungen zu aktuellen Fragen der Umweltpolitik aus. Hornberg ist Fachärztin für Hygiene und Umweltmedizin. An der Universität Bielefeld leitet sie seit 2002 die Arbeitsgruppe „Umwelt und Gesundheit“ an der Fakultät für Gesundheitswissenschaften. 2018 ist sie als Gründungsdekanin für die Medizinische Fakultät OWL bestellt worden und leitet dort die Arbeitsgruppe „Sustainable Environmental Health Sciences“.
Herzlichen Glückwunsch an Aufsteiger Arminia Bielefeld
Rektor Professor Dr.-Ing. Gerhard Sagerer gratuliert Arminia Bielefeld zum Aufstieg in die 1. Fußball-Bundesliga.
(mehr …)Universität Bielefeld sagt Jahresempfang für 2020 ab
Aufgrund der Corona-Pandemie und der damit aktuell unklaren Entwicklung wird der für den 4. Oktober 2020 geplante Jahresempfang der Universität nicht stattfinden. „Angesichts der bestehende Gefährdung durch das Virus und der geltenden Abstandsregeln ist es für uns undenkbar, 600 Gäste aus Wirtschaft, Politik, Kultur und Wissenschaft in der Universität zu begrüßen“, begründet Professor Dr.-Ing. Gerhard Sagerer, Rektor der Universität Bielefeld, die Absage. „Ich bedauere diese vorsorgliche Absage sehr – wir tragen aber auch Verantwortung für unsere Gäste.“ Der Jahresempfang ist die jährliche Akademische Feier der Universität Bielefeld. Er findet traditionell am letzten Freitag vor Beginn des Vorlesungsbetriebs des Wintersemesters statt.
Ein Hormon nach Pflanzenart
Pflanzen stellen das Hormon Jasmonsäure her, wenn sie angegriffen werden. So sorgen sie dafür, dass ihre Blätter Fraßfeinden nicht mehr schmecken. Biolog*innen wollen erfahren, ob biologische Vorstufen und andere Varianten der Jasmonsäure zu ähnlichen oder abweichenden Effekten führen. Doch für Experimente waren solche Abkömmlinge des Hormons bislang zu teuer und nur schwer zu bekommen. Forschende aus den Fakultäten für Chemie und Biologie der Universität Bielefeld haben jetzt ein Verfahren gefunden, das die Produktion einer biologisch bedeutenden Vorstufe der Jasmonsäure effizienter und günstiger machen könnte. Ihre Innovation: Sie ahmen nach, wie Pflanzen das Hormon herstellen. Das Ergebnis ist 12-OPDA, eine zentrale Vorstufe von Jasmonsäure. Sie könnte langfristig auch als Vorstufe für hochwertiges Parfüm in Frage kommen. Die Forschenden präsentieren ihr Verfahren heute (29.05.2020) im Forschungsjournal Advanced Science.

„Jasmonsäure kann zum Beispiel die Freisetzung von giftigen Stoffen wie Nikotin in den Blättern anstoßen, die den Angreifern schaden“, erklärt der Biologe Professor Dr. Karl-Josef Dietz. „Tabakpflanzen stoßen eine abgewandelte Form der Jasmonsäure aus und bringen so benachbarte Pflanzen dazu, sich auf Angriffe vorzubereiten“, sagt Dietz. „Jasmonsäure wirkt auch heilend und kann in Gang setzen, dass sich beschädigte Blätter regenerieren.“
Dietz leitet die Arbeitsgruppe Biochemie und Physiologie der Pflanzen der Universität Bielefeld. Er erforscht, wie Pflanzen auf Stress reagieren und arbeitet daran, ihre Reaktion zu verändern und zu optimieren. „Damit können wir Pflanzen zum Beispiel auf die veränderten Umweltbedingungen infolge des Klimawandels vorbereiten.“ Falls das wärmere Klima dazu führt, dass die Käfer-Populationen zunehmen, könnten Pflanzen etwa mit der Fähigkeit ausgestattet werden, diesen An-greifern mit Bitterstoffen zu schaden. „Uns interessiert die Wirkung von Vorformen der Jasmonsäure, wie das 12-OPDA, das nur im Milligramm-Bereich zu bekommen ist und dann mehrere hundert Euro kostet“, sagt Dietz.
„Der hohe Preis kommt durch die arbeitsintensive Herstellung zustande, da auf klassisch-chemischen Wege die Herstellung von 12-OPDA äußerst aufwändig und mit vielen Reaktionsstufen verbunden ist“, sagt der Chemiker Professor Dr. Harald Gröger. Er leitet die Arbeitsgruppe Industri-elle Organische Chemie und Biotechnologie an der Universität Bielefeld. Gemeinsam mit Dietz entwickelte er die Idee, 12-OPDA (12-Oxophytodiensäure) als Vorstufe von Jasmonsäure in einem effizienten und synthetisch neuartigen Verfahren herzustellen. Beide Wissenschaftler forschen am Centrum für Biotechnologie (CeBiTec) der Universität Bielefeld.
Das neue Verfahren greift das Prinzip aus den Pflanzenzellen auf: Es nutzt die Enzyme als Katalysatoren der Pflanzen in für synthetische Zwecke optimierter Form. „Wichtig ist, dass diese Enzyme im richtigen Verhältnis eingesetzt werden“, sagt Jana Löwe. Sie ist Erstautorin der neuen Studie und forscht in Grögers Arbeitsgruppe. Der Clou des neuen Verfahrens: Wenn alle Startbedingungen stimmen, läuft es anschließend von selbst.

„Wie die Pflanzen verwenden wir die einfach zugängliche Linolensäure in Kombination mit lediglich drei Enzym-Reaktionen“, erklärt Löwe. Linolensäure kann zum Beispiel aus Rapsöl gewonnen wer-den. Das erste Enzym baut den Sauerstoff aus der Luft in die Linolensäure ein. Darauf aufbauend erzeugt das zweite Enzym ein hochlabiles Zwischenprodukt, das dann vom dritten Enzym in 12-OPDA umgewandelt wird.
„Das klingt einfach“, sagt Gröger. „Die Schwierigkeit war aber bisher die empfindliche, kurzlebige Zwischenstufe, die durch das zweite Enzym entsteht. Wenn hier nicht sofort das dritte Enzym hinzugefügt wird, entstehen nicht brauchbare Produkte.“
Löwe löst das Problem, indem sie Bakterien als Erzeuger der Enzyme für die zweite und letzte Stufe der Reaktion verwendet – in Verbindung mit einem aus Sojabohnen stammenden kommerziellen Enzym für die erste Reaktionsstufe. Die Bakterien (Escherichia coli) sind genetisch so verändert worden, dass sie die beiden Enzyme in den erforderlichen Mengen bereitstellen. „Sobald die labile Zwischenstufe gebildet wird, ist das benötigte Enzym sofort zur Stelle und sorgt für die Herstellung von 12-OPDA“, sagt Löwe.
Danach kann das 12-OPDA direkt in biologischen Studien eingesetzt oder in weitere Stoffe umgewandelt werden, die zum Beispiel für Dietz‘ Experimente gebraucht werden. Auch dafür hat Löwe ein Verfahren entwickelt. „Damit steht uns eine Bibliothek von Abkömmlingen von 12-OPDA für pflanzenphysiologische Untersuchungen zur Verfügung“, sagt Dietz. „Durch weitere Reaktionen könnte mit dem 12-OPDA darüber hinaus zukünftig in effizienter Weise unter Umständen sogar Methyldihydrojasmonat hergestellt werden“, sagt Gröger. „Das ist eine Substanz, die als Inhaltsstoff für viele bekannte Parfüms benötigt wird.“
Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) hat Grögers Arbeitsgruppe für das Forschungsprojekt zu 12-OPDA finanziell unterstützt. Die Förderung lief über die BMBF-Initiative „Nächste Generation biotechnologischer Verfahren – Biotechnologie 2020+“ (Projektnummer: 031A184A).
Originalveröffentlichung:
Jana Löwe, Karl-Josef Dietz, Harald Gröger: From a biosynthetic pathway toward a biocatalytic process and chemocatalytic modifications: Three-step enzymatic cascade to the plant metabolite cis-(+)-12-OPDA and metathesis-derived products.
Adv. Science, https://doi.org/10.1002/advs.201902973, veröffentlicht am 29.05.2020.
299 Pferdestärken, 75 Tonnen schwer – ein Technikwunder auf der Uni-Baustelle
In wenigen Tagen kommt auf der Universitätsbaustelle ein beeindruckendes Stück Technik zum Einsatz: ein Bagger mit einem gewaltigen, knapp 30 Meter langen Arm, einem Einsatzgewicht von mehr als 75 Tonnen und einem 299 PS starken Motor. Damit lässt der Bau- und Liegenschaftsbetrieb des Landes Nordrhein-Westfalen (BLB NRW) das ehemalige Mensagebäude der Universität Bielefeld abreißen. „Die Greifarme reichen von ihrem Standort, dem alten Frauenparkplatz, über mehrere Geschosse hinweg bis zum Dach der Mensa“, erläutert Ralf Kämmle, Projektleiter des BLB NRW. Mit der Entfernung des Ex-Essbereichs werden erstmals für die Öffentlichkeit Arbeiten im großen Stil an der Universität sichtbar – die Maßnahmen auf einer der größten Baustellen Bielefelds kommen damit in diesen Tagen so richtig in Gang.

Auf dem Gelände der ehemaligen Mensa und des Frauenparkplatzes soll zukünftig ein Entréegebäude mit einer Fläche von rund 14.000 Quadratmetern entstehen und dem Eingangsbereich der Universität ein neues Erscheinungsbild verleihen. In diesem Neubau werden überwiegend Büro- und Seminarräume sowie ein Bereich für die Service-Einrichtungen für die Studierenden errichtet. Die Abrissarbeiten sollen in wenigen Monaten beendet sein. Bisher fanden die meisten Arbeiten des ersten von sechs Bauabschnitten im Innern der Gebäude statt. Der BLB NRW entfernte Schadstoffe und entkernte den Haupttrakt der Universität so weit, dass jetzt nur noch die alte Fassade den Rohbau verhüllt.
Wolfgang Feldmann, der Leiter der zuständigen BLB-Niederlassung, ist zufrieden mit dem aktuellen Baufortschritt: „Ich bin stolz, dass uns mit guter planerischer Vorarbeit unseres Projektteams und aller Beteiligten dieser Projekterfolg gelungen ist – und zuversichtlich, dass wir in diesem Jahr noch weitere derartige Meilensteine erreichen werden.“ Auch seitens der Universität wird der deutliche Fortschritt an der Baustelle begrüßt: „Ich freue mich sehr über die Aussicht, dass die Universität bald ein neues und modernes Gesicht bekommt“, sagt Dr. Stephan Becker, Kanzler der Universität Bielefeld.
Einschränkungen für den Studienbetrieb sind durch die Abrissarbeiten nicht zu erwarten, da sich die Universität Bielefeld aufgrund der Corona Pandemie in einem reduzierten Basisbetrieb befindet und sich daher nur einzelne Beschäftigte und Studierende auf dem Campus aufhalten. Auch für die Anwohner in den angrenzenden Wohngebieten wird sich die Belästigung durch unvermeidlichen Lärm und Staub in Grenzen halten, da die Einhaltung der gesetzlich zulässigen Werte durch regelmäßige Messungen des Generalunternehmers überprüft wird.
Eigentlich hatte der BLB NRW den Abriss der Mensa erst im Herbst 2020 avisiert, doch jetzt können wesentliche bauliche Schritte schon deutlich früher angepeilt werden. So geht es voraussichtlich im Spätherbst in die nächste Phase der Bauarbeiten. Auch dabei wird aufgrund der Größe der Baustelle Spezialgerät zum Einsatz kommen. Der Generalunternehmer wird die Baustelle mit zwei sehr großen und leistungsstarken Drehkränen bestücken und damit zunächst die mehrere Tonnen schweren Fassadenplatten am Bielefelder Universitätshauptgebäude demontieren.
Insgesamt findet der erste Bauabschnitt am Universitätshauptgebäude auf einer Bruttogrundfläche von 75300 Quadratmetern statt und umfasst die Gebäude A, B, K, R, S, J. Es ist der größte Abschnitt bei der Sanierung der Universität. Überwiegend handelt es sich um Flächen, die als Seminar- oder Büroräume genutzt werden. Die bis zu elf oberirdischen und drei unterirdischen Geschosse beinhalten neben den Verkehrsflächen zudem Bereiche für Lager, Archiv, Technik und Sanitär. Verantwortlich für die baulichen Maßnahmen ist die Ed. Züblin AG, ein weltweit agierendes Bauunternehmen mit fast 15.000 Beschäftigten. Der BLB NRW beauftragte das Unternehmen im Sommer 2019 mit der Bauausführung des ersten Bauabschnitts. Der BLB NRW selbst ist Bauherr der Modernisierung des Hauptgebäudes an der Universität Bielefeld.
Über den BLB NRW
Der BLB NRW ist Eigentümer und Vermieter fast aller Immobilien des Landes Nordrhein-Westfalen. Mit rund 4.300 Gebäuden, einer Mietfläche von etwa 10,4 Millionen Quadratmetern und jährlichen Mieterlösen von rund 1,4 Milliarden Euro verwaltet der BLB NRW eines der größten Immobilienportfolios Europas. Seine Dienstleistung umfasst unter anderem die Bereiche Entwicklung und Planung, Bau und Modernisierung sowie Bewirtschaftung und Verkauf von technisch und architektonisch hoch komplexen Immobilien. Der BLB NRW beschäftigt rund 2.200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in sieben Niederlassungen.
Online-Schüler*innenworkshops in den Ferien
Das Osthushenrich-Zentrum für Hochbegabungsforschung an der Fakultät für Biologie der Universität Bielefeld (OZHB) bietet für die Sommerferien Online-Workshops für alle Schüler*innen ab der siebten Jahrgangsstufe an, die sich für die Erforschung naturwissenschaftlicher und technischer Phänomene interessieren. Durch Demonstrationsexperimente, eigene Forschungsphasen oder selbstständiges Programmieren werden die Teilnehmenden zu einer aktiven Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Themengebieten angeleitet.
Aufgrund der aktuellen Situation stehen Bildungseinrichtungen, wie Schulen und außerschulische Lernorte, vor besonderen Herausforderungen. Das virtuelle Lernen gewinnt somit zunehmend an Bedeutung. „Um in diesen Zeiten zum einen weiterhin anregende Angebote zu ermöglichen und zum anderen interessierte und begabte Schüler*innen ab der siebten Jahrgangsstufe im MINT-Bereich zu fördern, bieten wir in den Sommerferien verschiedene Online-Workshops im OZHB“, erklärt Professor Dr. Claas Wegner, Leiter des Osthushenrich-Zentrums für Hochbegabungsforschung an der Fakultät für Biologie. „Zu unterschiedlichen Themen, wie zum Beispiel Lernen durch Bewegung, Bionik, Meeresbiologie oder das Programmieren von Robotern, werden in den Ferien Tages- und Mehrtagesworkshops generiert, die individuell gebucht werden können.“
Die Workshops sind durch den Einsatz von Live-Übertragungen von Experimenten, virtuelle Führungen durch den Universitäts-Zoo, die Durchführung eigener Versuche oder Krafttraining zu Hause vielseitig gestaltet. Die Workshops werden kostenlos angeboten. Die Teilnehmenden benötigen lediglich einen Computer oder Laptop mit Webcam und Mikrofon sowie einen Internetzugang.
Weitere Informationen und Anmeldungsmöglichkeit
Bei der Anmeldung können Datumswünsche eingetragen werden.
Vier Projekte der digitalen Lehre werden an der Universität Bielefeld gefördert
Einen digitalen, interaktiven Kurs entwickeln, mit dem sich Germanistikstudierende im Selbststudium die deutsche Literaturgeschichte vom Mittelalter bis zur Gegenwart erarbeiten das ist das Ziel des Projektes „KoLiDi – Kollaborative Literaturgeschichte digital und interaktiv“. Es ist eines von vier Projekten an der Universität Bielefeld, die vom Ministerium für Kultur und Wissenschaft gemeinsam mit der Digitalen Hochschule NRW (DH.NRW) in der Förderlinie „OERContent.nrw“ (Open Education Resources) gefördert werden. Es wird von Dr. Matthias Buschmeier und Prof. Dr. Meinolf Schumacher in Bielefeld geleitet und in Kooperation mit den Universitäten Paderborn und Wuppertal durchgeführt.
„Für die digitale Plattform werden Textpakete digital zu einem Multimediakurs aufbereitet, die dann von studentischen Kleingruppen gemeinsam bearbeitet werden können“, erklärt der Projektleiter Buschmeier. „Angereichert mit Podcasts und kurzen Videosequenzen von Lehrenden ergibt das ein ansprechendes Lernpaket.“ Die Kursmaterialien sind modular zusammengestellt und können je nach Nutzungsszenarien erweitert, kombiniert oder auch im Umfang reduziert werden. Jedes Element des entwickelten Moduls eignet sich zur Selbstlernphase im Umfang eines literaturgeschichtlichen Seminars im Rahmen der germanistischen Studiengänge in den Lehrämtern Haupt-, Real- und Gesamtschule und Gymnasien sowie in fachwissenschaftlichen Studiengängen der Germanistik und Literaturwissenschaften. Das Modul kann auch als Ganzes in die Studiengänge eingebaut werden. Das Projekt geht aus den Reformbemühungen der Bielefelder Germanistik zur Studieneingangsphase im Rahmen des Qualitätspakts Lehre hervor, das Basismodul wurde in den letzten Jahren im Kontext von „richtig.einsteigen“ durchgehend weiter entwickelt. Mit Hilfe der Fördersumme von 500.000 Euro wird es über die nächsten zwei Jahre fertig gestellt.
Die Hochschulen in Nordrhein-Westfalen haben in der Corona-Krise in kürzester Zeit ein Online-Sommersemester mit einem umfassenden digitalen Lehrangebot auf die Beine gestellt. Um die Hochschulen dabei zu unterstützen, gibt es jetzt Fördergelder vom Land für insgesamt 18 E-Learning-Formate wie zum Beispiel Online-Kurse, Lern-Videos oder virtuelle Labore. Die Konzepte können ab sofort umgesetzt werden, damit die Lehr- und Lerninhalte in das neue Online-Landesportal ORCA.nrw (Open Resources Campus NRW) eingestellt werden können und damit allen Studierenden und Lehrenden in Nordrhein-Westfalen zur Verfügung stehen.
Zusätzlich zu KoLiDi ist die Universität Bielefeld an drei weiteren Projekten beteiligt:
Authentic Englishes.nrw
Das Ziel der zu produzierenden Lehr-/Lernangebote besteht darin, forschungsbasierte Lehre mittels innovativer digitaler Lehr-/Lernmedien im Fach Englisch für die drei Kompetenzbereiche ‚Verstehen‘, ‚Beschreiben‘ und ‚Vermitteln‘ zu ermöglichen.
Konsortialführer: Universität Paderborn
Beteiligt: Universität Bielefeld (Ansprechpartner: Dr. Peter Schildhauer), Universität Münster
DigiMal.nrw
Das Verbundprojekt DigiMal.nrw (Digitale Mathematiklehrerbildung) verfolgt das Ziel, die Qualität der zentralen Lehrveranstaltungen im Lehramtsstudium Mathematik (Mathematische Grundbildung, Schwerpunkt Grundschule & Sonderpädagogik) mit Hilfe von digital gestützten Maßnahmen so zu verbessern, dass für die Studierenden die Zugänge zum Fach und zur Didaktik der Mathematik wirksam erweitert werden.
Konsortialführer: Universität Duisburg-Essen
Beteiligt: Technische Universität Dortmund, Universität Münster, Universität Paderborn, Bergische Universität Wuppertal, Universität Siegen, Universität Köln, Universität Bielefeld (Ansprechpartnerin: Prof. Dr. Kerstin Tiedemann)
inklud.nrw
„Inklusion digital – Entwicklung einer Online-Lehr-/Lernumgebung für den Einsatz in heterogenitätsorientierten Studiengängen“. Konkret dient „inklud.nrw“ sowohl der Entwicklung inklusionsorientierter Basiskompetenzen, die gemäß dem Lehrerausbildungsgesetz (2016) als Querschnittsaufgabe der Lehrerbildung an allen NRW-Universitäten fachübergreifend curricular zu verankern ist, als auch dem Erwerb von digitalisierungsbezogenen Kompetenzen.
Konsortialführer: Universität Paderborn
Beteiligt: Universität Bielefeld (Ansprechpartnerin: Prof. Dr. Anna-Maria Kamin), Universität Duisburg-Essen, Universität Siegen
Pressemitteilung des Ministeriums vom 20.05.2020
Suche nach Varianten des Virus
An dieser Stelle sammeln wir aktuelle Initiativen von Wissenschaftler*innen der Universität Bielefeld, die mit der Corona-Pandemie zusammenhängen. Der Artikel wird fortlaufend aktualisiert.
(mehr …)Das Gehirn als Vorbild für stromsparende Schaltkreise
In herkömmlichen Computern müssen kontinuierlich Daten zwischen Rechen- und Speichereinheiten übertragen werden – ein langsamer und energieintensiver Prozess, der die Gesamtleistung und Energieeffizienz stark einschränkt. Ein Team internationaler Wissenschaftler*innen entwickelt in dem neuen EU-Projekt „BeFerroSynaptic“ Schaltkreise, die Aspekte eines biologischen Nervensystems nachbilden. Damit soll der Energiebedarf verringert werden. Die Universität Bielefeld ist eine von elf Partner*innen des Projekts. Die Europäische Union fördert die Forschung insgesamt mit vier Millionen Euro.
Dienste wie Bild- und Spracherkennung, Signalverarbeitung oder autonomes Fahren benötigen riesige Datenmengen. Viele kleine Geräte wie Smartphones verfügen nicht über die Rechenleistung, das Energiebudget und die komplexen Mikroprozessoren, die für viele Aufgaben erforderlich wären. Daher laden zum Beispiel virtuelle Assistenten Sprache zur Verarbeitung in die Cloud hoch. „Auch in den meisten modernen Computern sind die Rechen- und Speichereinheiten klar voneinander ge-trennt“, sagt die Informatikprofessorin Dr. Elisabetta Chicca vom Institut CITEC der Universität Bielefeld. Daten müssen aus einem Speicher heraus zu einem Rechenprozessor übertragen werden und nach der Verarbeitung wieder abgespeichert werden. „Dieser Prozess der Datenübertragung kostet sehr viel Energie und limitiert die Geschwindigkeit der elektronischen Datenverarbeitung“, sagt Chicca.

Energieeinsparungen durch biologisches Konzept der Datenverarbeitung
In dem EU-Projekt „BeFerroSynaptic“ arbeiten Forschende von elf Universitäten, Unternehmen und weiteren Institutionen zusammen. Sie sind auf verschiedene Bereiche spezialisiert: Materialwissenschaft, neuromorphe Schaltkreisentwicklung und Computerchip-Herstellung. Gemeinsam wollen sie eine neuromorphe Lösung mit niedrigem Stromverbrauch entwickeln. Diese kombiniert den Datenspeicher und die Datenverarbeitung. Dadurch verringert sich die benötigte Übertragungsmenge und die Daten können schneller verarbeitet werden. Die Neurowissenschaftlerin Chicca leitet die Forschung innerhalb des „BeFerroSynaptic“-Projekts in Bielefeld. Mit ihrer Arbeitsgruppe „Neuromorphe Systeme“ entwickelt sie biologisch-inspirierte Schaltkreise für das Projekt.
Bei der biologischen Datenverarbeitung, zum Beispiel im menschlichen Gehirn, gibt es keine klare Trennung zwischen Datenspeicher und Datenverarbeitung: „Menschen haben keinen festen Speicherplatz an dem die ‚Daten’ liegen, bis sie in einem Prozessor verarbeitet werden“, sagt Chicca. „In Nervensystemen findet die Datenverarbeitung und Datenspeicherung an den gleichen Stellen, nämlich in den Neuronen und deren Verbindungen, den Synapsen, statt. Dies ist auch ein Grund, warum biologische Nervensysteme deutlich weniger Energie verbrauchen als moderne Computer.“
Neue Möglichkeiten für den Bereich der künstlichen Intelligenz
Chicca und ihr Team forschen hauptsächlich zur Entwicklung von elektronischen Schaltkreisen und Rechnereinheiten, die in der Lage sind, wie Tiere und Menschen auf Veränderungen in der Umwelt zu reagieren und zu lernen. Gemeinsam mit den anderen Projektpartnern haben sie es sich zum Ziel gesetzt, die Berechnungs- und Speicherfunktion in einer Schaltung zu kombinieren, wie es auch im Nervensystem mit Neuronen und Synapsen geschieht. „Die neuen Schaltkreise sollen einfache Lern-aufgaben energieeffizient ausführen. Mit unserer Idee wollen wir immer größere neuronale Netze realisieren, die als künstliche Intelligenz genutzt werden können. Das ist ein radikal neuer Ansatz“, sagt Chicca.
Daneben entwickeln die Wissenschaftler*innen ein Verfahren für die Computerchipherstellung mit ferroelektrischen Bauteilen. Ferroelektrizität beschreibt eine physikalische Besonderheit von einigen Materialien, die ihre Eigenschaften ändern, wenn eine elektrische Spannung angelegt wird. In Ner-vensystemen verbinden Synapsen einzelne Neuronen miteinander und bestimmen, wie stark ein Signal von einer Nervenzelle an die nächste weitergeben wird. „Wenn zum Beispiel ein Tier etwas lernt, verändern sich die Verbindungen in seinem Nervensystem und somit auch die Synapsen“, sagt Chicca. „Wir nutzen die ferroelektrischen Veränderungen der elektrischen Bauteile in unseren Schaltkreisen, um die Veränderungen von biologischen Synapsen während des Lernens nachzubilden.“ Diese Erkenntnisse leisten auch einen Beitrag, um Nervensysteme von Tieren besser zu verstehen.
Zu Beginn des Projekts arbeiten die Bielefelder Neurowissenschaftler*innen mit Materialwissenschaftler*innen zusammen an einem Modell, das das Verhalten der neuartigen ferroelektrischen Bauteile in einem Schaltkreis beschreibt. Bis Ende des Jahres wollen die Forschenden einen Prototyp fertiggestellt haben.
Das EU-Projekt „BeFerroSynaptic“ wird vom 1. Januar 2020 bis zum 31. Dezember 2022 mit knapp vier Millionen Euro durch das Forschungs- und Innovationsprogramm Horizont 2020 der Europäischen Union finanziert. Als Partnerinstitution erhält die Universität Bielefeld eine Förderung in Höhe von rund 390.000 Euro.
Weitere Informationen:
Webseite des Konsortiums BeFerroSynaptic
Finanzielle Hilfen für in Not geratene internationale Studierende
Der Bielefelder Verein zur Förderung internationaler Studierender (ViSiB) unterstützt finanziell internationale Studierende, die in der aktuellen Situation in Not geraten sind. Die Laufzeit der Stipendien beträgt drei Monate, in denen jeweils 150 Euro ausgezahlt werden. Alternativ vergibt der Verein kurzfristig einmalige Nothilfen. Der Verein finanziert die Kurzzeitstipendien und die Nothilfe über eigene Mittel, aufgestockt durch Gelder des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) aus dem Matching Funds Programm. Internationale Studierende der Universität Bielefeld und der Fachhochschule (FH) Bielefeld wenden sich für die Beantragung der Stipendien und der Nothilfen an das jeweilige International Office an ihrer Hochschule.
(mehr …)Vor dem Virus sind nicht alle Erwerbstätigen gleich
Rund 20 Prozent der Erwerbstätigen leiden infolge der Corona-Pandemie unter Einkommenseinbußen. Das zeigen erste Analysen der SOEP-Corona-Studie (SOEP-CoV), die heute (13.05.2020) veröffentlicht worden sind. Für die Studie kooperieren die Universität Bielefeld und das Sozio-oekonomischen Panel (SOEP) am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) Berlin. Der Studie zufolge arbeiten vor allem Menschen mit höheren Einkommen und besserer Bildung im Homeoffice. Die meisten Erwerbstätigen schätzen die gesamtwirtschaftliche Lage als schlechter ein als zuvor, sehen ihre eigene wirtschaftliche Situation jedoch positiv.

Die Corona-Pandemie verändert die wirtschaftliche und soziale Situation vieler Erwerbstätiger in Deutschland. Rund 20 Prozent der Erwerbstätigen aus 2019 haben schon jetzt Einkommenseinbußen erlitten. Davon berichten Menschen mit einem geringen Einkommen und damit geringeren finanziel-len Spielräumen genauso häufig wie besser Verdienende. Etwa 35 Prozent arbeiten im Homeoffice, darunter vor allem Menschen mit höheren Einkommen und besserer Bildung. Von Kurzarbeit sind derzeit 17 Prozent der Erwerbstätigen betroffen, vor allem weniger gebildete. „Schon jetzt zeichnet sich also ab, dass Menschen mit höherem Einkommen und besserer Bildung die Krise leichter bewäl-tigen werden als andere“, sagt Professor Dr. Stefan Liebig, Direktor des SOEP und Co-Leiter der Studie.
Die meisten Erwerbstätigen schätzen laut der Studie die gesamtwirtschaftliche Lage als wesentlich schlechter ein als zuvor. „Auffällig ist indessen, dass die Mehrheit der Erwerbstätigen – hauptsäch-lich die höher Gebildeten – ihre persönliche wirtschaftliche Situation aktuell positiv bewertet“, sagt Dr. Simon Kühne, Co-Leiter der Studie, von der Fakultät für Soziologie der Universität Bielefeld.
Die für Deutschland repräsentative SOEP-Corona-Studie (SOEP-CoV) untersucht die sozialen Folgen der Corona-Pandemie. Dabei geht es unter anderem um das Arbeitsleben und den Alltag, die seelische und körperliche Gesundheit, aber auch den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Für SOEP-CoV werden seit Anfang April mehr als 12.000 Menschen befragt, die in der Vergangenheit regelmäßig an der repräsentativen Langzeitstudie Sozio-oekonomisches Panel (SOEP) teilgenommen haben. Eine zweite Befragung wird stattfinden, wenn die Infektionsrate deutlich rückläufig ist.
Alleinstellungsmerkmal der SOEP-Corona-Studie ist die Langzeitperspektive. „Wir können nicht nur schon jetzt sehen, wie sich das Leben der Menschen hierzulande durch die Corona-Krise im Vergleich zu den Jahren vor der Pandemie verändert“, sagt Stefan Liebig. „Wir werden auf Basis der SOEP-CoV-Daten auch beobachten können, wie die Pandemie das Leben in Deutschland in den kommen-den Jahren prägen wird.“
SOEP-CoV ist ein gemeinsames Projekt des Sozio-oekonomischen Panels am DIW Berlin (SOEP) und der Universität Bielefeld und wird mit rund 500.000 Euro vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert. „Mit unserer Studie schließen wir eine entscheidende Datenlücke und fördern sozialwissenschaftliche Perspektiven auf die Krise“, sagt Simon Kühne.
Ergebnisse aus der Studie SOEP-CoV werden laufend auf der Projekthomepage und im SOEP-CoV-Dossier vorgestellt.
Campus Festival Bielefeld 2020 muss abgesagt werden
Nun ist es final: Aufgrund der Verordnung des Landes NRW vom 4. Mai 2020 kann das Campus Festival Bielefeld wegen der Corona-Krise endgültig nicht stattfinden. Der geplante Termin für die sechste Auflage des Festivals am 18. Juni 2020 ist somit abgesagt.
(mehr …)Verzerrte Perspektiven auf die NS-Zeit trotz Sorgen um Geschichtsrevisionismus
In der deutschen Gesellschaft finden sich teils deutlich verzerrte Perspektiven auf die Zeit des Nationalsozialismus, so lautet ein wesentliches Ergebnis der Studie „MEMO Deutschland – Multidimensionaler Erinnerungsmonitor“ des Instituts für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung (IKG) der Universität Bielefeld. Die repräsentative Befragung unter 1.000 Personen wird seit 2017 von der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“ (EVZ) unterstützt.
Quelle: MEMO Deutschland Quelle: MEMO Deutschland Quelle: MEMO Deutschland Quelle: MEMO Deutschland Quelle: MEMO Deutschland
Ein Schwerpunkt der Studie lag darauf, wie die Befragten das Ende des Zweiten Weltkriegs, das sich am 8. Mai zum 75. Mal jährt, rückblickend einordnen und bezeichnen würden. Dabei bewerten sie die Begriffe der „Befreiung“ (87,0%) und des „Neuanfangs“ (81,2%) als die geeignetsten, um zu beschreiben, was das Kriegsende 1945 für Deutschland bedeutet hat – den Begriff der „Niederlage“ (70,3%) schätzen sie im Vergleich als am wenigsten geeignet ein.
„Die Worte, die wir für historische Ereignisse wählen, verraten viel darüber, welche Rolle wir uns selbst dabei zuschreiben. Dass in Deutschland das Kriegsende vor allem als ‚Befreiung‘ und ‚Neuanfang‘ erinnert wird, erscheint nicht unproblematisch“, erklärt Sozialpsychologe Michael Papendick, Mitarbeiter am IKG und einer der Autor*innen der MEMO-Studien. „Diese Umschreibungen könnten nahelegen, die Deutschen seien dem nationalsozialistischen Regime zum Opfer gefallen, sodass sie befreit werden mussten, und dabei verschleiern, dass weite Teile der Bevölkerung dieses Regime mitgetragen und geduldet haben, zum Teil selbst darin verstrickt waren.“ Verzerrte Perspektiven auf die historischen Ereignisse spiegeln sich in einer Reihe von Befunden der MEMO-Studien wider. Dies sei auch deswegen bemerkenswert, weil zugleich ein großer Teil der Befragten (64,6%) die Sorge äußert, die deutsche Erinnerungskultur könne von Rechtspopulisten vereinnahmt werden.
Wozu dient eine „deutsche Opferperspektive“?
Die Befragten schätzen, dass nur rund 40% der deutschen Bevölkerung während der NS-Zeit von der systematischen Ermordung von Menschen wusste, mehr als die Hälfte der Deutschen also „nichts gewusst“ habe. Zudem zeigt sich, dass Befragte auch gefallene deutsche Soldaten zu den Opfern während der Zeit des Nationalsozialismus zählen und die Hälfte (49,9%) eine aktive Erinnerung an diese befürwortet. Unter dem Begriff des ‚Opfers‘ verstehen Befragte nicht nur die Opfer der nationalsozialistischen Verfolgung, sondern auch die Opfer der Bombenangriffe, Vertriebene, Soldaten. „Es stellt sich die Frage nach der möglichen gesellschaftlichen Funktion einer solchen Perspektive. Geht es dabei noch immer oder schon wieder um die Verdrängung von Verantwortung? Oder erlaubt die verbreitete Anerkennung von historischer Verantwortung auch die Erinnerung an deutsche Opfer? Historische Bildung muss konkret sein, historische Zusammenhänge aufzeigen und nach politischen Positionen fragen“, betont Dr. Ralf Possekel, Vorstand der Stiftung EVZ.
Haben die Deutschen „aus der Geschichte gelernt“?
Die Studienteilnehmer*innen schätzen, dass 34,0% der Deutschen während der NS-Zeit zu den Täter*innen zählten, aber deutlich weniger (15,4%) potentiellen Opfern geholfen haben. Dass sie selbst während der Zeit des Nationalsozialismus zu den Täter*innen gezählt hätten, halten die wenigsten Befragten für wahrscheinlich (10,5%), dass sie selbst anderen geholfen hätten dafür umso mehr (65,3%). Diese Selbsteinschätzung ließe sich positiv so deuten, dass die Befragten aus einer kritischen Auseinandersetzung mit der Geschichte gelernt haben, aber auch so, dass sie die eigene Courage über- und den Einfluss gesellschaftlicher Prozesse und situationsbedingter Faktoren unterschätzen. Eine solche Lesart deckt sich mit den Einschätzungen der Befragten, die berichten, über die Einstellungen der deutschen Bevölkerung während der NS-Zeit und ihre Reaktionen auf die Verbrechen des NS-Regimes vergleichsweise wenig zu wissen. „Wir nehmen nicht an, dass die Befragten ihren Blick auf die NS-Zeit bewusst verzerren, oder sich selbst bewusst überschätzen, sondern dies das Ergebnis von kollektiven Erinnerungs- und Wissenslücken ist“, sagt Papendick. „Umso wichtiger erscheint daher eine vielfältige Erinnerungskultur, die neben dem bloßen Erinnern auch eine Auseinandersetzung mit Geschichte ermöglicht, damit rechtes Gedankengut und Geschichtsrevisionismus nicht noch weiter in entstehenden Wissenslücken verfangen können.“
Hintergrundinformationen zu den Umfrageergebnissen, Fotos und Infografiken auf der Website der Stiftung EVZ.
Personalnachrichten aus der Universität Bielefeld
• Professor Dr. Thomas Faist in Akademie der Wissenschaft und der Künste NRW gewählt
• Professorin Dr. Doris Schaeffer und Dr. Orkan Okan neu in WHO-Gremium für Gesundheitskompetenz
• Professor Keyvan Bozorgmehr im Lenkungsausschuss für Global Health-Forschung
• Dr. h.c. Jürgen Simm erneut in den Stiftungsrat der Europa-Universität Viadrina berufen

Professor Dr. Thomas Faist, Fakultät für Soziologie der Universität Bielefeld, gehört zu den 15 Mitgliedern, die die Akademie der Wissenschaften und der Künste Nordrhein-Westfalen seit heute neu aufgenommen hat. Er ist seit 2004 Professor für Transnationale Beziehungen, Entwicklungs- und Migrationssoziologie an der Universität Bielefeld. Faist hat in Tübingen studiert, erhielt 1992 den PhD-Grad in Politikwissenschaft an der New School for Social Research in New York (USA) und habilitierte sich an der Universität Bremen 1999. Er hatte mehrere Gastprofessuren inne, unter anderem an der Malmö University (Schweden) und an der University of Toronto (Kanada). Die Schwerpunkte seiner Forschung liegen in den Bereichen internationale Migration, Integration ethnischer und nationaler Minderheiten, Staatsbürgerschaft, Sozialpolitik und Entwicklungspolitik. Er ist Mitglied im Rat für Migration. Die feierliche Aufnahme der neuen Mitglieder in die Akademie erfolgt traditionell im Rahmen der Jahresfeier. Die für heute (06.05.2020) geplante Veranstaltung muss aber aufgrund der Corona-Pandemie verschoben werden.
Prof’in Dr. Doris Schaeffer, Foto: Universität Bielefeld Dr. Orkan Okan, Foto: Universität Bielefeld
Professorin Dr. Doris Schaeffer und Dr. Orkan Okan vom Interdisziplinären Zentrum für Gesundheitskompetenzforschung (IZGK) der Universität Bielefeld gehören seit Februar dem internationalen Advisory Board an, das eine neue Initiative der Weltgesundheitsorganisation WHO in Europa unterstützen soll. Ziel ist die Erarbeitung eines Europäischen Aktionsplans zur Förderung und Stärkung der Gesundheitskompetenz für die 53 europäischen Mitgliedstaaten. Beide nahmen an einem ersten internationalen Expert*innentreffen teil, bei dem wesentliche Ziele und Inhalte diskutiert und beraten wurden. Doris Schaeffer ist seit 2018 Seniorprofessorin an der Universität Bielefeld. Sie leitet das Projekt Gesundheitskompetenz der Bevölkerung in Deutschland und seit 2019 (gemeinsam mit Professor Dr. Ullrich Bauer) das Interdisziplinäre Zentrum für Gesundheitskompetenzforschung.

Professor Dr. Kayvan Bozorgmehr, ist in das Steering Committee der „German Alliance for Global Health Research“ gewählt worden. Das Netzwerk des Bundesforschungsministeriums wurde am 1. Februar als Vernetzungsplattform für Forschung zu globaler Gesundheit ins Leben gerufen. In der konstituierenden Vollversammlung am 20. April haben die ca. 280 Mitglieder insgesamt 17 Wissenschaftler*innen aus dem Bundesgebiet in das erste Steering Committee der Forschungsplattform bis 2022 gewählt. Der interdisziplinäre Lenkungsausschuss ist das Beschlussfassungsgremium der Plattform und gemeinsam mit der Geschäftsstelle an der Charité in Berlin zuständig für die Ausschreibung von Förderprogrammen, der Begutachtung und Auswahl von Forschungsprojekten, und der Stärkung wissenschaftlicher Zusammenarbeit auf nationaler und internationaler Ebene sowie den Austausch mit relevanten gesellschaftlichen Gruppen. Kayvan Bozorgmehr wurde 2019 auf die W3-Professur für Gesundheitswissenschaften mit Schwerpunkt Bevölkerungsmedizin und Versorgungsforschung berufen.
Dr. h.c. Hans-Jürgen Simm, ehemaliger Kanzler der Universität Bielefeld, ist für eine weitere Amtszeit in den Stiftungsrat der Stiftung Europa-Universität Viadrina in Frankfurt (Oder) berufen worden. Auf der konstituierenden Sitzung im März wurde er als stellvertretender Vorsitzender wiedergewählt. Die Europa-Universität ist seit dem 1. März 2008 eine Stiftungsuniversität. Alle vier Jahre wird ein neuer Stiftungsrat eingesetzt, um die Viadrina in strategischen und grundsätzlichen Angelegenheiten zu beraten. Zu den Aufgaben des Stiftungsrates gehören unter anderem die Ernennung und Entlassung von Präsident*innen sowie Vizepräsident*innen oder die Zustimmung zum Abschluss von Hochschulverträgen und anderen Ziel- und Leistungsvereinbarungen.
Große Bereitschaft, Vorräte und Medikamente in der Krise zu teilen
Wissenschaftler*innen des Instituts für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung (IKG) machen in der Corona-Krise einen „bemerkenswerten gesellschaftlichen Zusammenhalt“ aus. Das Institut der Universität Bielefeld veröffentlicht heute (27.04.2020) die Ergebnisse seiner Onlineumfrage zu den gesellschaftlichen Folgen der Epidemie. Demnach sind zwei Drittel der Befragten bereit, Einkäufe für Nachbar*innen zu erledigen. Die Hälfte der Befragten würde Vorräte oder Medikamente teilen. Gleichzeitig belegt die Studie einen hohen Zuspruch zu den politischen Maßnahmen gegen die Ausbreitung des Coronavirus: Etwas mehr als die Hälfte der Befragten sprach sich für härtere Strafen bei Verstößen gegen die Auflagen aus. Mehr als 3000 Personen beteiligten sich in den ersten zwei Wochen der bundesweiten Einschränkungen an der Umfrage.
„Die Ergebnisse legen nahe, dass die Hilfsbereitschaft in der aktuellen Krisenlage höher ist als Menschen gemeinhin annehmen“, sagt Dr. Jonas Rees, der das Team der Studie leitet. „Ein Viertel der Befragten war nicht nur bereit, zu helfen, sondern gab an, dies auch schon ganz konkret getan zu haben. Wir sehen gerade in dieser Krisenzeit einen bemerkenswerten gesellschaftlichen Zusammenhalt.“ Zwei Drittel der Befragten (69 Prozent) waren bereit, Einkäufe für andere Menschen zu erledigen. 50 Prozent der Befragten würden Vorräte oder Medikamente teilen. 16 Prozent der Teilnehmer*innen der Umfrage würden ihren Nachbar*innen Geld spenden, wenn diese sie darum bitten würden. Die Studie zeigt zudem: Die Mehrheit der Befragten unterstützt die politischen Maßnahmen zur Eindämmung der weiteren Ausbreitung des Virus. Gleichzeitig hält die Analyse fest, dass in der Coronakrise der Zuspruch zu autoritären politischen Haltungen hoch ist. Mehr als die Hälfte der Befragten (57 Prozent) begrüßt härtere Strafen bei Verstößen gegen die Auflagen. Ein ähnlich hoher Anteil der Befragten (52 Prozent) bejaht die Aussage „Wir sollten dankbar sein für führende Köpfe, die uns sagen, wie wir die Corona-Krise bewältigen“. Mehr als ein Drittel (37 Prozent) war bereit, während der Coronakrise notfalls auch Grundrechte einzuschränken.

„Unter gewöhnlichen Umständen wären das alles bedenkliche Indizien für autoritäre Orientierungen“, warnt Rees, „Aber wir haben es derzeit nicht mit gewöhnlichen Umständen zu tun – in einer solchen Situation suchen Menschen Orientierung. Auch Verschwörungstheorien verbreiten sich daher jetzt zunehmend, werden aber bisher noch von einer Mehrheit abgelehnt.“ So lehnten 77 Prozent der Befragten die Aussage ab, dass geheime Organisationen während der Corona-Krise großen Einfluss auf politische Entscheidungen hätten – 8 Prozent stimmten ihr aber auch zu.
„Die Studie bestätigt unsere Annahme, dass die Coronakrise bei vielen Menschen zu einer pragmatischen Angepasstheit führt“, sagt Professor Dr. Andreas Zick, Leiter des IKG. „Wenn die Maßnahmen, die zentrale Grundrechte einschränken, längere Zeit anhalten, kann das bei vielen Menschen zunehmend ein Gefühl der Ohnmacht zur Folge haben. Die dann entstehende Ohnmacht macht anfällig für Populismus“, sagt Zick. „Es besteht die Gefahr, dass sich damit autoritäre Einstellungen bei einer großen Zahl von Menschen verstetigen.“ Der Konfliktforscher drängt darauf, die Auswirkungen der Coronakrise auf das zivile und politische Miteinander öffentlich zu thematisieren: „Wir müssen neben den medizinischen und ökonomischen auch intensiver über die gesellschaftlichen Folgen der Krise sprechen.“
Das IKG hatte die Onlineumfrage vor einem Monat gestartet – zu der Zeit, als wegen der Coronakrise bundesweit das Kontaktverbot verhängt wurde. Der Bericht mit den ersten Ergebnissen der Studie ist heute auf der Website des IKG veröffentlicht worden. In den kommenden Wochen folgen die Auswertungen von ausführlichen, offenen Antworten der Befragten sowie die Entwicklungen der Antworten von etwa 1.600 Befragten, die sich an einer zweiten Befragung beteiligten. Zum Studienteam gehören Dr. Jonas Rees, Michael Papendick, Yann Rees, Franziska Wäschle und Professor Dr. Andreas Zick.
Weitere Informationen:
Bericht mit ersten Ergebnissen der Studie
Start in ein ungewöhnliches Semester
Am 20. April – zwei Wochen später als ursprünglich geplant – beginnt in Nordrhein-Westfalen das Sommersemester 2020. Angesichts der Corona-Pandemie können Präsenzveranstaltungen nicht im gewohnten Umfang stattfinden. Die Lehrangebote werden soweit wie möglich auf Online- und Distance-Learning-Formate umgestellt. Insgesamt beginnen rund 1.400 Studierende ihr Studium an der Universität Bielefeld (Stand: 20. April 2020). Die zentrale Begrüßung muss ausfallen. Sie wird durch ein Online-Angebot ersetzt.
(mehr …)Gutes Corona-Wissen in der Bevölkerung
Die große Mehrheit der Bevölkerung in Deutschland fühlt sich über die Corona-Pandemie gut oder sogar sehr gut informiert. Das ergibt eine repräsentative Befragung von 1.000 Personen ab 16 Jahren, die im Auftrag des Interdisziplinären Zentrums für Gesundheitskompetenzforschung der Universität Bielefeld und des Department of Public Health and Education der Hertie School of Governance in Berlin vom Institut für Demoskopie Allensbach durchgeführt wurde.
Schwerpunkt der Befragung war die „Gesundheitskompetenz“ der Bürger*innen, worunter ihre Einschätzung verstanden wird, wie gut es gelingt, die Informationen zur Corona-Pandemie zu finden, zu verstehen und auf dieser Basis Konsequenzen für das eigene Verhalten zu ziehen. Die insgesamt positive Einschätzung der Bevölkerung ist nach Ansicht des Forschungsteams auf die Entscheidungen der politischen Akteur*innen und die Maßnahmen der behördlichen Einrichtungen zurückzuführen, die insgesamt als verständlich und nützlich wahrgenommen werden.
Wie die Studie zeigt, fühlen sich 29 Prozent der Befragten sehr gut informiert, weitere 61 Prozent gut. Lediglich neun Prozent halten sich für weniger gut informiert, nur ein Prozent der Bevölkerung für gar nicht gut. Annähernd 90 Prozent beurteilen es als einfach oder sehr einfach, im Internet Informationen über Verhaltensweisen zu finden, die helfen, einer Infektion mit dem Coronavirus vorzubeugen oder die Anweisungen der eigenen Ärzt*innen, Apotheker*innen oder von Pflegekräften zu Schutzmaßnahmen gegen das Coronavirus zu verstehen.

Das Forschungsteam war von diesem positiven Ergebnis überrascht, weil bisherige Untersu-chungen ergeben hatten, dass über die Hälfte der Bevölkerung grundsätzlich große Schwierigkeiten hat, die nötigen Informationen über gesundheitliche Vorbeugung und den Umgang mit Krankheiten zu finden und richtig einzuordnen. „Über das Krankheitsbild von Corona ha-ben die Menschen aber offenbar so viele Informationen und über die Beschlüsse von Bund und Ländern so viele konkrete Verhaltensanweisungen erhalten, dass sie sich sicher fühlen“, so der Koordinator des Forschungsteams Dr. Orkan Okan von der Universität Bielefeld. Die Ergebnisse dieser Studie müssten vor dem Hintergrund betrachtet werden, dass Informationen zum Coronavirus den Lebensalltag gegenwärtig sozial und digital vollumfänglich durchdringen und eine hohe Alltagsrelevanz besitzen.
Allerdings kommt die Studie auch zu einem problematischen Befund: Eine Mehrheit der Bevölkerung (56 Prozent der Befragten) fühlt sich in der gegenwärtigen Krise durch die Vielfalt an Informationen zum Thema COVID-19 verunsichert und weiß nicht mehr genau, welchen Infor-mationen sie trauen sollen. Die Verunsicherung ist in der jungen Bevölkerung verbreiteter als unter Älteren: Personen unter 45 Jahren empfinden zu 14 Prozent große Verunsicherung, weitere 47 Prozent sind etwas verunsichert. Ab 60-Jährige sind dagegen zu sieben Prozent sehr und zu 39 Prozent etwas verunsichert, welchen Informationen sie im Zusammenhang mit der Coronavirus-Pandemie trauen sollen.
Der Forschungsbericht kann frei verwendet werden.
Kontakt:
Dr. Orkan Okan, Universität Bielefeld
E-Mail: orkan.okan@uni-bielefeld.de
„Antibiotikaresistente Keime werden uns ähnlich große Sorgen bereiten wie SARS-CoV-2“
Die derzeitige Pandemie zeigt, wie wichtig die experimentelle Forschung für die Medizin ist. Die Ausbreitungsmechanismen von Krankheitserregern wie SARS-CoV-2 lassen sich nur auf molekularer Ebene verstehen und bekämpfen. Das sagt der Biophysiker Professor Dr. Thomas Huser. Er forscht an biomedizinischen Anwendungen der Photonik und entwickelt Nanomikroskope, mit denen sich der direkte Übertragungsweg von viren-infizierten Zellen auf gesunde Zellen darstellen lässt. Wie Thomas Huser die aktuelle Lage sieht:
„Im Moment sieht es so aus, als ob die Sterblichkeit bei Infektion mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 höher ist als bei anderen viralen Infektionen der Atemwege, zum Beispiel durch Grippe-Viren. Allerdings werden auch diese Zahlen laufend revidiert und nach neuesten Informationen ist die Sterblichkeit wohl doch nicht etwa 20-mal höher als bei der bekannten Grippe, sondern etwas geringer, aber immer noch deutlich höher als bei den bekannten Grippe-Viren. Diese Zahlen hängen allerdings davon ab, dass alle SARS-CoV-2-Infektionen tatsächlich nachgewiesen und registriert werden. Momentan sieht es jedoch so aus, als ob ein Teil der Infizierten keine oder nur schwache Symptome aufweist. Falls bei diesen Personen kein Test durchgeführt wurde, sind sie nicht Teil der Statistik.

Ein weiteres Problem ist, dass es nach derzeitiger Information so aussieht, als ob das Virus nicht nur durch die Luft übertragen wird, sondern auch längere Zeit auf Oberflächen überleben kann – Menschen können sich also auch auf diese Weise unwissentlich infizieren. Die Übertragung durch die die Luft und durch Schmierinfektionen macht die Forschung an SARS-CoV-2 deutlich gefährlicher als zum Beispiel die Arbeit an HIV-1, wie sie in meiner Gruppe schon vor geraumer Zeit durchgeführt wurde. HIV-1 infiziert nur dann, wenn es direkt in erhöhter Konzentration ins Blut gelangt.
Das neue Coronavirus führt uns unsere Verwundbarkeit durch die großen Einschränkungen, die die Politik zur Vermeidung der Ausbreitung des Virus erlassen hat, besonders vor Augen. Doch wir sollten nicht vergessen, dass wir auf weiteren Gebieten vor ähnlich großen Herausforderungen stehen. Ein gewaltiges Problem ist das vermehrte Auftreten von antibiotikaresistenten Keimen. Es gibt derzeit nur noch eine verschwindend kleine Zahl von Antibiotika, die als letztes Mittel der Wahl herhalten müssen, falls kein anderes mehr wirkt. Sobald diese jedoch auch nicht mehr wirksam sind, werden uns diese Keime ähnlich große Sorgen bereiten wie SARS-CoV-2.
Meine große Hoffnung ist, dass die derzeitige Krise zu einem Umdenken in unserer Gesellschaft führt. Ich war als Fünfjähriger an Tuberkulose erkrankt und habe nur aufgrund von Antibiotika überlebt. Zur Behandlung musste ich ein ganzes Jahr weg von meinen Eltern in ein Heim. Ich habe kein Verständnis dafür, wenn Menschen ihre Lunge durch Rauchen bewusst schädigen und ihre Mitmenschen dem Passivrauchen aussetzen. Gerade bei Raucher*innen kommt es bei SARS-CoV-2 zu einem schweren Krankheitsverlauf. Ich hoffe, dass die jetzige Krise dazu führt, dass das Rauchen aus gesellschaftlicher Sicht, notfalls auch gesetzlicher Sicht noch stärker eingeschränkt wird. Ich hoffe ebenfalls, dass die in Deutschland zunehmende Impfmüdigkeit durch diese Krise umgekehrt wird. Gegen das neue Corona-Virus gibt es ja noch keine Schutzimpfung – aber sobald diese vorliegt, empfehle ich jeder und jedem, sich impfen zu lassen.
Wir als Experimentalphysiker*innen können in dieser akuten Situation mit unserer Forschung leider nicht viel ausrichten. Langfristig könnte aber durch die Methoden, die von uns entwickelt werden, der genaue Übertragungsweg des Virus besser untersucht und verstanden werden. Das könnte wiederum neue Ansätze zur Bekämpfung des nächsten Corona- oder Grippe-Virus liefern. Solche Forschung muss interdisziplinär und experimentell sein.
Die derzeitige Pandemie sollte uns vor Augen führen, wie wichtig die experimentelle Forschung für die Medizin ist. Die Ausbreitungsmechanismen von SARS-CoV-2 und verwandter Viren lassen sich langfristig nur auf molekularer Ebene verstehen und bekämpfen. Nur dank junger naturwissenschaftlicher Methoden wie der schnellen Gen- und Protein-Sequenzierung ist es uns heute überhaupt möglich, schon relativ früh nach dem Auftreten eines neuen Krankheitserregers Tests zu möglichen Infektionen durchzuführen. Diese Methoden sind absolut notwendig, weil sie uns ein Verständnis von Infektionen auf molekularer Ebene ermöglichen. Uns können jederzeit neue Gefahren durch Krankheitserreger drohen. Nur wenn wir moderne naturwissenschaftliche Methoden weiterentwickeln und erforschen, haben wir eine Chance, schneller auf mögliche neue Epidemien zu reagieren.“
Professor Dr. Thomas Huser leitet die Arbeitsgruppe Biomolekulare Photonik an der Fakultät für Physik. Die Arbeitsgruppe entwickelt unter anderem höchstauflösende Mikroskope, mit denen es möglich ist, Strukturen in Körperzellen sichtbar zu machen und zu untersuchen, die herkömmliche optische Mikroskope nicht darstellen können. Seit mehr als einem Jahrzehnt untersucht Huser nanomikroskopisch, wie sich HI-Viren von Zelle zu Zelle ausbreiten.
Aufgezeichnet von Jörg Heeren
Uni-Modernisierung: Nächster Meilenstein kommt früher als geplant
Der Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW (BLB NRW) informiert:
Mit der Schadstoffsanierung im Audimax und Abrissarbeiten an der ehemaligen Mensa nimmt die Modernisierung des Hauptgebäudes der Bielefelder Universität Fahrt auf. BLB-NRW-Niederlassungsleiter Wolfgang Feldmann berichtet: „Wir bekommen dank guter planerischer Vorarbeit nun sichtbare Bauarbeiten“.
Das Audimax ist gerade gesperrt, die Arbeiten können beginnen: Mit der Schadstoffsanierung im mit 1.300 Plätzen größten Hörsaal der Bielefelder Universität startet in diesen Tagen ein Großprojekt in der Stadt
– die Modernisierung des Hauptgebäudes der Uni. Die Audimax-Arbeiten bringen die erste Bauphase in den kommenden Wochen so richtig in Gang. In Kürze wird zudem die neben dem großen Hörsaal gelegene frühere Mensa abgerissen, damit auf dem Areal der neue Eingangsbereich der Universität entstehen kann. „Wir freuen uns, dass wir gemeinsam mit unserem Vertragspartner – der Fa. Ed. Züblin AG – und der Universität Bielefeld jetzt sogar vor dem Zeitplan liegen“, sagt Dinah Heidemann, kaufmännische Niederlassungsleiterin des Bau- und Liegenschaftsbetriebs (BLB NRW) in Bielefeld.
Gemäß den Planungen war der Beginn der Arbeiten an Audimax und Ex-Mensa eigentlich erst für den offiziellen Projektstart im Herbst 2020 vorgesehen. „Ich bin stolz, dass wir mit der kontinuierlich guten planerischen Vorarbeit unseres Projektteams und aller Beteiligten nun sichtbare Bauarbeiten bekommen“, freut sich der technische BLB-NRW-Niederlassungsleiter Wolfgang Feldmann.
In einer gemeinsamen Entscheidung mit der Universität hatte der BLB NRW das gesamte Projekt einer sogenannten Due Diligence (Sorgfältige Risikoprüfung) unterzogen, europaweit einen Generalplaner gesucht und in der Firma Ed. Züblin AG gefunden. Alle Beteiligten haben es nun im Kollektiv geschafft, die wesentlichen Arbeitsschritte im Bereich des Audimax und der ehemaligen Mensa vorzuziehen.
Konkret sieht der Bauplan seit März die folgenden Schritte vor:
- März: Entkernung Audimax und Baustelleneinrichtung
- April: Beginn Schadstoffsanierung Audimax
- Mai: Beginn Abbrucharbeiten ehemalige Mensa
Ab dem Spätherbst folgen dann:
- Montage zweier XXL-Kräne und anschließende Demontage von Fassadenplatten
- Beginn Bauarbeiten für den neuen Entree-Bereich der Universität
Dr. Stephan Becker, Kanzler der Universität Bielefeld, zeigt sich über die jüngsten Projektfortschritte erfreut: „Ich freue mich, dass wir das Kapitel Planung und Schadstoffsanierung im ersten Bauabschnitt bald abschließen können. Die nun anstehenden Rückbaumaßnahmen schaffen die letzten notwendigen Voraussetzungen dafür, das Unihauptgebäude nun abschnittsweise auf den modernsten Stand zu bringen und den geplanten neuen Haupteingang zu realisieren.“
Der Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW (BLB NRW) ist Bauherr der Modernisierung des Hauptgebäudes an der Universität Bielefeld, bei dem jeder der sechs Bauabschnitte ein Großprojekt für sich darstellt. Allein der nun startende erste Bauabschnitt umfasst die Gebäudeteile A, B, K, R, S und J und damit eine insgesamt 70.000 Quadratmeter große Baustelle. Die Ed. Züblin AG wurde im Sommer 2019 mit der Bauausführung des ersten Bauabschnitts vom BLB NRW beauftragt.
Über den BLB NRW
Der BLB NRW ist Eigentümer und Vermieter fast aller Immobilien des Landes Nordrhein-Westfalen. Mit rund 4.300 Gebäuden, einer Mietfläche von etwa 10,4 Millionen Quadratmetern und jährlichen Mieterlösen von rund 1,4 Milliarden Euro verwaltet der BLB NRW eines der größten Immobilienportfolios Europas. Seine Dienstleistung umfasst unter anderem die Bereiche Entwicklung und Planung, Bau und Modernisierung sowie Bewirtschaftung und Verkauf von technisch und architektonisch hoch komplexen Immobilien. Der BLB NRW beschäftigt rund 2.200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in sieben Niederlassungen. Mehr Informationen unter www.blb.nrw.de.
Wenn Populismus krank macht
Der Weltgesundheitstag am 7. April soll auf die Bedeutung der Gesundheitsversorgung und auf Krankheitsprävention aufmerksam machen. Doch diese Ziele sind in vielen Ländern gefährdet, stellen Wissenschaftler*innen der Universität Bielefeld in einem Beitrag im Fachmagazin „Science“ fest. Die Corona-Krise zeigt nach Ansicht des Forschungsteams, wie wichtig faktenbasierte Forschung ist und wie gefährlich es für die öffentliche Gesundheit ist, wenn Hinweise von Forschenden und Mediziner*innen auf Krankheiten politisch unterdrückt werden.
(mehr …)Universität Bielefeld hilft mit Desinfektionsmittel und Schutzkleidung
Im Kampf gegen die Corona-Pandemie hilft die Universität Bielefeld vor Ort. In den Laboren der Chemie wird jetzt dringend benötigtes Desinfektionsmittel hergestellt – die Fakultät für Chemie kann bis zu 2.000 Liter produzieren. Außerdem gibt die Universität Schutzkleidung ab.
Der Dekan der Fakultät für Chemie, Professor Dr. Thorsten Glaser, hatte der Universitätsleitung mitgeteilt, dass es möglich wäre, mit den Lagerbeständen der Fakultät bis zu 2.000 Liter Desinfektionsmittel herzustellen. Aufgrund der besonderen Lage hatte die zuständige Behörde (Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin) eine Allgemeinverfügung herausgegeben, wonach nun auch die Universität Desinfektionsmittel zur Abgabe an berufliche Verwender herstellen darf. Gestern (30.03.2020) wurden von acht Mitarbeitenden 500 Liter in den Chemielaboren hergestellt, die heute (31.03.2020) in Fünf-Liter-Kanister an die Feuerwehr Bielefeld gegeben wurden. Vergangene Woche wurden bereits 225 Liter produziert. Die Feuerwehr verteilt das Desinfektionsmittel im Auftrag des Krisenstabs der Bezirksregierung Detmold an die Kliniken. Die Universität wird außerdem Schutzausrüstung abgeben, etwa 100 Schutzanzüge sowie zirka 100 Schutzmasken unterschiedlicher Art, die sonst im Arbeits- und Gesundheitsschutz oder in der Biotechnologie zum Einsatz kommt.
Zusammenhalt in der Corona-Pandemie und anderen Krisen
Die Corona-Pandemie zeigt aktuell, wie wichtig Zusammenhalt in der Gesellschaft sein kann. Menschenfeindlichkeit, Rechtspopulismus und Hasskriminalität stellen den gesellschaftlichen Zusammenhalt jedoch immer wieder in Frage. Das neue bundesweite Forschungsinstitut Gesellschaftlicher Zusammenhalt (FGZ) soll praxisrelevante Vorschläge erarbeiten, die dazu beitragen, das soziale Miteinander im Land zu erhalten und zu stärken. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) hat jetzt entschieden, das FGZ für zunächst vier Jahre zu fördern. Die Universität Bielefeld ist einer der elf Standorte des Verbunds.
(mehr …)Universität trauert um den ehemaligen Dezernenten Helmut Schomborg
Im Alter von 82 Jahren ist der ehemalige Leiter des Dezernates für Zentrale Dienste Helmut Schomborg am 14. März gestorben. Helmut Schomborg war 43 Jahre im Öffentlichen Dienst tätig und gehörte der Universität von 1972 bis zu seiner Verabschiedung 2001 an.

Der gebürtige Osnabrücker übernahm 1974 die Leitung der Beschaffungsabteilung. Zu den wichtigen Aufgaben der folgenden Jahre gehörte der Einkauf der wissenschaftlichen Ersteinrichtung der im Aufbau befindlichen Universität. Am 1. April 1981 wurde Helmut Schomborg die Leitung des Dezernats Z übertragen. Der Beamte war damit zuständig für die zentralen Dienste der Hochschule, die Verwaltungsorganisation und die Fortbildung des Personals sowie für Umweltschutz und Abfallwirtschaft. Er gehörte zu den dienstältesten Dezernenten der Universität.