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Fotograf: Günter Rudolf
Quelle: Universitätsarchiv Bielefeld
Der Veröffentlichung des Planungsauftrags in der Presse waren intensive Gespräche zwischen Mikat bzw. Ministeriumsvertretern und Schelsky vorausgegangen. Schelsky, einer der wirkungsvollsten Soziologen der Bundesrepublik und „Stichwortgeber des Zeitgeistes“ (Ludolf Hermann) hatte sich in den 1960er Jahren verstärkt bildungspolitischen Themen und der Reform des deutschen Hochschulwesens zugewandt. Einem längeren programmatischen Artikel in der FAZ („Wie gründet man Universitäten? Konstruktives und Kritisches zu den Hochschulgründungen in Westdeutschland“) folgte 1963 die Monographie „Einsamkeit und Freiheit – Idee und Gestalt der deutschen Universität und ihrer Reformen“.
Freie Hand für Schelsky
Als Mikat ihn am 20. Januar 1965 privat auf eine Universität in Ostwestfalen ansprach und ihm kurze Zeit später den Vorsitz eines Gründungsausschusses anbot, konnte Schelsky kein fertiges Konzept aus der Tasche ziehen. Nun war er gezwungen seinen theoretischen Überlegungen eine aussagekräftige und in die Praxis übertragbare Universitätskonzeption folgen zu lassen. Lediglich zwei knapp gehaltene Skizzen („Grundzüge zu einer Hochschulgründung in Ost-Westfalen“ und „Grundzüge einer neuen Universität“) sowie ein weiteres persönliches Gespräch am 26. Februar schienen Mikat überzeugt zu haben. In seiner Terminliste notiert Schelsky unter diesem Datum: „Volle Zustimmung von Mikat. Gibt mir freie Hand. Planungsauftrag verabredet“. Die vom Ministerium vorbereitete Liste eines Gründungsausschusses blieb in der Schublade und Schelsky begann mit von ihm benannten Personen und – außergewöhnlich für die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts – weitgehend selbständig „seine“ Hochschulplanung.