Reimen zum Uni-Jubiläum


Autor*in: Tim Belke

Theoretische Physik und Lyrik, das passt ebenso wenig zusammen wie Biologiedidaktik und bildende Kunst. Trotzdem haben ausgerechnet zwei Promovendinnen der Physik und der Biologie ein literarisch-künstlerisches Projekt zum Uni-Jubiläum initiiert.

„Uns beiden fehlt das Kreative in der Arbeit“, erklärt Annika Bush auf die Frage, wie sie auf die Idee zum Projekt Meine Uni – Mein Reim kam. Dabei können Studierende, aber auch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, Professorinnen und Professoren oder Ehemalige Reime über die Uni verfassen. Ob gereimter Zweizeiler, kurzer Limerick oder ein ganzes Gedicht: Fast alles ist erlaubt.

Im Mittelpunkt sollte dabei die Universität Bielefeld stehen. Die Reime können vom Campusleben handeln, von Luhmann oder Westend-Partys, von andauernden Bauarbeiten oder der zeitlosen Schönheit nackten Betons, gerne mit einem humorigen Unterton.

Von Irrungen bis Abschiedsschmerz

„Unsere Erwartung war, dass nur lustige Reime eingereicht würden“, sagt Mitinitiatorin Nina Kersting. Stattdessen sind bei den ersten Einreichungen durchaus einige Reime dabei, die etwa von den Irrungen und Wirrungen des Erstsemesterseins oder dem Abschiedsschmerz eines Absolventenzeugen.

Der eine oder andere der bisherigen Reime thematisiert auch den ersten Platz in einer augenzwinkernden Rangliste eines Online-Magazins, das „deutsche Universitäten nach Hässlichkeit sortiert“ haben will. Eigentlich sollen die Reime aber eher die schönen Seiten des Unilebens beleuchten und eine gewisse Verbundenheit mit der Universität Bielefeld ausdrücken. Schließlich sei es für alle schön, wenn man ein paar witzige Reime über die eigene Uni lesen könne, meinen die Macherinnen des Projekts.

Nina Kersting (l.) und Annika Bush sammeln im Projekt „Meine Uni – Mein Reim“ Reime über die Uni Bielefeld. Foto: Universität Bielefeld/ T. Belke

Die Idee zum Projekt kam über Nacht

Nina Kersting und Annika Bush kommen beide aus der Region, haben vor ihrer Promotion bereits an der Uni Bielefeld studiert. „Wir haben so viel aus der Uni mitgenommen“, resümiert Nina Kersting, „da wollten wir einfach etwas zurückgeben.“ Als sie las, dass Projekte zum 50-jährigen Uni-Jubiläum gesucht werden, sprach sie Kollegin Annika Bush an, ob sie sich nicht gemeinsam etwas überlegen wollten.

Die sagte spontan „Ja“, schlief ein paar Nächte darüber und hatte schließlich beim Aufwachen die Idee, Reime über die Uni zu sammeln. Von Anfang an sei klar gewesen, dass das Projekt etwas Kreatives beinhalten müsste und was es widerspiegeln sollte: Bielefeld und die Uni sind bunt und vielfältig.

Aus Uni-Reimen soll Kunst werden

Um das im Rahmen des Uni-Jubiläums einer breiten Öffentlichkeit zu zeigen, schließt sich ans Sammeln der Reime ein Seminar an. Dort geht es darum, ausgewählte Reime künstlerisch darzustellen. Im kommenden Sommersemester bieten die beiden Initiatorinnen im Bachelor-Modul „Individuelle Ergänzung“ ein Seminar an der Fakultät für Linguistik und Literaturwissenschaftan an. Jede und jeder kann sich dort einen Reim aussuchen und ihn künstlerisch darstellen, beispielsweise mit Fotos oder Malerei. Die Ergebnisse sollen in der Uni ausgestellt werden. Auch online können die Reime mindestens bis zum Ende des Projekts nachgelesen werden.

Gemeinsames Reimen in der Mittagspause

Zunächst müssen aber möglichst viele Reime zusammenkommen. Neben dem Online-Formular liegen montags, mittwochs und freitags auch Flyer in der Mensa aus, die nicht nur das Projekt erklären, sondern auf denen Reime auch direkt notiert werden können.

Flyer in der Mensa laden zum Reimen ein, entweder direkt auf dem Flyer oder via QR-Code im Online-Formular. Foto: Universität Bielefeld/ T. Belke

„Zu zweit oder zu dritt hat man mehr Lust und kommt auch eher auf Ideen“, meint Annika Bush. Sie selbst reimt im Moment ständig gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen: „Es macht einfach Spaß, Uni in dieses Format hineinzubringen.“

Reime über die Uni zu verfassen sei aber nicht nur Pausenfüller, sondern auch Pausenschaffer, ergänzt Nina Kersting. Wenn bei ihrer Arbeit an „ultrarelativistischer Schwerionen-Kollisionsforschung“ – so das Thema ihrer Dissertation – mal eine Rechnung nicht klappt, macht sie sich so den Kopf wieder frei: „Das ist ja das Schöne: Reimen kann eigentlich jeder.“

Weitere Informationen

Bis Mitte März 2019 können mittels Flyer oder Online-Formular Reime eingereicht werden. Zum Sommersemester im April beginnt dann das dazugehörige Seminar. Voraussichtlich zum Ende des Sommersemesters 2019 und zu Beginn des anschließenden Wintersemesters ist die Ausstellung mit den visualisierten Reimen in der Uni zu sehen. Die Ausstellungstermine und -orte werden über den Eventkalender bekannt gegeben.

Meine Uni – Mein Reim