Auf Expedition in der Antarktis


Autor*in: Maria Berentzen

Nur wenige Menschen betreten die Insel Bird Island im Südatlantik. Zu diesen Ausnahmen gehört die Biologin Dr. Rebecca Nagel (30) vom Arbeitsbereich Verhaltensforschung  der Universität Bielefeld. Sie erzählt, was sie auf ihrem Forschungsaufenthalt erlebt.

„Ich arbeite für fünf Monate auf Bird Island in der Forschungsstation des British Antarctic Survey. Ich war und bin von dem Wildleben auf der Insel sehr beeindruckt: Eine schönere Landschaft habe ich in meinem Leben noch nie gesehen. Bereits bei der Anreise mit dem Schiff konnten wir viele Seevögel, Eisberge und Wale sehen. Wer sich für Tiere und die Umwelt interessiert, liebt die Antarktis. Weil ich jeden Tag etwas Neues sehe und lerne, fühlt sich die Arbeit nicht wirklich wie Arbeit an. 

Das Projekt, an dem ich gerade arbeite, ist ein Teil des Transregio-Sonderforschungsbereichs „NC³“ an den Universität Bielefeld, Münster und Jena. Ich forsche an Antarktischen Seebären und ihren Jungtieren, um herauszufinden, wie sie sich an ihre Umwelt anpassen. Dabei geht es auch um Veränderungen, wie sie zum Beispiel durch den Klimawandel entstehen. Dazu nehme ich viele Proben. Die Daten werden aber erst später in Deutschland ausgewertet.

Ich wohne mit zehn anderen Menschen auf der Insel. Wir leben zusammen in einem Haus und essen abends gemeinsam, haben aber alle unterschiedliche Projekte und Nationalitäten. Ich verbringe jeden Tag draußen mit den Tieren: Es gibt insgesamt 50 Mutter-Jungtier-Paare, denen ich folge. Die Insel ist klein mit einer Fläche von 3,4 Quadratkilometern, aber wenn ich Zeit für mich haben möchte, finde ich immer einen ruhigen Platz. Manchmal vermisse ich meine Familie und meine Freunde, aber ich habe hier auch neue Freundschaften schließen können.“

Der Transregio SFB NC³

Warum wählen Tiere ganz individuell ihren eigenen, unverwechselbaren Platz im Ökosystem, ihre ökologische Nische? Wie passen sie sich an sie an? Wann formen sie ihre Nische selbst? Und wie können wir diese Prozesse verstehen? Das sind die zentralen Fragen des Transregio-Sonderforschungsbereichs (SFB/TRR) 212 mit dem Kurznamen „NC³“. Darin verknüpfen 40 Forschende der Universitäten Bielefeld, Münster und Jena Verhaltensbiologie und Evolutionsforschung mit theoretischer Biologie und Philosophie. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) fördert NC³ seit Januar 2018 für zunächst vier Jahre mit rund 8,5 Millionen Euro. Sprecher ist Verhaltensforscher Professor Dr. Oliver Krüger von der Universität Bielefeld.

Dieser Artikel ist eine Vorabveröffentlichung aus „BI.research“, dem Forschungsmagazin der Universität Bielefeld. Die neue Ausgabe des Magazins erscheint im Mai 2019.