Feinperlig: Zum Jubiläum ein eigenes Bier


Autor*in: Mike-Dennis Müller

Zu ihrem 50-Jährigen bekommt die Universität Bielefeld 500 Flaschen ihres eigenen Biers: Erstmals produziert die Campusbrauerei genug Liter, um ihre Kreation aus Hopfen und Malz auch verkaufen zu können. Ab heute ist das selbstgebraute Bier im UniShop erhältlich, und auch bei den noch kommenden Feierlichkeiten zum Jubiläum kann es ausgiebig probiert werden. Die fast 20 Mitglieder der als Brau-AG gestarteten Gruppe sind Studierende im Studiengang „Molekulare Biotechnologie“. Dass sie wissen, wie es geht, haben sie schon unter Beweis gestellt. Beim „International Brewing Contest“ in Hamburg belegten sie bereits zweimal den ersten Platz.

Wenn es los geht mit dem Brauprozess, riecht es zunächst noch gar nicht nach Bier. Vielmehr erinnert der Duft, der während des Maischens aus dem großen Kessel kommt, an den in einer Bäckerei. Das liegt am Malz. Im Wasser entfaltet das getrocknete Getreide im ersten Schritt des Brauens sein volles Aroma.

„Es ist wichtig, dass man immer genau auf die Zeit und die Temperatur achtet“, weiß Niklas Hoffmann. Der 26-Jährige promoviert gerade in Industrieller Biotechnologie und ist mit großer Leidenschaft bei der Sache. 

Die Würze entsteht im Kessel

Beim sogenannten Abmaischen wird die Temperatur im Kessel noch einmal erhöht, bevor beim Läutern dann die Flüssigkeit vom Festen getrennt wird. „Der zweite Kessel hat unten ein grobes Sieb. Darauf bleibt das Getreide liegen“, erklärt Hoffmann. Mehrmals geht es mit der Flüssigkeit in den Läuterbottich und zurück in den ersten Kessel. Was dabei entsteht, nennen die Profis Würze. 

Diese wird jetzt in der Sudpfanne noch einmal gekocht. Dann geht es in den „Whirlpool“. Mit einem großen Rührlöffel erzeugt Master-Studentin Tulsi Wormuth dafür durch ihre schnelle Rührbewegung einen Strudel. „In einem Kegel in der Mitte sammeln sich dabei die wenigen Feststoffe, die noch in der Würze sind“, erklärt die 22-Jährige. 

Tulsi Wormuth (22) erzeugt im Kessel einen Strudel, den sogenannten Whirlpool. Foto: Universität Bielefeld / Mike-Dennis Müller
Tulsi Wormuth (22) erzeugt im Kessel einen Strudel, den sogenannten Whirlpool. Foto: Universität Bielefeld/Mike-Dennis Müller

Aroma-Hopfen mit Citrus-Noten

Der Hopfen, den die Campusbrauer noch hinzugeben, ist ein Aromahopfen mit Citrus-Noten. „Solche Aromahopfen sind Kreuzzüchtungen und deutlich weniger bitter als normaler Hopfen“, erklärt Niklas Hoffmann. Ist alles abgekühlt, kommt noch die Hefe hinzu und das entstehende Bier wird gelagert, bis es bereit zum Abfüllen ist. 

Zehn Jahre ist es her, dass das Seminar „Prozessentwicklung und Prozessführung im modernen Brauereiwesen“ zum ersten Mal als Idee des
jetzigen Studiengangkoordinators Dr. Dominik Cholewa in der AG Fermentationstechnik durchgeführt wurde. Seitdem wuchs es stetig weiter. Und weil das Thema bei den Studierenden so gut ankam, wurde die Brau-AG gegründet. Gerne kamen die Teilnehmenden auch an den Wochenenden in die Räume der AG Fermentationstechnik im Fachbereich Biotechnologie der Technischen Fakultät, um selbst Bier zu brauen.

„Die Campusbrauerei haben wir dann im vergangenen Jahr ganz offiziell gegründet“, erklärt Sebastian Perez-Knoche. Der 24-Jährige leitet das Seminar seit nun drei Jahren und begleitet auch das Brauen federführend. „Unsere neue Brauanlage haben wir 2018 bekommen.“ Bis dahin wurden teils noch Glühweintöpfe benutzt. Doch mittlerweile haben sich die Hobbybrauer professionalisiert. Die Gruppe hat für die Finanzierung der neuen Anlage erfolgreich Mittel aus dem Jubiläumsfonds der Universität eingeworben.

Sebastian Perez-Knoche. Foto: Universität Bielefeld / Mike-Dennis Müller
Sebastian Perez-Knoche leitet das Brau-Seminar. Foto: Universität Bielefeld/Mike-Dennis Müller

„Nicht zu hopfig, und nicht zu malzig“

„Das Schwierigste ist immer die Rezept-Entwicklung“, sagt Niklas Hoffmann. Ein einfaches Pils für das Jubiläum zu brauen, war den passionierten Studierenden nicht genug. Stattdessen orientieren sie sich an Oktoberfestbier. „Es sollte nichts zu hopfig, aber auch nicht zu malzig sein.“ Mindestens 200 Liter des  dunkelgoldenen Bieres werden gebraut und in Flaschen abgefüllt. Kommt es gut an, könnte es im Winter noch einmal hergestellt werden.

In der Regel haben die Studierenden der Campusbrauerei ein gutes Händchen bei der Kreation ihrer Biere. „Schwarzes Glück“ hieß etwa das, mit dem sie 2014 den International Brewing Contest in Hamburg gewinnen konnten, 2017 hieß das Siegerbier „AL Kopone mit leichter Whisky-Note“. Aber auch ohne Auszeichnungen haben die Beteiligten viel Spaß. „Das Brauen macht vieles anschaulich, was man in diesem Studiengang lernt“, sagt etwa Hoffmann. „Man bekommt das direkte Ergebnisse der Prozesse mit und hat danach noch etwas davon.“ Tulsi Wormuth gefällt es, viel ausprobieren zu können. „In dieser Gruppe mitzuarbeiten, ist für mich eine echte Bereicherung“, sagt sie.

Sebastian Perez-Knoche und Tulsi Wormuth beim Verkaufsstart des UniBiers vor dem UniShop. Foto: Universität Bielefeld

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