Zum Verhalten von Menschen, Tieren und Maschinen


Autor*in: Universität Bielefeld

Menschen und Tiere unterscheiden sich stark in ihren Fähigkeiten wahrzunehmen, zu planen oder sich zu erinnern. Gemeinsam ist ihnen, dass sie sich flexibel auf immer wieder neue Herausforderungen einstellen können – was selbst den intelligentesten Maschinen derzeit nur sehr eingeschränkt möglich ist. Wie diese Flexibilität zustande kommt, ist eine der großen offenen Fragen in Psychologie und Neurowissenschaft. Sie steht im Mittelpunkt der neuen Forschungsgruppe „Situationsmodelle: Neue Perspektiven auf das kognitive Verhalten von Menschen, Tieren und Maschinen“ am Zentrum für interdisziplinäre Forschung (ZiF) der Universität Bielefeld. Mit ihrer Eröffnungstagung vom 9. bis zum 11. Oktober nimmt die Forschungsgruppe ihre Arbeit auf. 50 internationale Expertinnen und Experten werden in den nächsten zehn Monaten in verschiedenen Veranstaltungen am ZiF neue Erkenntnisse in diesem Feld ausloten: Um besser zu verstehen, wie die kognitiven Prozesse von Menschen und Tieren funktionieren und um daraus Inspirationen für die Programmierung von Maschinen zu ziehen.

Die Maus hätte gerne das Stück Kuchen, der Mensch die Tasse Kaffee. Doch selbst wenn beides nebeneinander auf demselben Tisch steht: In den Köpfen der beiden gehen ganz unterschiedliche Dinge vor sich, wenn sie überlegen, wie sie sich ihren Wunsch am besten erfüllen können. „Die Welt sieht eben anders aus, je nachdem, welche Ziele und welche Möglichkeiten man hat“, sagt der Psychologe Professor Dr. Werner Schneider von der Universität Bielefeld, der die Forschungsgruppe zusammen mit dem Neuroinformatiker Professor Dr. Helge Ritter leitet. „Aktuelle Fortschritte in Psychologie und Hirnforschung zeigen uns immer deutlicher, was intelligentes Verhalten ausmacht und wie die beeindruckende Flexibilität und Kontextsensitivität beim Menschen und vielen Tierarten zustande kommen. Gleichzeitig sehen wir wichtige Durchbrüche in Künstlicher Intelligenz und Robotik“, so Ritter.

Mit internationalen Kolleginnen und Kollegen aus Neuro- und Computerwissenschaften, Biologie, Psychologie und Robotik wollen die Forschenden in den nächsten Monaten am ZiF prüfen, ob sich aus diesen Fortschritten in den unterschiedlichen Disziplinen Erkenntnisse darüber gewinnen lassen, wie intelligentes Verhalten funktioniert: bei Menschen, Tieren und bei Maschinen, die einmal ebenso flexibel und kontextsensitiv werden sollen wie ihre natürlichen Vorbilder.

Situationsmodelle aus Ausgangspunkt

„Der Ausgangspunkt unserer Arbeit sind sogenannte Situationsmodelle, die festlegen, welche kognitiven Prozesse in einer Situation vermutlich nötig sind“, sagt Ritter. Diese Modelle sollen helfen, zu verstehen, wie Wahrnehmung, Gedächtnis und Handeln verknüpft sind und welche Prozesse es intelligenten Wesen ermöglicht, ihre Handlungen an die Situation angepasst zu planen. Dabei geht es den Forscherinnen und Forschern sowohl darum, Computermodelle und Experimente zu entwickeln, um ihre Annahmen zu prüfen, als auch um die Implikationen dieser Forschung für Medizin, Technologie und Philosophie.

Die Konferenz findet vom 9. bis zum 11. Oktober im Zentrum für interdisziplinäre Forschung (ZiF), Methoden 1, 33615 Bielefeld statt. Die Tagungssprache ist Englisch, um Anmeldung wird gebeten. Weitere Informationen gibt es auf der Webseite der Forschungsgruppe.