Ein Schnitt für die Uni – Eröffnung des X-Gebäudes
–
Quelle: Universität Bielefeld, Campus TV
Die festliche Eröffnung nach knapp vierjähriger Bauzeit begann mit Grußworten im Eingangsbereich des X. Neben NRW-Wissenschaftsministerin Svenja Schulze und Oberbürgermeister Pit Clausen sprach Kanzler Simm davon, dass der Neubau die Konkurrenzfähigkeit der Hochschulstadt Bielefeld zeige. Im Anschluss an das Durchschneiden des Eröffnungsbandes ging die Festveranstaltung in der neuen Mensa weiter.
Bereits im Oktober 2013 waren die acht Hörsäle und 21 Seminarräume des Neubaus zur Nutzung freigegeben worden, um die höheren räumlichen Bedürfnisse aufgrund des Doppelabiturs abzufangen. Die Mensa mit rund 2.000 Sitzplätzen, gemeinsame Kantine für Universität und Fachhochschule, zog erst nach der eigentlichen Eröffnung im Juli 2014 in das Gebäude X um. Nachdem etwa 29 Millionen Essen am alten Mensastandort im Hauptgebäude ausgegeben worden waren, fühlte sich diese Umstellung für viele Universitätsangehörige wie ein großer Einschnitt an. Das neue Gebäude bot allerdings viel mehr Möglichkeiten für eine moderne Mensa, wodurch der Umstieg erleichtert wurde.
–
Quelle: Universität Bielefeld
Insgesamt ist das Gebäude hochmodern: So verfügt das Bauwerk über eine Geothermieanlage mit 81 Erdwärmesonden und Raumdecken mit wasserführenden Leitungen. Dies dient dazu, die Emissionen möglichst gering zu halten.
Auf dem neuesten Stand – Eröffnung des CeBiTec-Laborgebäudes
–
Fotografin: Norma Langohr
Quelle: Universität Bielefeld
Die Gründung des Zentrums wurde 1998 forciert, um einen intensiven, interdisziplinären Austausch der biotechnologischen Forschungen in den Fakultäten für Biologie, Chemie, Physik, Mathematik und Technik zu erreichen. Gleichzeitig sollte ein Studiengang Biotechnologie aufgebaut werden. Das Zentrum erlangte in den sogenannten Life Sciences national und international innerhalb von wenigen Jahren großes Ansehen, was sich in mehreren großen Förderprojekten der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) niederschlug.
–
Fotografin: Norma Langohr
Quelle: Universität Bielefeld
Am 19. Oktober 2004 wurde der Grundstein für das neue Gebäude des CeBiTec gelegt, das an der Westseite des Hauptgebäudes seinen Sitz fand. In zweieinhalb Jahren wurde das topmoderne Laborgebäude fertiggestellt und konnte schließlich im Oktober 2007 eröffnet werden. Die Abnahme eines zweiten Bauabschnitts erfolgte 2008. Das CeBiTec-Gebäude bietet gut ausgestattete Laborräume, insbesondere moderne Nasslabore, Labors für praktische Studierendenkurse, Seminar- und Besprechungsräume. Das CeBiTec verfolgt insbesondere das Ziel, seine Nachwuchsgruppen durch Bereitstellung von Laborflächen und der entsprechenden Grundausstattung und Infrastruktur zu unterstützen.
–
Fotografin: Norma Langohr
Quelle: Universität Bielefeld
„Keine 08/15 Haltestelle“ für die Universität
–
Fotografin: Norma Langohr
Quelle: Universitätsarchiv Bielefeld, FOS 00520
Bereits der siegreiche Bauentwurf für das Universitätshauptgebäude 1969 sah eine Stadtbahnhaltestelle auf der nördlichen Universitätsstraße vor, die bis Mitte der 1970er Jahre zu realisieren sei, doch schon wenig später kamen aus den naturwissenschaftlichen Fakultäten Bedenken wegen möglicher Störungen der wissenschaftlichen Messgeräte. Dies führte in Verbindung mit knappen finanziellen Ressourcen zu einer Aussetzung der Planung.
Das Thema Stadtbahn und Stadtbahnhaltestelle verschwand in der Folgezeit zunehmend in der Versenkung. Ein Besprechungsprotokoll vom September 1974 schreibt im Grunde genommen den Zustand fest, wie er bis zum endgültigen Bau der Uni-Linie bestand: Die Erschließung des Universitätsgeländes erfolgt zunächst ausschließlich über Straßen, die südliche Universitätsstraße wird durch eine Fußgängerbrücke zum Universitätsvorplatz überquert, der Bau einer Stadtbahnlinie wird für die Mitte der 90er Jahre in Aussicht gestellt.
Nach Jahren des Stillstands endlich Schwung in der Diskussion
In der Folge kamen Generationen von Studierenden mit dem Fahrrad, dem eigenen Auto oder mit überfüllten Bussen zur immer weiter wachsenden Universität. Zuletzt fuhren auch Schnellbusse direkt vom Hauptbahnhof und standen im fast schon obligatorischen Stau. Erst in den 1990er Jahren kam, wie 1974 prognostiziert, nach Eröffnung der Stadtbahn in Bielefeld und auf Initiative der Verkehrs-AG des AStA, wieder Leben in die Diskussion. Es folgte ein zähes Ringen, insbesondere um eine universitätsnahe und eine universitätsfernere Variante. Dabei sprach die größere Sicherheit der Nutzer aufgrund des kürzeren Weges für die nähere, die Störung der naturwissenschaftlichen Geräte und die Möglichkeit, das Gelände zwischen Haltestelle und Haupteingang planerisch zu nutzen für die fernere Variante.
–
Quelle: Universitätsarchiv Bielefeld, PL3/227
Schließlich erzielte man eine Lösung, die sich übrigens mit der deckte, die die Universitätsarchitekten schon 1969 vorgesehen hatten. Die Erschließung über die nördliche Universitätsstraße mit einem noch als akzeptabel anzusehenden Weg zum Haupteingang der Universität hatte sich durchgesetzt. Heute ist die Linie 4 mit über 33.000 beförderten Personen pro Semesterwerktag der meistgenutzte Ast der Bielefelder Stadtbahn.
–
Quelle: Universitätsarchiv Bielefeld, FS 230
Was lange währt… – die Eröffnung der ersten Uni-Kita
Der Elternverein bemühte sich jahrelang, Räume für eine Kindertagesstätte für Hochschulangehörige zu erhalten. Das entsprechende Gebäude dafür, das Atriumhaus unterhalb der Wertherstraße, stand seit Mitte der 1970er Jahre leer, wurde aber vom Regierungspräsidenten nicht freigegeben und später vom Versorgungsamt genutzt. Um die Diskussion um die fehlende Kindertagesstätte wieder neu zu beleben, veranstaltete der Verein in regelmäßigen Abständen Demonstrationen und andere Aktionen. Die Universität bat den Wissenschaftsminister, auf die Bezirksregierung einzuwirken, das Gebäude freizugeben und bot als Ausgleichsflächen für das Versorgungsamt Räume im Aufbau- und Verfügungszentrum (AVZ) an. Dieser Ringtausch ging schließlich 1983 über die Bühne. Die von der Elterninitiative getragene Kita konnte mit Beginn des Jahres 1984 starten.
Weitere Kita-Plätze benötigt
Spätestens seit Anfang der 1990er Jahre war klar, dass diese eine Kindertagesstätte bei weitem nicht ausreichte. Aus diesem Grund gab es erste Überlegungen des AStA, in Verbindung mit dem Studentenwerk eine weitere Kita zu gründen. Das Studentenwerk erklärte sich bereit, nach der Errichtung der Kita die Trägerschaft zu übernehmen. Der AStA beteiligte sich über seine Kita-AG nicht nur planerisch, sondern sogar finanziell an dem Vorhaben – 300.000 Deutsche Mark konnte er zur Gesamtbausumme zuschießen. Den Löwenanteil der finanziellen Förderung übernahm die Stadt Bielefeld. Die neue Kita, übrigens in Steinwurfweite zur anderen Kita gebaut, öffnete im April 1997 seine Pforten für 75 Kinder in fünf Gruppen.
Novum: Mitarbeitenden-Kita an einer Hochschule
Seit Sommer 2006 konnte die Universität darüber hinaus für ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ein eigenes Betreuungsangebot für zunächst 30 Kinder anbieten. Die Betriebs-Kita in der Jakob-Kaiser-Straße konnte über eine Zusammenarbeit mit der evangelischen Dietrich-Bonhoeffer-Kirchengemeinde realisiert werden. Die Universität war damit bundesweit die erste Hochschule, die ihren Mitarbeitenden in Wissenschaft und Verwaltung ein solches Angebot machen konnte.
Alles unter einem Dach – Die Fertigstellung des Universitätshauptgebäudes
–
Quelle: Universitätsarchiv Bielefeld, FS 230
Architektonisch ist das Gebäude durch zwei Kämme geprägt, die den Gesamtbau als Erschließungstrakte gliedern. Durch unterschiedliche Etagenzahlen der einzelnen Trakte wird einerseits der monolithische Gesamteindruck des Gebäudes abgemildert und andererseits der Höhenkamm des naheliegenden Teutoburger Waldes nachgeahmt. Von den Kämmen zweigen nach außen die Querbauten („Zähne“) ab. Die beiden Kämme werden durch Brücken miteinander und mit der zentralen Halle verbunden. Der Vorteil ist eine effiziente Verbindung der einzelnen Gebäudeteile.
Die Fakultäten sind überwiegend in den ausscherenden Quertrakten untergebracht. Die Hörsäle und die Bibliothek sind von der Halle aus erschlossen. Besonders die Unterbringung der Bibliothek ist erwähnenswert. Sie befindet sich als räumliches Kontinuum im 1. Obergeschoss (Bibliotheksebene): Ihre Fachbibliotheken sind von der Halle aus erreichbar, aber auch untereinander verbunden, so dass man Sie über die Fächergrenzen hinweg durchschreiten kann. Die Halle mit einer umlaufenden Galerie ist als „zentrale Kommunikationsachse“, als „Forum“ zur Begegnung geplant und konzipiert, die den interdisziplinären Anspruch der Reformuniversität Bielefeld auch architektonisch illustriert. Diese wird auf der einen Seite durch das Schwimmbad und das Café Westend und auf der anderen Seite durch das Auditorium Maximum mit dem Chile-Wandbild begrenzt.
Brutal funktional
Bis in die Gegenwart findet man in Bezug auf das Gebäude im Stil des Brutalismus sehr unterschiedliche Beurteilungen. Vom funktionalen Aspekt kann man die architektonische Leistung allerdings kaum kritisch sehen, da der Bau ursprünglich für maximal 10.000 Studierende geplant war und trotzdem auch mit der doppelten Anzahl bis heute funktioniert. Die Konzeption des Gebäudes kommt im folgenden, immer noch aktuellen, Zitat von Prof. Dr. Dietrich Storbeck, im Bauprozess Prorektor für Struktur, Planung und Bau, am Klarsten zum Ausdruck: „Die Universitäten unserer Tage sind wissenschaftliche Großbetriebe; ökonomische und technologische Gründe erzwingen dies, aber auch die Struktur der modernen Hochschule drängt in diese Richtung. Es ist daher nur konsequent, eine neue Universität auch als Großbetrieb zu planen und baulich zu realisieren.“
Die Universität macht Schule – Eröffnung von Laborschule und Oberstufenkolleg
Aber Hartmut von Hentig wollte nicht nur die Lehrinhalte, sondern auch die Lehrmethoden ändern. Von 1970 bis 1974 erarbeitete eine Aufbaukommission die Lernziele und Curricula der beiden Schulen und plante die dazu passenden Schulgebäude. Eine demokratische Schulkultur, die den Schülerinnen und Schülern den Wert von Mit- und Selbstbestimmung sowie sozialer Verantwortung vermittelt, war der Grundgedanke. Die Offenheit nach innen und außen ist bis heute ein wesentliches Prinzip beider Versuchsschulen, die sich auch in der Schularchitektur widerspiegelt.
In der Laborschule beispielsweise gibt es keine Klassenräume, sondern der Unterricht findet auf sogenannten Feldern statt. Die Grundkonzeption sieht die Schule als Lebens- und Erfahrungsraum und als Gesellschaft im Kleinen. Wichtig war auch die Unterbringung beider Schulprojekte unter einem Dach, um Gemeinsamkeiten zu pflegen und Synergieeffekte zu nutzen.
–
Quelle: Universitätsarchiv Bielefeld, FS 228
Schule als „Versuchslabor“
Am 30. August 1974 wurde das gemeinsame Gebäude der beiden Schulprojekte in einer kleinen Feierstunde an die Universität Bielefeld übergeben. Die Schultüren öffneten sich schließlich am 9. September, womit die Schulprojekte genau einen Monat vor dem Richtfest des Hauptgebäudes den Unterricht aufnahmen. Der Unterricht in der Laborschule startete mit 180 Kindern, angemeldet waren über 800.
–
Quelle: Universitätsarchiv Bielefeld
Der Name „Laborschule“ wurde bewusst gewählt, da es sich weniger um eine Modellschule und mehr um eine Versuchsschule handeln sollte. An der Laborschule wurden und werden Schülerinnen und Schüler der Jahrgänge 0 (Vorschuljahr) bis 10 unterrichtet, wobei die Übergänge von einem Jahrgang zum nächsten fließend sind. Deshalb wird nach Stufen, die mehrere Jahrgänge zusammenfassen, unterteilt, die sich teilweise überschneiden und so altersgemischte Gruppen bilden. Das Oberstufen-Kolleg hatte zuvorderst den konzeptionellen Auftrag den Übergang von der allgemeinen Bildung zum Fachstudium didaktisch zu vermitteln.
Richtfest für die „Bastion der Wissenschaft“ – Das ZiF zieht an den Wellenberg
–
Quelle: Universitätsarchiv Bielefeld, FS 21
Als das ZiF im Oktober 1972 aus Rheda in sein heutiges Gebäude zog, sah man auf dem Platz des Universitätshauptgebäudes noch nichts anderes als 30 mächtige Türme – für die Aufzugschächte – aus dem Boden ragen. So war der zeitliche Vorsprung des ZiF ganz klar sichtbar und dies war auch gewollt, denn so konnten Universitätsbedienstete in den ZiF-Wohnungen arbeiten, bis das Universitätshauptgebäude 1976 fertiggestellt war. Insgesamt umfasste der Neubau neben mehreren Sitzungsräumen, Büros für die Verwaltung, Mensa und der ZiF-Bibliothek auch über 30 Wohnungen und ein Schwimmbad für die Fellows. Der Gesamtbau kostete ungefähr 15 Millionen DM (nach heutiger Kaufkraft über 20 Millionen Euro).
Die erste Forschungsgruppe, die im ZiF schließlich im April 1973 startete, befasste sich mit der „Neuen Mathematik“ (Mengenlehre). Dieses Thema war durchaus bewusst gewählt: In den 1970er Jahren gab es kaum ein größeres Aufregerthema an deutschen Schulen, da an Stelle des traditionellen Rechenunterrichts Mathematik als Beschäftigung mit abstrakten Strukturen gelehrt werden sollte. Seit dieser ersten Gruppe, deren Mitglieder (Fellows) für die Dauer der Forschungsgruppe im ZiF lebten und zusammen das Thema bearbeiteten, änderte sich an diesem Modus Operandi nichts. Die Einladungsliste definiert sich damals wie heute über das Thema und die gelebte Interdisziplinarität zu einem nicht geringen Teil über die Nähe, die das gemeinsame Wohnen schafft. Das ZiF versucht seit seiner Anfangszeit immer wieder gesellschaftlich besonders relevante Themen aufzugreifen und interdisziplinär zu definieren sowie zu diskutieren.
–
Fotograf: Günter Rudolf
Quelle: Universitätsarchiv Bielefeld, FOS 01862
Daneben gibt es am ZiF Studiengruppen mit einer Laufzeit von etwa vier Monaten und Arbeitsgemeinschaften mit ca. einer Woche Laufzeit. Letztere Arbeitsform hatte sich bereits in Rheda etabliert, wo bis zum Umzug insgesamt 54 Arbeitsgemeinschaften stattfanden. Besondere Highlights in der ZiF-Historie waren Besuche von Forschenden wie Elinor Ostrom und Norbert Elias oder Forschungsgruppen zur Theorie des Wohlfahrtsstaates, der klinischen Linguistik, der Spieltheorie oder zur ethnischen Identität in den Amerikas. Daneben ergaben sich über die Jahre regelmäßig Kontakte von Forschenden, die ähnliche Zentren aufbauen wollten (u.a. nach Stellenbosch in Südafrika, Kyoto in Japan und Paris). Diese informierten sich vor allem über die Anlage und Funktionsweise des ZiF, um sich Anregungen für die geplanten Gründungen bzw. Ausgestaltungen einzuholen.
Der Griff nach dem Urgrund – Bau des Universitätshauptgebäudes
–
Quelle: Universitätsarchiv Bielefeld, FS 2
Die Planer der Universität gingen davon aus, dass moderne Universitäten aus technologischen, ökonomischen und strukturellen Gründen als „wissenschaftliche Großbetriebe“ geplant werden und dies sich auch in der Baurealisierung widerspiegeln müsse. Ursprünglich war das Gebäude auf 6.500 Studierende ausgerichtet, im Planungsprozess wurden aber die Zielzahlen auf 10.000 korrigiert. Nachdem das Raumprogramm im April 1971 von der Landesregierung genehmigt wurde, konnten im Juli desselben Jahres die ersten Erschließungsarbeiten vorgenommen werden.
Geplant waren folgende Grundeigenschaften des Gebäudes: Zentralisierung gleichartiger Einrichtungen (Hörsäle, Seminarräume etc.), organisatorische Zonierung auf der Grundlage gleicher bautechnischer Anforderungen (Bibliotheks-, Labortrakte etc.), leichter Zugang zu zentralen Einrichtungen aller Universitätsteile und die Erleichterung der inneruniversitären, interdisziplinären Kommunikation. Diese konnten mit dem Großbau schlussendlich erreicht werden.
Bau eines Hauses mit 6000 Zimmern
Die Errichtung des Gebäudes begann mit 15 bis 18 Meter langen Pfählen, die in den Boden gerammt wurden, um die unterschiedlichen Bodenbelastungen durch die verschiedenen Geschosshöhen aufzufangen. Im Oktober 1972 konnte mit den Rohbauarbeiten begonnen werden. Im Oktober 1974 wurde Richtfest gefeiert, sodass schließlich im April 1975 der erste Bauabschnitt mit dem Auditorium Maximum an die Universität übergeben werden konnte.
Knapp anderthalb Jahre später wurde mit der Übergabe des dritten Bauabschnittes der Bau mit einer Länge von 380 Metern und einer Breite von 230 Metern sowie einem umbauten Raum von 1,2 Millionen Kubikmetern abgeschlossen. Kleine Notiz am Rande: Die veranschlagten Baukosten von 420 Millionen DM wurden nicht vollständig ausgeschöpft.
Kompakt oder aufgelockert – Wie wird die Universität aussehen?
Beim Siegerentwurf aus Berlin befand das Preisgericht: Aufgrund der extremen Konzentration und der sehr günstigen Verflechtung werde er den Strukturempfehlungen hervorragend gerecht. Beim knapp unterlegenen Entwurf aus Düsseldorf, der den Charakter einer Parkuniversität aufweise, seien Konzentration und funktionelle Kommunikations- und Kooperationsbedingungen ebenfalls noch gegeben.
Hitzige Debatte, knappe Entscheidung
Die Entscheidung für den Entwurf der Architekten Klaus Köpke, Wolf Siepmann, Helmut Herzog und Katte Töpper war nicht spannungsfrei. Nach einer fünfstündigen Verhandlung des Preisgerichts kam es zu einer Art Kampfabstimmung, in der Köpkes Entwurf knapp die Mehrheit errang. Der Bielefelder Stadtbaurat Jürgen Hotzan stellte sich in der Folge klar gegen den siegreichen Entwurf, da er in der Planung einen Aufguss der Bochumer Massenuniversität sah, die wenige Jahre zuvor fertiggestellt worden war.
Die Architektengemeinschaft verteidigte sich mit Bezug auf die gewünschte Interdisziplinarität, die möglichst kurze Wege erforderte, und stellte die zentrale Halle als „Marktplatz“ in den Vordergrund. Nach der Überarbeitung der ausgezeichneten Entwürfe sprach sich die Universität einstimmig für den Siegerentwurf aus, der schließlich bis 1976 baulich umgesetzt wurde.
–
Quelle: Universitätsarchiv Bielefeld, FS 230
Grundsteinlegung mit Hindernissen
Der eigentlichen Grundsteinlegung für die Universität Bielefeld, genauer gesagt für das Aufbau- und Verfügungszentrum in der Kurt-Schumacher-Straße, ging eine Feierstunde in der Pädagogischen Hochschule voraus. Bei dieser Feierstunde sprachen u.a. NRW-Ministerpräsident Heinz Kühn, Rudolf-August Oetker und der Bielefelder Oberbürgermeister Herbert Hinnendahl vor vielen Ehrengästen aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft.
–
Quelle: Universitätsarchiv Bielefeld, FS 93
Willenlose Schafe?
Obwohl es noch keine Studierenden der Universität Bielefeld gab, gab es bereits studentischen Protest am Rande der Grundsteinlegung. Etwa 1000 Studierende der Bielefelder Ingenieur- und Höheren Wirtschaftsfachschule wollten mit einem Sit-In und der Blockade des Transferbusses, der die Honoratioren zur Kurt-Schumacher-Straße bringen sollte, auf ihr Anliegen aufmerksam machen. Sie kämpften für eine Verankerung ihrer Institutionen im Hochschulbereich. Besondere Kritik richtete sich an die NRW-Landesregierung und speziell an Kultusminister Fritz Holthoff für das bevorstehende Hochschulrahmengesetz: Die Studierenden würden zu willenlosen Schafen gemacht. Kreativen Nachdruck verliehen die Protestierenden ihrem Anliegen mit mitgebrachten Schafen.
Nach der Auflösung der Blockade durch die Polizei konnte die eigentliche Grundsteinlegung ohne Zwischenfälle durchgeführt werden. Doch während die Feier in der Rudolf-Oetker-Halle weitergehen sollte, formierte sich vor der Tür erneut eine studentische Protestmenge. Ministerpräsident Kühn versuchte die anwesenden Demonstranten mit einer Rede über Megafon zu beruhigen. So begleiteten studentische Proteste bereits den „ersten Spatenstich“ der Universität Bielefeld.
Das Aufbau- und Verfügungszentrum wurde schließlich im Sommer 1969 fertiggestellt, sodass der Lehrbetrieb der Universität wie geplant zum Wintersemester 1969/70 starten konnte. Die offizielle Schlüsselübergabe für das AVZ folgte am 1. Dezember 1969 – also erst einige Wochen nach Inbetriebnahme des Gebäudes.