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Kein Talar, sondern Mao-Jacke und Sandalen

  • Am 6. November 1969 erläuterten der amtierende Rektor Prof. Dr. Karl Peter Grotemeyer und Universitätskanzler Dr. Eberhard Firnhaber in der gerade gefüllten Bibliothek einem WDR-Fernsehteam die „Reformuniversität“.
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    Fotograf: Ed. Heidmann
    Quelle: Universitätsarchiv Bielefeld, FOS 00273
  • Die Fakultät für Rechtswissenschaft trug die erste Lehrveranstaltung der Universität Bielefeld zur Eröffnung bei. Prof. Dr. Günter Dickel liest „Rechtsgeschichte I“.
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    Fotograf: Bernhard Preker
    Quelle: Universitätsarchiv Bielefeld, NEG P 1.3_4_4
  • Die Fakultät für Soziologie traf sich am Eröffnungstag zu einer Fakultätskonferenz. Im Vordergrund Dekan Prof. Dr. Joachim Matthes.
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    Fotograf: Bernhard Preker
    Quelle: Universitätsarchiv Bielefeld, NEG P 1.3_6_4
  • Die Fakultät für Mathematik beging den Eröffnungstag mit einer „informellen Zusammenkunft“. Rechts stehend Andreas Dress, seinerzeit Deutschlands jüngster Universitätsprofessor, sowie ganz rechts Jürgen Heinrich, der spätere Rektorreferent und Planungsdezernent von Universität und Stadt Bielefeld.
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    Fotograf: Bernhard Preker
    Quelle: Universitätsarchiv Bielefeld, NEG P 1.4_5_5

Ohne Festreden

Die eingeladene und zahlreich erschienene „interessierte Öffentlichkeit“ erlebte im Aufbau- und Verfügungszentrum an der Kurt Schumacher-Straße eine unübliche Universitätseröffnung: Handwerker legten fleißig und unüberhörbar letzte Hand an, „Händel vorne und hinten und in der Mitte schöne Reden“ (Universitätskanzler Dr. Firnhaber) fehlten. Universitätsprofessoren erschienen nicht im Talar, sondern lediglich im Straßenanzug oder wie Mathematikprofessor Dr. Andreas Dress gar im blau-leinenen Mao-Kittel und Sandalen zur Eröffnung der Universität. Stattdessen stellten sich die drei Gründungsfakultäten Mathematik, Rechtswissenschaft und Soziologie in Informationsveranstaltungen den ca. 250 Studierenden vor, um über den Aufbau der Universität oder die jeweiligen Studieninhalte zu berichten und zu diskutieren.

Demonstration der PH-Studierenden am Tag der Universitätseröffnung.
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Fotograf: Bernhard Preker
Quelle: Universitätsarchiv Bielefeld, NEG P 1.5_4_1

Etwas lebhafter ging es am Nachmittag zu, als ca. 600 demonstrierende Studierende der Pädagogischen Hochschule (PH) die anwesende Medienprominenz nutzten, um auf die schlechten Studienbedingungen an der PH aufmerksam zu machen. Der amtierende Rektor der Universität, Prof. Dr. Karl Peter Grotemeyer, empfing die Demonstrierenden und dokumentierte gleich den neuen Arbeits- und Kommunikationsstil der Universität: Noch am Abend der Eröffnung der Universität nahm er spontan an einer Podiumsdiskussion zu den Problemen der PH teil.

Herzanfall nach der Wahl zum Uni-Rektor

Konstituierung des Senats im Großen Sitzungssaal des Bielefelder Rathauses. An der Stirnseite Kanzler Dr. Eberhard Firnhaber, Rektor Prof. Dr. Ernst-Joachim Mestmäcker und dessen persönlicher Referent Dr. Udo Jansen.
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Fotograf: Günter Rudolf
Quelle: Universitätsarchiv Bielefeld, NEG R 1_5_5_3

Am Nachmittag des 5. September 1969 trafen sich 14 Vertreter des Lehrkörpers, sieben wissenschaftliche Mitarbeitende – unter ihnen mit der ZiF-Assistentin Dr. Dorothea Böhmer die einzige Frau – und sieben nicht stimmberechtigte Vertreter von Gründungsausschuss und Wissenschaftlichem Beirat im Großen Sitzungssaal des Rathauses der Stadt Bielefeld.

Die einzigen Tagesordnungspunkte waren die Konstituierung des Senats und die Wahl eines Rektors. Allerdings hatte man sich bereits im Vorfeld darauf geeinigt, dass beides in Kürze wiederholt werden solle, da die Satzung eine Beteiligung aller Fakultäten und der verfassten Studierendenschaft vorsah. Zu diesem Zeitpunkt aber hatten sich weder die Fakultäten für Soziologie und für Mathematik noch die Studierendenschaft konstituiert.

In einer Pause während der Sitzung des Senats: Der neue Rektor Prof. Dr. Mestmäcker im Gespräch mit Universitätskanzler Dr. Firnhaber.
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Fotograf: Günter Rudolf
Quelle: Universitätsarchiv Bielefeld, NEG R 1_5_4_3

Die Wahl

Zum Rektor gewählt wurde mit großer Mehrheit der Vorsitzende des Gründungsausschusses und im Februar 1969 vom Kultusminister mit der Führung der Rektoratsgeschäfte beauftragte Jurist Prof. Dr. Ernst-Joachim Mestmäcker. Der Mathematiker Prof. Dr. Karl-Peter Grotemeyer, der gerade erst den Ruf an die Universität angenommen hatte und ebenfalls mit großer Mehrheit gewählt, wurde Mestmäcker als einziger Prorektor zur Seite gestellt.

Nach der Wahl stellte sich Mestmäcker den Fragen des WDR-Reporters Werner Höcker.
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Fotograf: Günter Rudolf
Quelle: Universitätsarchiv Bielefeld, NEG R 1_5_3_2

Dunkler Schatten

Doch schon wenige Stunden danach fiel ein dunkler Schatten auf die erfolgreiche Wahl. Ernst-Joachim Mestmäcker, der sich nach der Senatssitzung noch den Fragen von Presse und Rundfunk gestellt hatte, erlitt wenige Stunden später einen Herzanfall und musste von seinem Fahrer in ein Bielefelder Krankenhaus gebracht werden.

Zeitzeugen zu den dramatischen Ereignissen des Tages der Senatskonstituierung. Ausschnitt aus dem Film „Rektor auf Lebenszeit“ zu Ehren Karl Peter Grotemeyers, 2009.
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Quelle: Universitätsarchiv Bielefeld, FS 47

Zwar traten die schlimmsten Befürchtungen der am Gründungsprozess Beteiligten nicht ein. Dennoch führte die anhaltende gesundheitliche Beeinträchtigung Mestmäckers dazu, dass im März 1970 nicht dieser sondern Prorektor Grotemeyer, der bereits ab dem 5. September 1969 die Wahrnehmung der Rektoratsgeschäfte interimsweise übernommen hatte, zum Rektor gewählt wurde. Dies blieb er bis 1992 und ist damit wohl bis heute der Rektor mit der längsten Amtszeit in Deutschland.

Zusatzmaterial
Westfalen-Blatt vom 6.9.1969
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mit freundlicher Genehmigung des WESTFALEN-BLATTES

Kompakt oder aufgelockert – Wie wird die Universität aussehen?

  • Besichtigung des Siegermodells des Bauwettbewerbs, u.a. durch Prof. Dr. Helmut Schelsky (3.v.l.), Prof. Dr. Ernst-Joachim Mestmäcker (4.v.l.) und NRW-Landesbauminister Dr. Hermann Kohlhase (3.v.r.).
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    Fotograf: Günter Rudolf
    Quelle: Universitätsarchiv Bielefeld, FOS 00287
  • Foto des siegreichen Modells der Berliner Architektengemeinschaft um Klaus Köpke (1969). Rechts der Voltmannshof, der schon nach den Planungen der Architekten als Begegnungszentrum erhalten bleiben sollte, und darüber ihr Entwurf für das Gebäude des interdisziplinären Zentrums, der nicht zum Zuge kam.
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    Fotograf: Günter Rudolf
    Quelle: Universitätsarchiv Bielefeld, FOS 01751
  • Foto des überarbeiteten und endgültigen Modells nach Baubeginn (1972). Am oberen Rand links ist das Zentrum für interdisziplinäre Forschung (ZiF), darunter Voltmannshof und H-Gebäude zu sehen, sowie rechts oben das Gebäude der Verhaltensforschung.
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    Fotograf: Günter Rudolf
    Quelle: Universitätsarchiv Bielefeld, FOS 00447
  • Luftaufnahme des fast komplett fertiggestellten Universitätshauptgebäudes (1975).
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    Fotograf: Günter Rudolf
    Quelle: Universitätsarchiv Bielefeld, FOS 01550

Beim Siegerentwurf aus Berlin befand das Preisgericht: Aufgrund der extremen Konzen­tration und der sehr günstigen Verflechtung werde er den Struk­turempfehlungen hervorragend gerecht. Beim knapp unterlegenen Entwurf aus Düsseldorf, der den Charakter einer Parkuniversität aufweise, seien Konzentration und funktionelle Kom­munikations- und Kooperationsbedingungen ebenfalls noch gegeben.

Hitzige Debatte, knappe Entscheidung

Die Entscheidung für den Entwurf der Architekten Klaus Köpke, Wolf Siepmann, Helmut Herzog und Katte Töpper war nicht spannungsfrei. Nach einer fünfstündigen Verhandlung des Preisgerichts kam es zu einer Art Kampfabstimmung, in der Köpkes Entwurf knapp die Mehrheit errang. Der Bielefelder Stadtbaurat Jürgen Hotzan stellte sich in der Folge klar gegen den siegreichen Entwurf, da er in der Planung einen Aufguss der Bochumer Massenuniversität sah, die wenige Jahre zuvor fertiggestellt worden war.

Die Architektengemeinschaft verteidigte sich mit Bezug auf die gewünschte Interdisziplinarität, die möglichst kurze Wege erforderte, und stellte die zentrale Halle als „Marktplatz“ in den Vordergrund. Nach der Überarbeitung der ausgezeichneten Entwürfe sprach sich die Universität ein­stimmig für den Siegerentwurf aus, der schließlich bis 1976 baulich umgesetzt wurde.

Klaus Köpke, ein Architekten aus der Berliner Architektengemeinschaft, zum Gewinn des Bauwettbewerbs. Interview vom 09.05.2018.
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Quelle: Universitätsarchiv Bielefeld, FS 230

Grundsteinlegung mit Hindernissen

  • Rede von NRW-Ministerpräsident Heinz Kühn bei der Grundsteinlegung am Aufbau- und Verfügungszentrum (AVZ).
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    Fotograf: Günter Rudolf
    Quelle: Universitätsarchiv Bielefeld, FOS 00153
  • Rede von Rudolf August Oetker beim Festakt zur Grundsteinlegung in der Pädagogischen Hochschule
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    Fotograf: Günter Rudolf
    Quelle: Universitätsarchiv Bielefeld, FOS 00176a
  • Studentischer Protest gegen die Bildungspolitik der Landesregierung mit Schafen. Mittig im Bild (mit Einstecktuch) sieht man NRW-Kultusminister Fritz Holthoff, Ziel der Proteste.
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    Fotograf: Günter Rudolf
    Quelle: Universitätsarchiv Bielefeld, FOS 00178
  • Die Polizei löst das Sit-In gegen die Bildungspolitik der Landesregierung auf.
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    Fotograf: Günter Rudolf
    Quelle: Universitätsarchiv Bielefeld, FOS 00186a
  • NRW-Ministerpräsident Heinz Kühn bei seiner Rede vor der Rudolf-Oetker-Halle.
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    Fotograf: Günter Rudolf
    Quelle: Universitätsarchiv Bielefeld, FOS 00191

Der eigentlichen Grundsteinlegung für die Universität Bielefeld, genauer gesagt für das Aufbau- und Verfügungszentrum in der Kurt-Schumacher-Straße, ging eine Feierstunde in der Pädagogischen Hochschule voraus. Bei dieser Feierstunde sprachen u.a. NRW-Ministerpräsident Heinz Kühn, Rudolf-August Oetker und der Bielefelder Oberbürgermeister Herbert Hinnendahl vor vielen Ehrengästen aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft.

Stumm-Aufnahmen von der Grundsteinlegung des Aufbau- und Verfügungszentrums durch NRW-Ministerpräsident Heinz Kühn am 21. Juni 1968.
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Quelle: Universitätsarchiv Bielefeld, FS 93

Willenlose Schafe?

Obwohl es noch keine Studierenden der Universität Bielefeld gab, gab es bereits studentischen Protest am Rande der Grundsteinlegung. Etwa 1000 Studierende der Bielefelder Ingenieur- und Höheren Wirtschaftsfachschule wollten mit einem Sit-In und der Blockade des Transferbusses, der die Honoratioren zur Kurt-Schumacher-Straße bringen sollte, auf ihr Anliegen aufmerksam machen. Sie kämpften für eine Verankerung ihrer Institutionen im Hochschulbereich. Besondere Kritik richtete sich an die NRW-Landesregierung und speziell an Kultusminister Fritz Holthoff für das bevorstehende Hochschulrahmengesetz: Die Studierenden würden zu willenlosen Schafen gemacht. Kreativen Nachdruck verliehen die Protestierenden ihrem Anliegen mit mitgebrachten Schafen.

Nach der Auflösung der Blockade durch die Polizei konnte die eigentliche Grundsteinlegung ohne Zwischenfälle durchgeführt werden. Doch während die Feier in der Rudolf-Oetker-Halle weitergehen sollte, formierte sich vor der Tür erneut eine studentische Protestmenge. Ministerpräsident Kühn versuchte die anwesenden Demonstranten mit einer Rede über Megafon zu beruhigen. So begleiteten studentische Proteste bereits den „ersten Spatenstich“ der Universität Bielefeld.

  • Rohbau des Aufbau- und Verfügungszentrums im Jahr 1969.
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    Fotograf: Ed. Heidmann
    Quelle: Universitätsarchiv Bielefeld, FOS 01563
  • Blick auf die Gebäude des AVZ, ca. 1970.
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    Fotograf: Bernhard Preker
    Quelle: Universitätsarchiv Bielefeld, FOS 00281
  • Luftaufnahme vom AVZ, ca. 1970. Links die Kurt-Schumacher-Straße.
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    Fotograf: Günter Rudolf
    Quelle: Universitätsarchiv Bielefeld, FOS 00272

Das Aufbau- und Verfügungszentrum wurde schließlich im Sommer 1969 fertiggestellt, sodass der Lehrbetrieb der Universität wie geplant zum Wintersemester 1969/70 starten konnte. Die offizielle Schlüsselübergabe für das AVZ folgte am 1. Dezember 1969 – also erst einige Wochen nach Inbetriebnahme des Gebäudes.

Zusatzmaterial
Die für die Grundsteinlegung der Universität am 21.6.1968 angefertigte Urkunde.
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Quelle: Universitätsarchiv Bielefeld, FOS 00218

„Die Universität soll eine Reformuniversität sein“

Tagung des Gründungsausschusses auf der Sparrenburg am 13. Juni 1966 mit Vertretern von Stadt und Landkreis Bielefeld. V.l.n.r.: Dr. Joachim Wolfgang von Moltke (Direktor der Kunsthalle Bielefeld), Prof. Dr. Harald Weinrich, unbekannt, Prof. Dr. Helmut Schelsky, Eberhard Frh. von Medem, Prof Dr. Otto Wegner (Ministerialdirigent im Kultusministerium), Prof. Dr. Horst Rollnik, Prof. Dr. Werner Conze, Else Zimmermann (Landrätin), Prof. Dr. Ernst-Joachim Mestmäcker.
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Foto: Freie Presse
Quelle: Stadtarchiv und Landesgeschichtliche Bibliothek Bielefeld

Gelungene Personalpolitik
Im November 1965 konstituierten sich die Gründungsgremien der „Universität im ostwestfälischen Raum“: Gründungsausschuss und Wissenschaftlicher Beirat. Die gelungene Personalauswahl Schelskys wies – im Gegensatz zu den Gründungsausschüssen anderer Neugründungen der 1960er Jahre – weniger etablierte Gelehrte als vielmehr jüngere, vielversprechende und reformoffene Wissenschaftler auf, die im Idealfall bereit sein sollten, einen Ruf an die von ihnen geplante Universität anzunehmen.

Nach nur wenigen Monaten legte der Gründungsausschuss am 1. März 1966 mit den „Strukturmerkmalen der neuen Universität in Ostwestfalen“ das Struktur- und Reformkonzept einer ganzen – wenn auch kleinen – Universität vor, das auf der wegweisenden „Schwaghof-Tagung“ im März 1967 als „verfassungsmäßige Grundlage“ der Universität einhellig gebilligt wurde.

  • Während der Klausurtagung im Schwaghof in Bad Salzuflen am 9. März 1967. V.l.n.r.: Eberhard Frh. Von Medem, Kultusstaatssekretär Prof. Dr. Hermann Lübbe, der Bielefelder Oberbürgermeister Herbert Hinnendahl, der Bielefelder Verkehrsdirektor Josef Fuchs und Prof. Dr. Helmut Schelsky.
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    Fotograf: Ed. Heidmann
    Quelle: Universitätsarchiv Bielefeld, FOS 01884.
  • Vortrag des Soziologen Prof. Dr. Heinz Hartmann auf der Schwaghof-Tagung in Bad Salzuflen am 9. März 1967.
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    Fotograf: Ed. Heidmann
    Quelle: Universitätsarchiv Bielefeld, FOS 01885
  • Sitzung des Gründungsausschusses der Universität Bielefeld am 12. Oktober 1968 in der Lampe Bank in Bielefeld. Vorne rechts Universitätskanzler Dr. Eberhard Firnhaber, vorne vorm Kopfende der Vorsitzende des Gründungsausschusses Prof. Dr. Ernst Joachim Mestmäcker (Rückansicht), am anderen Kopfende Prof. Dr. Harald Weinrich.
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    Fotograf: Ed. Heidmann
    Quelle: Universitätsarchiv Bielefeld, FOS 01886
  • Sitzung des Gründungsausschusses der Universität Bielefeld am 12. Oktober 1968 in der Lampe Bank in Bielefeld.
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    Fotograf: Ed. Heidmann
    Quelle: Universitätsarchiv Bielefeld, FOS 01887
  • Die Soziologen Prof. Dr. Niklas Luhmann und Prof. Dr. Franz-Xaver Kaufmann am Rande der gemeinsamen Sitzung von Gründungsausschuss und Wissenschaftlichem Beirat im Rathaus der Stadt Bielefeld am 27. Januar 1969.
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    Fotograf: Günter Rudolf
    Quelle: Universitätsarchiv Bielefeld, FOS 01888.
  • Gemeinsame Sitzung von Gründungsausschuss und Wissenschaftlichem Beirat im Rathaus der Stadt Bielefeld am 27. Januar 1969. V.l.n.r.: Prof. Dr. Helmut Schelsky, Prof. Hartmut von Hentig PhD, Prof. Dr. Horst Rollnik, Prof. Dr. Friedrich Hirzebruch und Prof. Dr. Karl Peter Grotemeyer.
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    Fotograf: Günter Rudolf
    Quelle: Universitätsarchiv Bielefeld, FOS 01907.

Reformuniversität

Mit dem Beschluss des Landeskabinetts vom Oktober 1967 gingen Gründungsausschuss, Wissenschaftlicher Beirat und die für die einzelnen Fächer zuständigen Fachbereichskommissionen an die konkrete Ausformung der Strukturmerkmale. Neuartige Einrichtungen wie das Zentrum für interdisziplinäre Forschung, Universitäts- oder Forschungsschwerpunkte, das Zentrum für Wissenschaft und berufliche Praxis wurden der Öffentlichkeit präsentiert. Einige Schlagworte, die für die Reformen der neuen Universität in den Bereichen Forschung und Lehre standen, sorgten für deutschlandweites Aufsehen im Hochschul- und Wissenschaftsbereich: „Forschung als Amtspflicht der Professoren“ und damit verbunden der „jährliche Wechsel von Forschung und Lehre“ oder „struktureller numerus clausus“, womit eine festgeschriebene Betreuungsrelation von einem Professor oder einer Professorin auf 30 Studierende gemeint war, waren genauso sensationell wie „Steigerung der Ausbildungseffizienz“. Es war also nicht verwunderlich, dass diese Strukturmerkmale kontrovers diskutiert wurden – vor dem Hintergrund der an Fahrt aufnehmenden Studierendenbewegung und der zu erwartenden Studierendenschwemme.

Dabei zeigte sich jedoch schon bald, dass das mutige Reformkonzept nicht eins zu eins umsetzbar sein würde.

https://50jahre.uni-bielefeld.de/wp-content/uploads/2018/10/TDS_1.mp3
Ausschnitt aus der Rede des nordrhein-westfälischen Kultusministers und Vorsitzenden des Gründungsausschusses Prof. Dr. Paul Mikat anlässlich der Konstituierung des Gründungsausschusses für eine ostwestfälische Universität am 11. November 1965 in Düsseldorf.
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Quelle: Universitätsarchiv Bielefeld, TDS 1.
Zusatzmaterial
Mitglieder des Gründungsausschusses und des Wissenschaftlichen Beirats. Aus: Paul Mikat/Helmut Schelsky: Grundzüge einer neuen Universität: Zur Planung einer Hochschulgründung in Ostwestfalen.
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Gütersloh: Bertelsmann, 1966, S. 94.
Zusatzmaterial
Empfehlungen des Gründungsausschusses für die Universität Bielefeld (vom Kabinett am 24.10.1967 beschlossen).
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Quelle: Universitätsarchiv Bielefeld, KP 018.

Extrablatt – Bielefeld erhält die Universität

Titelzeile des Extrablattes des Westfalen-Blattes zur Standortentscheidung, Montag, 6. Juni 1966
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mit freundlicher Genehmigung des WESTFALEN-BLATTES

Allerdings ver­dichteten sich bereits im Herbst 1965 die Anzeichen dafür, dass die mit ca. 170.000 Einwohnern größte Stadt Ostwestfalens das Ren­nen um den Standort der Universität machen würde. Mitglieder aller im Landtag vertretenen Parteien hatten sich mehr oder weniger direkt für Bielefeld ausgesprochen, das von der Lan­desregierung in Auftrag gegebene Standortgut­achten befürwortete im August 1965 ebenfalls eindeutig den jetzigen Universitätsstandort Bielefeld-Großdornberg und schließlich machten die Hauptakteure der Universitäts­neugründung, Paul Mikat und Prof. Dr. Helmut Schelsky, aus ihrer Präferenz für Bielefeld keinen Hehl.

Insbesondere in der Stadt Bielefeld formierte sich im Zusammenspiel von regionaler und überre­gionaler Politik, Industrie und Verbänden ein Bündnis für eine Universität in Bielefeld, das – mit guten Argumenten und wirtschaftlicher, politischer und finanzieller Macht ausgestat­tet – den „Standortwettstreit“ mit Herford, Detmold und insbesondere Paderborn für sich entscheiden konnte. Dabei wurden mit­unter auch unkonventionelle Mittel genutzt und unbürokratische Wege eingeschlagen. Um den Jahreswechsel 1965/66 gründete sich die Westfälisch-Lippische Univer­sitätsgesellschaft – Verein der Freunde und Förderer, die zwar offiziell „standortneutral“ auftrat, aber schon durch die Zusammenset­zung ihrer Führungsgremien eine eindeutige Tendenz für Bielefeld erkennen ließ.

https://50jahre.uni-bielefeld.de/wp-content/uploads/2018/10/TDS_6.mp3
„Universität für Ostwestfalen“: Auszug aus der Rede Herbert Hinnendahls (Oberbürgermeister Bielefelds) anlässlich der Feierstunde zur Grundsteinlegung für das Aufbau- und Verfügungszentrum (AVZ) der Universität Bielefeld am 21. Juni 1968.
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Quelle: Universitätsarchiv Bielefeld, TDS 6

Bielefeld wird Uni-Stadt

Mit der offiziellen Standortentscheidung ließ sich die Landesregierung allerdings noch etwas Zeit. Erst am Montag, den 6. Juni 1966 gab Ministerpräsident Franz Meyers in einer Pressekonferenz im Bielefelder Ratskeller bekannt, dass die neue Universität in Bielefeld-Großdornberg auf dem Gelände des Voltmannshofes errichtet werden solle. Das Westfalenblatt gab im Anschluss an die nachmittägliche Pressekonferenz ein zweiseitiges, kostenloses Extrablatt heraus, um die Bielefelder Bevölkerung über die positive Standortentscheidung zu informieren.

Im gleichen Artikel wurde ein Luftbild von Bielefeld-Großdornberg gezeigt, bei dem das projektierte Universitätsgelände mit Strichen umrandet war. Links im Bild ist der Voltmannshof zu sehen, der auch heute noch steht und seit 1982 das Internationale Begegnungszentrum der Wissenschaft (IBZ) beherbergt. Im IBZ werden in 21 Gästewohnungen vorrangig Gastwissenschaftlerinnen und Gastwissenschaftler der Universität Bielefeld mit ihren Familien untergebracht.

Luftbild Bielefeld-Großdornbergs aus dem Jahre 1966. Nachträglich gestrichelt: Das projektierte Universitätsgelände.
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Foto: Günter Rudolf
Quelle: Universitätsarchiv Bielefeld FOS 01613

Zitterpartie bis zum Grundstückskauf

Spannende Notiz am Rande: Die Landesregierung schien die Entscheidung für Bielefeld-Großdornberg schon Ende 1965 getroffenen zu haben, wie Ministerialdirigent Prof. Dr. Wegner der Gruppe ZD (Bau- und Grundstücksangelegenheiten) im Kultusministerium in einem Schreiben vom 2. Dezember 1965 mitteilte. Die öffentliche Zurückhaltung beruhte vor allem auf dem Versuch, Grundstücksspekulationen zu vermeiden. In einem Vermerk von Eberhard Freiherr von Medem, Beauftragter der Landesregierung für die Organisationsplanung, vom 23. Dezember 1965 wird über den Fortgang der Grundstücksverhandlungen mit den Familien Voltmann und Kleineberg geschrieben. Am 21. April 1966 erreichte Oberstadtdirektor Kuhn als Vertreter der Stadt Bielefeld in den Kaufverhandlungen mit Katharina Voltmann nach langwierigen und diffizilen Verhandlungen schließlich eine Einigung über den Kaufpreis des Geländes des Voltmannshofes und die an den Verkauf geknüpften Bedingungen. Erst nachdem am 16. Mai 1966 diese Verhandlungen erfolgreich abgeschlossen und amtsgerichtlich dokumentiert waren, konnte im Juni 1966 der Standort Bielefeld-Großdornberg offiziell bestätigt werden.

Zusatzmaterial
Schreiben von NRW-Ministerpräsident Franz Meyers vom 6. Juni 1966, in dem er Familie Voltmann die endgültige Standortentscheidung mitteilt.
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Quelle: Stadtarchiv Bielefeld, Bestand 102,1/Oberbürgermeister, Nr. 257

Eine Universität braucht Freunde

  • Die Gründungsversammlung der Westfälisch-Lippischen Universitätsgesellschaft am 29. Januar 1966 in der Bielefelder Lampe-Bank. Prof. Dr. Helmut Schelsky erläutert die Universitätspläne.
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    Fotograf: Günter Rudolf
    Quelle: Universitätsarchiv Bielefeld. NEG R 1.24_1_4
  • Stoßen auf die vollzogene Gründung an: (v.l.n.r.) Regierungspräsident Ernst Graumann, der Lippische Landrat Heinrich Drake und Rudolf-August Oetker. Im Hintergrund Ewald Kipper, Direktor der Bielefelder ASTA-Werke, der im Dezember 1960 eine erste Initiative zugunsten einer Hochschule in Bielefelder startete.
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    Fotograf: Borowka
    Quelle: Stadtarchiv Bielefeld
  • Impressionen von der Gründungsversammlung am 29. Januar 1966 I: Die Oberbürgermeister von Bielefeld und Herford, Herbert Hinnendahl und Kurt Schober, Helmut Schelsky und Rudolf-August Oetker im Gespräch (von links).
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    Fotograf: Günter Rudolf
    Quelle: Universitätsarchiv Bielefeld, NEG R 1.4_4_2
  • Impressionen von der Gründungsversammlung am 29. Januar 1966 II: Hörfunkinterview zwischen dem WDR-Journalisten Werner Höcker und Helmut Schelsky sowie Rudolf-August Oetker.
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    Fotograf: Günter Rudolf
    Quelle: Universitätsarchiv Bielefeld, NEG R 1.4_3_1
  • Impressionen von der Gründungsversammlung am 29. Januar 1966 III: Hörfunkinterview zwischen dem WDR-Journalisten Werner Höcker und Helmut Schelsky sowie Rudolf-August Oetker.
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    Fotograf: Günter Rudolf
    Quelle: Universitätsarchiv Bielefeld, NEG R 1.4_2_3

Seit der Ankündigung der Landesregierung, eine Universität in Ostwestfalen zu gründen, hatten sich die Spitzen aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft der größten ostwestfälischen Stadt um die Bildung eines Fördervereins bemüht, der in erster Linie Bielefeld als einzig möglichen Standort einer solchen Hochschulgründung unterstützen sollte. Als deutlich wurde, dass Bielefeld im Rennen um den Standort der Universität die Nase vorn haben würde, forcierte Mitte 1965 ein „kleiner Kreis“ um Hinnendahl und Oetker die Bildung eines Arbeitsausschusses. Dieser Ausschuss sah seine Rolle als parteipolitisch neutraler geistiger und materieller Förderer der Universität in Ostwestfalen und fungierte schon bald als wichtiger Ansprechpartner für die Planer der Universität um Kultusminister Paul Mikat und Helmut Schelsky.

Rudolf-August Oetker betonte in seiner Rede auf der Gründungsversammlung, dass der Vorstand der Universitätsgesellschaft versuchen werde, die Differenzen der vergangenen Jahre zwischen den konkurrierenden Städten zu beenden, denn die zu gründende Universität müsse von allen Städten und Gemeinden des ostwestfälisch-lippischen Raumes und allen Teilen der Bevölkerung, unabhängig von Konfessionen, Berufsständen, politischer und weltanschaulicher Richtung getragen werden.

  • Kämpfer für die gemeinsame Sache: Der Beauftragte des Kultusministers des Landes Nordrhein-Westfalen für die Organisations- und Verwaltungsplanung der Universität im ostwestfälischen Raum, der Bonner Universitätskanzler Eberhard Frhr. von Medem und Rudolf-August Oetker.
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    Fotograf: Günter Rudolf
    Quelle: Universitätsarchiv Bielefeld, NEG R 1.30_1_5
  • Erster Universitätsball 1968: Der Geschäftsführer der Universitätsgesellschaft Werner Glahe, der Vorsitzende des Gründungsausschusses der Universität Ernst-Joachim Mestmäcker, Maja Oetker, Hildegard Hinnendahl, Bielefelds Oberbürgermeister Herbert Hinnendahl und der Vorsitzende der Universitätsgesellschaft Rudolf-August Oetker.
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    Fotograf: Günter Rudolf
    Quelle: Universitätsarchiv Bielefeld, FOS 01485
  • Erster Universitätsball 1968: Maja und Rudolf-August Oetker.
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    Fotograf: Günter Rudolf
    Quelle: Universitätsarchiv Bielefeld, FOS 01486
  • Erster Universitätsball 1968: Der Vorsitzende des Gründungsausschusses, Ernst-Joachim Mestmäcker beim Tanz.
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    Fotograf: Günter Rudolf
    Quelle: Universitätsarchiv Bielefeld, FOS 01505
  • Erster Universitätsball 1968: Gedränge am Kalten Buffet. Hildegard Hinnendahl ist Rudolf-August Oetker behilflich.
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    Fotograf: Günter Rudolf
    Quelle: Universitätsarchiv Bielefeld, FOS 01507
  • Erster Universitätsball 1968: Ernst-Joachim Mestmäcker, Werner Glahe und Helmut Schelsky.
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    Fotograf: Günter Rudolf
    Quelle: Universitätsarchiv Bielefeld, FOS 01506
  • Zweiter Universitätsball 1972: Begrüßung der Gäste – unter anderem Rudolf-August Oetker, der Direktor der Anker-Werke Heinz zur Nieden, der Lokalreporter Lothar Wönckhaus und Universitätskanzler Dr. Eberhard Firnhaber – durch den Rektor der Universität Karl Peter Grotemeyer.
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    Fotograf: Günter Rudolf
    Quelle: Universitätsarchiv Bielefeld, FOS 01504
  • Zweiter Universitätsball 1972: „Liberaler Tanz“. Die spätere FDP-Bürgermeisterin der Stadt Bielefeld, Gisela Schwerdt, und der Rechtsprofessor und spätere Bundesinnenminister Werner Maihofer.
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    Fotograf: Günter Rudolf
    Quelle: Universitätsarchiv Bielefeld, FOS 01487
  • Zweiter Universitätsball 1972: Rektor Karl Peter Grotemeyer, Herbert Schnoor, Staatsekretär im Wissenschaftsministerium NRW, Renate Firnhaber, Maja und Rudolf-August Oetker.
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    Fotograf: Günter Rudolf
    Quelle: Universitätsarchiv Bielefeld, FOS 01503

Verbindungen stärken, Universität fördern

Überaus erfolgreich vertrat die Universitätsgesellschaft in der Folgezeit ihre satzungsgemäßen Ziele, die westfälisch-lippische Universität zu fördern und die Beziehungen zwischen Wissenschaft und Praxis zu vertiefen. Das taten sie nicht nur, aber auch mit zwei glanzvollen Universitätsbällen am 7. September 1968 in Bad Salzuflen und am 28. Januar 1972 im Gesellschaftshaus Bielefeld, in denen sich Wissenschaft, Wirtschaft und Stadtgesellschaft näher kamen.

Auch heute nach über 50 Jahren und der im Jubiläumsjahr 2016 erfolgten Umbenennung in „Universitätsgesellschaft Bielefeld“ baut sie Brücken zwischen Universität und Bevölkerung in Stadt und Region, stärkt die Verbindungen zwischen Universität und Wirtschaft, fördert Lehre und Forschung, Dialogveranstaltungen, kulturelle Angebote, die Internationalisierung und lobt Wettbewerbe für exzellente Lehre und Forschung aus.

Weitere Informationen
Link zur Ausstellung „Drei Jahre älter als die Universität – 40 Jahre Westfälisch-Lippische Universitätsgesellschaft“ aus dem Jahr 2006.
http://www.uni-bielefeld.de/ugbi/ausstellung.html

Helmut Schelsky darf eine Universität planen

Prof. Dr. Helmut Schelsky (1912-1984), einer der einflussreichsten Soziologen der Bonner Republik, Professor für Soziologie in Hamburg, Münster und Bielefeld. In den 1960er Jahren leitete er die Sozialforschungsstelle in Dortmund und widmete sich der Planung und dem Aufbau der Universität Bielefeld und des Zentrums für interdisziplinäre Forschung der Universität. Zunehmend frustriert von der Wirkung der „68er“ und enttäuscht von der Entwicklung der Universität Bielefeld zog er sich schon bald von seiner Hochschulplanung zurück.
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Fotograf: Günter Rudolf
Quelle: Universitätsarchiv Bielefeld

Der Veröffentlichung des Planungsauftrags in der Presse waren intensive Gespräche zwischen Mikat bzw. Ministeriumsvertretern und Schelsky vorausgegangen. Schelsky, einer der wirkungsvollsten Soziologen der Bundesrepublik und „Stichwortgeber des Zeitgeistes“ (Ludolf Hermann) hatte sich in den 1960er Jahren verstärkt bildungspolitischen Themen und der Reform des deutschen Hochschulwesens zugewandt. Einem längeren programmatischen Artikel in der FAZ („Wie gründet man Universitäten? Konstruktives und Kritisches zu den Hochschulgründungen in Westdeutschland“) folgte 1963 die Monographie „Einsamkeit und Freiheit – Idee und Gestalt der deutschen Universität und ihrer Reformen“.

  • Prof. Dr. Paul Mikat (1924-2011), Professor für Bürgerliches Recht, Rechtsgeschichte und Kirchenrecht in Würzburg und ab 1965 in Bochum, von 1962 bis 1966 Kultusminister von Nordrhein-Westfalen und später CDU-Landtags- und Bundestagsabgeordneter (Aufnahme von 1966)
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    Fotograf: unbekannt
    Quelle: Universitätsarchiv Bielefeld, FOS 01861.
  • Titelblatt des 1966 erschienenen Schrift von Paul Mikat und Helmut Schelsky „Grundzüge einer neuen Universität. Zur Planung einer Hochschulgründung in Ostwestfalen“, in der Schelsky auch das Zustandekommen des Planungsauftrags schildert.
  • Titelblatt von Helmut Schelskys „Einsamkeit und Freiheit“ (1963). Das Werk, zusammen mit programmatischen Beiträgen in überregionalen Zeitungen, machte Mikat wohl auf Schelsky aufmerksam.

Freie Hand für Schelsky
Als Mikat ihn am 20. Januar 1965 privat auf eine Universität in Ostwestfalen ansprach und ihm kurze Zeit später den Vorsitz eines Gründungsausschusses anbot, konnte Schelsky kein fertiges Konzept aus der Tasche ziehen. Nun war er gezwungen seinen theoretischen Überlegungen eine aussagekräftige und in die Praxis übertragbare Universitätskonzeption folgen zu lassen. Lediglich zwei knapp gehaltene Skizzen („Grundzüge zu einer Hochschulgründung in Ost-Westfalen“ und „Grundzüge einer neuen Universität“) sowie ein weiteres persönliches Gespräch am 26. Februar schienen Mikat überzeugt zu haben. In seiner Terminliste notiert Schelsky unter diesem Datum: „Volle Zustimmung von Mikat. Gibt mir freie Hand. Planungsauftrag verabredet“. Die vom Ministerium vorbereitete Liste eines Gründungsausschusses blieb in der Schublade und Schelsky begann mit von ihm benannten Personen und – außergewöhnlich für die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts – weitgehend selbständig „seine“ Hochschulplanung.

Zusatzmaterial
Mit Verabredung des Planungsauftrags erstellte Helmut Schelsky eine fortlaufend ergänzte Liste mit Terminen und einer kurzen und prägnanten inhaltlichen Zusammenfassung zur „Universität Ost-Westfalen“.
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Quelle: Universitätsarchiv Bielefeld, NL HS 1.
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